Mit der 7:2-Gala gegen den VfL Bochum fuhr die Frankfurter Eintracht nicht nur drei wichtige Punkte ein, sondern setzte mit dieser grandiosen Vorstellung ein dickes fettes Ausrufezeichen und schickte damit konkurrierende Grüße an die Mitstreiter Bayern München, RB Leipzig, Bayer Leverkusen etc.. Mit 17 Punkten und der zweitbesten Offensive (23) belegt die Mannschaft von Dino Toppmöller aktuell den dritten Tabellenplatz. Die SGE brilliert und sorgt weiter für positive Schlagzeilen. Über sie muss gesprochen werden, weshalb Sportdirektor Timmo Hardung am vergangenen Sonntag in einer weiteren Ausgabe der Sport1-Sendung „Doppelpass“ zu Gast war.
„Sind auf alles Mögliche vorbereitet“
Die Eintracht ist momentan auf bestem Wege, zu einer Spitzenmannschaft zu reifen. Wird der Anspruch erhoben, sich langfristig unter die Top 4 festzusetzen? Hardung drückte auf die Euphoriebremse: „Ich glaube, dafür ist die Lücke, die Distanz zu den Klubs, die vor uns stehen, deutlich zu groß.“ Besonders finanziell sieht der 34-Jährige Vereine wie Borussia Dortmund klar vorne. „Da sind schon noch einige Klubs, die auf bisschen mehr Rosen gebettet sind.“
Büffelherde, Andre Silva, Kolo Muani sowie aktuell Omar Marmoush und Hugo Ekitiké: Dem Europa-League-Sieger von 2022 gelingt es immer wieder, Spieler ausfindig zu machen, die in der Mainmetropole zu absoluten Topspielern avancieren. Hardung macht es an einem entscheidenden Faktor fest: die Leidenschaft. „Wenn du dich da als Funktionär oder eben auch als Spieler zu 100 Prozent darauf einlässt – wenn du wirklich mit Freude, mit Stolz, mit allem was du hast, das Trikot trägst – dann kannst du bei Eintracht Frankfurt über dich hinauswachsen.“ Das Ziel sei es, den Kader bestmöglich breit mit vielen unterschiedlichen Stärken und Profilen zu spicken, „um den Trainer freie Hand geben zu können, wie er die Jungs aufstellen und trainieren möchte.“ Angesprochen auf die Suche nach bereits potenziellen Nachfolgern für die heiß begehrten Akteure Marmoush und Ekitiké bekräftigte er: „Die tägliche Arbeit ist grundsätzlich immer, auf alles Mögliche vorbereitet zu sein.“
„Deutsche Meisterschaft nicht unser Anspruch“
In der Bild am Sonntag wurde die Frage in den Raum geworfen, ob der aktuelle Tabellendritte Deutscher Meister werden kann. Der Sportdirektor nahm diese Frage mit einem Lachen auf, kam aber nicht von seiner realistischen Einschätzung ab: „Dieses Jahr auf jeden Fall nicht. Wir haben es mal 1959 geschafft, man sieht allein da schon, das sind ein paar Jahre her. Das ist nicht unser Anspruch“, machte Hardung deutlich und erklärte weiter: „Bei allem Respekt, wir versuchen, unsere Arbeit bestmöglich zu machen, wissen aber auch, wo wir herkommen, wo wir hin wollen, was wir leisten können.“ Gerade in den K.O.-Spielen in den Pokalwettbewerben sei es so gewesen, dass man mit der Synergie von Fans, dem Verein, der Stadt, den Mitarbeitern und den Spielern über sich hinausgewachsen sei. Hardung wies besonders auf den Europa-League-Triumph 2022 hin. Dort konnten Mannschaften bezwungen werden, die laut Hardung qualitativ deutlich besser seien als die Eintracht. „Trotzdem hast du in den 90 Minuten die Chance, über dich hinauszuwachsen, dann ist sowas auch mal möglich, ist aber kein Anspruch, dass regelmäßig machen zu müssen“, betonte der gebürtige Heidelberger.
