Die Eintracht wollte nach ihrem Sieg in Wolfsburg gegen Borussia Mönchengladbach nachlegen und zugleich auch ihren Topspiel-Fluch ablegen. Die Frankfurter konnten zuletzt keines ihrer sieben Bundesliga-Topspiele gewinnen. Die Entschlossenheit dies nun endlich ändern zu wollen, machte sich ab der ersten Minute bemerkbar und die Frankfurter dominierten von Beginn an die Partie. Auch wenn die Hessen in der zweiten Halbzeit sichtlich nachließen, war der 2:0-Erfolg schlussendlich verdient und brachte einige weitere Erkenntnisse. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:
Endlich wieder Emotionen im Waldstadion
Heimspiele waren vergangene Saison oftmals langweilig. Die Frankfurter zirkulierten den Ball in ihren eigenen Reihen und konnten dabei nur wenig Raum gewinnen und schon gar keine Torgefahr entwickeln. Die erste Halbzeit gegen Gladbach hat gezeigt, dass die Adlerträger endlich wieder dieses SGE-typische Feuer im Waldstadion entfachen können. Die Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller ging ab der ersten Minute voll drauf, gewann Zweikämpfe, holte sich viele zweite Bälle und selbst die Offensivspieler waren überall auf dem Feld zu finden und halfen auch hinten mit. Omar Marmoush, Hugo Ekitike und der neu in die Formation gekommene Ansgar Knauff machten viele Laufwege und wurden für ihre Aktionen von den Fans gefeiert. Auch wenn nicht alles gelingen sollte, das Publikum spürte, dass das Team voll da ist und alles für den Heimsieg gibt. Auf diese Art und Weise konnte endlich wieder die so berüchtigte Symbiose zwischen Mannschaft und Fans entstehen, die man im Frankfurter Stadtwald in der vergangenen Spielzeit oftmals vermisste.
Neue Mentalität
Dieses Feuer ist neben dem gezeigten Einsatz der Mannschaft auch unmittelbar mit der neuen Mischung im Team verbunden. Die Eintracht hat endlich wieder echte Typen in ihrer Mannschaft, die die Mitspieler und auch das Publikum mitnehmen können. Marmoush, der dies in der vergangenen Saison oftmals vergeblich alleine versuchte, wird inzwischen unter anderem von Rasmus Kristensen, Robin Koch oder Arthur Theate unterstützt. Insbesondere Kristensen ist ein Spielertyp, der mit seinem Ehrgeiz, seiner Verteidigungsgier und seinen lautstarken Kommandos ansteckend auf seine Mitspieler wirkt. Wo der Däne ist, ist Feuer und die Leidenschaft ist endlich wieder spürbar. Theate und Kristensen sind große Verstärkungen für den Defensivverbund und haben den Hessen viel Stabilität gebracht, aber es wird eben auch immer deutlicher, dass sie auch menschlich ein wichtiger Faktor für den tollen Saisonstart sind. Insgesamt scheint die Stimmung im Team inzwischen auch eine ganz andere als vergangene Saison zu sein. Die Sorge vor einem Führungs-Vakuum aufgrund der Karriereenden von Makoto Hasebe und Sebastian Rode war groß, aber es zeigt sich, dass es Sportvorstand Markus Krösche gelungen ist, eine spannende Mischung aus Erfahrung und jungen Wilden zusammenzustellen, die sich gegenseitig ergänzen und einen tollen Spirit entwickelt haben. Große Freude für den Mitspieler – sei es Kaua Santos, der erneut zu überzeugen wusste und von seinen Mitspielern gelobt wurde oder eben Jean-Mattheo Bahoya, der nach langer Zeit mal wieder zum Einsatz kam und einen Assist beisteuerte. Die Spieler freuen sich mit- und füreinander und es scheint bereits nach kurzer Zeit eine echte Einheit entstanden zu sein.
