Haris Seferovic fühlt sich sichtlich wohl mit Mijat Gacinovic und Timothy Chandler.

Wir schreiben den 23. August 2014, der Gegner heißt SC Freiburg, der Trainer Thomas Schaaf und einer steht goldrichtig und entscheidet das Spiel mit seinem Treffer zum 1:0 in der 15. Minute: Haris Seferovic, der bereits schon eine Woche zuvor in der ersten Pokalrunde seinen ersten Pflichtspieltreffer erzielt hatte. Der Schweizer war in jenem Sommer von Real Sociedad San Sebastian aus Spanien für 3,2 Millionen an den Main gewechselt mit dem Ruf eines Wandervogels. Der damals 22-jährige hatte zuvor nie länger als ein Jahr am Stück für einen Verein gespielt und die Eintracht sollte seine siebte Profistation werden. Nicht wenige zogen die Augenbrauen nach oben, als der Schweizer für diese Ablösesumme als neuer Stürmer verpflichtet wurde mit der Empfehlung von vier Toren in 40 Spielen. Doch Seferovic belehrte die Zweifler eines besseren.

Eine Achterbahnfahrt in drei Jahren

In der Saison 2014/15 sollten weitere Tore folgen. In 32 Bundesligaspielen gelangen dem Eidgenossen zehn Tore und acht Vorlagen. Werte, die die Ablöse wieder einspielten und doch sehr überraschend waren für einen Neuling in der Bundesliga, der zuvor einiges auf seiner Vita stehen hatte, aber nicht allzu viele Tore. Beachtlich auch: Seferovic stand in den 32 Bundesligaspielen jedes Mal in der Startelf, war unangefochtener Stammspieler unter Schaaf und zahlte das Vertrauen regelmäßig zurück. Doch die zweite Saison folgte und die Messlatte, die er sich selbst gelegt hatte, lag zu hoch: „Im zweiten Jahr ist es schwer, die Leistungen aus dem ersten zu bestätigen. Man versucht immer, bei jemandem die Schuld zu suchen. Man muss auch aber auch bei sich mal die Schuld suchen.“ 29 Spiele, drei Tore, fünf Assists – die magere Ausbeute des Nationalspielers in der Folgesaison. Die Torgefahr ging ihm abhanden, das Niveau des Vorjahres konnte er nicht halten. Auch mit ein Grund, warum die Eintracht in den Abstiegsstrudel geriet und die Klasse am Ende nur über die Relegation halten konnte. Momente, die Seferovic aber nicht missen möchte: „Wenn es einen Moment gibt, der mich für immer an die Eintracht erinnert, dann ist es mein Tor im Relegationsspiel. Jedes Tor ist schön. Aber das war eines der Wichtigsten.“ Viele glaubten daran, dass dieses viel umjumbelte Tor eine Initialzündung für die Eintracht und Seferovic sein könnte. Die Eintracht schaffte den Turnaround und auf den Fast-Abstieg folgte eine Saison, in der die Adler nichts mit dem Abstieg zu tun hatten und drei Spieltage vor Schluss sogar noch Chancen auf das europäische Geschäft besitzt. Für den Schweizer jedoch änderte sich nicht viel, im Gegenteil: Die Spielanteile in der aktuellen Saison sind im Vergleich zum Vorjahr noch gesunken, was unter anderem auch der Rotation geschuldet sei, die der Coach Niko Kovac betreibt, Dennoch gibt sich Seferovic als Teamplayer: „Wenn die Mannschaft erfolgreich ist, dann hat die Mannschaft Vorrang. Die Hinrunde haben sie sehr gut gespielt. Daher habe ich es akzeptiert, dass ich viel auf der Bank saß.“ Konkurrenz habe man überall, es liege in solche einer Situation aber am Spieler selbst, sich zu motivieren und sich über das Training das Selbstvertrauen zu holen. Dennoch konnte sich Seferovic nach der geplatzten Vertragsverlängerung keinen Stammplatz mehr zurückerobern. In der Rückrunde sind lediglich zwei Einsätze über die volle Distanz notiert, gegen Dortmund fehlte er sogar komplett im Kader. Dabei hätten die Hessen die Torgefährlichkeit aus der ersten Saison des Schweizers durchaus gebrauchen können. Gerade die Abschlusschwäche sei Hauptursache für den Absturz in den letzten Wochen gewesen: „Wir haben gute Spiele gespielt, aber die Tore nicht gemacht. Das ärgert jeden. Da haben die Kaltblütigkeit und das Quäntchen Glück gefehlt.“ Vor allem sein Sturmkollege Branimir Hrgota agierte unglücklich: „Hrgota hatte ein paar sehr gute Chancen, wo das Glück gefehlt hat. Im Training macht er solche Dinger immer. Das ist so im Fußball.“

Fokus auf der Bundesliga, Pokal als Highlight

Roman Bürki (hier bei Seferovics erstem Bundesligatreffer noch im Trikot des SC Freiburg) und Haris Seferovic: In Berlin kommt es zu einem Wiedersehen.

