Nach dem desolaten Auftritt in Bochum hatte die Eintracht bereits in London ein anderes Gesicht gezeigt. Auch wenn die Partie am Ende knapp verloren wurde, zeigte sich schon gegen Tottenham, dass die Hessen auf Wiedergutmachung aus waren. Nun galt es dieses andere Gesicht auch im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen zu zeigen, um im Kerngeschäft Bundesliga den Anschluss an die oberen Plätze zu halten. Die SGE spielte völlig entfesselt und gewann deshalb verdient mit 5:1 gegen Leverkusen. Zwischenzeitlich führten die Adlerträger die Leverkusener regelrecht vor. SGE4VER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:
Glasner hält an der Dreierkette fest
Der Ausfall von Makoto Hasebe zwang Eintracht-Trainer Oliver Glasner erneut ungewollt zu Umstellungen in der Defensive. Mit der Rückkehr zur Dreierkette und mit Hasebe als Libero fanden die Frankfurter defensiv zurück in die Spur. Schon in London stellte Glasner nach der Auswechslung von Hasebe das System nicht um und warf Hrvoje Smolcic ins kalte Wasser. Gegen Leverkusen entschied sich der Trainer der Adlerträger allerdings für eine andere Lösung. Allzweck-Waffe Kristijan Jakic, der diese Saison auch schon auf der Rechtsverteidigerposition aushalf, sollte die Rolle des Japaners in der Dreierkette übernehmen. Die Position rechts in der Fünferkette bekleidete Eric Junior Dina Ebimbe, der nach seiner Einwechslung in London mächtig Betrieb über seine rechte Seite machte. Ein Schachzug, der sich am Ende auszahlen sollte, denn sowohl Jakic, als auch Ebimbe überzeugten erneut auf ungewohnter Position. Auch wenn Jakic nicht die Spieleröffnung von Hasebe umsetzen konnte, spielte er die neue Rolle sehr ordentlich. Dies lag aber auch daran, dass es der Mannschaft im Spiel gegen Leverkusen gelungen war, bereits vorne deutlich besser zu verteidigen. Gefährliche Angriffe wurden oftmals bereits im Mittelfeld unterbunden und die neu formierte Dreierkette kam deshalb nur selten wirklich in Bedrängnis.
Mannschaftliche Geschlossenheit
Genau dieses mannschaftlich geschlossene Verteidigen ist es, was Glasner von seiner Mannschaft sehen möchte. Bereits im Sturm bei Randal Kolo Muani beginnend und verstärkt durch die nachrückenden Daichi Kamada, Jesper Lindström und Mario Götze, sollen die Gegner frühzeitig attackiert und unter Druck gesetzt werden. Mit diesem Stilmittel gelingt es den Hessen oftmals, dass der Gegner seine Angriffe gar nicht erst kreieren kann. Diese Intensität, diesen Einsatz und diese Laufbereitschaft müssen die Adlerträger im Grunde in jedem Spiel leisten, um so erfolgreich wie am Samstag agieren zu können. Immer dann, wenn diese Intensität nicht erreicht wurde, bekam die Eintracht defensiv Probleme. Die defensiven Probleme waren im Grunde nicht immer wirkliche Defensivprobleme, sondern mannschaftstaktische Probleme. Die Kunst besteht nun darin, dieses Pensum alle drei Tage auf den Rasen zu bekommen. Das Spiel in Bochum vergangene Woche hat gezeigt, dass das der SGE (noch) nicht immer gelingt. Aus dieser aggressiven Verteidigungstaktik heraus, haben sich für die Frankfurter gegen Leverkusen extrem viele gute Umschaltmomente ergeben. Immer wieder konnten Götze und Kamada die steil einlaufenden Offensivkräfte Lindström und Kolo Muani in Szene setzen. Auch wenn insbesondere Kolo Muani in der ersten Halbzeit noch einige Großchancen ausließ, sollte sich die Beharrlichkeit der Hessen am Ende auszahlen. Leverkusen war trotz der fünf Tore mit dem Ergebnis noch gut bedient, denn teilweise spielte die Eintracht den Gegner regelrecht an die Wand.
