Gezeichnet vom Spiel: Timothy Chandler hat beim 1:1-Unentschieden gegen Köln eine Platzwunde am Hinterkopf davongetragen. (Bild: Heiko Rhode)

Die Eintracht ist am Samstag gegen den 1. FC Köln wieder nicht über ein Remis hinaus gekommen und bleibt in dieser Saison weiter sieglos. Auch wenn Oliver Glasner nicht „ganz happy“ war mit dem Ergebnis, ging das 1:1 (1:1)-Unentschieden gegen die Domstädter für den Trainer insgesamt in Ordnung, wie er nach der Partie im Frankfurter Stadtwald sagte. Teilweise ging es auf dem Platz dabei hin und her. Es war ein großer Kampf, in den Zweikämpfen steckten die Spieler nicht zurück. „Es war mega intensiv. Beide Mannschaften haben sich nichts geschenkt“, so Glasner. 

Der von der wilden Partie gezeichnete Timothy Chandler schlug in dieselbe Kerbe und nahm sogar das Wort Krieg in den Mund. Der Außenverteidiger durfte diesmal von Beginn an ran, war in der 38. Minute mit Benno Schmitz zusammengeprallt und trug eine klaffende Wunde am Kopf davon. Mit einem Verband um den Schädel ging es danach für ihn weiter. Wenn einer also nach so einem Spiel das Wort Krieg im Zusammenhang mit Fußball sagen darf, dann wohl Chandler, der am Ende glücklicherweise nur einen Brummschädel davon trug. „Ich hatte über Nacht Kopfschmerzen. Der Schädel wird noch ein paar Tage brummen“, äußerte er sich zu seinem Befinden gegenüber „Eintracht TV“. 

Chandler war nach dem Spiel stolz auf das Team: „Wir waren leidenschaftlich und haben Willen an den Tag gelegt.“ Seine Kollegen hätten gut dagegenhalten. Trotz des bereits fünften Unentschiedens war er insgesamt zufrieden. „Am Ende ist es wichtig, dass du das 1:1 hältst und den Punkt mitnimmst“, erklärte der 31-Jährige und motivierte seine Mitspieler: „Kopf hoch! Es war ne super Mannschaftsleistung.“ Chandler ist sich jedenfalls sicher: „Die drei Punkte werden kommen.“ Genauso wie seine Kopfschmerzen wieder gehen werden: „Es sieht nicht schön aus, aber es geht immer weiter“, nahm er seine wohl bleibende Narbe am Hinterkopf mit Humor. Was das Sportliche angeht, blieb er jedoch ernst. Auch hier gilt es den Weg weiter zu gehen. „Wir müssen so weiterarbeiten“, gab Chandler die Richtung vor. 

Die Mängel bleiben

Das wiederum dürfte dem Trainer Kopfzerbrechen bereiten. Geht es nach Trainer Glasner, dann gilt es weiter an der Positionierung auf dem Feld zu arbeiten. „Wir staffeln uns nicht gut“, monierte der Österreicher. Ein Systemproblem habe er gegen Köln nicht ausgemacht und sprach von Ungenauigkeiten in den Abläufen, im Passspiel sowie in den Laufwegen. Probleme, die der Trainer schon in den vergangenen Spielen festgestellt hatte und bei der die Eintracht nur langsam Fortschritte zu machen scheint. „Wir machen viele Abspielfehler, weil wir hektisch sind, schlechte Entscheidungen treffen und zu lange am Ball sind“, stand auch diesmal auf der Mängelliste gegen Köln. Glasner begründete das auch damit, dass der eine oder andere Spieler sich noch an die Bundesliga gewöhnen müsse. 

Auch wenn 47-Jährige selbst natürlich nicht glücklich ist mit den vielen Unentschieden, sieht er aber auch das Gute: „Wenn du Fehler machst, muss man viel nachlaufen. Das machen die Jungs mit großem Eifer.“ Es mangelte also nicht an der Einstellung. Mit der war er gegen den FC wie schon in der Vergangenheit wieder zufrieden: „Ich kann mich immer wieder nur wiederholen: Die Jungs haben einen super Charakter und sich wieder reingebissen.“ Zudem sieht er auch weiter gute Ansätze im Spiel nach vorne. Glasner ist sich sicher: „Wir sind in jedem Spiel in der Lage, ein Tor zu schießen.“ 

Gegen Köln bewies das Rafael Borré, der sich am Samstag mit seinem überlegten Abschluss neu in die Torschützenliste der Eintracht eintragen durfte. Der Offensivspieler glich nach dem in den Augen Glasners „billigen Gegentreffer“ durch Ellyes Shkiri (14.) in der sechsten Minute der Nachspielzeit des ersten Durchgangs zum 1:1-Endstand aus und durfte damit seinen ersten Bundesliga-Treffer feiern. Das freute vor allem den Trainer, der gleichzeitig ein Lob in Richtung Borré aussprach: „Ich fand Rafael sehr, sehr gut. Das Tor war nicht so einfach zu erzielen. Er war engagiert und hat Köln vor Probleme gestellt. Endlich hat er sein erstes Tor für uns erzielt.“ 

