Tuta ist diese Saison eine wichtige Stütze der SGE-Abwehr: (Foto: IMAGO / HMB-Media)

Noch vor der laufenden Saison galt Eintracht-Innenverteidiger Tut zumindest als Wackelkandidat, viele sahen im 24-Jährigen sogar einen Wechselkandidaten. Zu wechselhaft waren die Leistungen vor allem in der zweiten Hälfte der vergangenen Spielzeit, zu oft präsentierte sich der Rechtsfuß zu unbeständig und fehlerhaft.

Nach zwölf Spieltagen in der aktuellen Saison hat sich dieses Blatt aber gewendet, der Brasilianer ist voll in Form und einer der Hauptgründe, warum die Hessen defensiv deutlich stabiler sind als in der vergangenen Saison und überzeugt sowohl als Innenverteidiger in der Dreier-Kette als auch als Rechtsverteidiger in der Viererkette.

In der „Bild“ äußerte sich der 24-Jährige nun vor (!) der 1-2-Niederlage gegen den Vfb Stuttgart über die aktuelle Saison und betonte, dass er zwar zufrieden mit der Spielzeit sei, aber noch Verbesserungspotenzial sehe: Für den großen Umbruch im Sommer sind wir sehr gut unterwegs. Aber wir haben das Gefühl, es hätte noch ein bisschen besser sein können. Es gab Spiele, in denen wir nah dran waren, zu gewinnen.“ Er habe große Lust auf den Rest der Spielzeit: „Der Trainer macht uns heiß, sagt immer: ‚Für euch gibt es kein Limit!‘ Ich glaube, wir haben noch viel vor uns diese Saison.“ Er verglich die Situation der Hessen mit der von vor zwei Jahren. „Ich würde es mit der ersten Saison unter Oliver Glasner vergleichen, als wir am Ende die Europa League gewonnen haben. Da war es ähnlich. Es hat gedauert, bis sich die neuen Spieler an die Liga gewöhnt haben, was völlig normal ist. Der Trainer hat die Philosophie, mehr Ballbesitz zu haben. Dafür haben wir jetzt auch die richtigen Spieler“, erklärte der Abwehrmann, der seit 2019 bei der SGE unter Vertrag steht.

Wie oben bereits beschrieben stehen die Frankfurter in der aktuellen Saison deutlich sicherer als in den letzten Jahren und stellten lange Zeit in dieser Spielzeit die beste Abwehr der Liga. Das liege laut Tuta daran, dass sich dieses Jahr noch nicht so viele Verletzungen in den Kader der SGE schlichen, aber auch an den neuen Spielern: „Mit Willian Pacho und Robin Koch haben wir zwei neue Verteidiger, die viel Qualität und einen großen Hunger auf Erfolg haben. Das wirkt sich auch auf mich aus. Pacho spielt in der ecuadorianischen Nationalmannschaft. Robin war kurz davor, für Deutschland nominiert zu werden. Sie pushen alle anderen.“ Auch einer seiner Träume werde ihm dadurch deutlich: „Ich träume auch noch davon, für Brasilien zu spielen. In der Abwehr haben wir alle große individuelle Ziele, deshalb funktionieren wir als Team so gut.“ Für dieses Ziel will er sich immer weiter verbessern: „Die Nationalmannschaft. Der aggressive Spielstil der Bundesliga kommt in Brasilien vielleicht nicht so gut an. Deswegen muss ich analysieren, was ich noch besser machen kann, um mich mehr in den Fokus der Selecao zu spielen.“ Bei seinem Teamkollegen hat er eine klare Meinung: Für mich sollten immer die formstärksten Spieler eingeladen werden. Ich sehe Robin aktuell ganz klar unter den besten vier Verteidigern Deutschlands.“

Für den derzeitigen Aufschwung sehen viele Experten natürlich auch Trainer Dino Toppmöller als Hauptgrund. Aber auch für den persönlichen Werdegang inklusive der wiedergefundenen Form macht Tuta den 43-Jährigen verantwortlich. „Ich habe jetzt mehr die Freiheit, nach vorne zu spielen. Das macht die offensive Spielweise des Trainers möglich. So kann ich meine technischen Qualitäten zeigen. Wir unterhalten uns sehr oft, besprechen vieles in individuellen Video-Sitzungen. Da arbeiten wir an Details“, so der Abwehrmann, der bei Toppmöller und dessen Vorgänger Oliver Glasner auch Gemeinsamkeiten ausmachte: „Dino Toppmöller und sein Team sind schon sehr kommunikativ, sprechen viel mit uns Spielern. Aber auch Oliver Glasner hat sich öfters mit einem unter vier Augen unterhalten.“

