Enttäuschte Gesichter nach dem Remis in Wolfsburg. Die Frankfurter finden bisher noch nicht zurück zu ihrer Form aus der Hinrunde. (Bild: imago images / Nordphoto)

Die Eintracht durchlebt nach der verlängerten WM-Winterpause eine schwierigere Phase. Während zu Beginn des Jahres zwar die Leistungen ebenfalls auffällig schwächer als vor der Pause waren, stimmten zumindest noch die Ergebnisse. Die 0:3-Niederlage in Köln war dabei wohl so etwas wie der Tiefpunkt und auch wenn danach ein 2:0-Sieg über schwache Bremer folgte, waren die Spiele gegen Neapel und Leipzig erneut enttäuschend für die Hessen. Auch gegen Wolfsburg gelang es der SGE nicht zurück zu alter Stärke zu finden und das 2:2 war am Ende noch das bestmögliche Ergebnis. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Auswärtsschwäche manifestiert sich

Auch wenn die Frankfurter in der Auswärtstabelle aktuell noch den sechsten Tabellenplatz belegen, zeichnet sich inzwischen ein negativer Trend ab. Der letzte Auswärtssieg liegt inzwischen vier Monate zurück (2:1-Sieg beim FC Augsburg) und die letzten sechs Partien in der Fremde konnten nicht gewonnen werden. Die Bilanz: Vier Remis und zwei Niederlagen. Auch in Wolfsburg konnten die Adlerträger ihre zwischenzeitliche Führung nicht über die Zeit bringen und mussten erneut ein einfaches Standard-Gegentor hinnehmen. Nach einem Freistoß war es erneut ein Kopfball, der nicht verteidigt werden konnte. Aber nicht nur defensiv bereiten die Standards dem Trainerteam Kopfzerbrechen. Auch die offensiven Varianten waren in Wolfsburg erneut ein echtes Ärgernis. Wer Trainer Oliver Glasner und seinen Co-Trainer Michael Angerschmid nach so manchem Eckball oder Freistoß beobachtete, konnte erkennen, dass es in den beiden brodelte. Immer wieder versuchten die Frankfurter sich an kurz gespielten Varianten, die dann dann in einer viel zu kurz geratenen Hereingabe mündeten. Es war bezeichnend, dass Evan N´Dicka nach einem ganz „normal“ hereingespielten Eckball in Richtung Elfmeterpunkt kurz vor Schluss fast noch die Führung erzielen konnte. Manchmal ist weniger dann wohl auch einfach mehr. Die Frankfurter sollten sich bei ihren Standardsituationen vielleicht wieder auf die einfacheren Varianten konzentrieren und so auch gefährliche Ballverluste vermeiden. Die kurz gespielten Eckbälle haben bereits oft genug zu gefährlichen Kontersituationen für den Gegner geführt.

Probleme im Mittelfeld

Die Mittelfeldzentrale war über weite Strecken der Hinrunde das echte Prunkstück der Frankfurter. Mit Djibril Sow, Kristijan Jakic, Sebastian Rode und Daichi Kamada hatte Glasner stets die Qual der Wahl und kaum Qualitätsverlust – egal für welche Variante er sich entschied. Kamada, der aktuell außer Form wirkt, ist im Moment jedoch tendenziell eher ein Risikofaktor im defensiven Mittelfeld. Die Eintracht hat kaum noch Zugriff in der Mitte und auch die Abstände zwischen Sturm und Mittelfeld und Mittelfeld und Abwehr sind deutlich zu groß. Es ist daher sehr leicht für den Gegner zwischen die Ketten zu kommen und ohne Druck auf die Abwehr zuzulaufen. Die Abwehrformation widerum wirkt dadurch immer wieder durcheinander und unsicher. Vielleicht liegt es aber gar nicht an der Abwehr, sondern vielmehr an den Problemen im Mittelfeld? Immer wieder müssen die Verteidiger aus der Kette rausrücken und Druck auf den ballführenden Spieler ausüben, da das Mittelfeld zu leicht überspielt wird. Dadurch entstehen Lücken in der Dreierkette, die auch Wolfsburg mit Pässen in die Schnittstelle gut nutzen konnte. Die Kritik, die zuletzt vor allem der Abwehr galt, könnte vielleicht eher dem Mittelfeld und der allgemeinen Spielordnung (Abstände zwischen den Ketten) zuzuschreiben sein. Im Grunde beginnen die Verteidigungsprobleme sogar noch eine Reihe weiter vorne. Immer wieder laufen Mario Götze, Jesper Lindström und Randal Kolo Muani vorne an, versuchen das Pressingspiel aufzuziehen, aber es fehlt an der Abstimmung, es fehlt am Nachrücken. Die Gegner können sich momentan zu leicht aus diesem Pressing befreien und finden dann viele Räume vor. Hinzu kommen viele leichtfertige Ballverluste im Spielaufbau, die immer wieder defensive Unterzahlsituationen begünstigen. Die Eintracht hat bisher noch nicht zurück zu ihrer alten Stärke, auch im Spielaufbau und in der Offensive gefunden. Es wird kaum noch ein Ball zwischen das gegnerische defensive Mittelfeld und die Abwehr gespielt, vieles geht über die Außenbahnen oder über Einzelaktionen. Insbesondere Kolo Muani gelingt es mit seiner individuellen Klasse immer wieder mehrere Gegenspieler auszuspielen und so Räume für die Mitspieler zu schaffen, aber es fehlt an Unterstützung.

