Kann seiner Mannschaft derzeit verletzungsbedingt nicht helfen: Stefan Reinartz
Kann seiner Mannschaft derzeit verletzungsbedingt nicht helfen: Stefan Reinartz

Stefan Reinartz stand noch in der alten Saison als erster Sommerneuzugang der Eintracht fest. Man versprach sich viel von ihm. Trainer Armin bezeichnete ihn unter anderem als „Quarterback“.
Und die Spielzeit startete für den 27-jährigen Mittelfeldspieler auch sehr vielversprechend. Bei seinem ersten Spiel für die SGE in Wolfsburg erzielte er direkt sein erstes Tor. Im Einklang mit der schlechteren Leistung der gesamten Mannschaft, ließen auch die Leistungen von Reinartz mehr und mehr nach.

Nun ist er seit dem 13. Spieltag verletzt und kann nach seiner Leistenoperation vor drei Wochen sein Team im Abstiegskampf nicht unterstützen. Derzeit arbeitet er in der Reha an seinem Comeback.
Vor dem gestrigen Spiel gegen den HSV war er zu Gast auf der Waldtribüne und beantwortete Kai und Frauke unter anderem, wann er wieder ins Geschehen eingreifen will, und was Eintracht Frankfurt von Bayer Leverkusen unterscheidet.

Wir haben das Gespräch für euch mitgeschrieben.

Wir können dich leider schon eine ganze Weile nicht mehr auf dem Rasen sehen, weil du in den letzten Monaten ein bisschen Verletzungspech hattest. Deswegen als erstes die Frage: Wie geht es dir? Und was macht die Leiste?
Stefan Reinartz: Ich bin vor drei Wochen operiert worden. Seitdem geht es bergauf auf. Leider ist natürlich auch ein bisschen Wundheilung durch die OP dabei. Es läuft aber eigentlich ganz gut. Von daher hoffe ich, dass ich in den nächsten ein bis zwei Wochen wieder auf dem Rasen stehen kann.

War das für die Ärzte ein Routineeingriff oder doch eher etwas Kompliziertes?
Es war ein Routineeingriff. Die Ärzte stellen es natürlich immer ein bisschen komplizierter dar. Die OP war aber relativ kurz und es ist alles gut gegangen.

Das heißt, du kannst jetzt schon wieder ein bisschen was trainieren?
Ich bin im Moment in der Reha hier in Frankfurt. Aber leider noch nicht bei der Mannschaft. Da hoffe ich, dass ich bald wieder einsteigen kann.

Also machst du derzeit das einsame Reha-Training, was jeder Profi eigentlich hasst?
Genauso ist es. In dieser Reha waren schon ein paar Eintracht-Spieler und da hängen dann immer Trikots von den Spieler, die darauf schreiben „Vielen Dank. Ich bin schnell wieder gesund geworden.“ – oder so etwas Ähnliches. Da hängt aber auch ein Trikot von Kevin Trapp. Da steht nur drauf: „Keine Pause. Keine Gnade. Kein Mitleid.“ Und genau deshalb hassen auch alle Spieler die Reha so, weil das Training natürlich hart ist und es keinen Ball gibt.

Hast du dir schon überlegt, was du auf das Trikot draufschreiben wirst?
Der Trainer hat sich ein bisschen gebessert. Daher wollte ich so etwas Schreiben: „Etwas Pause. Etwas Gnade. Mitleid immer noch nicht.“ Ich überlege mir etwas (lacht).

Du bist jetzt ein halbes Jahr bei der Eintracht. Vorher hast du bei Bayer Leverkusen gespielt. Was sind die Unterschiede zwischen den beiden Vereinen?
Wir hätten ein kleines Zeitproblem, wenn ich die Frage wirklich intensiv beantworten müsste. Es sind beides Fußballvereine – ab da hört‘s dann eigentlich schon fast auf. Die Fan-Base, das Einzugsgebiet und die Strahlkraft des Vereins sind hier natürlich deutlich größer. Auf der anderen Seite muss man sagen, dass es Leverkusen – warum auch immer – relativ konstant mit Mitteln, die nicht immer unbedingt so sind, dass sie unter die ersten Drei kommen müssten, es trotzdem schaffen. Und das wünsche ich natürlich unserem Verein auch, dass wir unsere Mittel bestmöglich nutzen.

