Chandler und Hradecky freuen sich auf das Pokal-Halbfinale.

In den 90 Minuten gegen den FC Augsburg hat sich wieder gezeigt, wie schnelllebig das Fußballgeschäft tatsächlich ist. Bis zur 78. Minute tröstete nur der gelegentliche Blick auf den Videowürfel, der nach lautem Gong positive Ergebnisse von den Plätzen aus Hamburg (1:2 gegen Darmstadt 98), Berlin (1:0 gegen Wolfsburg) und München (2:2 gegen den 1. FSV Mainz 05) lieferte. Dann drehten die Frankfurter die Geduldspartie und sorgten innerhalb von rund 15 Minuten für einen kompletten Stimmungswandel im Umfeld. Aus 0:1 mach 3:1 – der Angstgegner war besiegt. Vorstandsmitglied Axel Hellmann richtete den Blick nach kurzer Freude sofort in Richtung DFB-Pokal-Halbfinale gegen Borussia Mönchengladbach am Dienstag: „Die Erleichterung ist nach dem Sieg gegen Augsburg bei uns allen da. Jetzt wird es spannend zu sehen, wie wir – auch mit dem Blick auf das Pokalspiel – mit der Situation umgehen, dass wir die Klasse gehalten haben und die Steine vom Rücken gefallen sind.“

Am Jubel der Spieler war zu erkennen, wie wichtig dieser Dreier nach zehn Partien ohne Sieg war. Torhüter Lukas Hradecky nahm nach dem 2:1 den langen Weg auf sich und jubelte zusammen mit den Kollegen direkt am Zaun vor der Nordwestkurve. Der Finne freut sich auf die Begegnung im Borussen-Park und ging mit neuem Optimismus an die Aufgabe heran: „Ich glaube dort wird nach diesem Sieg eine ganz andere Eintracht auftreten.“ Der Glaube an die eigene Stärke ist zurückgekehrt, der Dreier war die beste Therapie nach schwierigen Wochen. Timothy Chandler stand am Samstagnachmittag symbolisch dafür, wie viel Druck vom gesamteb Team abgefallen ist. Er verschenkte sein Trikot an die Fans und tanzte bei der Siegesfeier mit dem Anhang am euphorischten von allen, später musste er beim Interview mit „Sky“ fast die Tränen unterdrücken. Chandler dachte ebenfalls sofort nach Abpfiff an die Partie gegen die Fohlenelf: „Im Pokal-Halbfinale, da wollen wir alles rausholen. Dieses Spiel ist ein Bonus für uns, aber wir wollen natürlich versuchen, ins Finale zu kommen.“

Erster Finaleinzug seit 2006?

Es wäre der erste Finaleinzug nach elf Jahren, 2006 hieß der Gegner im Berliner Olympiastadion FC Bayern München. 0:1 hieß es nach hart umkämpften 90 Minuten, die damals von Friedhelm Funkel gecoachte Elf verlor durchaus unglücklich und zeigte – obwohl im Abstiegskampf steckend – eine ganz starke Leistung. Im Jahr darauf war im Semi-Finale Schluss, beim 1. FC Nürnberg unterlag die Eintracht sang- und klanglos mit 0:4. In den vergangenen Jahren war immer frühzeitig Endstation im nationalen Pokal. Trainer Niko Kovac hob die Bedeutung der Partie hervor: „Wir haben in drei Tagen ein sehr wichtiges Spiel – für den Klub und für jeden persönlich.“ Der Kroate kennt das Gefühl, als Spieler in Berlin zu sein und den Pokal in die Höhe zu stemmen, 2003 jubelte er zusammen mit Bruder Robert über einen 3:1-Erfolg gegen den 1. FC Kaiserslautern. Er sagte: „Es gibt nicht viele Spieler, die schon einmal in einem Endspiel standen.“ Kovac will mit seinem Team daher alles versuchen, diesen Triumph auch als Coach erleben zu dürfen.

