Eintracht-Trainer Oliver Glasner (re.) und Kapitän Sebastian Rode freuen sich über den Sieg in Augsburg. (Bild: IMAGO / Jan Huebner)

Etwa eine halbe Minute war gerade einmal gespielt, da lag der Ball schon im Tor der Frankfurter Eintracht. Mergim Berisha hatte das Leder zum frühen 1:0 in den Kasten von Kevin Trapp versenkt. Alles so wie immer also bei der launischen Diva: Nach einer berauschenden Europapokalnacht am Dienstag in Lissabon würde für die Hessen am Samstag ein ernüchternder Bundesliga-Auftritt bei den Fuggerstädtern folgen, hätte man meinen können. Doch falsch gedacht. Die Adler berappelten sich und sollten am Ende durch Tore von Sebastian Rode in der 13. Spielminute und Ansgar Knauff in der 64. Minute die Partie wie schon in der Champions League noch zu einem 2:1 (1:1)-Sieg drehen.

Dass die Hessen nun ihr Gesicht der launischen Diva endgültig abgelegt haben, soweit wollte Trainer Oliver Glasner auf der Pressekonferenz nach dem Spiel nicht gehen. Von einer „Trendumkehr“ wollte er daher noch nicht sprechen, auch wenn Glasner anmerkte, dass bereits nach dem Auswärtssieg gegen Olympique Marseille im September im folgenden Spiel gegen den VfB Stuttgart ein Sieg gelang. Vielmehr machte der Trainer auf das Selbstvertrauen aufmerksam, das momentan in der Mannschaft steckt. „Am Ende entscheiden wir, wie das Spiel ausgeht“, betonte der Österreicher. Das verdeutlicht, mit welchem Selbstverständnis die Glasner-Elf mittlerweile auf dem Platz steht. Die Mannschaft habe sich in Augsburg „nach dem schnellen Rückstand dafür entschieden, dass Spiel zu gewinnen. Mit einer unglaublich tollen Mentalität und einem Glauben an sich. Die Jungs haben sich entschieden dagegenzuhalten, nach vorne zu spielen und weiter Druck zu machen“, sagte Glasner weiter.

So scheint sich die SGE in dieser Phase der Saison nicht nur gefunden zu haben, sondern auch gefestigt zu sein. „Das ist ein Lernprozess“, erklärte Kapitän Rode am Samstagabend im „ZDF-Sportstudio“. Was in der letzten Saison nach Europa-League-Spielen oft misslang, laufe in dieser Saison besser. Das liegt auch am Trainer und der mittlerweile mehr als einjährigen Zusammenarbeit: „Oliver Glasner ist ein hervorragender Trainer, der uns alle drei Tage sehr, sehr gut einstellt.“

Keiner wolle „erleben, dass es nach einem erfolgreichen Europacup-Spiel in der Bundesliga wieder schlecht läuft“, so Rode weiter. Auch die Mannschaft wolle „nach einem guten Champions-League-Spiel den Turnaround schaffen“. So gelang es der Eintracht mit Willensstärke, Disziplin und Leidenschaft, die muntere Partie in Augsburg noch für sich zu entscheiden. Dabei hatte sie sich in der ersten Hälfte noch schwer getan. „Und dann haben wir noch den ganz schwierigen Weg gewählt, indem wir mit der ersten Aktion in Rückstand geraten“, sagte Glasner nach dem Spiel.

Trapps „Big Save“ hält SGE im Spiel

Dass das Pendel nach dem 1:1-Ausgleich nicht wieder zugunsten des FCA ausschlagen sollte, war wieder einmal Torwart Trapp zu verdanken. Es habe einen „wertvollen Big Save von Kevin Trapp benötigt, um nicht wieder in Rückstand zu geraten“, betonte Glasner. Ermedin Demirovic vergab in der 42. Minute aus gut fünf Metern gegen den Frankfurter Schlussmann, der mit einer reaktionsschnellen Glanzparade auf dem Posten war und seine Kollegen im Spiel hielt.

