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David Abraham gehört in dieser Saison zu den stärksten Innenverteidiger in der Bundesliga.

Abraham: Lieber Eintracht statt China oder Dubai

Es gab lautstarken Applaus im Frankfurter Waldstadion, als die Nachricht auf dem Videowürfel erschien, dass David Abraham seinen Vertrag um ein weiteres Jahr bis 2019 verlängert hat. Der Italo-Argentinier ist in den letzten Monaten zur unumstrittenen Führungsfigur bei den Hessen herangereift und hat ordentlich an Profil gewonnen. Zusammen mit dem vielgelobten, hochtalentierten Jesús Vallejo räumt der 30-Jährige hinten auf und ist mit einer Zweikampfquote von 63 Prozent ein Garant dafür, dass Torhüter Lukas Hradecky nur so selten eingreifen muss. In fünf von zehn Spielen konnten die Gegner den Finnen nicht überwinden.

Obwohl die Mannschaft so gut zusammenarbeitet und vor allem auf dem Feld zu einer geschworenen Gemeinschaft heranwuchs, war dies – wie auch finanzielle Gründe – nicht der Hauptgrund für die Erweiterung des Kontrakts. Abraham erklärt: “Gefragt war meine Familie. Wir haben alles Revue passieren lassen, wie wir in der Stadt und im Verein aufgenommen wurden. Wir haben viele Freunde gewonnen und immer die Unterstützung des Vereins gespürt. Das waren triftige Gründe dafür, dass es hier weitergehen soll.” Wäre es um Verdienstmöglichkeiten gegangen, “könnte man gleich sagen, dass man nach China, Dubai oder in die Emirate geht. Darum geht es aber nicht, sondern darum, dass man wirklich glücklich wird, auch als Familie, und dass man eine gewisse Lebensqualität hat. Wir fühlen uns pudelwohl in Frankfurt.”

Dennoch hat die aktuell so gute sportliche Aussicht freilich auch eine Rolle gespielt bei den Überlegungen. 34mal lief der Innenverteidiger bereits auf internationaler Bühne auf und gibt zu: “Meine Vision ist nicht die zweite Tabellenhälfte.” Unter Niko Kovac haben die Frankfurter diesen Bereich der Tabelle derzeit verlassen. 18 Zähler und Rang sieben sind ein Beleg für die Weiterentwicklung der Mannschaft unter dem Trainer, der im März dieses Jahres Armin Veh ablöste. Das Team lag damals punktemäßig noch am Boden und stand kurz vor dem Abstieg in die 2. Liga. Erst dank eines starken Schlussspurtes konnte die Klasse am allerletzten Tag gegen den 1. FC Nürnberg gesichert werden. Ein Garant für den Aufschwung in diesen schwierigen Wochen war war neben dem Trainer auch Abraham.

Dank seiner Erfahrung und vor allem auch seiner Schnelligkeit konnte die zuvor noch so löchrige Defensive stabiler zusammenrücken. Abraham war aber nicht einzige Faktor dafür, dass die Mannschaft die neue Kompaktheit förmlich inhaliert hat. “Wenn wir vorne den Ball verlieren, ist der Stürmer der erste Verteidiger. Ob Alex Meier, Branimir Hrgota oder Haris Seferovic, jeder weiß sofort, dass es darum geht, den Ball zu erkämpfen”, erklärt er das Erfolgsrezept und fügt an: “Das zieht sich bis hinten durch. Der Trainer lebt uns die Intensität vor, mit der gegen den Ball gearbeitet wird. Genauso wichtig ist es, dass wir es verstehen, die Räume geschickt eng zu machen. Alle elf Spieler auf dem Platz haben das Rezept, wie man gut verteidigt. Im Tor ist Lukas Hradecky zudem eine Bank und zusätzliche Garantie.”

Der nächste Schritt wird sein, diese Leistung nun konstant Woche für Woche auf das Feld zu bringen. Gegen Borussia Mönchengladbach oder den 1. FC Köln konnte auch die Null in den Phasen gehalten werden, als zwei bis drei Spieler nicht mehr ihre Topform abriefen. Das Team hielt dennoch zusammen und überwand auch einige schwierigere Momente. Bei den beiden Auswärtsniederlagen in Darmstadt und Freiburg (jeweils 0:1) klappte dies nicht. “In Freiburg waren zu viele nicht in Normalform, das haben wir angesprochen. Um in der Bundesliga zu gewinnen, muss man mit der nötigen Aggressivität ans Werk gehen, oft pressen, auf Balleroberungen aus sein. Wenn Grundtugenden wie Mentalität, Einstellung und Zweikampfverhalten fehlen, gewinnt man keinen Blumentopf. So war es in Freiburg, das hat der Trainer angesprochen, und wir haben es korrigiert”, blickt er vor allem auf die Schlappe im Breisgau zurück.

