06.01.2015, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtNachdem wir gestern im ersten Teil unserer Vorausschau auf die Rückrunde u.a. die Probleme im defensiven Mittelfeld, die sich aus einem Ausfall Makoto Hasebes ergeben könnten, betrachtet haben, richten wir heute den Fokus auf die Abwehrarbeit und widmen uns der unvermeidlichen Frage nach einem möglichen Einbruch in der Rückrunde. Denn auch wenn die Erinnerung schwer fällt: Vor mittlerweile vier Jahren waren wir nach einer tollen Vorrunde ähnlich euphorisch wie jetzt. Was dann kam, ist hinreichend bekannt …

Aber immer der Reihe nach. Werfen wir zunächst einen Blick auf die aktuelle Zusammenstellung des Kaders und die Herausforderungen, die während der Vorbereitung auf Mannschaft und Trainerteam warten.

Chance: Im Trainingslager am Feintuning arbeiten. Es hat ja wohlweislich einige Zeit gedauert, bis die Mannschaft und der neue Trainer Schaaf zusammengefunden hatten. Beide Seiten mussten erst gemeinsam durch die „Herbstkrise“ gehen und diese überwinden, um ein einheitliches Verständnis von Taktik und Spielsystem zu finden. Die Abkehr vom unter Armin Veh praktizierten Kurzpassspiel war der Mannschaft nicht zu vermitteln, sodass die gegenwärtige Spielauffassung und das Auftreten des Teams als gelungene Kombination Vehscher und Schaafscher Elemente bezeichnet werden kann. Die Rückrundenvorbereitung und insbesondere das Trainingslager in Abu Dhabi bieten nun die Gelegenheit, das Spielsystem zu verfeinern und an Schwachstellen zu arbeiten: dem Defensivverhalten insgesamt, der Rückwärtsbewegung bei Ballverlusten, der Zuordnung bei Standardsituationen und dem Umschaltspiel.

06.01.2015, Fussball, 1. BL, Training Eintracht FrankfurtRisiko: Ausfälle im Abwehrverbund. Die Deckung und das Abwehrverhalten der Eintracht standen in jüngster Zeit wiederholt im Zentrum der Kritik – was angesichts von 34 Gegentreffern keineswegs verwundert. Allerdings wäre es nicht fair, dies in erster Linie der Abwehr anzulasten. Ganz im Gegenteil: Die Innenverteidigung mit Anderson und Russ spielte insgesamt eine ordentliche Vorrunde, und auch Chandler und Oczipka haben sich nach anfänglichen Problemen deutlich gesteigert. Die Gegentreffer resultierten in der Regel nach leichten Ballverlusten in der Vorwärtsbewegung oder durch Unaufmerksamkeiten bei Standardsituationen. Sollte der jetzige Abwehrverbund auf einer oder zwei Positionen durch Verletzungen langfristig geschwächt werden, wären die Auswirkungen auf das Mannschaftsgefüge nicht absehbar.

Chance: Rückkehr der Langzeitverletzten. In den vergangenen Wochen war das Lamentieren über die vielen Kurz-, Dauer- und Langzeitverletzten kaum mehr zu vernehmen, deshalb sei an dieser Stelle die Liste der Rekonvaleszenten noch einmal aufgeführt: Mit Valdez, Trapp, Djakpa, Gerezgiher, Zambrano, Waldschmidt, Rosenthal, Wiedwald fielen acht Spieler über Monate aus, Chandler, Flum und Aigner zu Beginn der Saison über Wochen. Die Aufzählung der kurzzeitigen Ausfälle wollen wir uns an dieser Stelle ersparen. Mit Ausnahme von Djakpa werden in den nächsten Wochen alle verletzten Spieler zurückkehren und den Konkurrenzkampf weiter beleben. Angesichts dieser Personalsituation ist die Entscheidung der sportlichen Leitung, auf Neuverpflichtungen im Winterschlussverkauf zu verzichten, durchaus nachvollziehbar. Und sollte die Verpflichtung von Aleksandar Kovacevic – wie gestern gemeldet – tatsächlich realisiert werden, wäre die sich durch einen Ausfall Hasebes ergebende Lücke auch möglicherweise geschlossen.

