Kein Durchkommen: Frankfurts Martin Hinteregger (r.) und Makoto Hasebe warten in der Rückserie gemeinsam mit starken Leistungen auf. (Foto: imago/opokupix)

Im Fußballer-Volksmund heißt es altbekannt, dass die Offensive zwar Spiele gewinnt, die Defensive aber Titel. Im Schatten des vielbesagten Frankfurter Sturms hat sich bei der Eintracht um Neuzugang Martin Hinteregger eine Defensive formiert, die im Saisonendspurt tatsächlich zum Trumpf werden könnte.

Defensiv klar verbessert – „The Frankfurt Wall“ sorgt für Balance

Es sind Werte, die nicht von der Hand zu weisen sind. Waren es in der Hinserie noch rund 1,4 Tore im Schnitt pro Partie, die die Eintracht kassiert hat, ist sie nun in der Rückserie nicht nur seit zehn Spielen ungeschlagen, sondern kassiert mit exakt einem Treffer pro Spiel (drei zu-Null-Spiele) auch deutlich weniger Gegentore. Dass auch der Schnitt bei den eigenen Toren gesunken ist (von 2,1 auf 1,9 pro Partie) ist ebenfalls ein Zeichen, dass der Fokus in 2019 nicht mehr nur auf der Offensive, sondern eben auch auf einer kompakt agierenden Mannschaft mit einer robusten Defensive liegt. „Die Basis, das Fundament ist, dass du gut verteidigen kannst“, weiß auch Frankfurts Trainer Adi Hütter, selbst bekennender Liebhaber der Offensive, worauf es für erfolgreichen Fußball ankommt. Man habe im Team zwar die Qualität, immer Tore zu machen, aber eine kompakte Defensive lege eben den Grundstein dafür. „Das Spiel beginnt immer von hinten. Deshalb muss man versuchen, so wenige Gegentore wie möglich zu erhalten. Da habe ich momentan ein gutes Gefühl.“ Vorne die (begrifflich ausgelutschte) „Büffelherde“, hinten die Frankfurter, gleichsam internationale, Mauer. „The Frankfurt Wall“ sozusagen.

Hinteregger als Faktor 

Ganz eng mit diesem positiven Gefühl verbunden ist die Personalie Martin Hinteregger. Die Leihgabe vom FC Augsburg, im Winter verpflichtet, hat in Frankfurt voll und ganz eingeschlagen. Der Österreicher, der bei seinem Debüt gegen den BVB noch einige Unsicherheiten zeigte, hat sich binnen kürzester Zeit zum Leistungsträger gemausert. „Er hat mit seiner Qualität dazu beigetragen, unsere Defensive zu stärken“, sieht sein Trainer in Hinteregger einen wichtigen Faktor für den aktuellen Erfolg. Durch den 26-Jährigen sei man dazu noch variabler geworden, weil auch er die Rolle als letzten Mann ausfüllen kann und so die Option gewährleistet, Makoto Hasebe eine Position nach vorne, ins defensive Mittelfeld, zu ziehen. Und Hinteregger besticht mit Konstanz. Wackler sind Fehlanzeige. An ihm bissen sich die Angriffsreihen in der Bundesliga sowie die von Donezk und Mailand in Europa zuletzt die Zähne aus. Robustes Zweikampfverhalten, Kopfballstärke, Stellungsspiel, aber auch ein gepflegter Ball gehören zu den Vorzügen des Linksfußes. „Seitdem er hier ist, habe ich ihn noch nicht schlecht spielen sehen. Er hat immer hervorragende Leistungen gezeigt“, so Hütter, der mit seinem Landsmann bereits 2014/15 in Salzburg zusammengearbeitet hat.

Chemie in der Defensive stimmt – gewinnt sie auch Titel?

