Dino Toppmöller sah Licht und Schatten bei seiner Mannschaft. (Foto: IMAGO / HMB-Media)

Als die Zweitrunden-Partie des DFB Pokals der Frankfurter Eintracht bei Viktoria Köln am gestrigen Mittwochabend angepfiffen wurde, war klar, dass die Hessen klarer Favorit auf den Einzug ins Achtelfinale sind. Am Ende stand ein ziemlich glanzloser, aber souveräner 2:0-Auswärtssieg bei den Kölnern, die vor allem in der zweiten Halbzeit eine gute Partie zeigten.

Das sah auch Eintracht-Cheftrainer Dino Toppmöller so, wie er in der Pressekonferenz nach dem Spiel betonte. „Ich möchte ein Kompliment an Viktoria Köln aussprechen. Wenn niederklassige Gegner gegen höherklassige Mannschaften spielen, ist es oft so, dass die Mannschaft ihren Stil etwas verändert. Sie haben spielerische Lösungen gesucht und uns in der zweiten Halbzeit das ein oder andere Mal hinter dem Ball herlaufen lassen“, lobte Toppmöller den Gegner nach dem eigenen Sieg.

Rückenprobleme bei Trapp und Götze

Dabei musste er mit Mario Götze und Kevin Trapp auf zwei Stammspieler verzichten. Bei beiden zwickte der Rücken, wie er nach dem Spiel verriet. „Bei Mario Götze war es so, dass er Abschlusstraining schon nicht mitmachen konnte. Sein Rücken hat etwas zugemacht und er hat eine Blockade, die auf die Aduktoren ausgestrahlt hatte. Da hat er signalisiert, dass es nicht ging. Es gibt aber eine große Zuversicht, dass er am Wochenende wieder im Kader ist“, äußerte er sich zu Götze und sagte, dass es sich bei Trapp um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt habe. „Bei Kevin Trapp haben wir gemeinsam mit dem Torwarttrainer entschieden, dass er nicht spielt. Er hat in den letzten Wochen wenig trainiert und er hat sich nicht bei 100% gefühlt. Daher haben wir gesagt, dass er jetzt eine normale Trainingswoche haben soll. Wir haben jetzt drei schwere Auswärtsspiele und da soll er sich 100% fit fühlen, anstatt dass wir uns jetzt von Spiel zu Spiel gehangelt hätten“, so Toppmöller, der betonte, dass er keine Probleme gehabt hätte, Jens Grahl einzusetzen: „Jens Grahl hat das super gemacht, er ist ein super Rückhalt. Er hat jetzt in allen drei Wettbewerben gespielt und wir haben dreimal gewinnen können.“

Dabei bewertete der 42-Jährige die Leistung seiner Mannschaft in beiden Halbzeiten verschieden: „Ich glaube in der ersten Halbzeit hatten wir extrem viel Ballbesitz. Wir hatten aber nicht die richtige Positionierung, um Dynamiken auszulösen und ins Tempo zu kommen. Das hat Viktoria ganz gut verteidigt, wir aber auch nicht richtig ausgespielt. Trotzdem war es dann eine verdiente Halbzeitführung aufgrund der Spielanteile“, resümierte er die ersten 45 Minuten. Im zweiten Spielabschnitt habe auch eine Systemumstellung der Heimmannschaft gegriffen: „Wir konnten erst mit dem Dreifachwechsel darauf reagieren. Wir haben dann kompakt gestanden und verteidigt. Grundsätzlich hat man dann gesehen, dass das Spiel am Sonntag gegen Borussia Dortmund extrem viel Kraft gekostet hat. Trotzdem glaube ich, dass insgesamt ein super Spirit in der Mannschaft ist, das hat man gesehen. Auch gegen eine Mannschaft aus der dritten Liga muss man Sachen wegverteidigen und griffig sein. Wenn man die Ergebnisse sieht im DFB Pokal, dann spricht das auch für die Qualität mancher Drittligisten.“

„Es war ein guter Fight“

Sein Team sei „fußballerisch nicht so gut“ gewesen, wie es zuletzt der Fall war: „Wir haben zu schnell den Ball in die Tiefe gespielt, das hat Viktoria gut verteidigt. Da brauchen wir mehr Bewegung im Zentrum, auch in der Spitze. Uns hat die Ruhe in den Aktionen gefehlt.“ Auch die Viktoria selbst habe als Drittligist Qualitäten, die man erst einmal verteidigen müsse: „Sie haben vor allem in der Offensive viel Qualität. Trotzdem haben wir viel wegverteidigt, bei Standards war es oft brenzlig, aber das ist auch normal. Es war ein guter Fight meiner Jungs und wir haben kein Gegentor kassiert, der Defensivverbund steht.“ Dies lag sicherlich auch daran, dass in der Halbzeit mit Robin Koch ein weiterer Spieler mit Rückenproblemen passen musste.

