Dino Toppmöller steht bei der Eintracht in der Kritik. (Foto: imago/Jan Huebner)

Geht es nach der Mehrheit der Fans von Eintracht Frankfurt, hätte Dino Toppmöller schon gegen den VfL Wolfsburg nicht mehr auf der Trainerbank gesessen. „Ist Dino Toppmöller noch der richtige Mann als Trainer der Eintracht?“, wollten wir in einer Umfrage wissen. Knapp drei Viertel meinten vor dem Wolfsburg-Spiel „Nein“. Die Unzufriedenheit ist nachvollziehbar. Keine spielerische Weiterentwickelung. Statt mitreißenden Power-Fußball und rauschende europäische Nächte kam das internationale Aus gegen Union St. Gilloise. Und auch eine Spielidee war zuletzt schwerlich zu erkennen. Gute Gründe also das Experiment mit dem Bundesliga-Cheftrainer-Neuling nach knapp einem dreiviertel Jahr zu beenden. Ralph Hasenhüttl oder Lucien Favre stehen schließlich schon parat, heißt es in den Medien. Doch das wäre für uns zu einfach. Denn dass es keine einfache Saison werden würde, war im vorhinein klar. Und mit Platz sechs und vier Punkten Vorsprung auf Hoffenheim ist die Eintracht punktetechnisch komplett im Soll. Drei Argumente, die für uns trotz der Eintracht-Krise für Dino Toppmöller sprechen.

Mut und Talente

Kein Team in der Bundesliga hat mehr Spieler unter 23 Jahren eingesetzt. Mit 9.614 Spielminuten rangieren die Eintracht-Youngster ligaweit vor Freiburg und Gladbach an der Spitze. Willian Pacho (22), Hugo Larsson (19) oder Fares Chaibi (21) haben schon jetzt enorm ihren Wert gesteigert, bekommen viel Spielzeit und entwickeln sich zur nächsten Generation der Eintracht. Aber nicht nur das: mit Nacho Ferri und Elias Baum hat Toppmöller auch zwei Eigengewächse ins kalte Wasser geworfen. War es bei Ferri angesichts der Sturm-Flaute ein Stück weit notgedrungen, zeigte die Einwechselung Baums beim Stande von 1:2 gegen Wolfsburg durchaus auch Mut, für den Toppmöllers Vorgänger Oliver Glasner und Adi Hütter von den Fans regelmäßig kritisiert wurden. Auch den jungen Matteo Bahoya statt Mario Götze zu bringen, war ein eben solches Zeichen. Klar ist dabei aber auch: junge Spieler haben mitunter deutlichere Leistungsschwankungen. Das zeigt sich etwa bei Pacho aktuell, der nach starker Hinrunde derzeit etwas nachgelassen hat. Aber: Das ist vollkommen normal, auch die Vergangenheit hat gezeigt, dass die jungen Spielern nicht regelmäßig auf höchstem Niveau performen. Zu jeder Entwicklung gehören Rückschläge. Und nachdem man bei der SGE diese Entwicklung vor dem Jahr ausgerufen hat, ist es einfach auch ein Stück weit normal, dass man diese nicht mitten in der Saison ab- oder unterbricht. Vor allem nicht als Eintracht Frankfurt auf Platz sechs der Bundesliga.

Widrigkeiten, Abgänge und Verletzungen

Djibril Sow, Daichi Kamada, Jesper Lindström, Rafael Borré und zuletzt auch Randal Kolo Muani – gleich fünf Korsettstangen der letzten Jahre gingen im Sommer. Der Umbruch war groß. Er glückte zumindest punktemäßig. Mit 27 Zählern überwinterte die Eintracht auf Platz sechs. Seither kamen mit Donny van de Beek, Hugo Ekitike und Sasa Kalajdzic drei namhafte Neuzugänge auf Leihbasis. Die Eintracht war die heißeste Transfer-Aktie der Liga. Doof nur: Schnell stellte sich raus, dass allen dreien die Spielpraxis und die Luft für 90 Minuten fehlte. Das wusste man in gewisser Art und Weise und betonte, dass man diese Spieler nur deswegen bekam. Also hieß es wieder: Aufpeppeln. Und zu allem Überfluss verletzte sich auch Kalajdzic, gerade nach seinem ersten Tor im Eintracht-Dress gegen Freiburg. Ob er nach seinem Kreuzbandriss noch einmal im Eintracht-Trikot auflaufen wird? Unwahrscheinlich. Hinzu kommen die wiederholten Ausfälle von Kapitän Sebastian Rode, die anhaltenden Rückenprobleme von Kevin Trapp und die Afrika-Cup-Teilnahme des Trios Chaibi, Omar Marmoush und Ellyes Shkiri. Dass all dies eine Mannschaft auch nachhaltig zurückwirft ist kein Versäumnis des Coaches, sondern vor allem eines: Ganz normal.