Du kennst Bayer Leverkusen von der Pieke auf. Du hast alle Jugendmannschaften durchlaufen –  zusammen mit Bastian Oczipka. Du bist jetzt aber zur Eintracht gewechselt. War es ausschlaggebend, dass Bastian dir schon etwas über Frankfurt sagen konnte?
Klar haben wir vorher gesprochen. Wir haben uns beide die Saison jetzt ein bisschen anders vorgestellt. Von daher sage ich mal besser nicht, was er vor der geglaubt hat, was wir dieses Jahr erreichen können. Das würd jetzt hier der allgemeinen Stimmung nicht sonderlich gut tun.

Bei einem Interview mit Eintracht TV im September warst du noch sehr optimistisch. Und hast gesagt, dass alles möglich ist und es sein kann, dass wir direkt unter den ersten Vieren landen. Kannst du einen Grund sehen, warum es jetzt in den letzten Monaten einfach nicht mehr so gelaufen ist?
Es war eigentlich vor der Saison klar, dass zwischen Platz 5/6 und zwischen Platz 15 keine 25 Punkte liegen werden. Und es ist auch im Moment nicht alles wahnsinnig weit auseinander. Wir wussten, dass wir oben reinrutschen können, wenn wir eine gute Saison spielen. Das haben wir bis jetzt aus diversen Gründen leider nicht geschafft. Deshalb waren wir vor der Saison recht optimistisch und mussten jetzt unsere Ziele der Situation anpassen.

Zu deiner eigenen Rolle dabei: Du hast super angefangen und gleich im ersten Spiel für die Eintracht in Wolfsburg ein Tor geschossen. Dann gab es auch Spiele, die nicht so gut gelaufen sind, dann kam die Verletzung. Kann es sein, dass du bisher hier auch mit sehr hohen Vorschusslorbeeren gekommen bist? Armin Veh hat dich als „Quarterback“ bezeichnet, als denjenigen, der das Spiel macht. Du hast aber bei Bayer Leverkusen auch sehr viel in der Innenverteidigung gespielt. Ist das vielleicht die Position, auf der du besser aufgehoben bist?
Nein. Die Sechs ist schon meine Position. Da habe ich viele Spiele gemacht und weiß, dass ich das spielen kann. Ich bin mir auch bewusst, dass es von mir jetzt noch keine glanzvolle Saison ist. Ich habe mir das auch anders vorgestellt. Es ist alles andere als optimal. Ich kann aber mit Sicherheit sagen, dass die Sechs schon meine beste Position ist und ich da auch glaube, dass ich der Mannschaft helfen kann, wenn wir es schaffen, zusammen eine gewisse Struktur auf dem Platz zu haben. Im Moment ist in gewissen Spielen so ein bisschen Anarchie auf dem Platz. Das ist nicht unbedingt mein Spiel. Ein bisschen Struktur würde allen gut tun – allen Einzelspielern auch, sodass wir alle gute Einzelleistungen bringen können. Denn im Moment ist es ja so, dass auf sehr viele Einzelleistungen eingegangen wird. Wir haben es bisher nicht geschafft, eine gute Struktur in die Mannschaft zu bekommen. Dann ist es auch für jeden Einzelnen schwer, gute Leistungen zu bringen.

Würdest du bestätigen, dass der Mannschaft Kompaktheit fehlt?
Ja, ich glaube, das wird auch jeder Zuschauer so sehen, der ein Spiel schon mal im Stadion gesehen hat. Im Fernsehen wird es manchmal nicht so deutlich. Aber wenn man ein Spiel im Stadion sieht, dann sollte man das sehen.

Stefan Reinartz arbeitet derzeit hart an seinem Comeback.
Stefan Reinartz arbeitet derzeit hart an seinem Comeback.

