Fredi Bobic will mit der Eintracht weiter nach oben. Gemeinsam mit Leader Boateng.

Wenn die Frankfurter Eintracht am Dienstagabend auf den Hamburger SV trifft, dann ist es nicht nur der Abschluss der „Treffen mit der Ex-Wochen“ von Coach Niko Kovac. Es ist auch das Aufeinandertreffen von Sportvorstand Fredi Bobic und seinem Vorgänger bei der SGE, Heribert Bruchhagen, der mittlerweile für den HSV tätig ist. Der, der die launische Diva konsolidiert und auf wirtschaftlich gesunde Füße gestellt hat, trifft auf den Macher, der die Steine in Frankfurt gehörig umgedreht hat.

Glaube an Kovac-Verbleib – mühsame Lobbyarbeit nach Amtsantritt

In den letzten Wochen und Monaten wurde immer wieder darüber berichtet und geschrieben, wieviel Veränderung Fredi Bobic bei der Eintracht bewirkt hat und wie sich der Blick auf den Sportvorstand verändert hat. Gleichzeitig hat sich aber auch die Wahrnehmung der Sportgemeinde gewandelt. Man ist wieder wer. Das wird nicht zuletzt dadurch deutlich, dass Trainer, aber auch Spieler Begehrlichkeiten bei anderen Klubs geweckt haben. So auch Niko Kovac, dessen Name zuletzt sowohl beim BVB als auch bei den Bayern gehandelt wurde. Doch die Perspektive stimmt eben, wie Bobic im Gespräch mit dem „Kicker“ deutlich macht: „Wir haben ein gutes Gefühl bei ihm. Er weiß es auch sehr zu schätzen, dass er hier damals die Chance bekommen hat – und wir jetzt gemeinsam etwas aufbauen und entwickeln können.“ Der Kroate habe bei der Eintracht, wie vermutlich kaum anderswo, die Chance, selbst Strukturen zu schaffen und zu prägen: „Wir können bei der Eintracht aus etwas Kleinem etwas Größeres machen. Niko hat einen Vertrag bei uns. Da mache ich mir gar keinen Kopf.“

Einen Kopf musste sich Bobic allerdings gerade zu Beginn machen, als es darum ging, den Verein neu aufzustellen: „Wir mussten viel Lobbyarbeit leisten, ohne etwas zu versprechen.“ Man musste das Umfeld mitnehmen. Hinein in die Pläne und Visionen der neuaufgestellten Führung: „Ich habe immer nur erklärt, was wir für die Zukunft wollen, warum wir uns verändern müssen, um nicht zu verschwinden.“ Dafür wolle man vor allem die Region nutzen, auch wenn man ebenso international tätig ist, was die Suche nach weiteren Geldgebern betrifft: „Es gibt so viele Märkte, die man bedienen kann.“ Angst vor Investoren oder gar die Tradition zu verlieren, solle man nicht haben: „Die verkauft man doch auch nicht, Geschichte ist ein Pfund“, wie das Beispiel FC Chelsea gut zeige. „Tradition kann man auch bei Eintracht Frankfurt nicht einfach wegwischen.“ Und bei alldem hat die SGE ein großes Faustpfand, mit dem sie werben kann: „Jeder, den wir nach Frankfurt einladen und ins Stadion bringen, geht nach dem Spiel mit einem Lächeln raus, weil die Atmosphäre einmalig ist.“

Blick geht nach oben – Gesicht der Eintracht? Das Kollektiv

Das allerdings ist schon länger so. Die Verwaltung des Status Quo in allem anderen hätte langfristig aber zu Rückschritten geführt: „Wenn wir weitergemacht hätten, mit dem Gefühl, alles ist gut, wie es ist, wäre es schwierig geworden. Irgendwann muss man sich nach oben orientieren, um nicht rechts und links überholt zu werden.“ Die Folge waren vor allem auch personelle Entscheidungen auf allen Ebenen. Schließlich brauche man heutzutage „ein richtiges Team ums Team. Wir mussten Topkräfte holen.“ Vor allem in den Bereichen Analyse und Scouting habe man in der Zwischenzeit große Schritte gemacht: „Ich behaupte, dass wir mittlerweile im analytischen Bereich auf Champions-League-Niveau sind. Mit Jungs, die sich und auch mir alles abverlangen.“

