Fliegend geht Lukas Hradecky seiner Arbeit im Eintracht-Training am liebsten nach.
Fliegend geht Lukas Hradecky seiner Arbeit im Eintracht-Training am liebsten nach.

Lukas Hradecky hat in seinem Beruf momentan wenig zu beklagen und geht derzeit mit Freude seiner Arbeit nach. Am Mittwoch aber war das ein wenig anders, denn da durfte er keine Bälle fangen, die er sonst wie gewohnt von Torwart-Trainer Moppes Petz um die Ohren gehauen bekommt. Das sei „ein wenig langweilig für mich“ gewesen, sagte der Finne nach dem Geheimtraining. Dennoch weiß er aber natürlich, dass Taktikschulung im Fußball genauso dazugehört, wie sich beim Torwarttraining in den Dreck zu werfen. Seit dem Trainer Niko Kovac das Zepter bei der Frankfurter Eintracht schwingt, stehen Trockenübungen noch häufiger auf dem Plan als es vielleicht vorher der Fall war. Mittlerweile dürfte jeder im Stadtwald mitbekommen haben, wie detailliert der Kroate seine Mannschaft auf den nächsten Gegner vorbereitet. Da die Arbeit in den ersten vier Spielen der Saison mit zehn Punkten schon reichlich Früchte getragen hat, sei die Videoanalyse „aber nicht so schlimm“, wie Hradecky schmunzelnd anfügt. Ohnehin sei es aufgrund der derzeitigen Situation „einfacher aufzuwachen und zum Training zu fahren“, daran ändert auch ein trockenes Taktiktraining nichts.

Marcel Daum und Sebastian Zelichowski, die beiden Videoanalysten der Eintracht, haben also wie jede Woche wieder Material zusammengeschnitten, in denen der kommende Gegner SC Freiburg bis ins Mark seziert wurde. „Wir können uns jetzt ein Bild machen“, sagt Hradecky. Besonders für die Ausländer sei das hilfreich, denn viele von ihnen werden beim Auftritt im Breisgau Neuland betreten. Behilflich dabei, dass sich die Eintracht im ehemaligen Schwarzwald-Stadion zurecht findet, ist nicht nur das Trainerteam, sondern auch Johannes Flum, der in jungen Jahren das Fußball spielen an der Dreisam gelernt hat. So klärte der gebürtige Schwarzwälder seine Mitspieler beispielsweise schon über die Stimmung im engen Stadion auf. Darauf freut sich Hradecky bereits, denn: „Ich spiele am liebsten wenn Energie und Leidenschaft hoch sind.“

Einer, der beim Kick in Freiburg auch gerne teilnehmen würde, ist der derzeit unpässliche Abwehrchef David Abraham, der sich im letzten Spiel gegen Hertha BSC Berlin eine Verletzung am Innenband des linken Knies zugezogen hat. Wenn der Argentinier im Breisgau dabei sein könnte, würde das auch Hradecky zugute kommen, denn mit Abrahm harmoniert der Finne im Verteidigungsverbund prächtig. „Bei ihm weiß ich, wann ich aus dem Tor raus muss und wann nicht“, sagt der Torwart zum Zusammenspiel mit dem Innenverteidiger. Aber auch mit seinen neuen Kollegen klappt das Miteinander auf dem Feld schon gut. „Die Harmonie ist mit allen da“, beschreibt Hradecky die Zusammenarbeit mit seinen Vorderleuten. Michael Hector sei zwar ein anderer Spielertyp, doch habe er sich schon gut ins Team eingegliedert. Ein großes Lob hatte Hradecky für den dritten Innenverteidiger in den Reihen der Eintracht übrig, denn Jesús Vallejo habe ihn besonders überrascht: „Jetzt weiß ich, warum Real Madrid fünf Millionen Euro für ihn bezahlt hat. Er hat ein Blick für das Spiel, Ballkontrolle und eine gute Passschärfe. Und das mit gerade mal 19 Jahren. Im Moment ist er unser bester Abwehrspieler.“

Im Frankfurter Stadtwald hofft man natürlich, dass das so bleibt, denn die Abwehr ist momentan ein wichtiges Mosaiksteinchen im Gebilde der Eintracht und hat großen Anteil am derzeitigen Höhenflug. In den ersten vier Spielen war die Verteidigung ziemlich Sattelfest und hat sich nur zu wenigen Fehlern hinreißen lassen. Gegen Berlin sah das ein bisschen anders aus. Das sehen Spieler und Trainer genauso und darauf wurde auch bei der Videoanalyse hingewiesen. „Gegen Hertha gab es Dinge, die wir verbessern müssen.“ Man sei beim zweiten und dritten Gegentor zu weit weg vom Gegenspieler gewesen. Trainer Kovac habe das angesprochen und seinen Mannen bei der Taktikschulung folgendes mit auf den Weg gegeben: „Wir dürfen nicht abschalten, wenn wir in der Tabelle oben bleiben wollen.“ Hradecky hat recht, wenn er sagt, dass man sich so etwas in der Bundesliga nicht erlauben dürfe, denn in Deutschlands höchster Spielklasse „bekommst du nichts geschenkt.“

Lukas Hradecky hält hier die drei Punkte gegen Schalke fest.
Lukas Hradecky hält hier die drei Punkte gegen Schalke fest.