Doch noch sind drei Spiele zu gehen. Drei Spiele, in denen der Stürmer, der beim letzten Auswärtsspiel in Hoffenheim von Beginn an randurfte, nochmal alles geben kann für seinen Arbeitgeber. Der Blick geht nun Richtung Wolfsburg. Die Wölfe gastieren morgen im Stadtwald und dort könne man locker aufspielen. Den Gegner hingegen erwartet Seferovic mit einer gehörigen Portion Motivation: „Wolfsburg wird nach dieser Pleite gegen die Bayern als Team auftreten und Vollgas geben. Sie brauchen die Punkte.“ Es werde kein einfaches Spiel, aber die Eintracht wolle ebenso punkten und aus den letzten verbleibenen Spielen das Maximum herausholen und das Ziel eines einstelligen Tabellenplatzes auf jeden Fall realisieren. Eine Devise, die auch Niko Kovac vorgegeben hat: „Der Trainer hat gesagt, dass wir jetzt noch drei gute Spiele abliefern müssen. Wir sollen nicht nur das Finale im Kopf haben, dann spielen wir nicht gut. Wenn wir jetzt drei gute Spiele machen, können wir mit noch breiterer Brust nach Berlin fahren.“ Die Spielweise der Norddeutschen komme den Frankfurter dabei im nächsten Spiel gelegen: „Die Wolfsburger werden kommen, das wissen wir. Wir können dann unser Spiel spielen und kontern.“ Am Samstag werden auch Sympathien zu anderen Eidgenossen wie Benaglio oder Rodriguez keine Rolle spielen: „Ich wünsche meinen Landsleuten, die im Abstiegskampf stecken, alles Gute. Aber nichtsdestotrotz sind wir Gegner. Daher wollen wir, dass die Punkte hier bleiben.“ Gegen einen anderen Kollegen aus der Nationalmannschaft konnte Seferovic vor zehn Tagen bereits auftrumpfen und er gab ehrlich zu, dass der Elfer im Pokalhalbfinale gegen Yann Sommer kein einfacher war: „Ich hatte schon Herzrasen, weil ich weiß, dass er mich kennt und weiß, wie ich schieße.“ Doch der Torhüter entschied sich für die linke Ecke und Seferovic vollendete trocken in die rechte. Ein Tor, was seinen Beitrag für das Pokalfinale in Berlin geleistet hat: „Das ist etwas sehr Spezielles. So etwas erlebt man nicht jedes Jahr. Es bleibt sicherlich auch in Erinnerung für jeden hier.“ Gegen den BVB rechnet Seferovic, der in dieser Saison bereits gegen die Schwarz-Gelben getroffen hat, mit Chancen: „Es ist ein Spiel und alles möglich.“ Der aktuelle Torhüter der Borussen heißt übrigens Roman Bürki. Jener schweizer Torhüter, gegen den der Stürmer seinen ersten Bundesligatreffer erzielt hat. Die Eintrachtfans fänden es sicher nicht schlecht, wenn er gegen den selben Torhüter auch seinen letzten Treffer erzielen würde.

Bälle tragen kein Problem: Für Seferovic steht das Team über allem.

Ist ein Verbleib doch noch möglich?

Der Pokalsieg wäre die absolute Krönung seiner Zeit bei der Eintracht, die er selbst als Achterbahnfahrt beschreibt: „Meine drei Jahre gingen bergauf und bergab. Das erste Jahr war super, das zweite nicht so gut und dieses Jahr war mittel.“ Dennoch ist Seferovic, der derzeit noch mit seiner Freundin in Oberursel lebt, gerne Teil der Mannschaft und machte nie einen Hehl daraus, wie wohl er sich im Rhein-Main-Gebiet fühlt: „Der Verein, die Fans und die Stadt sind geil. Es ist geil, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Es macht Spaß, hier zu spielen.“ Und dennoch werden sich die Wege wohl zum 30. Juni trennen, ein Wechsel zu Benfica Lissabon scheint nahezu gesichert, auch wenn weder er noch der Verein bis dato etwas offiziell verkündet haben. Möglicherweise auch um den Spieler zu schützen. Auf seine Arbeitsmoral und Einstellung lässt Seferovic aber nichts kommen: „Ich gebe hier jeden Tag Vollgas, habe im Training immer alles gegeben – das können Sie auch den Trainer fragen.“ Seine Verbindung zur Mannschaft sei ausgesprochen gut: „Ich war immer zu 100 Prozent für die Mannschaft da, egal wann und wo.“ Und ein klitzekleines Hintertürchen lässt der Schweizer doch noch offen: „Vielleicht sind die Jahre für mich in Frankfurt ja noch nicht das Ende.“ Wie es weitergeht, werde Seferovic nach dem Pokalfinale bekanntgeben.