Moral und individuelle Fortschritte

Der Wille ist dem Toppmöller-Team nicht abzusprechen. Nach einem lange blutleeren Auftritt war zumindest ein kleines Aufbäumen gegen St. Gilloise zu erkennen. Und auch gegen Wolfsburg stemmte sich die Mannschaft angetrieben von ihrem Trainer gegen die Niederlage – mit Erfolg. Und dank Lebensversicherung Omar Marmoush. Der Ägypter ist ein Beispiel dafür, dass Toppmöller Spieler besser machen kann. 15 Saisontore, so viele hat Marmoush auch nur ansatzweise noch nie erzielt zu diesem Zeitpunkt der Saison. Auch die Abwehr hat sich verbessert, hat so wenig Gegentore (30) zu gelassen wie die letzten Jahre nie.

Und doch ist die Verunsicherung zuletzt greifbar. Hier muss Toppmöller ansetzen. Noch ist die Eintracht platzierungstechnisch im Soll, auch weil die Konkurrenz schwächelt – aber ist das nicht immer so, dass Mannschaften punkte holen, weil die anderen sie nicht holen? Dass Mannschaften vor den anderen Teams stehen, weil die keine Punkte geholt haben? Es fehlt leider die Sachlichkeit in der Debatte um Dino Toppmöller. Zu oft wird hier viel zu emotional gedacht und viele lassen sich von den Erlebnissen und Ergebnissen der letzten Jahre blenden. Natürlich war die Spielweise packender, aber muss man deswegen auf Platz sechs stehend alles in Frage stellen? Wir glauben nicht.

Klar ist aber auch: Die kommenden drei Partien gegen Heidenheim, Hoffenheim und Dortmund werden richtungsweisend, auch für die Zukunft von Dino Toppmöller. In der Hinrunde holte die SGE sieben Punkte und nahm zwischenzeitlich Fahrt auf. Nichts weniger erhoffen sich die Eintracht-Fans auch jetzt von ihrem Team – dann dürfte sich auch die Situation rund um den Chefcoach der SGE beruhigen.

Autor Marcel Storch

Marcel Storch ist seit 2017 Teil des Teams von SGE4EVER.de. Spätestens nach Jan-Aage Fjörtofts Übersteiger und Alex Schurs 6:3-Siegtor gegen Reutlingen war es um ihn mit der SGE geschehen. Für die Eintracht war er als freier Mitarbeiter im Eintracht Frankfurt Museum tätig. Nach einem Abstecher im Ruhrpott ist Marcel zurück im Rhein-Main-Gebiet und arbeitet als Journalist in Mainz.

Autor Florian Bauer

Florian Bauer begleitet die Eintracht seit Kindestagen. Seit ca. 15 Jahren hat er eine Dauerkarte und verpasst seitdem kaum ein Spiel der "launischen Diva". Aber auch außerhalb des Waldstadions ist er sportaffin und hat sich so über die Jahre ein fundiertes Sportwissen angeeignet. Dieses Wissen nutzt er seit Januar 2016 für SGE4EVER.de.

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53 Kommentare

  1. Der Rasen war es .Jetzt Wissen wir es. Hab noch im Ohr das die Fans im Stadion schuld sind.
    Vielleicht auch der Gegner. Das die alle auf diesem Acker spielen können.Nur unsere nicht????
    Wir danken Omar .Einem der wenigen Lichtblicke am Samstag. Aja vielleicht konnte er sich beim Afrika Cup an schlechten RASEN gewöhnen.ManManMan

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