Trotz kleinerer Ausrutscher habe sich jedoch grundlegend viel verändert bei der Eintracht. Die meisten Neuzugänge haben wie erhofft eingeschlagen und eine neue Qualität in den Kader gebracht. “Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft auf dem Platz. Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht, wenn man die damalige Situation mit der jetzigen vergleicht”, zeigt sich Abraham zufrieden. Am nächsten Sonntag müssen die Hessen zum SV Werder Bremen reisen – an den Ort, an dem sie am 34. Spieltag der letzten Spielzeit noch mit 0:1 unterlagen und deshalb gegen die Nürnberger nachsitzen mussten. Dieses Szenario soll sich diesmal nicht mehr wiederholen. “Wir werden natürlich nach Bremen reisen und versuchen, dort etwas mitzunehmen”, gibt der Abwehrchef die Marschrichtung vor und fordert: “Dazu müssen wir an unsere Leistungsgrenze kommen und genau das zeigen, was uns in den letzten Wochen ausgezeichnet hat: aus einer Stabilität heraus mutig nach vorne spielen und die Chancen nutzen.” Er warnt allerdings vor einem unangenehmen Kontrahenten, auch wenn dieser aktuell auf dem 16. Tabellenplatz steht und erst sieben Zähler sammeln konnte: “Bremen ist ein harter Gegner, das wird ein schweres Spiel.”

Ob die Hanseaten ein Mittel finden, den Abwehrriegel der Eintracht zu knacken? Mit Serge Gnabry, dem wieder fitten Claudio Pizarro oder Zlatko Junuzovic sind Akteure vorhanden, die eine gewisse offensive Qualität vereinen. Abraham freut es, dass die eigene Mannschaft inzwischen mit einer hohen taktischen Flexibilität antworten kann: “Wir können mit einer Viererkette verteidigen, es funktioniert aber auch sehr gut, wenn Hasebe zusätzlich in der Mitte spielt. Das gibt uns noch mehr Sicherheit.” Kovac habe das richtige Gespür für die Situationen entwickelt und wisse, wann die Abwehr noch mehr Stabilität brauche. “Gerade aus der Zentrale heraus können wir mit großer Sicherheit aufbauen, vorne haben wir dann schnelle Leute, mit denen wir auf Konter setzen können.” Mit Mijat Gacinovic und dem so famos auftrumpfenden Marco Fabián wird das Mittelfeld dann schnell überbrückt und der Weg in die Spitze gesucht.

Kovac ist es gelungen, für jeden Spieler die Position zu finden, auf der er sich entfalten und dem Team die nötigen Impulse verleihen kann. Abraham selbst ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass auch im gehobenen Fußballeralter noch eine Entwicklung möglich ist. “Wie heißt es so schön: Das Beste liegt immer vor einem. Aber es ist schon so, dass ich jetzt von einem gewissen Erfahrungsschatz profitieren kann, den ich mit 20 Jahren natürlich nicht hatte”, erklärt er. Ob es für Abraham womöglich nochmal für eine Nominierung für die argentinische Nationalmannschaft langt? “Wenn ich irgendwann durch eine erhöhte Aufmerksamkeit in die Nationalmannschaft berufen werden sollte, werde ich mich natürlich nicht dagegen wehren. Aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das kein Thema.”

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4 Kommentare

Fallback Avatar 1. SGECharly 12. November 16, 14:23 Uhr

Abraham hat vollkommen recht, wenn er sagt dass Geld alleine nicht glücklich macht und er die Lebensqualität, die ihm Frankfurt bietet, schätzt. Sympathischer Kerl!

Zu Bremen: Bitte nicht unterschätzen! Die haben spielstarke Kicker, die nur noch nicht aufgewacht sind und den Saisonbeginn verschlafen haben.

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Fallback Avatar 2. G-Block 12. November 16, 18:23 Uhr

Bremen ist zu Hause immer schwer zu bespielen, von daher trifft die Überschrift des direkten Threads zum Thema Bremen ("Stresstest") schon zu, da wir vor allem in der Rückrunde oft auswärts gegen extrem starke Gegner zu spielen haben.

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Fallback Avatar 3. alpi 13. November 16, 09:05 Uhr

Warum sollten wir gegen Bremen nichts holen? Wir sind deutlich spielstärker als Bremen und werden dem Wiedwald 2 Tore einschenken! Hinten steht bei uns eh die 0 !

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Fallback Avatar 4. G-Block 13. November 16, 21:11 Uhr

Gude alpi. Lese es eben erst von Dir. Dein Optimismus ist ungewöhnlich ;-)

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