Seitdem Axel Hellmann bei der Frankfurter Eintracht tätig ist und die Geschicke mit lenkt, hat er viel erlebt, besonders in den zurückliegenden zwölf Monaten. Im vereinseigenen Vodcast zog der Vorstandssprecher der Hessen ein überwiegend positives Jahresfazit, sieht aber auch Verbesserungspotenzial. Zudem rechnet er sich bei den Frauen eine große Titelchance aus.
Hellmann über das Jahr 2024
„Es war ein gutes Jahr 2024“ bilanzierte Axel Hellmann zu Beginn die erfolgreichen vergangenen 365 Tage, die sich besonders in der Emotionalität auszeichnen, sowohl positiv als auch weniger positiv. „Das ist unsere Geschichte als Klub, dass wir manchmal Höhen und Tiefen haben, dass wir manchmal mitleiden müssen und dass wir durch dunkle Täler müssen, um da herauszukommen, wo wir das warme Licht der Sonne fühlen. Da hat das Jahr 2024 alles geboten, was das Eintracht-Herz verlangt“, blickte der 53-Jährige zurück.
Anfang 2024 sagte Hellmann auf der Mitgliederversammlung: „Das ist sicher eine der besten Eintracht-Mannschaften, seit ich die Verantwortung habe.“ Eine Aussage, die der gebürtige Würzburger im Nachhinein bereut und revidiert. Zum Zeitpunkt der Aussage sei es nicht klug gewesen, sie zu tätigen, „weil sie Fallhöhen geschaffen hat und weil sie die Erwartungshaltung erhöht hat, die in und um unseren Klub sowieso nicht niedrig ist, wenn es gut läuft“, begründete er. „Ich glaube, ich habe das nicht richtig eingeschätzt“, zeigte er sich selbstreflektiert. Einen Wunsch hat Hellmann trotzdem. „Ich würde mir manchmal wünschen, wir würden dazu im Fußball eine andere Lässigkeit haben. Ambitionen in den Raum zu werfen und etwas breitbeinig Dinge festzuhalten, kann nicht falsch sein, wenn wir den richtigen Weg einschlagen“, beteuerte Hellmann, der diese Aussage dennoch in der Form öffentlichkeitswirksam nicht mehr tätigen würde.
Über die Hinrunde
Korrigieren muss das Vorstandsmitglied der Hessen definitiv nicht seine Bewertung über die zuletzt erfolgreich gespielte Hinserie. „Ich bin natürlich sehr zufrieden mit der Hinrunde. Wir haben bis auf das Spiel gegen Mainz kein einziges Heimspiel verloren. Das Stadion ist zu einer Festung geworden und da muss man erstmal einen Punkt setzten“, unterstrich er. In besonderer Erinnerung bleibt für den gelernten Juristen das Pokalduell mit Borussia Mönchengladbach. „Du konntest spüren, dass alle drauf und dran waren, nach einer Mini-Krise zu schreiben und zu rufen, obwohl wir mit Union Berlin, Leverkusen und Bayern München drei Gegner hatten, bei denen es sein kann, dass du mal nicht drei Siege einfährst“, kritisierte Hellmann und lobte seine Mannschaft: „Dann kam Gladbach und wir hatten nach 16 Minuten einen Mann weniger und jeder hat gesagt ‘Pokalaus gegen Gladbach‘. Und dann haben wir uns widerstandsfähig gezeigt und die Mannschaft hat eine Geschlossenheit an den Tag gelegt“, so Hellmann, der nach dem Spiel mit einer aufgestellten Prognose Recht behielt. „Ich habe damals nach dem Spiel gesagt, das kann der Ausgangspunkt für eine sehr gute Hinrunde sein. Das bewirkt etwas. Danach waren wir glaube ich sieben oder acht Spiele ungeschlagen. Du hast gemerkt, das hat etwas mit der Mannschaft gemacht, weil der Glaube an die Leistungsfähigkeit so groß geworden ist, dass wir auch knappe Spiele auf unsere Seite gezogen haben.“ Deshalb sei für ihn dieses Spiel das Eintracht-Spiel des Jahres 2024.
