Martin Andermatt scheiterte vor 14 Jahren als Trainer in Frankfurt.
Martin Andermatt scheiterte vor 14 Jahren als Trainer in Frankfurt.

Der Fußball ist wichtig. Mit ihm wird großes Geld verdient, er hat eine politische Strahlkraft und auch gesellschaftlich eine große Funktion. Manch ein Fan verschreibt dem Klub seines Herzens gar sein ganzes Leben und richtet seinen Alltag nicht selten nach den Spielplänen seines Vereins aus. Auch in der medialen Berichterstattung kann man mitunter den Eindruck bekommen, dass es nichts wichtigeres gibt, als die neuesten Neuigkeiten von der Säbener Straße oder Wechselgerüchte um Spieler X und Trainer Y. Nur ganz selten hält der große Zirkus Profifußball inne und besinnt sich auf das Wesentliche. In der Regel bedarf es dazu dramatischer Schicksalsschläge wie den Suizid von Nationaltorwart Robert Enke (2009) oder barbarischer Terroranschläge wie dieser Tage in Paris oder im Jahr 2001 in New York. Damals wie heute entschloss sich der deutsche Profifußball trotz erhöhter Terrorwarnstufe den darauffolgenden Spieltag ganz normal stattfinden zu lassen. Für die Frankfurter Eintracht, in der Saison 2001/2002 in der 2. Liga aktiv, galt es, am Montag, den 17. September, knapp eine Woche nach den schrecklichen Geschehnissen in New York und Washington zur Tagesordnung überzugehen. Zu Gast im Topspiel des 6. Spieltags war Arminia Bielefeld.

Die Frankfurter waren in der Vorsaison aus der 1. Liga abgestiegen und schickten sich an, mit ihrem neuen Trainer Martin Andermatt den sofortigen Wiederaufstieg zu realisieren. Der Start in die Runde verlief dabei vielversprechend: Nach fünf Spieltagen stand die SGE mit vier Siegen und einem Remis an der Tabellenspitze. Im Heimspiel gegen Bielefeld sollte nun nachgelegt werden. Eine Woche zuvor gelang ein 3:2-Auswärtssieg im Südwest-Derby gegen den KSC, weshalb Trainer Andermatt auch nur eine Umstellung vornahm. Michael Mutzel ersetzte den verletzten Marco Gebhardt. Das Spiel selbst verlief vor der Minuskulisse von 12.800 Zuschauern im Waldstadion erschreckend schwach. Die Hausherren waren zwar bemüht, Druck zu entfachen, verzettelten sich aber immer wieder in der guten Defensive der Arminen. Einziger Aufreger in Durchgang eins blieb ein Foul an Pawel Kryszalowicz im gegnerischen Strafraum, doch Schiedsrichter Felix Brych verweigerte den Hessen den fälligen Strafstoß.

Nach der Pause folgte der Nackenschlag für die ideenlosen Frankfurter. Detlev Dammeier brachte einen Freistoß gezielt in den Strafraum, wo der spätere Hamburger Sportdirektor Bastian Reinhardt keinerlei Mühe hatte, aus Nahdistanz einzuköpfen (47.). Eintracht-Säule Oka Nikolov war bei diesem Treffer ebenso machtlos wie beim späteren 0:2, als Reinhardt den Ball nach Vorlage von Ansgar Brinkmann nur noch ins leere Tor drücken musste (73.). Eine Reaktion des großen Aufstiegsfavortien blieb aus, sodass die erste Pleite der Saison ausgerechnet in einem Heimspiel kassiert wurde. Im weiteren Saisonverlauf sollten sich sieben weitere Pleiten ansammeln. Für die Eintracht blieb am Ende nur ein enttäuschender siebenter Platz und damit die zweitschlechteste Saison ihrer Profi-Geschichte. Die Arminia hingegen bejubelte nach 34 Spieltagen ebenso wie Hannover 96 und der VfL Bochum den Aufstieg ins Oberhaus. Zu diesem Zeitpunkt waren die Ereignisse von New York auf den Fußballplätzen schon längst wieder vergessen. Auch die Pariser Anschläge werden spätestens nach der Europameisterschaft in Frankreich im kommenden Sommer wieder aus den Köpfen der Fußballfans vom Alltag verdrängt worden sein. Den ersten Schritt hin zur Normalität macht die Eintracht am kommenden Sonnabend gegen Bayer Leverkusen.

Tore: 0:1, 0:2 Bastian Reinhard (47., 73.).
Zuschauer: 12.800. Schiedsrichter: Dr. Felix Brych.

Eintracht Frankfurt: Nikolov – Sim, Rada, Bindewald – Wimmer, Nemeth (69. Streit), Preuß, Mutzel (74. Jones) – Skela, Guié-Mien (46. Yang) – Kryszalowicz.

Arminia Bielefeld: Hain – Friedrich, Reinhardt, Borges – Kauf, Dabrowski, Dammeier – Brinkmann (74. Flock), Albayrak – Porcello (76. Klitzpera) – Vata (81. Wück).

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8 Kommentare

  1. was habe ich blos in den Jahren 2001 und 2002 getrieben 🙂 Andermatt, Sim, Rada, Wimmer, Nemeth muss wohl eine Phase gewesen sein, in der mein Gedächtnis sehr gelitten hat 🙂 HÖHÖ
    Ich kann mich aber an den Auswärtsblock beim 3:2 Auswärtssieg gegen den KSC erinnern und an eine Bierdusche nach jedem Tor der Eintracht muss wohl in dieser Saison gewesen sein 😉

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  2. @1 Karel Rada hat mich in der Abstiegssaison beim Kicker Tippspiel massig Punkte gekostet. Ich glaube, der war auf dem letzten Platz der Spielerbenotungen. Aber tatsächlich, wer waren Sim, Wimmer und Nemeth?

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  3. Wimmer ein Österreicher, rechts hinten, wenn ich mich recht erinnere. Sim ein Koreaner, kannte keiner, sollte ziemlich was sein, war auch schnell wieder weg.

    Nemeth — keine Ahnung. Wenn jemand behauptet hätte, dass der mal für die Eintracht gespielt hat, hätte ich dagegen gewettet :-))

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  4. Das war ein kleiner Koreaner…ziemlich klein…nach ihm wurde später die Sim Karte benannt

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