steubingNicht nur sportlich hat die Frankfurter Eintracht derzeit viele Baustellen zu bearbeiten. Auch neben dem Platz gibt es viel zu tun. Ob Nachfolger-Suche von Heribert Bruchhagen, die Prüfung neuer Modelle zur Kapitalerhöhung oder die bevorstehenden Neuwahlen des Präsidenten des Eintracht e.V. sowie des Aufsichtsrats der Eintracht AG. In den Führungsgremien der SGE rauchen derzeit die Köpfe, wie die zukünftige Ausrichtung des Klubs aussehen kann. Einer, der als Aufsichtsratsmitglied der AG und Verwaltungsrat des e.V. einen tieferen Einblick hat als viele andere, ist Wolfgang Steubing. In einem großen FAZ-Interview sprach der 65-Jährige nun über die Probleme und Chancen der Eintracht.

Steubing, der selbst 3,5 % der Anteile an der Eintracht AG besitzt, sieht strukturelle Probleme bei den Hessen unter anderem in der engen Verknüpfung zwischen e.V. und AG. „Wenn der eine krank ist, hat der andere Lungenentzündung“, beschreibt er das komplizierte Verhältnis, das sich aber durch die Ernennung Axel Hellmanns zum Finanzvorstand schon ein bisschen verbessert habe. Obwohl Steubing die Eintracht strukturell durchaus ordentlich aufgestellt sieht, hält er einen Wettstreit mit Bayern München, Borussia Dortmund und Co. für unrealistisch. Bei der Frage nach einer vernünftigen Zielsetzung hält er es deshalb mit Heribert Bruchhagen. „Wo die großen Etats sind, sind auch die großen Spieler. Ich wäre mit Mittelmaß zufrieden“, meint er.

Mit Blick auf die potenziell finanzstarken Aufsteiger RB Leipzig oder Ingolstadt sieht der Börsenmakler im Ruhestand Probleme auf die Eintracht zukommen. „Wir müssen uns mächtig strecken, um ein bisschen dagegenzuhalten. Und wir müssen dagegenhalten, ansonsten werden wir das sportliche Mittelmaß noch nicht mal halten“, mahnt Steubing. Mögliche Investorenmodelle wie sie an anderen Bundesliga-Standorten umgesetzt werden, schließt er für die Eintracht jedoch aus. „Dazu muss man sagen, dass die Eintracht dank der hervorragenden Arbeit der Gremien noch alle Rechte in der Hand hat. Wenn sie zum HSV oder zu Hertha BSC gucken, da ist ja alles auf Jahrzehnte verpfändet.“, beschreibt er die Risiken.

Auf der Suche nach strategischen Partner sei die Eintracht dennoch – nur in anderer Form: „Wir suchen klassische Geldgeber und Anleger. Wir suchen nach Kapital, das unsere Eigenkapitalbasis stärkt, um mit diesem Geld die Sportlichkeit zu verbessern. Die Ausschüsse sind gerade damit befasst.“ Der Verkauf von Anteilen spielt dabei indes keine Rolle. Da in Deutschland die 50+1-Regel gilt und der e.V. nur noch 63 % der Anteile hält, stünden ohnehin nur 12 % zum Verkauf. Die Eintracht hofft, auf ihrem geplanten Weg einen zweistelligen Millionenbetrag zu generieren, der von mehreren Anlegern gestemmt werden soll, um sich nicht abhängig zu machen. Als Gegenleistung seien eine klassische Verzinsung oder ein Modell einer Gewinnbeteiligung im Erfolgsfall im Gespräch.

Dass ein Stadionkauf langfristig für eine finanzielle Entlastung sorgen würde, glaubt Steubing übrigens nicht. „Wir müssen eher ein Wörtchen mitreden, wenn es um das Betreiben des Stadion geht, um dann zu profitieren“, so der 65-Jährige. Ein weiteres oft angesprochenes Problem, die Zurückhaltung der ansässigen Banken bei der Unterstützung der Eintracht, sieht Steubing hauptsächlich in der Bankenkrise begründet.

Wie lange er selbst noch bei der SGE mitmischt, hängt auch von den Aufsichtsrats-Wahlen im kommenden Juni ab. Für das Gremium selbst ist das allerdings noch Zukunftsmusik. Auch etwaige Machtkämpfe im Vorfeld finden bis dahin nicht statt. „Wir wollen nicht nachlassen. Wir arbeiten bis zum letzten Tag“, verspricht Steubing. Etwas ungemütlicher droht da schon die Präsidenten-Wahl im e.V. am 25. Januar zu werden, wo Peter Fischer mit Reiner Schäfer überraschend einen Gegenkandidaten bekommen hat. „Gott sei dank haben wir mal wieder zwei Kandidaten. 28.800 Mitglieder und nur ein Kandidat, das ist eine Fehlentwicklung in sich“, sieht das Aufsichtsrats-Mitglied die Schäfer-Kandidatur positiv. Dennoch mahnt Steubing sowohl bei der Präsidenten-Wahl als auch bei der Suche nach einem Nachfolger für Heribert Bruchhagen zur Besonnenheit: „Was wir brauchen, ist Einheit und Ruhe!“

Letzteres schätzt der langjähriger Partner der Eintracht übrigens besonders an Thomas Schaaf. „Er ist ein seriöser Arbeiter, der sehr realistisch an die Dinge herangeht. Ich wünsche mir, dass er lange bleibt“, lobt Steubing den neuen Trainer. Für die Fans bleibt zu hoffen, dass die sportlichen Verantwortlichen sowie die Vereins-Gremien ihre zahlreichen Baustellen bald geschlossen bekommen und das Gespür besitzen, jetzt die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen.

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