Über die eigene Identität
Die Frage, ob die Eintracht eine Identität habe, kann Hellmann eindeutig bejahen. Teil einer Identität ist es auch, den Fußball anzupassen, zu verändern und weiter voranzutreiben. „Man merkt auch, dass wir vorhaben, einen anderen Fußball zu spielen als beispielsweise unter Adi Hütter oder Oliver Glasner“ schilderte er und wies auf die Zielsetzung hin: „Wenn man über eine gesamte Saison erfolgreich Fußball spielen will, geht das nicht nur mit harter Aggressivität und Pressing gegen den Ball.“ Das Erfolgsrezept lautet stattdessen „spielerische Lösungen sowie Exzellenz und Ballbesitz.“ Da sieht der Vorstandssprecher noch „Luft nach oben, denn die Gegner fangen an, sich weiter einzuigeln.“ Prominentes Beispiel hatte Hellmann mit dem Pokalspiel bei RB Leipzig parat. „Ich kann mich nicht erinnern, dass RB sich soweit zurückgezogen hat, wie ich das noch nie gesehen habe. Die haben uns spielen lassen.“ Hellmann empfindet das als Kompliment für seine Mannschaft. „Das ist ein Zeichen, dass sie uns sehr ernst nehmen“ und schloss seine Analyse mit folgender Conclusio ab: „Das ist Ausdruck von Veränderung und auch Ausdruck der Luft nach oben, die wir noch haben, dass wir dann in solchen Spielen gegen solche Gegner auch in der Lage sind, unser Spiel durchzusetzen und erfolgreich zu sein.“
Über die Eintracht-Frauen
Wenn es bei der Eintracht erfolgreich läuft, dann in allen Bereichen – entweder ganz oder gar nicht. Auch die Frauen der Frankfurter Eintracht reiten nicht nur auf einer Erfolgswelle, sondern stehen da, wo es besser nicht geht: An der Tabellenspitze. Auch die SGE-Kickerinnen haben es dem Vorstandssprecher angetan. „Das macht mich ehrlicherweise sehr stolz. Ich will immer daran erinnern, wir waren im ersten Übernahme-Jahr Sechster in der Tabelle und haben uns Stück für Stück nach oben entwickelt“ lobte Hellmann, der von der Meisterschaft träumt: „Wir haben zum ersten Mal eine Perspektive auf den Titel. Das kann man ganz offen sagen. Es wäre vermessen zu sagen, wir sind zufrieden, wenn es am Ende der fünfte Platz ist.“ Der Blick richte sich auf den Titel und wenn man offensiv so erfolgreichen Fußball spiele wie die Eintracht es tue und in der Abwehr stabil stehe, „dann ist sehr viel möglich“, zeigt sich Hellmann optimistisch.
Über seinen Ausblick auf 2025
Was für die Frauen gilt, gilt auch für die Männer. Der Gewinn der deutschen Meisterschaft stellt zwar eher ein unrealistisches Szenario dar, es gibt aber glücklicherweise noch die Europa League, den Lieblingswettbewerb der Adler. 2022 hat es schon mal gut funktioniert. Jedenfalls äußerte Hellmann mit Ausblick auf 2025 folgenden Wunsch: „Ich würde mir wünschen, dass wir die Welle, die wir bei Männern und Frauen begonnen haben, bis zum Saisonende durchhalten und nicht in der Rückrunde an Tragkraft verlieren.“ Seine Rede beschloss er mit dem Satz: „Einmal eine Saison so komplett durchzuspielen, das wäre ein Traum!“
8 Kommentare
Jetzt seid ihr gefragt: Wo stimmt ihr Axel Hellmann zu? Und wo würdet ihr widersprechen?
Die Aussagen "Bestes Team ever" von Hellman zum Anfang des Jahres 2024 waren tatsächlich kontraproduktiv gewesen - damit wurde mehr oder weniger Dino Toppmöller unter Druck gesetzt.
Das er das jetzt erst einräumt kommt mir ein bisschen zu spät.
Hat er ja auch schon früher eingeräumt.
Und vom besten Team ever hat er zudem nie gesprochen. Das wurde ihm dann von den Medien danach in den Mund gelegt. Er hat sich nur auf seine Zeit als Vorstand bezogen.
Und er hat ja bereits im Sommer zugegeben, dass die Aussage dumm und kontraproduktiv war.
Wenn das so ist dann bitte meine Meinung ignorieren!
Ich habe das jetzt tatsächlich zum ersten mal gelesen das er das zugegeben hat.
Fast 1 Million [!] Saison-Zündelgebühren, was fast noch ein Schnäppchen ist, denn wer die einschlägigen, von den Pyropathen selbst fabrizierten und veröffentlichten Dokumente mal sichtet, wird mühelos feststellen, dass die DFB-Kontrolleure beim Zählen der Brandsätze mindestens ein Auge zu hatten. Trotzdem, wenn ich nicht irre, die bislang höchste Rechnung ever - und keinen juckt's. Nicht die Vereinsführung, das Umfeld offenbar ebenso wenig und hier auch keinen. Dann scheine ich der Einzige zu sein, der das untragbar findet?
Nein, es gab und gibt hier einige Wortmeldungen. Vor ein paar Jahren waren die Auseinandersetzungen im Forum so heftig, dass User gesperrt wurden. Seitdem kommt aber zur Sprache und wird kurz diskutiert. Damit passt es dann. An den Daumen sieht man die Verteilung der Meinung hier im Forum.
Nein bist nicht der einzige.Die Mehrzahl sieht das nicht nur kritisch sondern auch das Konzept der EINTRACHT mit den Randalebrüdern gescheitert.
Aber es wird der Eintracht bald wieder auf die Füsse fallen.
Zu den Strafzahlungen. Die werden auf alle anderen ausserhalb der Stehplatzränge verteilt.
Geld zuviel haben wir ja wohl nicht.Sonst macht man ja keine Kapitalerhöhung
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