Entsprechend gestärkt geht die Marke Eintracht Frankfurt aus diesem Prozess bereits heraus und Ziel ist es, sich auch von anderen Bundesligisten abzuheben. Anders zu sein. Doch wer oder was ist denn nun das Gesicht des Vereins? Analog zur Mannschaft auf dem Platz, kann Bobic auch dort nur das Kollektiv hervorheben: „Das sind wir alle.“ Vielmehr habe man gar keine Lust, diese Last auf eine Schulter allein zu hieven. Ob Kovac oder der Leader des Teams, Kevin-Prince Boateng. Beide seien vielmehr auf Ruhe bedacht. Eine Aussage, die vor allem bei Letzterem vor geraumer Zeit noch überrascht hätte: „Er ist ruhiger geworden und macht viele vernünftige Sachen.“ In den Gremien gab es in den ersten Gesprächen aber durchaus Vorbehalte gegen den 30-Jährigen: „Da hatte jeder eine Meinung zu ihm – dabei kennen ihn nur ganz wenige.“ Die Verantwortlichen allerdings kannten ihn. Die Kovac-Brüder und Bobic hatten schon allesamt mit ihm zusammengespielt: „Deswegen hatten wir gar keine Bauchschmerzen.“ Beim VfB Stuttgart ließen sich die Gremien nicht überzeugen, wie Bobic zugibt. Er hätte Boateng schon 2010 gerne ins Schwabenland gelotst, „aber da musst du einheitlich der Meinung sein.“ Bei Frankfurt waren sie es am Ende scheinbar. Zur Freude aller Beteiligten.

Bobic lobt Trainer und kritisiert das Schiedsrichterwesen

Niko Kovac hat eine gute Menschenkenntnis und in seiner Mannschaft eine Mischung gefunden, aus jungen, talentierten Spielern und erfahrenen Hasen. Und das in einem vielsprachigen, multikulturellen Team. Eine absolute Kür: „Ihn zeichnet ein unheimlich gutes Gespür für die Jungs aus. Darüber hinaus ist er sehr gradlinig und ehrlich.“ Daraus resultiere eine entsprechende Authentizität: „Die Jungs nehmen ihm ab, was er sagt.“ Darüber entscheide er stets aus einer Freiheit heraus und ist klar im Denken. Deshalb stehen die Chancen auch nicht allzu schlecht, dass sich der Coach weiter für das Projekt Eintracht begeistern lässt. Schließlich ist er selbst ein entscheidendes Puzzleteil: „Der Trainer ist eine ganz wichtige Person. Es gibt keinen Ersatz für den gleichen Typ.“

Selbiges gilt auch für Bobic, der zwar wie der Trainer einen Vertrag bis 2019 besitzt, aber keine Anstalten macht, den Verein zeitnah zu verlassen. Der ehemalige Nationalspieler ist jemand, der Professionalität fordert. Bei sich selbst, in seinem Verein, aber auch außerhalb. So setzt er sich auch für die Professionalisierung des Schiedsrichterwesens in der Bundesliga ein: „Wir können nicht mehr weitermachen mit diesem föderalen System. Das ist wie in der Schulbildung – eine Vollkatastrophe!“, machte Bobic deutlich klar. Die DFL müsse den Hut aufhaben und auch die Altersgrenze überdenken. Die liegt bekanntlich bei 46 Jahren. Bobic hätte also als Schiedsrichter schon ausgedient. Und als Sportvorstand? „Wenn ich merke, dass alle mitziehen, habe ich große Freude. Solange ich die spüre, zieht mich nie etwas weg. Frankfurt kann für mich richtig spannend werden.“

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2 Kommentare

  1. Was Bobic und das NKTT vorne mühsam-akribisch aufbauen, wird von den Ärschen der zündelnden Edelfangemeinde gleich wieder abgefackelt. Sollte der DFB seinen einstweiligen Konzessionskurs wieder ändern, werden zig- und hundertausende Fans u.U. davon mitbetroffen sein. Den federführenden unter den agierenden Schrumpfhirnen dürfte das nur allzu klar sein, da wohl Kalkül dahinter steht.

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