Auch wenn Trapp in dieser Szene glänzte. Für die Mannschaft muss das in den Augen des Trainers nach 20 Spielen in drei Monaten nicht gelten: „Jetzt ist eine Phase, in der es nicht ums Brillieren geht, sondern darum, alles noch mal rauszuholen und Punkte einzufahren“, so Glasner, der von einer „herausragenden Reaktion“ seiner Truppe sprach.

„So willst du natürlich nicht in ein Spiel starten, wenn du schon nach einer halben Minute in Rückstand gerätst“, sagte Rode im „Sportstudio“ und wähnte sich somit zunächst im falschen Film. Immerhin blieb danach jedoch noch „genügend Zeit, um das auszubügeln.“ So bewies die Eintracht wieder einmal, dass sie mit Rückschlägen umgehen kann. Als Torschütze zum 1:1 hatte Rode wie schon in Lissabon erneut seinen Anteil daran.

Es war ein Treffer, wie gemalt. Das hat auch mit der neuen Offensivausrichtung der Eintracht zu tun. Nach dem Weggang von Filip Kostic gelingt es der SGE mit den Neuzugängen auch die engen Räume zu bespielen, ohne groß an Geschwindigkeit im Spiel nach vorne verloren zu haben. So schickte Mario Götze beim 1:1 den schon seit Wochen stark aufspielenden Junior Dina Ebimbe auf Rechts, der von der Grundlinie in die Mitte passte, wo Jesper Lindström den Ball passieren ließ, sodass Rode nur noch einschieben musste. „Mit Götze und Randal Kolo Muani haben wir zwei Offensivspieler dazubekommen, die uns enorm entlasten“, erklärte Rode. Somit könnten das Mittelfeld und die Abwehr besser nachrücken.

Neue Flügelzange?

Zudem scheint auch Neuzugang Ebimbe seine Rolle in der Mannschaft als rechter Schienenspieler gefunden zu haben. Links könnte das für Ansgar Knauff gelten, der nach seiner Verletzung in Augsburg für den blassen Luca Pelligrini zur zweiten Halbzeit eingewechselt wurde. Glasner bewies damit ein goldenes Händchen, schließlich sollte die Leihgabe von Borussia Dortmund zum entscheidenen 2:1 treffen. Wie schon gegen Lissabon auf der rechten Seite machte Knauff auch diesmal wieder eine gute Figur und sorgte auf dem linken Flügel für Belebung im Spiel der Eintracht. Die Flügelzange Ebimbe-Knauff könnte also Zukunft haben.

Mit der Einwechslung von Knauff begann es auch für die Eintracht, besser zu laufen. „Mit der zweiten Halbzeit bin ich fußballerisch viel mehr zufrieden, weil wir mehr Kontrolle hatten und das Spiel vermehrt in die Hälfte der Augsburger verlagern konnten“, erläuterte Glasner. Er monierte jedoch wieder einmal die Chancenauswertung. „Wir haben es in dieser Phase verpasst, das Spiel nach dem 2:1 und zwei, drei guten Chancen für uns zu entscheiden. Dann bleibt es halt spannend“, musste der Trainer feststellen.

Dennoch war Glasner zufrieden mit der Leistung seines Teams. „Das haben die Jungs mit ihrer Mentalität und Geschlossenheit wieder überragend gemacht.“ Vor den Duellen gegen Hoffenheim am Mittwoch und Mainz am Sonntag erwarten Verein und Fans nun mit Spannung die Champions-League-Auslosung am Montagmittag. Kapitän Rode übrigens wünschte sich im „Sportstudio“ Real Madrid als Gegner. „Mit denen haben wir noch ein Hühnchen zu rupfen“, sagte er und sprach damit die Niederlage aus dem August im UEFA Supercup an. Sollte es so kommen, könnte der Gegner wohl nicht größer sein. „Kein Problem“, findet Rode. Und wie es nach rauschenden Europapokalnächten im Bundesliga-Alltag geht, scheint die Eintracht inzwischen ja auch zu wissen.

