Kann Sportvorstand Fredi Bobic die Eintracht in eine erfolgreiche Zukunft führen?
Kann Sportvorstand Fredi Bobic die Eintracht in eine erfolgreiche Zukunft führen?

Fredi Bobic, seit Juni als Sportvorstand in Amt und Würden bei Eintracht Frankfurt, hat es in seiner Anfangszeit gewiss nicht leicht bei seinem neuen Verein. Er wurde und wird immer noch sehr kritisch gesehen. Viele trauen ihm nicht zu, dass er die Eintracht voranbringen kann. Noch bevor er seinen Dienst auf der Geschäftsstelle der Eintracht antrat, blies ihm schon mächtig Gegenwind ins Gesicht. Zu unerfolgreich war er in seiner Amtszeit in Stuttgart, lautete der Vorwurf. Auch seine Einschätzung, dass das Konstrukt RB Leipzig eine Bereicherung für die Liga sei, kam bei vielen nicht gut an. Man kann ihm da natürlich Böses unterstellen, aber ob das seine Absicht war, ist zu bezweifeln. Er sprach wahrscheinlich eher den sportlichen Aspekt an, was nicht heißt, dass er die Maschinerie dahinter gutheißen muss. Aber er hat sicherlich gelernt aus der Sache und wird sich da in Zukunft wahrscheinlich mehr Gedanken machen, wie er was sagt. Bobic, der vor seiner Zeit bei der Eintracht als Fernseh-Experte auftrat, ist eigentlich einer, der gerne redet, besonders über Fußball. In Frankfurt jedoch hält er sich vornehmlich im Hintergrund und tritt weniger vor die Mikrofone und Kameras. Er, so macht es den Eindruck, konzentriert sich im Stadtwald eher darauf, einen guten Job zu machen.

Der ehemalige Nationalspieler tritt da in große Fußstapfen, die sein Vorgänger Heribert Bruchhagen in der Geschäftsstelle des Vereins hinterlassen hat. Das weiß auch Bobic und bezeichnet Bruchhagen in einem Interview mit dem Radiosender „HIT RADIO FFH“ als eine „Legende der Bundesliga.“ Der Geist des Ostwestfalen schwebe immer noch durch die Räume der Eintracht-Geschäftsstelle. Dies liege auch an dem Sakko, dass Bruchhagen seinem Nachfolger überlassen hat. „Ob ich da mal reinwachse, wollen wir sehen. Auf alle Fälle hängt es wie ein Museumsstück im Büro.“ Seine Anfangszeit beschreibt Bobic als „aufregend“ und sagt dazu begeistert: „Es macht sehr viel Spaß bei Eintracht Frankfurt. Neues zu entdecken, neue Menschen kennen lernen.“ Das alles sieht der Sportvorstand positiv.

Bobic, der allein in Frankfurt lebt, da seine Ehefrau und seine jüngere von zwei Töchtern in Berlin geblieben sind, hat sich auch bei der Wohnungssuche an seinem Vorgänger orientiert. Von ihm habe er sich dabei inspirieren lassen. Wahrscheinlich keine schlechte Idee, denn Bobic sagt: „Ich habe eine gute Bleibe gefunden. Man schaut auf die Skyline, man schaut auf das Mainufer“, und vergleicht Frankfurt dabei mit seiner Lieblingsstadt New York. „Man fühlt sich sehr schnell heimisch. Die Internationalität gefällt mir.“ Die Stadt passe also auch zur Mannschaft, die ebenfalls international aufgestellt ist. Für diese Transferpolitik musste sich Bobic aber schon vieles anhören. Nicht nur Gutes. Viele Kritiker fragen sich, in welcher Sprache sich die Spieler der SGE wohl unterhalten. Wenn man Bobic’ Hintergrund kennt, dann kann man vielleicht verstehen, warum er darin nicht das große Problem sieht. Der Schwabe, geboren in Slowenien und aufgewachsen in Stuttgart, ist Sohn eines slowenischen Vaters und einer kroatischen Mutter. Somit kennt Bobic das Internationale von Haus aus nicht anders. „Wir haben alles gesprochen zu Hause. Meistens habe ich deutsch gesprochen und meine Eltern in ihrer Sprache. Das war lustig.“

Bobic ist sich sicherlich bewusst, dass das Experiment mit den vielen, jungen Internationalen auch scheitern kann. Doch er sagt, dass in erster Linie das Fundament stimmen müsse. „Das Fundament ist für mich das komplette Kompetenzteam: Vom Scouting über die Analyse, den Zeugwart bis zur Köchin. Wir müssen eine Strategie fahren,“ beschreibt er seine Aufgabe bei der Eintracht. Gemeinsam mit Trainer Niko Kovac und Sportdirektor Bruno Hübner hat er in der Sommerpause in Salzburg getagt und sich mit ihnen über die künftige Vorgehensweise beraten. Man hat der Eintracht daraufhin ein komplett neues Gesicht verpasst. Im Zuge dessen, wurde beispielsweise auch die Ernährung umgestellt. Er selbst versucht dies auch vorzuleben, denn: „Wenn wir es nicht vorleben, werden es die Spieler auch nicht machen.“ Doch ein gutes Vorbild zu sein, das schafft Bobic nicht immer: „Ich rauche. Das ist eine meiner Schwächen. Ich schaffe es nicht davon wegzukommen.“

Fredi Bobic im Jahre 2003 im Trikot von Hertha BSC Berlin.
Fredi Bobic im Jahre 2003 im Trikot von Hertha BSC Berlin.