Risiko: Überzogene Erwartungshaltung. Seien wir ehrlich: Nach dem überzeugenden Aufschwung in der zweiten Vorrundenhälfte gehen wir alle davon aus, dass die Eintracht den Hurra-Fußball der letzten Begegnungen mit Spektakel und Offensivfeuerwerk in der Rückrunde fortsetzen wird. Allerdings haben die jüngsten Auftritte unserer Jungs auch gezeigt, dass das Spiel der Eintracht sehr risikobehaftet ist und Rückschläge einkalkuliert werden müssen. Da aber nicht wenige Spieler und wohl die große Mehrheit der Fans den Begriff „Europa“ immer wieder im Munde führen, muss davon ausgegangen werden, dass die Erwartungshaltung in den letzten Wochen deutlich gestiegen ist und die Stimmung im Falle des Misserfolgs umschlagen könnte.

05.01.2015, Fussball, 1. BL, Laktattest Eintracht FrankfurtChance: Thomas Schaaf ist nicht Michael Skibbe. Jeder Eintracht-Fan hat die Saison 2010/11 für den Rest seines Lebens auf der Festplatte seines Gedächtnisses gespeichert. Nach einer starken Hinrunde mit 26 Punkten brach die SGE völlig ein und musste am Ende der Spielzeit den Weg in die Zweite Liga antreten. Ist ein solches Szenario in diesem Jahr wieder möglich? Angesichts des Charakters der Mannschaft, der Kampfkraft und Willensstärke ist man geneigt zu sagen: Nein! Auch wenn durch Verletzungen, Sperren und Formtiefs manche Risse durch das intakte Mannschaftsgefüge möglich sind, haben die Spieler nach der „Herbstkrise“ unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, sich selbst aus einer bedrohlichen Lage zu retten. Vor allem aber: Mit Trainer Thomas Schaaf hat die Eintracht einen erfahrenen und sturmerprobten Fahrensmann an Deck, der mit seinem Team durchaus Fehlentwicklungen rechtzeitig begegnen kann.

Fazit: Was ist in der Rückrunde möglich? Die Eintracht hat uns in der Vorrunde vielfach überrascht – einige Male negativ, in letzter Zeit aber überwiegend positiv. Deshalb sind Prognosen schwer möglich. Aufgrund der Einstellung von Mannschaft und Trainerteam ist eine Wiederholung des Traumas von 2011 nahzu ausgeschlossen. Ob eine Schnuppern an den Plätzen, die zur Teilnahme an der Europa League berechtigen, möglich ist, hängt in erster Linie davon ab, ob die Stärken der Vorrunde (Offensivstärke, Treffsicherheit des Duos Meier/Seferovic, Effizienz) bewahrt und die vorhandenen Schwächen in der Rückwärtsbewegung und bei Standardsituationen behoben werden können. Sollte dies gelingen und die Eintracht überdies vom Verletzungspech verschont bleiben, dann ist sogar das Ziel „Europa“ im Bereich des Möglichen.

 

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3 Kommentare

  1. Platz 12 ohne jegliche Abstiegsangst zwischendurch, wäre top! M. E. wird mit Valdez (trotz Indianerfleisch) erst im April gerechnet und Wiedwald ist nicht monatelang (3 Spiele?) verletzt gewesen, aber ansonsten stimmiger und gelungener Beitrag 🙂

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  2. also angesichts der vielen wiedrigkeiten in der hinrunde (v.a. verletzungen, schiedsrichterentscheidungen)
    stehen wir beachtlich gut da. die manschaft hat charakterstärke gezeigt und ein schaaf ist wahrlich nicht skibbe.
    wie auch immer; da nicht alles schlechte abgestellt werden kann (wir sind ja auch nicht bayern münchen und irgendwas
    gibts ja immer) rechne ich einfach mal mit einem gesichtern mittelfeldplatz.
    sollten aber mal die meisten spieler fit bleiben (kreuzigt mich, aber das hat oft eine große auswirkung – man hat u.a. in gladbach,
    dortmund und sogar bei den bayern gesehen, was das fehlen eines einzigen spielers allein schon ausmachen kann, und wir
    waren da ja echt gebeutelt)
    und die schiedsrichter einigermaßen passabel pfeifen (wäre ja mal an der zeit), dann wäre sogar ein wurf nach europa
    möglich.

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  3. … und nüchtern betrachtet sind es auch nur 4 Punkte bis Platz 4
    ich denke, das uns die Herbstkrise längerfrisitg stark gemacht hat und mit den zurück kehrenden Spielern das Niveau nochmals steigen kann… demzufolge werden wir desöfteren 1 Tor mehr erzielen als der Gegner!

    Guter Beitrag, wie auch bereits der erste… Danke!

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