14.09.2014, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - FC AugsburgEs war ein bitterer Moment für Nelson Antonio Haedo Valdez, als am 2. Spieltag bei der Partie gegen den VfL Wolfsburg das Kreuzband riss. Mit 30 Jahren erlitt der Angreifer seine schwerste Verletzung überhaupt und ist nun zur Tatenlosigkeit verdammt. „Man will helfen, aber man kann nicht. Das macht einen verrückt„, erklärt der Paraguayer seine Gedanken in der Frankfurter Rundschau. Aber den Kopf hängen lassen? Das würde zum Kämpfer aus San Joaquin nicht passen. Zu bewegt waren die letzten vier Jahre, als die große Wanderschaft des bis dahin so sesshaften Stürmers begann: Hercules Alicante, Rubin Kasan, FC Valencia, Al-Jazira Abu Dhabi, Olympiakos Piräus und jetzt eben Eintracht Frankfurt. „Das war so nicht geplant„, so Valdez. Aber er habe immer wieder auf veränderte Situationen reagieren müssen. So auch jetzt, nachdem ein Allerweltszweikampf zu dieser schlimmen Verletzung führte.

Drei Wochen später blickt der Frauenschwarm, dessen dichtes und gewelltes Haupthaar sofort ins Auge sticht, zuversichtlich nach vorne. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ablauf bisher. Ich bin dem Zeitplan voraus„, freut sich Valdez und fügt an, dass er „nach gut zwei Wochen so weit“ sei, „wie man normalerweise nach vier Wochen ist. Es geht ziemlich schnell. Ich habe halt Indianerfleisch, das heilt ein bisschen besser.“ Vor allem freut sich der Stürmer über die Diagnose des Arztes, dass seine Knie so aussehen würden, als habe er nie Fußball gespielt. Dies sei ein gutes Zeichen und so könne er seinen Wunsch, noch fünf Jahre Minimum zu spielen, weiterhin erfüllen. Zunächst aber möchte der Südamerikaner sein Nahziel erreichen undschnellstmöglich die Fußballschuhe wieder anziehen, um „im Trainingslager im Winter dabei zu sein und mit dem Fitnesstrainer dort zu trainieren. Das sind vier Monate bis dahin – es ist machbar.“ 

In der Mannschaft hat sich der Neuzugang in kürzester Zeit schon sehr gut integriert und bis zu seiner Verletzung ordentliche Partien auf dem rechten Flügel gezeigt. Trainer Thomas Schaaf vertraute dem erfahrenen Spieler, den er damals beim SV Werder Bremen in die 1. Mannschaft hochholte. Der frühere Präsident Jürgen L. Born entdeckte Valdez und holte ihn aus Asunción zu den Hanseaten, wo er dann unter A-Jugendtrainer Thomas Wolter durchstartete und in der Saison 2003/04 sein Debüt beim 5:1 Sieg gegen Hannover 96 feierte. „Da habe ich zwei Tore gemacht und zwei Vorlagen gegeben – und seitdem war ich im drin im Team„, blickt der Stürmer zufrieden zurück. Und er gibt den jungen Spielern, wie Marc Stendera oder Joel Gerezgiher, den Rat, geduldig sein zu müssen. „Freunde, ich habe bei diesem Trainer ein Jahr bei den Profis trainiert und nur 35 Minuten gespielt. Da habt ihr noch einen langen Weg vor euch.“ Allerdings wisse Valdez auch, dass die Talente heute ein anderes „Standig“ genießen, als noch Mitte des letzten Jahrzehnts. Ein Stendera etwa, immerhin U19-Europameister, „kennt doch schon die ganze Fußballwelt, er weiß wie es läuft. Solche jungen Spieler sind schwer zu beeindrucken. Wenn sie im Kader sind, dann ist das für sie nicht mehr so etwas Besonderes, das ist für sie eine Selbstverständlichkeit, sie buchen das nicht als Erfahrungswert ab.“ Daher könne man diese Situation gar nicht mit der des Angreifers vergleichen. Trotzdem sollten sich die jungen Spieler manchmal bewusst werden, dass sie „so unglaublich viel bei den Profis“ lernen, „das ist unbezahlbar.“

Gerade unter dem erfahrenen Coach, den Valdez als noch ehrgeiziger als zu Bremer Zeiten beschreibt, können Stendera und Co. einen Sprung nach vorne machen. Der gebürtige Mannheimer bindet alle Spieler ein und lässt keinen zurück. In der Hansestadt habe er nur einige Führungsspieler um sich geschart, heute „redet er mit allen, egal ob mit Joel oder mit Alex Meier. Er favorisiert keinen„, lobt der 1,78m große Stürmer die Veränderung des 53-Jährigen. Darüberhinaus präsentiere sich Schaaf deutlich offener und emotionaler. „Es gab in Bremen damals eine Karikatur, da waren zehn Bilder von Thomas Schaaf. Darunter stand: glücklich, traurig, zornig, enttäuscht, lachend und so weiter – es war immer dasselbe Bild„, lacht er und kommt zu dem Schluss, dass dem Coach das Jahr Pause ganz gut getan habe.

 

 

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2 Kommentare

  1. Sein „Indianerfleisch“ (wie er es nennt) und seinen Fortschritt in Ehren, ich habe schon viele geflickte Kreuzbänder erneut reissen gesehen, von daher soll er sich lieber etwas mehr Zeit lassen. Trotzdem klasse, dass er so gute Fortschritte macht. Kein Plan warum, ich mag den Typen einfach. Er wird wieder ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft werden.

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  2. Ich find den Typ auch Klasse. Ein Kämpfer ! Vom ersten Moment an als er hier unterschrieben hat nur positives !
    Seine Einstellung ist wirklich vorbildlich !

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