Karel Rada war eines der Gesichter des Abstiegs 2001.
Karel Rada war eines der Gesichter des Abstiegs 2001.

Es gibt Spiele im Leben eines Fußballfans, die bleiben einfach hängen. Aus Frankfurter Sicht wären da natürlich das 5:1 gegen Kaiserslautern, das 6:3 gegen Reutlingen oder die Auswärtsfahrt nach Bordeaux (1:0) zu nennen. Doch es sind nicht immer nur die positiven Erlebnisse, die sich einbrennen. Auch Tiefpunkte wie der zweite Bundesliga-Abstieg der Eintracht am 12. Mai 2001, der mit einem desolaten 0:3 in Wolfsburg besiegelt wurde, sind noch heute vielen Eintracht-Anhängern präsent. Über 15 Jahre nach einem der schwärzesten Tage der Vereinsgeschichte sind Wut und Trauer von damals längst verflogen. Was bleibt sind die Anekdoten am Rande wie beispielsweise der legendäre Trikotwurf von Rolf-Christel Guiè-Mien.

Im Vorfeld der Partie, die letztlich einer völlig chaotischen Saison nur noch die Krone aufsetzte, hatte der als Retter installierte Friedel Rausch noch getönt, dass seine Mannschaft wisse, worum es in Wolfsburg geht und dass die Eintracht vor einem der wichtigsten Spiele der Vereinsgeschichte stünde. Dumm nur, dass Rauschs Worte damals bei seinen Spielern keinerlei Gehör mehr fanden und auch der Trainer selbst versprühte am 33. Spieltag nicht unbedingt den nötigen Siegeswillen.

Beim Tabellenzehnten in Wolfsburg, vor der nicht gerade bedrohlichen Kulisse von 12 000 Zuschauern entschied sich Rausch für eine beispiellose Defensivtaktik. Mit Pawel Kryszalowicz, Horst Heldt und Guiè-Mien bot der Frankfurter UEFA-Cup-Trainer von 1980 lediglich drei Offensivspieler auf. Der Rest des Teams sollte das Wolfsburger Spiel zerstören und die notwendigen Konter einleiten.

Nur einmal schien der Plan aufzugehen, als Kryszalowicz in der neunten Minute frei auf das gegnerische Tor dribbelte, aber im entscheidenden Moment noch abgedrängt wurde. Chance vertan, es übernahm der VfL. Die Eintracht agierte – ihrer Ausrichtung entsprechend – ängstlich und konnte die spielfreudigen Niedersachsen zu keiner Zeit entscheidend stören. Karel Rada, der in die Startelf gerutscht war, um die Abwehr zu stabilisieren, erwischte von elf schwachen Frankfurtern noch den deutlich schlechtesten Tag und verschuldete sogleich einen Freistoß, der zum frühen 1:0 des VfL Wolfsburg führte. Dorinel Munteanu traf (12.).

Nur vier Minuten später legte Frank Greiner aus 14 Metern per Innenpfostentreffer das 2:0 nach. Nach knapp einer halben Stunde foulte Rada Jürgen Rische im Strafraum. Dietmar Kühbauer vollendete vom Punkt. Nach exakt 31 Minuten war der zweite Abstieg der Frankfurter Eintracht schon perfekt. Ein Aufbäumen in der zweiten Halbzeit blieb aus. Die Hessen fügten sich in ihr Schicksal und bekamen nach der Partie die ganze Wut der Fans zu spüren. Der skurile Höhepunkt: Guiè-Mien, der sein Trikot scheinbar als Entschuldigung für die Minusleistung in den Fanblock warf, bekam dieses postwendend zurück. Den heutigen Teammanager Christoph Preuß ereilte das gleiche Schicksal.

„Die Mannschaft war psychisch überfordert, es liegt auch an der Klasse, die war einfach nicht vorhanden“, urteilte Friedel Rausch nach der Partie unüblich schonungslos. Thomas Sobotzik meinte: „Wir steigen verdient ab, damit ist unser Chaos der letzten Wochen bestraft worden, als Spieler bin ich dafür genauso verantwortlich wie jeder andere im Verein.“ Der Aufsichtsratsvorsitzende Reinhard Gödel rückte den Sportdirektor in die Schusslinie. „Rolf Dohmen haben wir zu lange gewähren lassen. Er soll sich nicht wichtiger nehmen als er ist“, schimpfte Gödel.

Tore: 1:0 Dorinel Munteanu (12.), 2:0 Frank Greiner (16.), 3:0 Dietmar Kühbauer (31./FE).

VfL Wolfsburg: Reitmaier – Kryger, Hengen, Schnoor, Greiner, Sebescen, Munteanu, Weiser (83. Siegert), Kühbauer (67. Müller), Rische (64. Maric), Juskowiak. Trainer: Wolf.

Eintracht Frankfurt: Heinen – Kracht, Rada, Bindewald, Wimmer (46. Reichenberger), Preuß, Mutzel (46. Sobotzik), Gemiti, Guie-Mien, Heldt (63. Streit), Kryszalowicz. Trainer: Rausch.

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4 Kommentare

  1. EIN mutmachender Artikel für den VfL Wolfsburg.

    Hinfahren, weghauen, evtl. Hotelübernachtung, heimfahren, ich mag die eh net!

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  2. GrabbiGrabbi
    Stimme Dir zu wutzespeck. Der Artikel schließt an die Kommentare zum Artikel zur Pressekonferenz an.

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  3. Mein 1. Auswärtsspiel als in de Nähe Wohnender und dann dieses Spiel. Unvergessen bis heute. Stimmung grandios, Chaos und Bambule im und ums Stadion. Eskalation und Ekstase pur.
    Morgen wirds wohl gediegener aber sicher nicht minder lustig, immer ein ereignisreiches Auswärtsspiel gewiesen.

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