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8 Kommentare

  1. Wir können mit der Entwicklung zufrieden sein. Es wird auch weiterhin Spiele geben, wo wir punkte verlieren oder liegen lassen. Dennoch sind wir körperlich und mental auf einer anderen Ebene. Im Vergleich zur letzten Saison hat OG einen breiteren Kader zur Verfügung und daher punkten wir gerade nach Europa-Pokal-Belastungen wesentlich häufiger und müssen uns nicht für einen Wettbewerb entscheiden.

    Es wird noch ein langer Kampf um Europa, vor allem um die CL. Bayern und Dortmund marschieren, Leipzig hat sich gefangen und mischt wieder mit. Freiburg scheint noch einigermaßen konstant zu punkten, haben nur gegen Bayern und Dortmund verloren. Jetzt kommen direkte Duelle gegen Leipzig und Union. Union selbst hat die Tabellenführung verloren, da wird man sehen ob es jetzt abwärts geht. Auch Sie haben eine Mammut-Saison gespielt. Bremen punktet eben auch regelmäßig und bleibt dran. der Abstand zu Gladbach, Hoffenheim, Mainz und Wolfsburg ist schon mal da, genauso noch zu Leverkusen. Die fünf können noch um Europa eingreifen. Der Abstand zu Platz 6 muss sich vergrößern! Wie gesagt, da Bayern und Dortmund jetzt das Tempo anziehen, müssen wir mit dabei bleiben. Dann haben wir die besten Möglichkeiten Platz 3-4 zu erreichen.

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  2. Wenn man diesen Gedanken hier vor Monaten ausgesprochen hat, wurde man (einmal mehr) für verrückt erklärt. Jetzt scheint es so zu kommen. Ben Manga wechselt laut Sky noch dieses Jahr nach England.
    Nun gut, kann man nicht ändern. Es war offensichtlich, dass es zwischen Krösche und ihm nicht harmoniert. Nun darf man gespannt sein was hinter Krösches (in der Bildzeitung) gepushten Scoutingsystem wirklich steckt. In 12-24 Monaten sind wir schlauer.

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  3. Laut Hr ist der Deal fix:

    Fix: Eintracht holt Aaronson
    Eintracht Frankfurt hat US-Talent Paxten Aaronson unter Vertrag genommen. Der Deal, der sich in den vergangenen Tagen bereits angebahnt hatte, ist nach Informationen des hr-sport fix. Die Eintracht soll sich die Dienste des 19 Jahre alten offensiven Mittelfeldspielers von Philadelphia Union rund vier Millionen Euro kosten lassen. Gerüchteweise erhalten die US-Amerikaner zudem eine Beteiligung an einem eventuellen Weiterverkauf.

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  4. nun denn ob das an Krösche liegt ? oder allein daran ?
    Wenn du als zweiter Mann bei einem englischen TopClub anfangen kannst ( so liest sich das im besagten Artikel )
    Dann denke ich mal ist das eher ein geplanter Karriereschritt – oder ?!
    Wenn es am Ende so kommt dann ist es halt so – er hat vermutlich einen der größten Anteile am Aufstieg der Eintracht durch sein Talentscouting ….

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  5. Wenn es so wäre, für ihn ein Aufstieg, finanziell und von der Position.

    Die Frage wird dann sein, wer würde Nachfolger für Ben…!?

    Dennoch ein herber Schlag für uns.

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  6. sehr sehr schade… Krösche setzt leider eher auf Timmo Hardung und sein eigenes Beraternetzwerk. Kolo Muani ging voll auf Manga, den Transfer hat er schon vor einem Jahr eingefädelt.
    Hat leider nur begrenzt Plätze im Transfermanagement…

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  7. @1

    Dortmund marschiert? Wohin denn? Momentan sind die noch lange nicht gefestigt,
    weniger als die Eintracht, die sie neulich erst richtig hergespielt hat. Freiburg sollte man echt nicht unterschätzen.
    Leipzig wird leider wieder besser…. aktuell ist die Eintracht Top4 in der Liga, vom Momentum her auf jeden Fall.
    Mal sehen, wie es nach der WM aussieht, dann werden die karten eh neu gemischt

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