Jetzt hat man in der Winterpause vereinsseitig reagiert und fünf neue Spieler geholt. Ist es einfach, diese schnell zu integrieren?
Es sind ja teilweise schon Instinktfußballer, die wir gekauft haben. Ich glaube, dass es da weniger Anlaufzeit braucht, wenn sie einfach in ihrem Gusto Aktionen initiieren, die mannschaftstaktisch nicht groß abgesprochen sein müssen. Das hat man bei Huszti und Fabián auch schon gesehen. Das Blöde ist ja bei Transfers, dass man trotzdem nur elf Spieler aufstellen darf. Insgesamt haben die Transfers uns aber gut getan. Sie werden aber auch nicht alle Probleme lösen.

Du hast, bis auf ein halbes Jahr als Leihe in Nürnberg, dein Fußballerleben bisher in Leverkusen verbracht. Wie hat man denn aus Sicht von Bayer Leverkusen auf die Eintracht geschaut? Was habt ihr da von der Eintracht gedacht?
Da haben wir gedacht, dass wir blöderweise relativ oft gegen Frankfurt verloren haben. Wir haben es damals nicht so gesehen, als hätte dies unbedingt sein müssen. Wir wussten immer, dass es vor allem in Frankfurt immer sehr schwer ist, weil die Mannschaft von der Stimmung hier geprägt ist und die Mannschaft ja brutal heimstark war in den letzten Jahren. Wir haben immer gedacht, dass das ein Verein ist, der auch mal nach oben rutschen kann, wenn gut gearbeitet wird. Leider haben wir es in diesem Jahr noch nicht geschafft.

Du hast in Leverkusen auch den Co-Trainer bei der B-Jugend gemacht und parallel dazu ein Psychologie-Studium angefangen. Fühlst du dich als Fußballer nicht ausgelastet?
Das ist aber eine bitterböse Frage (lacht). Vom Arbeitspensum her stehen hier vor der Tribüne sicherlich Leute, die zeitaufwendiger arbeiten.

Und weswegen hast du das Psychologie-Studium angefangen? Du bist nicht der erste Eintracht-Spieler, der das gemacht hat. Heiko Butscher hat das ja auch parallel gemacht.
Wir haben ja schon ein bisschen Freizeiten, gerade auch auf Reisen oder Busfahrten. Und da ist es mir zu doof, das 17. Handyspiel durchzuspielen. Ich hatte nach dem Abi schon das Gefühl, dass ich irgendwas für den Kopf machen sollte. Und habe dann das Studium angefangen – aus dem Luxus heraus, es einfach interessehalber zu studieren. Es gibt ja ganz viele Leute, die es gern studieren würden aber nicht wissen, was sie damit später anstellen wollen. Und ich habe mir den Luxus herausgenommen, es einfach aus Interesse zu studieren.

Du hast vor der Saison noch eine interessante Sache gesagt. Und zwar hast du dich für Gehaltsobergrenzen bei Fußballern ausgesprochen. Und hast damit etwas angesprochen, was bisher eher ein Tabu war.
Ich halte es zumindest für eine interessante Überlegung. Gerade jetzt mit dem nächsten Fernsehvertrag oder dem Fernsehvertrag in England. Man muss sich darüber bewusst sein, dass das ganze Geld, das da umgesetzt wird, am Ende irgendwie bei uns Spielern landet. Es mag auch gute Gründe geben, dass Spieler ganz gut verdienen. Aber ich glaube einfach, dass es ab gewissen Grenzen das Leben und die Lebensqualität nicht mehr verbessert. Daher weiß ich nicht, ob ein Spieler 15 Millionen Euro im Jahr verdienen muss. Und ich weiß auch nicht, ob einer 5 Millionen im Jahr verdienen muss. Einfach deshalb, weil ich nicht glaube, dass es jetzt irgendwie die Lebensqualität von dem Spieler verbessert. Deshalb könnte ich mir bessere Sachen vorstellen, die man mit einem neuen Fernsehvertrag und dem Mehr an Geld machen sollte. Denn ansonsten wird es bei uns landen.

Nochmal auf dich geschaut. Hast du dir irgendein Spiel in der Saison herausgeschaut, bei dem du auf alle Fälle wieder dabei sein willst?
Jetzt gleich am liebsten, aber das wird ein bisschen knapp (lacht). Wir haben keinen genauen Zeitplan erstellt. Ich hoffe, dass ich in der kommenden Englischen Woche voll im Mannschaftstraining bin. Und dann hoffe ich, dass ich relativ schnell zu guter Form finde.

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