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12 Kommentare

  1. Ob wir den kriegen oder nicht, ist zunächst einmal sekundär. DASS wir inzwischen bei solchen Spielertypen angelangt sind, ist das positive Signal und zeigt den Wandel in der Ausrichtung des Scouting.
    Die Zeiten sind hoffentlich vorbei, in denen wir gezwungen waren, nur in begrenzten Jagdgebieten zu jagen, bestehend aus ablösefreien bis günstigen, älteren Spielern, die in ihren Vereinen keine Zukunft mehr hatten. Bei Hasebe z.B. hat es funktioniert, bei vielen anderen nicht so sehr.
    Schauen wir mal was da im Sommer auf uns einprasselt. Jetzt bin ich zunächst auf die letzten drei BuLi-Spiele fokussiert und fiebere dem 29. entgegen.

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  2. Zum 6er-Gerücht:
    Wenn er aktuell wirklich ca. 7,5 Mio. an Marktwert hat, glaubt hier doch wirklich niemand ernsthaft das wir in dieser Höhe für einen Spieler „soviel“ Geld ausgeben können oder das wir diesen für 2 oder 3 Mio. „geschenkt“ bekommen. Das sind alles meines Erachtens Gerüchte aus dem Reich der Fabeln.

    Wir sind und werden auch trotz Pokaleinnahmen nicht soviel für einen 6er investieren können. Außer Alex haben wir keinen Stürmer im Kader und ob er bleibt oder auch nochmal zur Topform findet, gar sich alleine auf ihn nicht verlassen sollte, brauchen wir Stürmer, die Tore „garantieren“! Erst recht vielleicht noch Innenverteidiger…etc. etc.

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  3. Zu SEFEROVIC! Ich wiederhole mich zum xten Mal und das sehr gerne, dass ich ihn charakterlich völlig falsch eingeschätzt hatte, von wegen hängen lassen und Unruhestifter. Nochmals Sorry, und viel Glück auf dem weiteren Weg, am besten schon mit dem Siegtreffer im Pokal.

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  4. Zu Sefe: Ich verstehe den Artikel nicht….bleibt er oder geht er?! Das Sefe am Saisonende geht ist doch allen schon seit Winter bekannt. Obwohl ich ihn im Spiel nicht als Gegner haben wollte, da von ihm eigentlich immer eine Grundgefahr fürs Tore schießen da ist, hat er mich in dieser Saison beim Torabschluß enttäuscht. Danke Sefe! Schade drumm, aber er wird uns nicht weiterbringen.
    Wir brauchen für die neue Saison einen richtig Guten!

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  5. Kann sich gerne mit einem Siegtreffer im Pokal verabschieden 😉
    Sefe braucht anscheinend einen guten Sturmpartner ala AMFG um Torgefahr zu verbereiten. Alles Gute für die Zukunft falls er uns verlässt

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  6. Neuer Stürmerkandidat
    Hat jemand von euch mal Marcus Ingvartsen spielen sehen oder was über ihn gelesen? Er spielt bei Nordsjaelland, ist 21 Jahre alt und hat in dieser Saison in 25 Spielen 14 Tore und 4 Assists gemacht. In der Meisterrunde dann 5 Tore in 5 Spielen. Laut TM hat er in Dänemarks U21 8 Tore in 8 Spielen geschafft. Aktueller Marktwert 1,25 Mio.

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  7. Und am Ende bleibt Sefe doch……
    Das wäre wohl die größte Überraschung der Saison, aber warum nicht? Anscheinend spielt er sich bei Kovac im Moment wieder in den Fokus.
    Vielleicht hat ja auch Lissabon doch ein Rückzieher gemacht und Sefe hat sonst keine schönen Angebote 😀

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  8. Sefe hat bei mir seinen Kredit verspielt als er in dem einen Wintertraining meinte nicht mitmachen zu müssen. Er meinte wohl was Besseres als der Rest der Mannschaft zu sein. Hat er dann nochmal bestätigt als er bei seiner Auswechslung die Mannschaft im Stich gelassen hat und sich auf die Tribüne zurückgezogen hat.

    Ich wünsche ihm trotzdem alles gute (aber bitte nicht mehr bei uns).

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  9. Das mit der tribüne war unter Veh und hat mir auch nicht gefallen. Ansonsten kann ich ihm nichts vorwerfen. Kann gerne bleiben.

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