Fehlt ein Führungsspieler?

Gerade in solchen Phasen, in denen der alte Flow noch nicht zurückgekehrt ist und manchmal Dinge im Spiel passieren, die eine Mannschaft verunsichern können, braucht es einen echten Führungsspieler, der seine Mitspieler mitreißen kann. Rode ist im Grunde ein solcher Leader, der vorangehen kann, der mit seiner Aggressivität Zeichen setzen kann, aber der Mittelfeldspieler wirkt noch immer so, als sei er noch nicht zurück bei 100 Prozent Fitness. Früher hatte man mit David Abraham oder Martin Hinteregger impulsive Lautsprecher in der Mannschaft, die auch auf dem Platz die nötigen Zeichen setzen konnten. In der aktuellen Phase wirkt die Mannschaft von Oliver Glasner manchmal zu brav, zu lethargisch und hilflos. Es fehlt neben einer Führungspersönlichkeit, die vorangehen könnte, aktuell auch ganz grundsätzlich die Intensität in den Zweikämpfen, das Messer zwischen den Zähnen, die Aggressivität, der letzte und unbedingte Wille. Die Mannschaft versucht alles und doch hat sie auch gegen Wolfsburg, die mit Ex-Trainer Niko Kovac eine kampfbetonte Mannschaft geformt haben, echte Probleme mit dem kampfbetonten Spiel gehabt.

Noch ist alles möglich

Im Grunde ist trotz der nun etwas schlechter wirkenden Phase noch nichts passiert. Mit dem Remis in Wolfsburg konnte die SGE das Minimalziel erreichen und Wolfsburg auf Abstand halten. Auch in Richtung vierter Platz ist noch alles möglich und doch spürt man aktuell eine Unzufriedenheit im Stadtwald. Es ist der schmale Grat zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Sportvorstand Markus Krösche hatte in der Pause ambitionierte Ziele formuliert und das Verteidigen des vierten Platzes als großes Ziel ausgegeben. Vielleicht ist es auch unfair die Mannschaft an diesem Ziel zu messen, weil sie schlichtweg noch nicht so weit ist und auch nicht sein muss. Der Europa-League-Sieg ermöglichte die erstmalige Teilnahme an der Champions-League und natürlich haben alle in Frankfurt nun Gefallen an diesem besonderen Wettbewerb gefunden und doch ist es für Eintracht Frankfurt sicherlich noch kein normales Saisonziel sich für die Champions-League zu qualifizieren. Die Mannschaft von Glasner ist in vielen Mannschaftsteilen noch sehr jung aufgestellt und befindet sich mitten in einer Entwicklung. Spieler wie beispielsweise Lindström oder Tuta haben eben noch viele Formschwankungen und können (noch) nicht konstant auf dem allerhöchsten Niveau performen. Vielleicht kann die Mannschaft aus dieser etwas schwierigeren Phase aber auch wieder sehr viel Kraft und Gutes ziehen und am Ende der Saison analog zur letzten Saison doch noch etwas Großes erreichen. Noch ist man in allen Wettbewerben vertreten und selbst das Rückspiel gegen Neapel muss noch nicht komplett abgeschrieben werden. Die Mannschaft kann sich bereits am kommenden Wochenende mit einem Heimsieg über Stuttgart das nötige Selbstvertrauen zurückholen und dann mit breiter Brust nach Neapel fliegen. Die Eintracht sollte man schließlich nie zu früh abschreiben.

