Wollte nie weg, doch die Eintracht verwehrte ihm einst den Durchbruch. (Quelle: Imago/ PA Images)

Cenk Tosun machte nie ein Geheimnis daraus, dass er gerne für die Frankfurter Eintracht gespielt hätte. Bemerkenswert, dass der inzwischen beim FC Everton unter Vertrag stehende Stürmer, selbst acht Jahre nach seinem Wechsel immer noch die Eintracht im Herzen trägt, wie er bei einem Interview auf der Homepage seines aktuellen Vereins verlauten ließ.

Fußball, Fußball, Fußball

Tosun, der bereits 1997 im Alter von sechs Jahren zur Eintracht gewechselt ist, durchlief alle Jugendmannschaften der Hessen, sowie alle deutschen U-Nationalmannschaften. Eine lehrreiche Zeit, wie er anmerkt: „Ich habe in der Schule und bei der Eintracht deutsche Disziplin anerzogen bekommen. Wenn ein Treffen anberaumt war, warst du immer zehn Minuten früher da. Als Deutscher bist zu nie zu spät. Nie.“ Angesprochen auf sein erstes Paar Fußballschuhe, muss der Stürmer lachen. „Ich habe sie so gern gehabt, ich habe sie sogar im Haus getragen und während dem Schlaf lagen sie neben meinem Kopfkissen.“ Ohnehin erzählt er, dass er als Kind ununterbrochen am Ball war, sowohl im großen Garten der Familie, als auch im Haus. Zum Missfallen seiner Mutter, „denn es ging einiges zu Bruch.“

Kindheitsträume und weite Wege

In seiner Jugend festigte sich der Traum, für die Eintracht in der Bundesliga zu spielen, noch heute denkt er wehmütig an diese Zeit zurück. „Es war mein größter Traum in der Commerzbank-Arena zu spielen. Es verging keine Nacht, in der ich vor dem Schlafen gehen nicht daran gedacht habe.“ Ein Traum dem er vieles unterordnete, denn Zeit für viele soziale Kontakte blieb nicht. „Von der Schule ging es direkt zum Training, dann nach Hause, Hausaufgaben machen und am nächsten Tag ging es von vorne los.“ Besonders Dankbar ist der inzwischen 27-jährige seinem Vater, der „mich jeden Tag nach Frankfurt und zurück gefahren hat. Ich konnte ja nicht fahren bis ich 18 war.“ Eine Strecke von immerhin knapp 80 Kilometern. Sein Vater, immerhin ein guter Amateur-Fußballer, trainierte mit dem Nachwuchs-Adler auch regelmäßig im heimischen Garten und Tosun beschreibt seinen Einfluss als „großer Teil, warum ich heute da bin, wo ich bin.“

Ein Traum gerät ins stocken

Tosun bekam in zwei Jahren unter Skibbe nur 15 Minuten Einsatzzeit

Für die erste Mannschaft der Eintracht brachte der gebürtige Hesse es nur auf einen einzigen Kurzeinsatz gegen Wolfsburg. Ein Auge für den Nachwuchs, hatten die Hessen damals ohnehin nicht. In der Abstiegssaison 2010/11, in der auch Tosun wechselte, verlängerte die Eintracht nicht einen einzigen Vertrag mit einem Spieler unter 24. Die SGE setzten damals auf Erfahrung im Sturm: Nikos Liberopoulos, Theofanis Gekas und Halil Altintop waren gefragt. Frustrierend war diese Zeit dennoch für ihn. In der U23 gelangen ihm zwölf Tore in 17 Spielen, auch in den Nationalmannschaften der U18 und U19 gelangen ihm jeweils sechs Tore in acht Spielen. Genug um einen Anspruch auf ein wenig Einsatzzeit zu untermauern. „Ich habe in Frankfurt oft in Teams gespielt, die zwei, drei Jahre älter waren als ich und habe meine Tore gemacht. Auch in den U-Nationalmannschaften habe ich regelmäßig getroffen.“ So kann man vielleicht verstehen, warum Tosun so enttäuscht von dem Verein seines Herzens war, auch wenn er heute reflektiert über diese Zeit spricht. „Ich war zur falschen Zeit dort, wir hatten einige Nationalspieler als Stürmer, es war schwierig für den Trainer mich spielen zu lassen. Aber ich brauchte Spielzeit.“

Abschied und Aufstieg

Weiterhin ohne Chance auf Einsatzzeiten wagte er im Januar 2011 widerwillig den Schritt ins Ungewisse. Sein großer Kindheitstraum, mit dem Adler auf der Brust im Waldstadion zu spielen, war geplatzt. „Es war extrem frustrierend, mein Vater hat mir in dieser Zeit viel zur Seite gestanden.“ Er wechselte zum türkischen Provinzverein Gaziantepspor. „Ein kleinerer Club ist immer riskant, wenn du dort nicht spielst, bist du schnell vergessen.“ Aber der Schritt sollte sich lohnen, in 14 Spielen traf er zehn Mal für seinen neuen Verein. Drei Jahre später holte ihn Besiktas Istanbul zu sich und im Janur 2018 legte der FC Everton satte 22,5 Millionen Euro für den, inzwischen zum türkischen Nationalspieler gereiften, Tosun auf den Tisch. Die Eintracht hatte ihn damals für 500.000 Euro ziehen lassen. Trotz seinem Ruhm in Istanbul und seiner Anstellung bei einem renommierten Traditionsverein in der vielleicht stärksten Liga der Welt, trägt er eins weiterhin mit sich herum: „Es liegt mir immernoch am Herzen, dass ich nicht vor den Eintracht-Fans in der Arena spielen konnte.“

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7 Kommentare

  1. Wenn einer die Eintracht so im Herzen trägt, kann er auch gerne für uns spielen.
    Nur – aktuell zwei Tore und drei Vorlagen in 21 Spielen… Da säße er bei uns doch eher draußen.
    Und warum er einen Marktwert laut TM von 20Mio hat, wissen die Götter, sorry.

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  2. „Und warum er einen Marktwert laut TM von 20Mio hat, wissen die Götter, sorry.“

    weil Everton erst vor einem Jahr über 20 Millionen für ihn bezahlt hat?

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  3. Ja, dann ladet ihn doch mal ein (ab und zu wird er seine Familie besuchen). Es gäbe viel zu besprechen. Cenk hat vor der WM in Russland an jenem legendären Treffen von Özil und Gündogan mit Präs. Erdogan ebenfalls teilgenommen. Als derzeitiger Kapitän der türkischen Nationalmannschaft dürfte der Druck für ihn am höchsten gewesen sein. Aber die Spieler haben als relativ freie Menschen, die in relativ freien Ländern leben, aus eigenem Entschluss so gehandelt. Aus meiner Sicht ist da vieles schiefgelaufen, u.a. auch mit Cenk bei der SGE. Es lohnt sich darüber nachzudenken und zu reden, um es künftig besser zu machen.

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  4. Ich habe es damals nicht verstanden, und verstehe es immer noch nicht, warum man ihm damals überhaupt keine Chance gegeben hat.

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  5. @5 Weil damals Welttrainer Skibbe das Sagen bei uns hatte.
    Vielleicht hätte der gute Cenk auch etwas mehr Geduld aufbringen müssen.
    Zwei Monate nach seinem Wechsel ist Skibbe entlassen worden. Bei dessen
    Nachfolgern hätte Cenk bessere Karten gehabt.

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  6. @6
    Ja ich weiß, dass Skibbe nichts von Cenk gehalten hat. Aber Skibbe ist/war ja eh ein ganz besonderer Trainer. Lol

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