„Schwerste Zeit meiner Karriere!“

Die Zeit in der letzten Rückrunde und die Kritik an seinen Leistungen sei für ihn gerechtfertigt gewesen, wie er zugab: „Für mich ist es normal, kritisiert zu werden, wenn man keine Leistung abruft. Ich habe versucht, daraus zu lernen. Es war eine schwierige Phase. Aber es war gerechtfertigt und normal, dass es Kritik gibt.“ Er selbst habe versucht daraus zu lernen: „Es gibt viele Spieler, die sich ausruhen, wenn sie ein gewisses Level erreicht haben. Dann bleiben sie auf der Strecke und entwickeln sich nicht weiter. Ich möchte mich in guten wie in schlechten Zeiten auf mich und meine Arbeit konzentrieren und jeden Tag besser werden.“ Trotzdem sei es eine sehr schwierige Phase gewesen – und sogar noch mehr: „Auch in Belgien, als ich ausgeliehen war, hatte ich eine schwere Phase. Doch ich habe mich da rausgekämpft, kam dann zurück zu Eintracht und es ging bergauf bis zum Europa-League-Sieg. Aber die letzte Rückrunde war mit der Zeit in Belgien meine schwierigste Phase.“ Aber: Obwohl es Gerüchte rund um einen Abgang gab, habe er sich immer auf die SGE konzentriert: „Das waren nur Gerüchte. Ich habe mit meinem Berater nie über einen anderen Klub gesprochen. Ich fühle mich in Frankfurt sehr wohl. Eintracht ist der richtige Ort für meine nächsten Ziele.“ 

Seine wichtigste Ansprechpartnerin zu dieser Zeit sei seine Frau gewesen, mit der er nach jedem Spiel gesprochen habe. Sonst sei er eher introvertiert und ruhig. Neben seiner Frau spreche er aber auch mit seinen besten Freunden in Brasilien. „Meine Mutter kann sich meine Spiele nicht anschauen, weil sie immer so nervös ist. (lacht) Mit ihr spreche ich über andere Dinge, nicht über Fußball. Meine große moralische Stütze ist meine Frau“, erklärte der 24-Jährige.

Obwohl er in Frankfurt sehr glücklich sei, ist ein langfristiger Verbleib aber nicht in Stein gemeißelt: „Ich muss auch ein bisschen auf mein Herz hören, ich habe noch Träume. Natürlich würde ich mich gerne noch weiter verbessern, aber ans Karriereende denke ich noch lange nicht. Fußball kann manchmal sehr schnelllebig sein, daher gilt mein voller Fokus meinen Aufgaben hier.“

Die nächsten Aufgaben in Frankfurt sind vor allem acht Spiele in nur 26 Tagen bis zur Winterpause. Hier sei das Maximum die klare Aufgabensetzung: „Der Trainer sagt ja immer, es gibt kein Limit. Deshalb wollen wir das Maximum rausholen. Es ist nicht einfach, aber ich will alle acht Spiele gewinnen! Ich bin ein Freund von großen Ambitionen und Zielen.“ In diesen Spielen ist auch die Partie gegen den FC Bayern München dabei – und damit mit Topstürmer Harry Kane auch eine der größten Herausforderungen, die es für Abwehrspieler derzeit im Profifußball gibt. Vor dem englischen Angreifer hat auch Tuta Respekt: „Ich hoffe, dass er eher über die Seite von Robin oder Willian kommt. (lacht) Nein, es ist immer ein tolles Gefühl, gegen Weltklassespieler zu spielen. Auch gegen Robert Lewandowski habe ich ja schon ein paar Mal gespielt. Das ist eine super Motivation und gibt mir ein gutes Gefühl. Denn ich will mich immer mit den Besten messen.“

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1 Kommentar

  1. Noch ein bißchen höher springen
    (44% ZK in der Luft vs Koch 52% vs Pacho 53%), ein bißchen schneller laufen
    (Top Speed 33,1km/h vs Pacho 34km/h vs Buta 34,7km/h) und ein paar mehr gewonnene Zweikämpfe
    (bisher 51%, vs Koch 60% vs Pacho 62%), dann klappts auch mit der Seleçao.
    Wenn er IV und RV gleichwertig spielen kann, ist das auch ein guter Grund, jd zu nominieren. Ich denke, die Position tut Tuta gut.

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