Für die Brüder ist die Reise in die Hauptstadt aber nicht nur rein sportlich gesehen eine ganz spezielle: „Wir haben einen ganz besonderen Wunsch, dort hinzuwollen. Wir sind in Berlin geboren.“ Die Partie gegen Augsburg empfand Kovac als emotional, der positive Ausgang sorgte dafür, dass „die Lebensfreude wieder da ist und wir dann hoffentlich ins Pokalfinale einziehen.“

Gladbach letztmals 1995 im Finale

Der Gegner, der letztmals vor 22 Jahren das Finale erreichte (und 1995 gegen den VfL Wolfsburg mit 3:0 gewann) hat es allerdings durchaus in sich und wird von Kovac als ganz klarer Favorit angesehen. Die Gladbacher stehen in der Rückrundentabelle auf Rang sechs und konnten sieben der 13 Partien gewinnen. Allerdings: Durch Niederlagen bei der TSG Hoffenheim (3:5) und gegen Borussia Dortmund (2:3) erlitt die von Dieter Hecking trainierte Mannschaft einen Rückschlag im Kampf um die Europa-League-Plätze. Die Eintracht zeigte in dieser Saison zweimal eine gute Leistung gegen die Fohlenelf, allerdings fielen dabei keine Treffer (jeweils 0:0). „Wir haben in beiden Spielen in dieser Saison gut gegen sie gespielt. Ich hoffe, dass sie ein bisschen Angst haben vor uns“, sagte Hradecky.

Der Schlussmann hofft darauf, dass die drei Treffer gegen Augsburg den Knoten haben platzen lassen und die Pokalpartie innerhalb der regulären Spielzeit erfolgreich bewältigt wird. Er könnte sich allerdings auch damit anfreunden, „wenn ich im Elfmeterschießen einige Bälle halten kann. Ich mache meine normalen Maßnahmen, schaue mir an, wo die Spieler hinschießen, aber am Ende bleibt immer der Instinkt ausschlaggebend. Bisher hat das ganz gut geklappt.“ So schwer sich die Hessen in der Bundesliga vom Punkt auch tun (zwei von sechs nur drin), so vergleichsweise leicht fällt es ihnen im Pokal. Die Teams aus Magdeburg (1:1/4:3 n.E.) und Ingolstadt (0:0/4:1 n.E.) konnten in den ersten beiden Runden jeweils im Elfmeterschießen besiegt werden, acht von zehn wurden verwandelt.

Hellmann hebt finanziellen Aspekt hervor

Neben dem Torhüter könnte erneut Marco Fabian in den Mittelpunkt rücken. Der Mexikaner befindet sich nach langer Verletzungspause wieder in Topform und erzielte vier der letzten fünf Frankfurter Treffer. Es war seine Energieleistung, die ausschlaggebend für den Sieg gegen Augsburg war. Jetzt richtete auch er den Blick nach vorne: „Dienstag ist für uns wichtig. Es ist der letzte Schritt ins Finale. Und den werden wir versuchen, zu gehen. Wir gehen positiv in das Spiel.“ Der zur Pause eingewechselte Shani Tarashaj strahlte ebenfalls positive Gedanken aus: „Für das Pokal-Spiel am Dienstag bringt uns dieser Sieg sehr viel. Die Negativserie ist jetzt gerissen. Mental war das also sehr wichtig, jetzt wollen wir natürlich auch am Dienstag gewinnen. Ein Happy End wäre natürlich schön, das ist auch ganz klar unser Ziel.“

Neben dem sportlichen steht freilich auch der finanzielle Aspekt im Blickpunkt von Axel Hellmann. „Ein Einzug ins Finale wäre fünf Millionen Euro wert“, rechnete er vor – und für die um jeden Cent kämpfenden Frankfurter wäre dies eine ordentliche Stange Geld. Mit welcher Platzierung die Eintracht die Bundesligasaison beendet, lässt sich noch nicht realistisch einschätzen. „So umkämpft wie dieses Jahr das TV-Ranking war, war es noch nie. Vor dem Spieltag konnte man von Platz sechs bis Platz 16 keine Prognose abgegeben, wer wo landet“, sagte Hellmann. Der Jurist verwies darauf, wie „wichtig eine Zusatzeinnahme über das Erreichen des Pokalfinales zur Weiterentwicklung des Etats des nächsten Jahres“ wäre. Eine Vertragsverlängerung von Lukas Hradecky, die Ablösesumme von rund drei Millionen Euro für Ante Rebic und weitere Verstärkungen könnten so womöglich etwas leichter gestemmt werden.

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14 Kommentare

  1. Das wäre auch nicht für den Verein schön, sondern auch für die Fans. Hier ein paar Fragen aus Fan-Sicht. Wieviele Karten wird es geben? Etwa 50:50 für beiden Finalisten?. Wo stehen wir im Falle eines weiterkommens morgen.? In der Hertha Kurve? Stehen überhaupt Fans dort?