Während die Defensive stand, stockte die Offensive etwas. Das lag sicher auch an der Rotation, die zuletzt so formstarken Angsar Knauff und Omar Marmoush saßen zu Beginn auf der Bank, für sie begannen Jessic Ngankam und Jens-Petter Hauge. „Jessic Ngankam hat ein paar ordentliche Aktionen gehabt. Dass er derzeit nicht vor Selbstvertrauen strotzt ist ja normal. Er hat sich reingehangen, das habe ich vor dem Spiel auch von ihm erwartet. Ich habe ihm gesagt, dass wir Vertrauen in seine Qualitäten haben. Es war eine ordentliche Leistung“, ordnete er die Leistung des Ex-Berliners ein. Etwas kritischer sah er die Leistung von Jens-Petter Hauge: „Er kann fußballerisch glaube ich besser spielen. Er hat den einen oder anderen Ballverlust gehabt, aber er hat sich gut ins Kollektiv eingefügt.“

Wichtig sei im Pokal das Ergebnis: „Wir haben viel wegverteidigt, am Ende zu null gewonnen – weiter geht’s.“

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8 Kommentare

  1. Als häufigstes Wort des Trainers ist bei mir hängengeblieben, was wir alles „wegverteidigt“ haben. Ob das der Anspruch sein kann gegen einen Drittligisten?

    Genauso wie „hat ein paar ordentliche Aktionen gehabt“ oder „hat sich gut ins Kollektiv eingefügt“ in der Einzelkritik. Naaaa ja…. Ich meine, so gut die Kölner auch waren, von unserer Seite kam oft ziemlich wenig.

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  2. @Holz
    Wir sind im Achtelfinale. Im Gegensatz zu 12 (!) anderen Bundesligisten. Wie das aussah, ist mir ehrlich gesagt schnurz.
    Mir kam in den letzten 3-4 Spielen schon zu viel Euphorie auf, wie toll wir jetzt auch nach vorne spielen. Es wird erstens immer wieder auch Rückschläge geben, denn wir sind einfach noch nicht so gefestigt. Zweitens wird der fehlende 9er sich gegen manche Gegner und Spielweisen stärker bemerkbar machen als gegen andere. Drittens legt Toppmöller – im Gegensatz zu den letzten beiden Coaches – sehr viel mehr Wert darauf, dass wir gut stehen. Ihm ist ein 1:0 im Zweifel lieber als ein 3:2. Und auch wenn der Kollege bei Sky das gestern versucht hat spannend zu reden – mehr als 2-3 gute Chancen hatte Viktoria nicht, und davon war keine aus der Kategorie „muss man machen“. Abwehr hat also absolut funktioniert. In den letzten Jahren hätten wir bei einer solchen Spielweise sehr wahrscheinlich einen gefangen (aber in der Regel halt auch mehr geschossen). Insofern denke ich, dass der Anspruch schon erfüllt wurde.
    Ein bisschen Bescheidenheit tut uns schon ganz gut. Wir werden nicht in jedem Spoiel die Sterne vom Himmel spielen.

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  3. In Freundschaftspielen haben wir gegen solche Gegener meist verloren, wenns drauf ankommt, gewinnen wir.
    Es sind nur noch 6 Bundesligisten im Topf, mit ein bisschen Losglück könnte man träumen. Es ist auch kein Gegner mehr dabei, bei dem die Wahrscheinlichkeit eines Weiterkommens gering ist.

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  4. @2 volle Zustimmung. Dazu haben wir auch ein paar (große) Spiele in den Beinen. Umso besser, dass auch mal so ein Arbeitssieg klappt.

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  5. Wenn wir bei den kommenden Pokalspielen einen neutralen Schiedsrichter haben, ist der Pokal quasi schon bei uns in der Vitrine.

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  6. @Holz
    Dino wird intern garantiert anders sprechen.
    Bei der PK nach dem Spiel saßen dort gestern in Köln Höhenberg zwei sehr kluge, äußerst sympathische Fussballehrer nebeneinander (Olaf Janßen, einfach nur ein mega Typ, nicht nur als ehemaliger Vollblutadler und einer der Helden der Kultmannschaft des 34. Spieltags 99, sondern v.a. auch als Mensch und Trainer, dem zuzuhören eine pure Freude ist) Die zwei haben auf sportlich höchstem Niveau Komplimente ausgetauscht. Und wer bei Dino genau hingehört und -geschaut hat, konnte auch den Subtext verstehen.
    Wir werden sehen wie sich dieser in Teilen unzureichend besetzte Kader unter Dreifachbeanspruchung in der heißen Phase der Saison schlagen wird. Schon am Sa steht eine Chrakterpobe an, wenn man dem zweitgeilsten Verein der Liga und einem der coolen Trainer der Liga u.U. den Rest geben soll.