Insgesamt bleibt aktuell zu sagen: Die Defensive der Hessen stimmt. Zwischen besagtem Hinteregger, Libero Makoto Hasebe und Newcomer Evan N’Dicka stimmt die Chemie. Dass der Japaner wohl die beste Saison seines Lebens spielt, braucht an dieser Stelle eigentlich nicht erwähnt zu werden. Nicht umsonst wurde Japans internationaler Spieler 2018 in der Hinserie vom „Kicker“ zum besten Innenverteidiger der Liga gekürt. Dahinter steht mit Rückkehrer Kevin Trapp ein Rückhalt im Kasten, der sich in diese Kette nahtlos einfügen kann. Die 28-jährige Leihgabe aus Paris ist glücklich ob seiner Vordermänner: „Was Hasebe und Hinteregger schon seit Wochen spielen, ist überragend. Sie tun uns richtig gut, vor allem Martin.“ Auch Trapp erkennt die veränderte, reifere Spielanlage seiner Mannschaft: „Wir haben in der Rückrunde wesentlich weniger Gegentore als in der Hinserie bekommen. Das zeichnet uns aus und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Ebenfalls dazu bei trägt Neuzugang und Rückkehrer Sebastian Rode, der mit Biss und Dynamik eine in der Hinserie noch vermisste Komponente ins zentrale Mittelfeld bringt. „Er belebt unser Spiel und mir gefällt die Art und Weise, wie er im Mittelfeld rackert“, schwärmt Hütter. In der Hinserie hätte ein Ausfall von Kapitän David Abraham noch Unruhe und Verunsicherung gebracht. Die aktuelle Performance der Hintermannschaft lässt den 32-Jährigen fast schon vergessen. In seiner Abwesenheit hat sich in Frankfurt eine richtige Defensivmauer entwickelt. Der Argentinier wird sich dem Konkurrenzkampf stellen müssen. Und die Eintracht ist spätestens durch die beiden Neuzugänge Hinteregger und Rode erwachsener, reifer geworden und könnte mit dieser neugewonnenen Balance in dieser Runde mehr als nur Spiele gewinnen.

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6 Kommentare

  1. Dann hoffen wir mal, dass The Fränkfurt Wall auch in den nächsten beiden Spielen hält.

    Düsseldorf hat einen unglaublichen Lauf und kann das Spiel total entspannt angehen, gut gemacht FF. Das ist jetzt eine andere Truppe als in der Hinrunde und trotzdem haben wir die bessere Qualität und den einen Tag mehr Regeneration als bei einem Sonntagsspiel.

    Wen schonen? Ich würde Rode durch Willems ersetzen, denn der Sebi reibt sich immer so auf. Paciencia wäre Einsatzzeit zu gönnen, Bleibt die Frage, wen er ersetzt, aber das ist ja zum Glück Adis Problem. Gelson Fernandes sollte wg. Sperre im Rückspiel wohl gesetzt sein.

    Auch wenn zwischen der Fortuna und Inter nicht mal 73h liegen, glaube ich doch, dass die Fitness außer im Falle einer Verlängerung keine Rolle spielt. Die Euphorie ist auf unserer Seite und so lange die Null steht… hoffe auf Hasebe.

    Forza SGE, nächster Nationalfeiertag San Siro!

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  2. Büffelherde ist mir schon negativ gekommen. Frankfurt Wall klingt aber noch dämlicher und noch konstruierter.

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  3. Ich mache mir, neben Rode, am meisten Sorgen um die Außen (Kostic, da Costa). Was die gerannt sind, vor allem Kostic. Halten die das durch, gerade wenn es dann in Mailand die letzten 20 Minuten auf die Kräfte ankommt? Daher vielleicht mal Willems auf Außen?

    Gazzetta schreibt, dass Perisic am Sonntag ausfällt, Spalletti aber zuversichtlich sei wegen Donnerstag. Icardi verlangt eine öffentliche Rehabilitation, aber die Parteien verhandeln. Außerdem trainiere er seit Mitte Februar alleine, sei aber „topfit“. Und Keita (Inter hat auch einen) kommt zumindest Sonntag nicht zurück, der war auch verletzt.

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  4. Auf das Gespann:
    (fitter) Abraham, Hasebe, Hinteregger
    in ich freudiger Erwartung!

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  5. Macht doch Frankfurt Wallstreet draus – dann gibt’s Extra-Geld von der Deutschen Boese…

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