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  2. Welch eine Überraschung am frühen Morgen. Ich werde geweckt mit einer Push-Mitteilung von sge4ever, finde aber einen Link zu dem übel beleumundeten Portal „fussball news“, das es sich zur Gewohnheit gemacht hat, Nachrichten anderer Anbieter ab- und umzuschreiben und einfach nochmals als „News“ zu vermarkten. Witzigerweise war der Autor eines Beitrags über Fredi Bobic ein „Christopher“, der auch hier nicht unbekannt ist. Bevor ich mich vergewissern konnte, dass sge4ever sich vielleicht umbenannt hat oder übernommen wurde, war der Link wieder gelöscht. Jetzt habe ich Angst, dass es eine Partnerschaft zwischen Euch und diesem grauenhaften Portal gibt. Könnt Ihr meine Bedenken zerstreuen?

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  3. @1(Tschups):
    Du schreibst: „Das wäre auch nicht für den Verein schön, sondern auch für die Fans. “

    Gemeint war doch sicherlich:
    Das wäre auch nicht *nur* für den Verein schön, sondern auch für die Fans. 😉

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  4. So, dann mal schön das Defensivspiel perfektionieren und Elfmeterschießen üben …

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  5. @1. M. E. war es bisher immer so, dass die Final-Karten gedrittelt wurden. Somit geht ein Drittel an den Berliner-Fußball-Verband für den freien Verkauf an mehr oder weniger neutrale Interessenten.

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  6. @Grantler: Die Verteilung erfolgt über den DFB und nicht über den Berliner Verband. Der Verkauf von Seiten des DFB ist aber bereits abgeschlossen. Es besteht jetzt nur noch die Möglichkeit, über die Kontingente der beiden Vereine an Karten zu kommen.

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  7. Daheim hätten die sich nicht über ein 3:0 beschweren können …( würden wir das Tor treffen)

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  8. Ach alpi, warum denn so pessimistisch? MF10 weiß wo die Kiste steht, auch wenn Brani das scheinbar vergessen hat

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  9. Weil uns Gladbach derzeit einfach überlegen ist. Wir lassen uns jetzt nur blenden von der 2. HZ gegen Augsburg. Die Realität ist aber die 1. HZ, leider 🙁
    Unsere Stürmer sind einfach nicht effektiv genug und man kann nicht immer hoffen das Fabian richtig steht 😀

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  10. @2, ColaRienzi:

    Hallo ColaRienzi,

    wie du bereits festgestellt hast, wurde der Link asap unmittelbar wieder gelöscht – es hat sich um einen Fehler gehandelt, der so natürlich nicht hätte passieren dürfen. SGE4EVER.de wurde selbstverständlich weder umbenannt, noch übernommen oder ist gar eine Partnerschaft eingegangen.

    Fehler passieren – auch uns. Wir entschuldigen uns für dieses Versehen an dieser Stelle und würden uns künftig etwas mehr Nachsicht wünschen, wenn uns mal wieder ein Fehler unterläuft. Denn niemand von uns macht Fehler gern bzw. mit Absicht. Auch bei uns an den Tastaturen sitzen nur Menschen. Deshalb werden wir keinen für seine Fehler verdammen – wir können sie aber eingestehen und noch intensiver darauf achten, dass sie nicht wieder passieren. Nur ausschließen können wir sie leider nicht.

    Christopher ist neben seiner Tätigkeit bei uns auch als Autor für das von dir genannte Portal tätig. In unserem Team arbeiten angestellte sowie freie Journalisten, weshalb diese auch für andere Medien schreiben dürfen. Im vorliegenden Fall hat er leider einen falschen Kanal bedient, wodurch die Meldung fälschlicherweise über unsere App ausgespielt wurde – wie gesagt, das war alles andere als glücklich, ist nun aber passiert.

    Viele Grüße
    André Eichhorn
    Inhaber / Leitender Chefredakteur

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  11. @12: Keine Angst, ich bringe für Fehler viel Nachsicht auf; so etwas kann schon einmal passieren. Ich bitte aber auch um Verständnis, dass man bei so einer Nachricht am frühen Morgen erst einmal einen Schrecken bekommt, denn „fussball news“ ist wirklich eine ganz üble Seite, die nur Beiträge aus anderen Medien umschreibt und als eigene Produkte bewirbt. Mit Journalismus hat das nichts zu tun. Aber ich bin jetzt ja beruhigt, dass Ihr mit denen nichts zu tun habt.

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  12. sorry Alpi aber was ist das für ein gebabbel bitte ! Vor 24 Tagen haben wir Gladbach zuhause an die Wand gespielt, waren nur zu blöd ne Kiste zu machen. Mittlerweile treffen wir auch wieder die Bude. Wir gehen in das Halbfinale mit einem Erfolg, Gladbach mit einem Misserfolg warum sollte uns Gladbach überlegen sein ?

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