Ziel: wirtschaftliche Stabilität und gesundes Wachstum
Für die Führungsetage der Hessen um Hardung und Sportvorstand Markus Krösche ist es stets das Ziel, wirtschaftlich stabil zu bleiben und weiter gesund zu wachsen. Dazu gehört ebenfalls die Entwicklung junger Spieler wie Nene Brown oder Can Uzun, aber auch das Hochziehen junger Talente aus dem Nachwuchsleistungszentrum. Bisher hat die Eintracht es in den letzten Jahren kaum umgesetzt. Kritik, der der Sportdirektor beipflichtete. „Das war ein Ansatz, den wir versuchen zu verändern, wo auch da letztes Jahr das Trainerteam um Dino Toppmöller viel zu wenig Anerkennung bekommen hat. Wir haben vier, fünf Debütanten letztes Jahr die Plattform geboten, im Profifußball anzukommen.“ Der jetzige Kader weise eine gute Mischung aus jungen dynamischen und älteren erfahrenen Spielern auf, für den Hardung ein großes Lob aussprach. „Diese Achse hat sich dieses Jahr gut entwickelt – um Kevin Trapp, Robin Koch, Mario Götze, Mo Dahoud, Ellyes Skhiri. Das sind ganz wichtige Spieler. Wir haben mit Theate und Kristensen noch zwei erfahrene Spieler mit dazu in den Kader genommen“, schwärmte Hardung.
Damit rundete er einen souveränen und sympathischen Auftritt beim „Doppelpass“ ab.
5 Kommentare
So sehe ich das auch ♧
Ich sehe das auch so, mir fehlt immer nur Andre silva in der Liste.
Immerhin hat er fast alle rekorde gebrochen.
André Silva wird doch erwähnt. Mir fehlt Borre in der Liste. Ein Jahr vor Muani hatte er es nicht leicht, aber er hat uns zum EL Titel geschossen.
Das Schöne ist: Je mehr Spieler bei uns zu Top-Spielern reifen und irgendwann "den Sprung machen", sprich einen deutlich höher dotierten Vertrag bei einem ganz großen Club bekommen, sich vielleicht sogar ihren persönlichen Traum erfüllen, desto leichter ist es für uns, solche Leute als noch junge Spieler zu holen.
Die sehen ja, was aus dem X oder dem Y wurde, der nach Frankfurt ging und dann später groß rauskam.
Wichtig dafür ist nicht nur gutes Scouting, sondern vor allem die Möglichkeit, sich international zu beweisen. Die Liga ist die Basis, der Pokal ist das Extra, doch "Eintracht Frankfurt international" muss immer das Ziel sein.
Borré hat für die SGE viel geleistet und Großes erreicht. Insbesondere in wichtigen Spielen wird er -im Gegensatz zu den meisten- nie nervös, sondern übernimmt für das Team die Verantwortung und liefert Höchstleistungen. Um ein international bekannter Top-Spieler zu werden, muss man diese Leistung aber immer abrufen, nicht nur im Derby oder im KO-Spiel. Vielleicht braucht er das Adrenalin, das Jetzt-oder-nie-Gefühl, um das abrufen zu können, dann geht in seinem Kopf der Heldengesang los. Das hat er scheinbar schon immer so gemacht, River Plate hat er zur Copa Libertadores geschossen und in der Liga dagegen eher wenig getroffen. Da er diese Leistungen nur in den ganz besonderen Momenten abruft, hat er nach seinem Wechsel von River Plate auch deutlich an Marktwert eingebüßt. Jeder Eintracht-Fan wird ihm daher für immer dankbar sein, er war genau der richtige Mann zur richtigen Zeit, aber ein Spitzenspieler ist er nicht. Deswegen hat die Eintracht ihn ja am Ende für 6,5 Mio. mit Boni ziehen lassen und nicht etwa für 50 Mio..
Von den sportlichen Erfolgen abgesehen war das aber natürlich wieder ein großer finanzieller Gewinn für die Eintracht, denn er kam ablösefrei, ein weiterer Coup von Krösche.
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