CaioLaktattests bei Eintracht Frankfurt hatten vor einigen Jahren noch einen überaus großen Unterhaltungswert. Der Hauptgrund dafür hatte vier Buchstaben und kam gebürtig aus Brasilien: Caio – der mit 3,8 Millionen Euro bis heute teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte. In der Winterpause der Saison 2007/08 kam der damals noch 21jährige von Palmeiras Sao Paulo an den Main. Die Fans der Hessen lechzten nach einer solchen Verpflichtung, für sie war schnell klar, dass an diesem Mann kein Weg mehr vorbeiführen dürfte. Und als er dann auch noch am 25. Spieltag gegen Energie Cottbus eingewechselt wurde und die Partie am Gründonnerstag mit einem fulminanten Schuss und einer tollen Vorlage für Marco Russ zu einem 2:1 drehte, gab es für den Anhang keine Zweifel mehr an dem großen Talent des offensiven Mittelfeldmannes. Bittererweise erwies sich dieser Transfer in der Nachbetrachtung als großer Flop und ein bitteres Minusgeschäft für die Hessen. In seinen viereinhalb Jahren bei der Eintracht kam er auf 88 (dabei oft eingewechselt) von 153 möglichen Bundesligapartien. Vier Trainer versuchten ihn in die Spur zu bekommen: Neben Friedhelm Funkel waren dies Michael Skibbe, Christoph Daum und Armin Veh. Doch alle scheiterten daran, Caio, den Mann, der – fast schon gebetsmühlenartig von den Fans gepredigt – „einfach mal fünf bis sechs Spiele am Stück“ brauche, vollends zu integrieren.

Fast schon kultig wurden in diesen Jahren die ansonsten so unspektakulär verlaufenden Laktattests. Bei diesem Test soll der Leistungsstand des Sportlers aufgezeigt werden. Das Laktat ist ein Salz der Milchsäure, die wiederum ein Stoffwechselendprodukt ist. Zunächst wird der Ruhepuls festgestellt, danach vom Ohrläppchen ein Tröpfchen Blut entnommen. Daraus wird später der Laktatwert ermittelt. Daran anschließend beginnt der Lauf mit einer konstanten Geschwindigkeit. Diese wird vorgegeben und gesteuert. Bei zu hohem oder zu niedrigem Tempo wird dies dem Sportler weitergegeben und gegebenenfalls Korrekturmaßnahmen ergriffen. Nach Ablauf der festgelegten Rundenzahl kommt es erneut zu einer Messung der Pulsfrequenz und Abnahme eines Tropfens Blut. Anschließend müssen die Profis wieder laufen, dieses Mal aber mit höherer Geschwindigkeit. Dies wird so lange fortgesetzt, bis der Sportler die vorgegebene, stets wachsende Geschwindigkeit, also die Belastung, nicht mehr laufen kann. Abschließend wird erneut die Herzfrequenz und die Laktatkonzentration gemessen. Die Messung des Laktat zeigt, bei welcher Belastungsintensität die Belastungsschwelle erreicht wird und somit der Körper mehr Laktat bildet als er verbraucht.

Was den Fan in der Vergangenheit oft nur periphär interessiert, bekam ab Sommer 2008 eine ganz neue Bedeutung. Caio kam nicht nur unfit, sondern auch noch mit 6 Kilogramm zu viel Gepäck auf den Hüften aus dem Heimaturlaub zurück. Die zwei in der Vorbereitung stattfindenden Laktattests musste der Mittelfeldmann dann auch frühzeitig abbrechen, schon nach 3 x 400 Meter war Schluss für den Südamerikaner. Für ihn kam es einer Erlösung gleich, als Michael Skibbe 2010 den Laktattest abschaffte. Aktuell kann man sich kaum noch vorstellen, dass es einen Bundesligaspieler gibt, der bei diesem Leistungstest wirklich durchfällt. Die Eintrachtprofis absolvieren in diesen Minuten am heutigen Dienstag einen Laktattest. Eine große Berichterstattung, wie sie noch in den Jahren 2008 bis 2010 betrieben wurde, ist dabei nicht zu erwarten. Erwähnenswert aber ist, dass Thomas Schaaf einen Testspieler begrüßen darf. Der Coach begutachtet, ob Alfred Koroma Shams die Hessen weiterbringen kann. Der Nationalspieler der Amerikanischen U23 Nationalmannschaft spielt aktuell bei Austin Aztex in der drittklassigen United Soccer League. Über die Stationen Solar SC, Akron Zips, South Methodist, Fluminense B und SC Internacional Porto Alegre B landete er schließlich bei Austin in Texas. Der erst vor wenigen Wochen 21 Jahre alt gewordene Shams bekleidet die Position des Mittelstürmers.

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5 Kommentare

  1. Es ist ja nichts außergewöhnliches, Aspiranten zu testen und es entstehen ja auch keine großen Kosten. Aber, mit Spielern aus den USA haben wir bisher durchaus wenig Glück gehabt. Wir suchen Fußballer, die uns nach vorne bringen und keine Eishockeycracks, Football- oder Basketballspieler aus Amerika. Es ist natürlich mehr als wünschenswert, dass sich die Erfolgsquote bei Neuverpflichtungen für uns verbessert. Davon müsste eigentlich ausgegangen werden, wenn man z.B. das „Schnäppchen“ Madlung so einfach ziehen lässt. Ein Vorbildprofi, der ohne öffentliches Murren den Platz auf der Reservebank akzeptiert, gewissenhaft trainiert und im Nominierungsfall Leistung bringt. Bin sehr gespannt, wer tatsächlich für ihn kommen und leistungsstärker sein wird.

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  2. Mal schauen, was der Junge drauf hat. Erinnert mich von seiner Art her wie ein Zwischending zwischen Idrissou und Adebayor. Weiß nicht, ob das der ideale Stürmer für uns ist. Aber wenn er das Potenzial haben sollte, kann man eigtl nicht viel verkehrt machen!

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  3. Mmh…… auch nur 1,80m, atemberaubende Szenen sind im Video nicht zu erkennen, alles etwas steif und gegen teils total überforderte Gegner leicht ausschauend………da wäre mir der viel agilere Kadlec weiterhin lieber, gerade wenn man die bereits investierte Summe miteinbezieht.

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