Offensives Feuerwerk
Mit einem spielerisch offensiv denkenden Sechser wie Daichi Kamada, der wieder zurückgezogen neben Djibril Sow für Sebastian Rode spielte, hat die Eintracht ein extrem spielstarkes Mittelfeld. Sow, Kamada, Götze und Lindström sind alle technisch sehr beschlagen und haben inzwischen ein gutes Gespür füreinander entwickelt. Götze, der vielleicht manchmal etwas unauffällig wirkt, hat das Spiel der SGE aber entscheidend auf ein neues Level gehoben. Immer wieder hat er das richtige Gefühl dafür, wann er das Spiel beruhigen und wann beschleunigen muss. Wie aus dem Nichts spielt er in den entscheidenden Momenten punktgenaue Steilpässe, die mit den schnellen Spielern Lindström und Kolo Muani auch passende Abnehmer finden. Aber auch im normalen Spielaufbau und dem klassischen Spiel mit dem Ball ist die Eintracht inzwischen deutlich variabler. Gegen Leverkusen konnte Ebimbe über die Außen viel Betrieb machen und Christopher Lenz hat auf der linken Seite wohl seine bisher beste Partie im Adlerdress absolviert. Lenz, der bisher vor allem durch gute Defensivarbeit auffiel, konnte gerade in der zweiten Halbzeit viele offensive Akzente setzen. Seine Flanke zum 2:1 durch Kolo Muani war herausragend und es ist zu hoffen, dass der Knoten bei Lenz vielleicht nun auch in der Offensive geplatzt ist. Mit einem solchen Auftritt war er eine große Bereicherung im Angriffsspiel. Die Hessen hatten viele weitere Gelegenheiten, um das Ergebnis noch deutlich höher zu gestalten und müssen daher zukünftig vor allem an ihrer Effizienz arbeiten. Nicht immer werden sich so viele Möglichkeiten bieten, denn so ehrlich muss man sein, Leverkusen legte defensiv einen desolaten Auftritt hin, der viele Räume bot.
In der Mannschaft stimmt es
So schön die Tore von Kamada, Kolo Muani und Lindström (ein bemerkenswerter Lupfer aus vollem Tempo) auch waren, nicht zu unrecht betitelte Glasner das Tor von Lucas Alario kurz vor Schluss als das schönste Tor des Tages. Es steckte so viel Teamgeist in diesem Tor, denn Raffael Borré, der selbst nicht gerade zufrieden ist mit seiner aktuellen Situation legte uneigennützig auf Alario auf, um ihm die Gelegenheit zu seinem Tor gegen den Ex-Klub zu geben. Im Vergleich zur Partie in Bochum haben die beiden in diesem Spiel endlich ihre Chance genutzt und nach Einwechslung gezeigt, weshalb die Verantwortlichen immer wieder davon sprachen, dass beide noch wichtig werden würden. Die Freude der Mitspieler stand sinnbildlich für den intakten Teamgeist. Auch Marcel Wenig, der sich bisher vor allem in der U21 und bei der U19 einen Namen gemacht hatte, kam zu seinem Bundesliga-Debüt. Auch hier wurde sichtbar, dass sich alle für den Jungen freuten und es in dieser Mannschaft absolut stimmt. Rückschläge wie der Champions-League-Auftakt gegen Lissabon oder die schwache Partie in Bochum werden immer wieder weggesteckt und das Team schafft einen schnellen Turnaround, sodass die Eintracht bisher in dieser Saison in noch keine wirkliche Negativserie geraten ist. Nun gilt es, die Intensität hochzuhalten und auch im DFB-Pokal gegen die Stuttgarter Kickers zu zeigen, dass man aus dem Bochum-Spiel gelernt hat. Mit dem fünften Tabellenplatz in der Liga und der weiterhin großen Chance auch in den anderen Wettbewerben zu überwintern, hat die SGE eine herausragende Ausgangssituation, um aus dieser Saison eine besonders gute Saison zu machen.
2 Kommentare
45 min. lang hatte ich die Vermutung, dass das ein Spiel der zu vielen vergebenen Chancen wird, und hatte auch gar kein gutes Gefühl, als Kolo zum 11er antrat ...
Dann die Anwendung der neuen Regel für den Torwart beim 11er, weil's der VAR angemahnt hat, und die souveräne Verwandlung durch unseren - minimal - Besten am Samstag. Psychologisch ganz wichtig und so nachhaltig, dass der Ausgleich kaum Bestand hatte.
Leverkusen hat viele überaus gute Spieler, die aber ihre Performance aktuell kaum auf den Platz kriegen (analog Leipzig zu Beginn der Saison). Das zeigte sich deutlichst in HZ2 und unsere Jungs machten dann das beste daraus.
Bin gespannt auf morgen,
mache mir aber keine Sorgen ;-) .
Bis dann.
Ging mir auch so.. just als Kolo dem 11er antrat, sagte ich meiner Frau “den macht er nicht rein” und bei Kamada wusste ich “der trifft sicher”
Kolo braucht wieder etwas Selbstvertrauen und hat den durch seinen Kopfball hoffentlich bekommen.
Jetzt Stuttgart voll konzentriert und motiviert rauswerfen
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