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  7. @2 Danke für deine Klarheit und Nüchternheit, absolut wahr. Offense wins games, defense wins titles. Man kann tatsächlich daran ablesen, welche Mannschaften bei großen Tournieren das Halbfinale erreichen werden. Ich will ja niemanden zum Spielen verleiten, aber wenn dann schlau und immer nur 1/100 deines Einkommens, wichtigste Regel ;-P

    Wenn man die letzten 20 Spiele einer Nationalmannschaft betrachtet(ca. 2 Jahre) und dann nur danach schaut, welche Mannschaft am wenigsten Gegentore kassiert und ohne Niederlage geblieben ist, dann kommt die mit über 90% Wahrscheinlichkeit ins Finale. Deswegen hat es mich auch kein bisschen gewundert, als Frankreich mit Zidane das erste Mal die WM gewonnen hat, Brasilien 2014 blamabel ausgeschieden ist, Griechenland EM-Sieger wurde. Bei Frankreich war das übrigens ohne einen einzigen Stürmer in der Startformation, Herr Fussball2000! 😉 Dugarry war kein echter Stürmer, reiner Vorbereiter, Henry war erst 18 und wurde nicht eingesetzt, Anelka nur eingewechselt, wenn die Verteidiger schon müde waren. Die WM haben sie meines Wissens mit insgesamt 2 von Stürmern geschossenen Toren gewonnen, es hatte aber jeder Abwehrspieler und jeder Mittelfeldspieler getroffen(Zidane erst im Finale).

    Dann begann die Phase, in der alle 10 Jahre lang ohne Stürmer mit „falscher 9“ gespielt haben, da sieht man mal wie unkreativ und wie wenig mutig die meisten Trainer sind. Warum ist klar, Mittelfeld Überlegenheit und der letzte Abstauber wird nicht andauernd gedoppelt. Vorher war noch das 4-4-2 von ManU mit Kick & Rush das Nonplusultra, inzwischen 3 schnelle Stürmer, einer innen mit 2 Flankenläufern, das ist aber auch nicht zwangsläufig besser, weil ja „modern“, genau das wurde unter anderem von Milan bereits in den 1950er Jahren in der „golden era“ mit dem schweden Gunnar Nordahl so gespielt. Selbst Klopp hat den Fußball nicht neu erfunden, der spielt auch einfach klassisch Kick&Rush mit hohem Pressing, an sich gar nichts besonderes, wirkt dann nur voll innovativ, wenn die meisten gerade was anderes spielen.

    Dabei haben 2 Stürmer in meinen Augen immer noch viele Vorzüge, wenn man auf den Torwart zurennt, kommt der auch entgegen, die Abwehrspieler drängen den Stürmer ab und der Einschusswinkel wir immer spitzer und schmaler. Wenn man dann einfach auf den Nebenmann durchstecken kann, dann ist das Tor frei und man muss keine unglaublichen Zaubertricks können, wie den Robben-Haken, der Tunnel oder einen tollen Lupfer. Also bietet sich das gerade dann an, wenn man keinen Lewa-Supertechniker mit endlosem Selbstvertrauen vorne drin hat. Im Bestfall harmonieren die natürlich blind wie früher bei ManU Dwight Yorke/Andy Cole.

    Ich gehe auch davon aus, dass Dino sich viel mit Stärken, aber auch den Schwächen seines Vaters Toppi dem Ersten auseinander gesetzt hat. Wie wir alle wissen, hat der meist furios gestartet, aber niemals einen Titel geholt. Vater Klaus war auch kein Schaumschläger, zweifelsohne ein Fußball-Experte und ein Menschenfänger, mit Elan und Ambitionen, aber definitiv immer große Klappe. Ich bin mir sicher, dass diese Erfahrungen Dino als jungen Menschen geprägt haben, Herbstmeister mit der Eintracht, Vizekusen und das verlorene CL-Finale. Ich glaube, er hat daraus gelernt. Ich prophezeie, eines Tages wird auf Obline-Suchmaschinen bei der Suche nach „Toppmöller“ Dino ganz vorne erscheinen und nicht mehr Klaus.

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