Taktische Flexibilität
Neben diesen weichen Faktoren, die das Wohlbefinden jedes Einzelnen und der Gruppe als Ganzes beeinflussen, gibt es eben auch taktische Neuerungen und Verbesserungen. Mit Theate und Kristensen hat Toppmöller nun die Möglichkeit die Taktik an die jeweiligen Stärken und Schwächen des Gegners anzupassen. Die Umstellung von Fünferkette auf Viererkette hatte vergangene Woche bereits den entscheidenden Einfluss auf den Sieg in Wolfsburg. Gegen Gladbach entschied sich der Trainer mit Viererkette zu starten und Niels Nkounkou eine Pause zu geben. Inzwischen ist zwischen Fünfer- und Viererkette kaum ein signifikanter Leistungsunterschied zu erkennen und die Spieler scheinen beide Systeme verinnerlicht zu haben, sodass man sich nun ganz auf die Spielsituation und den Gegner einstellen kann. Auch in der Offensive hat Toppmöller viele Möglichkeiten. Ekitike und Marmoush ergänzen sich in ihren Rollen immer besser und können durch ständige Rotation der Position den Gegner vor große Probleme stellen. Mit Knauff, Nkounkou, Fares Chaibi, Mario Götze, Bahoya, Igor Matanovic oder Can Uzun hat Toppmöller viele unterschiedliche Spielertypen zur Verfügung, aus denen er sich angepasst auf das erwartete Spiel das passende Personal heraussuchen kann. Diese Vielzahl an guten Spielern führt auch zu einem weiteren wichtigen Faktor: Der Trainer hat inzwischen sowohl defensiv, als auch offensiv eine solch große Auswahl an qualitativ hochwertigem Personal, dass die Wechsel auch Spiele entscheiden können. Bahoya konnte beispielsweise durch seine Frische noch einmal neue Power in die Offensive bringen, die zuvor über weite Strecke müde wirkte. Mit dem Assist zum wichtigen 2:0 durch Marmoush war dieser Wechsel also durchaus spielentscheidend.
Weiter Verbesserungspotential
Was in der ersten Halbzeit überragend funktionierte, sollte in der zweiten Hälfte nicht mehr klappen. Die Mannschaft musste ihrem großem Einsatz und ihrer enormen Laufbereitschaft Tribut zollen und konnte das Niveau nicht halten. Borussia Mönchengladbach wollte nach Rückstand zur Pause auch unbedingt zurück in die Partie finden und investierte entsprechend viel. Die Gladbacher übernahmen so im zweiten Durchgang die Spielkontrolle und drückten die Frankfurter in ihre eigene Hälfte. Die Entlastungsangriffe spielte man bis zum Tor von Marmoush oftmals nicht präzise genug aus und hinten hatte man Glück, dass Santos und der Pfosten den Ausgleich verhinderten. Trotz des dritten Sieges in Folge gibt es also weiterhin Verbesserungspotential für das Team von Toppmöller. Die Frankfurter dürfen sich bei eigener Führung nicht zu sehr hinten reindrängen lassen und müssen versuchen bei eigenem Ballbesitz wieder Ruhe ins Spiel zu bekommen. Teilweise agierte man zu passiv und verhalf der Borussia so ein stückweit zurück ins Spiel. Daran muss das Team noch arbeiten, auch wenn es natürlich unrealistisch ist einen Gegner über volle 90 Minuten zu dominieren – dafür ist die Bundesliga in der Breite auch zu stark und das sollte auch nicht die Erwartungshaltung sein. Nichtsdestotrotz hätte man mit früheren Impulsen von der Bank und frischen Kräften vielleicht auch schon früher zur Vorentscheidung kommen können. Krösche und Toppmöller legten trotz 2:0-Sieg den Finger auch genau in diese Wunde und unterstrichen damit, dass die Hessen mit ihren neun Punkten jetzt nicht in Selbstzufriedenheit verfallen werden, sondern weiter hart arbeiten, um noch besser zu werden. Als nächstes können die Adlerträger sich endlich auch auf der internationalen Bühne beweisen und ihre Wiedergutmachung für die schwache Conference-League-Saison vergangene Spielzeit starten. Gerade bei den internationalen Spielen sollte genau dieses Feuer der ersten Halbzeit wieder zu spüren sein, um endlich wieder internationale Festtage in Frankfurt feiern zu können. Die Mannschaft hat in jedem Fall bewiesen, dass sie bereit dafür ist.
8 Kommentare
Schön !
Wirklich schön !
Ein junges Team mit viel Potential und Lust auf mehr . Schön auch das die ganzen schwarzmaler und schlechtredner aus der Vorbereitung hier verschwunden sind und lügen gestraft wurden .
Da ist schon eine positive Entwicklung zu sehen ! Auch Stimmungstechnisch - und Toppi holt auch alle mit ins Boot ! Selbst einen Dina Ebimbe wird gezeigt : ,, Einsatz und Leistung werden belohnt ,,
Wenn man etwas negatives aus dieser positiven Phase raussuchen will - dann das es mir für Uzun und Brown momentan furchtbar leid tut das das erste Team so perfekt performt. Ich gönnen den beiden einfach demnächst auch ein bissel Spielzeit .
Alles in allem muss einem aber auch klar sein das ein so junges Team auch durch ein Tal wandern wird .- dann dürfen auch wieder die Meckerköppe kommen - und genießen alles und jeden schlecht zu reden .