Auch deswegen wurde in der Vorbereitung hart gearbeitet. Besonders im konditionellen Bereich wurde geackert. Dies sei schon ein Hinweis darauf gewesen, „dass wir besser spielen werden“, führt Hradecky aus. So habe man den FC Schalke 04 aufgrund der besseren Kondition geschlagen. Für den Finnen sei das Spiel gegen den Ruhrpott-Klub in der noch jungen Saison bis jetzt das beste gewesen: „Gegen Leverkusen waren wir auch gut, gegen Schalke musste ich aber nur eine Parade machen. Das freut mich als Torwart und zeigt, dass die Mannschaft gefestigter und weiter ist als letzte Saison.“ Der gute Saisonstart bestätigt seine Aussagen.

Abheben wird deswegen aber keiner. Zu präsent sind noch die Erinnerungen an die katastrophale letzte Saison. Diese „sollte für uns eine Lehrstunde sein“, mahnt der Keeper. Trainer Kovac trage aber dafür Sorge, dass die Mannschaft „mit beiden Beinen auf dem Boden“ bleibe und nicht „zu hoch fliegt.“ Dennoch wagt es Hradecky, wenigstens ein bisschen zu träumen: „Natürlich gibt es Träume, natürlich macht man sich Gedanken, vielleicht nächstes Jahr in Europa zu spielen.“ Freilich weiß der Torhüter aber auch, dass man dafür noch eine Menge Punkte sammeln muss. Somit kann Hradecky die derzeitige Situation realistisch einschätzen: „Wir genießen die aktuelle Situation, aber wir wissen, wie schwer es noch werden wird.“ So schwinden seine Träume wieder im gleichen Atemzug, denn er fügt an: „Das ist ein Traum und bleibt ein Traum.“ Das ändert aber nichts am derzeitigen Rückenwind, den die Eintracht momentan genießen darf. Den sollte man nutzen, um auch die kommenden Herausforderungen zu meistern, was nicht ganz einfach werden wird, wie sich im Spielplan zeigt.

Denn die kommenden vier Partien sind weiß Gott keine leichten Aufgaben. Nach dem Auswärtsspiel im Breisgau wartet nach der Länderspielpause der Branchenprimus Bayern München auf die Hessen, bevor es zweimal wieder in die Ferne geht. Zum einen trifft die SGE dort auf den angeschlagenen Hamburger SV, bei denen mit Markus Gisdol ein neuer Trainer an der Seitenlinie steht, zum anderen geht es ins Rheinland zu Borussia Mönchengladbach. Somit hat das Auswärtsspiel beim SC Freiburg durchaus einen richtungsweisenden Charakter. „Es wäre doch super mit elf oder 13 Punkten gegen Bayern zu spielen“, blickt Hradecky voraus. Das sei eine „tolle Motivation, denn wir hätten dann ein kleines Topspiel gegen die Bayern.“ Voraussetzung dafür wird aber sein, dass man auch beim mit sechs Punkten gestarteten Aufsteiger SC Freiburg etwas holt. Erst danach lässt sich vielleicht erahnen, wohin die Reise in naher Zukunft vielleicht gehen könnte. Gegen ein Topspiel im Duell gegen den Rekordmeister, hätte aber wohl niemand etwas im Eintracht-Umfeld einzuwenden.

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5 Kommentare

  1. Eine kurze off Topic frage: ich bin über das lange Wochenende in Hamburg. Gibt es eine Eintracht freundliche Kneipe/bar im Stile des max in Köln, in der man auf Gleichgesinnte trifft?

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  2. „Wir dürfen nicht abschalten, wenn wir in der Tabelle oben bleiben wollen.“ Kovac gefällt mir immer wieder. So ein Satz sagt ne Menge aus, über seine Denkweise und den Anspruch.

    „Gegen Leverkusen waren wir auch gut, gegen Schalke musste ich aber nur eine Parade machen. Das freut mich als Torwart und zeigt, dass die Mannschaft gefestigter und weiter ist als letzte Saison.“ Stimmt, was er sagt. Defensiv stehen wir gut, aber gegen Schalke war das noch besser. Vor allem, da wir da ja zeitweise nur zu zehnt waren

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