Das hindert den 44-Jährigen aber nicht daran, konsequent seiner Arbeit nachzugehen. Er war da schon immer sehr zielstrebig. Nicht nur als Spieler, als der er mit der deutschen Nationalmannschaft 1996 Europameister in England wurde. Das war wohl sein größter Erfolg als Fußballer, doch Bobic hängt so etwas nicht zu hoch: „Fußballer reden gerne von Erfolgen in der Vergangenheit. Das ist ein Fehler. Denn die Niederlagen machen dich stärker für die Zukunft und über die sollte man auch reden.“ Denn dass nicht „jeder ein Topstar“ wird und sich den Traum vom Profi erfüllen kann, war ihm schon frühzeitig bewusst. Also absolvierte Bobic in jungen Jahren eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann. „Das ist die Basis für die Zukunft“, sagt er dazu und beweist seine Weitsichtigkeit. Ein weiterer Beleg dafür ist sein Praktikum bei der DFL, das er während seiner aktiven Karriere als Spieler absolvierte. Bobic ist nach eigenen Aussagen der erste Spieler, der das gemacht hat. Grundlos oder aus Langeweile hat er dies natürlich nicht getan: „Ich wollte einfach wissen, wie funktioniert die Deutsche Fußballliga.“ Nachdem er die Fußballschuhe an den Nagel gehängt hat, nahm Bobic dann ein Fernstudium im Bereich Sportmanagement auf, denn für ihn sei immer klar gewesen, mal im Management bei einem Fußballverein zu arbeiten. Trainer zu werden, kam für ihn nie in Frage. Das überlässt er lieber anderen.

Zum Beispiel Eintracht-Trainer Niko Kovac. Mit ihm spielte er schon zwischen 2003 und 2005 bei Hertha BSC Berlin zusammen in einer Mannschaft. Bobic beschreibt Kovac als „harten Spieler“, der sich genau wie Bobic selbst „alles erkämpfen“ musste. Schon damals in Berlin, wo sich die Familien der beiden „richtig gut kennen gelernt haben“, hatten die aktuellen Eintracht-Macher schon einen guten Draht zueinander. So gebe es „viele Parallelen, auch in der Denke“ zwischen Bobic und Kovac. Jetzt sind sie sich bei der Eintracht also wieder über den Weg gelaufen und machen gemeinsame Sache. Zusammen mit Sportdirektor Bruno Hübner versuchen sie, den Verein in erfolgreiche Fahrwasser zu manövrieren. Dabei beweisen sie viel Phantasie, wie Bobic schon öfters formuliert hat, zu der das Triumvirat aber auch gezwungen wird. Zu dieser nicht einfachen Situation sagt er: „Wir haben nicht viel Geld ausgegeben, wir haben nicht gejammert.“ Aufgrund der schwierigen Lage, bleibt der Schwabe auch bescheiden und hat sich als Ziel den Klassenerhalt gesteckt. Man wolle „so schnell wie möglich 40 Punkte“ haben. Bobic liegt richtig, wenn er die Trauben nicht zu hoch hängt und sagt: “Erfolg wird nicht nur durch Titel definiert.“ Erfolg sei auch „aus seinen Möglichkeiten das Beste zu rauszuholen.“

Am Samstag gegen Schalke hat das schon gut geklappt, aber deswegen in Euphorie ausbrechen, werde er „mit Sicherheit nicht.“ Man habe sich den Sieg natürlich gewünscht und man sei danach auch „total Glücklich.“ Doch fügt Bobic an: „Wir heben jetzt nicht vom Boden ab. Es ist einfach ein guter Beginn und das tut der jungen Mannschaft und dem Trainerteam und allen, die ihr Herz bei der Eintracht haben, gut.“ Ausruhen wird sich Bobic also erst einmal nicht. Das kann er sich auch nicht erlauben. Schließlich gilt es, nach dem Weggang von Luc Castaigons zu Sporting Lissabon, bei der Suche nach einem Ersatz wieder einmal viel Phantasie an den Tag zu legen.

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3 Kommentare

  1. zu beneiden ist er sicher nicht.
    seine aufgabe ist quasi aus scheiße gold zu machen und ohne kohle ne bundesliga mannschaft zu formen.
    also selbst wenn das ganze schief gehen sollte, sollte man nicht gleich alles an ihm fest machen.
    die „fehler“ haben wir bereits in der vergangenheit begangen.

    also kann er eigentlich nur „gewinnen“.
    würde mich freuen

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  2. Schlechter als in den letzten 22 Jahren kann es für einen Referenzverein des Rhein-Main-Gebiets (welches sich nicht hinter den Manchesters und Mailands Europas verstecken muss) eigentlich nicht laufen, von daher kann es insgesamt in den nächsten Jahren eher besser werden. Nur Bayern und Dortmund haben überragende Kader, und Mönchengladbach hat gezeigt, dass man auch nach langen Jahren untendrin wieder zu den Top 6 aufsteigen kann. Ich tippe darauf, dass Bobic es dauerhaft mit schafft, die Eintracht wieder zu den Top 9 Clubs der Bundesliga zählen zu lassen, so wie es bis 1996 der Fall war.

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  3. Ich weiß nicht warum, aber Kovac und Bobic reißen mich derzeit emotional noch nicht vom Hocker. Aber das müssen sie auch nicht! Bisher wirkt deren Arbeit aus der Distanz wohltuend organisiert und strukturiert. Bisher bin ich positiv überrascht! Der Sieg gegen Schalke sorgt natürlich für aktuell sehr positive Stimmung, aber man sollte 100 Tage arbeit nicht an einem Spiel fest machen. Trotzdem habe ich seit langem mal wieder den Eindruck, dass es in die richtige Richtung geht. Weiter so!

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