Ich bin auch begeistert, dass wir gegen 3 mittlere, unbequeme Mannschaften recht souverän gewonnen haben. Ich lasse mich noch überraschen, ob es taktisch sooo deutlich besser ist.
Wir haben mit Kristensen und Theate endlich mal brutale Qualität auf den Außen, auch wenn Kris offensiv so etwas Hulk ist.
Larsson performt sehr gut und zur individuellen Klasse von Ekitike und Marmoush muss man nicht viel sagen.
Alles in allem macht es im Moment Spaß. Bitte nächstes Wochenende gegen einen der 3 deutlich schwächsten Kader der Liga netzen.
Die Besserwisser u. Schlechtreder kommen bestimmt noch. Irgendwann wird man wieder ein schwächeres Spiel abliefern und schon sind die wieder hier. Dann wird wieder die "Apokalypse" ausgerufen.
Die jetzige Situation hätte man letzte Saison eigentlich kommen sehen - trotz der schwerfälligen" Spiele- sollte der Kern der Mannschaft zusammenbleiben. Jetzt kamen ja zusätzliche passende Spieler (Rasmus, Theate, Matanovic, Dahoud wird demnächst wichtig werden) obendrein dazu. Das sind 3 zusätzlich "sehr erfahrene" Spieler mit Stammspieler-Potential dazu. Man hat jetzt tatsächlich 15 bis 17 Stammspieler im Kader, da bewegt man sich schon in Richtung BVB und ist jetzt auch für eine lange Saison gut vorbereitet.
Mitte Oktober sieht man wohin es in dieser Saison gehen wird....
Tolles Spiel, toller Sieg. Nur ein kleiner / mini Kritikpunkt an den Trainer: Ich hätte mir die Wechsel in der zweiten Halbzeit früher gewünscht, da doch einige Spieler deutlich sichtbar auf dem Zahnfleisch gingen.
Leute, Leute, Leute, was schaut ihr für Spiele ?
Erste Halbzeit hat Eintracht gut gespielt, Druck aufgebaut und eigentlich das Spiel im Griff gehabt, leider zu wenig aus ihren Chancen gemacht. Das Mittelfeld hat solala funktioniert, für mich der Knackpunkt.
Zweite Halbzeit wurde die Schwäche des Mittelfelds deutlich, als Gladbach dies ausnutzte und beinnahe den Ausgleich gemacht hätte. Wie wäre das Spiel dann ausgegangen ?
Womöglich eine Niederlage, was hätte dann hier alles schönes gestanden.
Standards weiterhin eine Katastrophe, die können den Ball gleich zum Gegner abgeben. Das Trainerteam um die Standards schafft es nicht z.B. einen Chaibi, der eigentlich gute Flanken kann, so einzustellen das es in der Mannschaft fruchtet. 500 Ecken, null Tore, für mich sind es schon gefühlte 1.000 Ecken. Wer hat das Spiel Leverkusen gesehen, wie viele Standards waren in diesem Spiel im Tor ?
@ Pfalzadler Einen Dahoud hier als Stammspieler zu beschreiben, der noch nichts auf dem Platz gezeigt hat, der sich in einer Pressekonferenz als absoluter Söldner dargestellt hat. In Stuttgart nichts gebracht hat und gehen durfte, jetzt nur froh ist weiter Kohle zu bekommen in der erste Liga. Tolle Analyse.
Ich persönlich freue mich über den geglückten Saisonstart. Nimmt ein bisschen Druck von der Mannschaft und sollte man in Kiel nachlegen können, kann man sich auf 2 Topspiele gegen Bayern und Leverkusen freuen. Daher suche ich als Fan jetzt nicht unbedingt nach den möglichen Verbesserungspotentialen. Dafür ist ja der Staff da. ;-)
Bezüglich Dahoud -> Das war keine Analyse sondern eine Hypothese!
Der Dahoud wird sicher demnächst mehr Einsatzminuten erhalten da ja von Dir freundlicherweise auf die bestehenden Schwierigkeiten im Mittelfeld hingewiesen wurde.
Nicht jeder Spieler funktioniert überall. Letztes Jahr war beim VFB kein Vorbeikommen an Stiller/Karazor ! Was davor bei Brighton war -> keine Ahnung. Hat da nicht der Pascal Gross gespielt?
@ g-block
Sprich doch einfach den Technik Trainer an.
Mit dieser Fußstellung kann Chaibi nur weiche, fast gerade
Chip Bälle spielen. Müßten die Fachleute eigentlich sehen.
Er kann noch hundert Eckbälle schlagen, aber ein harter, tückisch
angeschnittener Ball wird ihm nicht gelingen.
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