 

- Werbung -

14 Kommentare

  1. Wieder mal eine super starke Hinrunde und dann in der Rückrunde Punkte liegen lassen. (Jährlich grüßt das Murmeltier)

    Hoffe wir kommen ganz schnell aus dem Tief raus und mischen vorne wieder mit.

    22
    8
  2. Ganz ehrlich warum nicht 4er Kette?

    Die Spieler haben wir doch jetzt dafür und das will glasner auch bestimmt gerne spielen lassen

    4-1-4-1

    Buta Tuta Ndicka (smolicic) Max
    Jakic(Rode)
    Knauff (alidou) Sow(Kamada) Götze Lindström (Borré)
    Muani (Alario)

    Mehr Stabilität und Überzahl im Mittelfeld um Konter abzufangen

    Ist aber nur meine persönliche Meinung, wie natürlich immer wenn ich was schreibe

    22
    6
  3. @4. batigoal1982
    Ganz einfach, weil die Mannschaft das nicht kann und es wahrscheinlich auch nicht mehr trainiert hat.

    NDicka und Tuta brauchen anscheinend einen starken IV an ihrer Seite. Man sollte meinen, dass beide weiter wären, scheint aber nicht so.

    Max ist KEIN Außenverteidiger, sondern explizit ein Schienenspieler. Klar, er könnte das wahrscheinlich auch, aber happy wäre er damit nicht, weil er u.a. auch deshalb von psv weg ist, die jetzt auch auf 4er Kette gewechselt sind. Lenz hingegen ist ein links Verteidiger und wäre dort wahrscheinlich besser aufgehoben als auf der Schiene.

    Buta hat bei seiner vorherigen Station gezeigt, dass er es kann, da würde es gehen.

    Abgesehen von aktuellen Leistungen sollte unser Ziel für nächste Saison sein, 3er, 4er oder Fahrradkette spielen zu können. Wir rauben uns vieler taktischen Möglichkeiten, weil die Spieler diese Variabilität nicht hinbekommen.

    Smolcic traue ich diese Rolle zu, aber ich kann mir vorstellen, dass es als 21-jähriger nicht einfach ist, 2 EL-Cup-Siegern zu sagen, wo es lang geht. Vor allem, wenn der Trainer dich nicht so positioniert (was ich auch verstehe, langsam heranführen, anstatt schnell zu verheizen).

    In der Offensive haben wir die Verstärkungen diese Saison gut geschafft: Neben Borré, Lindström, Knauff und Kamada haben wir Götze, Muani, Buta, Ebimbe und Max dazubekommen. Da sind 9 Spieler für 4-5 Positionen.

    Für nächste Saison sollte die Abwehr und das Mittelfeld im Fokus stehen. Folgt man den ganzen Gerüchten scheint es auch in diese Richtung zu gehen.
    Und natürlich sollten wir in der Offensive so viele wie möglich halten, vor allem Muani, Lindström, Borré, weil sie einfach noch länger Vertrag mit uns haben.

    27
    3
  4. Also von einer Auswärtsschwäche zu reden, geht mir doch zu weit. Wir haben bis auf Köln, bei Mannschaften gespielt, die in der Tabelle vor uns stehen. Hier wird mir wieder einmal viel zu schwarz gemalt. Ich finde das wir eine Klasse Saison spielen.

    26
    0
  5. Auch wenn ich mir hiermit keine Freunde machen werde und ja ich weiß ich bin kein Trainer aber in Bezug auf unsere Aufstellung würde ich es mal wie folgt versuchen. Aufgrund der Tatsache das N`Dicka , Kamada und Lindström vermutlich zur Zeit im Kopf nicht ganz so frisch sind würde ich es mit Smolcic auf der N´Dicka Position versuchen. Jakic als Kampftier für Kamada und Knauf würde ich mal auf der Lindström Position testen. Gegen Stuttgart vielleicht die best Möglichkeit.