Nun gilt es jedoch, möglichst ein Tor mehr als der Gegner zu schießen, um endlich den ersten Sieg der Saison einzufahren. Viel Zeit, um weiter an den Abläufen zu arbeiten, bleibt nicht. Die nächste Chance, einen Dreier zu holen, bietet sich am Donnerstag (18.45 Uhr) im Auswärtsspiel in der Europa League gegen Royal Antwerpen. Danach warten der FC Bayern in der Bundesliga (Sonntag, 17.30 Uhr). Es gibt einfachere Aufgaben, um sich weiter zu finden. Doch auch wenn es momentan nicht leicht von der Hand gehe, versicherte Glasner, die Ergebniskrise durchbrechen zu wollen: „Wir lechzen nach dem ersten Sieg und investieren viel dafür.“ 

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5 Kommentare

  1. Ich denke wir befinden uns in einer ähnlichen Situation wie damals, als AH als Trainer begonnen hat. Er wollte unbedingt auf die 4er Kette gehen, was mangels passendem Personal bzw. wg. verletzten Spielern nur bedingt funktioniert hat. Es war nicht alles schlecht, aber auch nicht wirklich gut..
    Erst durch die Umstellung auf 3er/5er Kette mit Kostic auf links – ich glaube gegen Leipzig? – ist dieser Knoten geplatzt.. und DDC ist im Verlauf auf rechts auch abgegangen wie Zäpfchen..
    So sehr ich es gut finde, dass wir mit der 4er Kette insg. weniger Gegentore kassieren – wenn auch teilweise ehr glücklich – so würde ich mit von OG doch mal wünschen, dass er wieder die 3er/5er Kette auspackt.
    MMn. wäre gegen Antwerpen ein guter Zeitpunkt um es zu Testen, z.B mit Tuta in der Abwehr und/oder Hase im def. Mittelfeld, um dann am WE gegen die Bauern etwas besser eingespielt zu sein..
    Ansonsten fehlt, wie schon mehrfach erwähnt, einerseits die Lockerheit im Spiel und die Präzision im Spielaufbau. Ich hoffe die Zeit reicht bis Donnerstag/Sonntag, um beides wieder in die Köpfe zu bekommen. Da ist auch der Psychologe Glasner gefragt..
    Zwei Siege aus den nächsten beiden Spielen wären doch mal ein Hammer 🙂

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  2. So lange Spieler wie Chandler, Da Costa oder Durm in einer Startelf stehen, kann das Ziel nur heißen nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Soweit waren wir vor 3-4 Jahren schon. Das künstliche Starkgerede von Timmy ist wieder klassisch. Gerne als Stimmungskanone in der Kabine, aber bitte nicht auf dem Platz. Er hat es für seine begrenzten Möglichkeiten ok gemacht und schön gekämpft, das war’s aber auch. Reicht nicht für unsere Ansprüche. Die Tabelle lügt langsam aber sicher (6.Spieltag) auch nicht mehr, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir ein eher leichtes Programm hatten. Nur machbare Gegner zu Hause gehabt. Alles andere als desolate(!) Punkteausbeute ist realitätsfernes Schöngerede und an Naivität nicht zu überbieten.

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  3. Wir sind meiner Meinung nach in einer Identitätskrise. Für was steht Eintracht Frankfurt aktuell? ich war am Samstag im Stadion und kann es nicht beantworten. Wir spielen teilweise Pressing, aber laufen falsch an. Unsere Konter bestehen aus langen Bällen. Unser Spielaufbau findet kaum statt. Unsere 6er sind zwar aggressiv, aber treffen viele falsche Entscheidungen. Die Spieler sind zwar bemüht, kämpfen, laufen, aber einen Matchplan konnte ich nicht erkennen.

    Ich möchte nicht alles schlecht reden, aber mir fehlen da einfach die Ideen. Unsere offensiven Spieler hängen nur in der Luft – Kamada/Lindstrom/Hauge/Kostic/Borre/Lammers – egal wer spielt, es kommen keine Ideen – wir kommen nicht mal hinter die Abwehrreihe, damit unsere außen flanken können.

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  4. „Wir waren leidenschaftlich und haben Willen an den Tag gelegt.“ „Seine Kollegen hätten gut dagegenhalten.“

    stimmt, und alles gegeben und gekämpft.

    Sind momentan gern benutzte Argumente. Allerdings sind das alles keine Vorteile, machen die anderen nämlich auch. Oder wie soll der Gegner heißen,bei dem das nicht so ist ?
    Insbesondere im Sturm muss deshalb langsam mal sowas wie System und geplantes Zusammenspiel rein.
    momentan sieht alles nach Zufall und Einzelaktion aus. Glasner will schnelles Passspiel mit wenig Kontakten, das mündet aber meist in Fehlpässen auch weil die Räume fehlen.
    Hinten sind wir dazu noch ziemlich anfällig überlaufen zu werden.
    Vielleicht sollte man mal kompakter und defensiver stehen und dann auf schnelle Konter mit Raum vor sich lauern. Ballbesitz Fußball und schnell zusammen klappt nicht so wirklich.

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  5. Das Gerede von 3er oder 4er Kette kann ich nicht mehr hören.
    Ich bin immer pro trapp gewesen aber es stimmt die Fehler nehmen zu.
    Trotzdem haben wir wenig Gegentreffer bekommen.
    Das Problem ist das wir nach vorne noch keine Durchschlagskraft haben.
    Die Gegner wissen genau das wir nur über links gut sind.
    Gott sei Dank ist Kostic da aber gegen die Bauern wird das nicht Langen.
    Rechts ist das Problem und ich hoffe das wird noch.
    Zuviele neue Spieler die natürlich noch Zeit brauchen.
    Darum erstmal nicht alles schlecht reden der Rest kommt von alleine.

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