    25
    2
  6. Eine ehrliche Frage : Wenn die Eintracht nach der Hinrunde auf dem 4. Platz der Tabelle steht , welches Ziel soll ein Sportvorstand dann ausgeben außer Platz 4 zu verteidigen ? ……….
    Thomas Zampach hat das gestern im Heimspiel sehr gut eingeordnet, wieso diese lange WM Winterpause mit vielen WMFahrern für uns schlecht war und auch das bei allen Verbesserungen unser Kader noch nicht die qualitative Breite hat wie Bayern , Bienchen oder Brause.
    Auch haben wir heute als Fans eine ganz andere Anspruchshaltung als noch vor 2 – 4 Jahren, in unseren Gedanken ist die Erreichung der 40 Punkte als erstes und wichtigstes Ziel garnicht mehr präsent. Europa ist das Minimum und CL sollte es schon sein.
    Für mich ist noch lange nichts verloren, es sind noch 33 Punkte zu vergeben und ich habe wirklich die Hoffnung, dass unser obligatorischen Durchhänger jetzt ist und wir uns auch wieder steigern werden. Das fängt schon am Samstag gegen Stuttgart an. Also Kopf hoch und
    Forza SGE !

    31
    1
  7. Es wird nur über die mannschaftliche Geschlossenheit und Einsatz gehen.
    Da hatten wir doch gegen Wolfsburg wieder einige gute Phasen mehr.
    Auch die unterschiedlichen Spielsysteme
    (die ja auch, aufgrund der Spielszenen
    Variabilität erfordern) funktionieren nur, wenn die individuellen Fehler endlich reduziert werden. Das betrifft natürlich auch sehr das Stellungsspiel.
    Dass dringend bessere Defensivspieler benötigt werden, das ist bekannt.
    Aber in dieser Restsaison muss in das aktuelle Personal vertraut werden.

    11
    1
  8. so sehr das Formtief gerade nervt, so sehr sollten wir uns auch klar machen, wo wir her kommen. wir diskutieren hier über verpasste Chancen für die direkte CL-Quali.. als EL Sieger.. ums vorne mitspielen, um das Achtelfinale in der QL, ums Weiterkommen im Pokal.. so sehr es uns ärgert, gerade nicht weiter so stark zu spielen und den Anschluss nach ganz oben zu verlieren, so sehr sollten wir es auch ab und zu genießen, uns auf diesem Niveau zu ärgern.. das ist doch immer noch wie ein Traum.

    18
    1
  9. Die nächsten zwei Heimspiele sind Stuttgart und Bochum. Da muss Selbstvertrauen getankt werden und es ist noch gar nichts gewonnen oder verloren. Ich denke wir werden vielleicht nicht mehr an die Leistung der Hinrunde anknüpfen, aber zumindest die Saison sauber und gut zu Ende spielen. Im DFB Pokal ist noch alles möglich und in der Liga auch.

    14
    0
  10. Traditionell tun wir uns damit sehr schwer, die 40 Punkte Marke zu durchbrechen. Wenn man in der Hinrunde bereits 31 Punkte geholt und auf Platz 4 abgeschlossen hat und man diesen verteidigen will, muss man sicherlich 60 Punkte plus x holen. Warum wir uns eben so schwer tun, diese magische Grenze von 40 Punkten zu übertreffen, ist mir hier ein komplettes Rätsel.

    Natürlich spielen wir nicht mehr den Fußball, den wir am Ende der Hinrunde gespielt haben. Wir sind nicht mehr im Tempo, wir spielen mit mehr deutlich Kontakten, wir spielen mehr breit und zurück als tief. Wir fordern die Gegner nicht mehr und bringen Sie dazu müde zu werden. Wir lassen die Gegner weniger laufen.
    Wir wurden für unsere Spielweise gelobt, ja, das zurecht, aber wir ruhen uns auch darauf aus. Wir haben eine gewisse Effizienz, die wir davor eben nicht haben und davon leben wir. Damit erreicht man aber keine CL-Platz, da müssen wir definitiv mehr den Gegner beschäftigen. Im Moment Beschäftigungen uns auf dem Platz mehr die Gegner.

    Es wird immer wieder über eine überragende Kabine und einem super Zusammenhalt gesprochen. Vielleicht offenbaren sich ein paar mehr Konflikte, die zu lösen sind. Es ist nicht so, das wir nach einem Rückstand auseinander fallen, sondern weiter alles versuchen (was für die Mannschaft spricht). Aber ich sehe nicht in letzter Konsequenz das wir versuchen unseren schnellen Fußball der Hinrunde zu spielen.

    Es bestehen berechtigte Fragen nach dem Warum, vor allem der Diskrepanz zwischen dem was man kann und das was man zeigt.

    9
    2

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -