Am Ende war es das letzte – und damit vielleicht auch das unwichtigste – Tor an diesem Nachmittag, welches es Eintracht-Trainer Oliver Glasner am meisten angetan hatte: „Weil Rafael Borré, der bisher nur wenig gespielt hat und als Stürmer Tore schießen möchte, selber abschließen kann. Doch was macht er: Er legt quer auf Lucas Alario“, beschreibt Glasner den Treffer zum 5:1-Endstand der Frankfurter im Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen. Für den Coach steht diese Szene vor allem für eins: den Teamgeist. „Wir brauchen den Zusammenhalt in der Mannschaft. Jeder gönnt dem anderen ein Tor und die beste Leistung.“ Damit hat seine Truppe nicht nur die nächsten drei Zähler eingefahren, sondern sie dürfte dem Trainer auch eine ruhige Nacht beschert haben: „Deswegen gehe ich heute hoch zufrieden ins Bett“, freute sich Glasner nach dem Spiel über den Sieg gegen die Werkself.
Dass die Eintracht am Samstagnachmittag die Gäste mit einem Ergebnis von 5:1 nach Hause schicken würde, war dabei lange nicht absehbar. Erst recht nicht, als Piero Hincapie rund zehn Minuten nach Wiederanpfiff quasi aus dem Nichts nach einer Freistoßflanke aus dem rechten Halbfeld per Kopfball zum 1:1 getroffen hatte (56.). „Plötzlich steht es nach einem Standard 1:1. Dann kann das Spiel schnell in eine andere Richtung kippen“, betonte Glasner.
Zuvor hatten die Hessen im Gegensatz zu den Rheinländern nicht nur viele Chancen, sondern auch ein bisschen Glück gebraucht, um noch vor der Pause verdient in Führung zu gehen. Denn nachdem Jesper Lindström im Sechzehner gefoult und Randal Kolo Muani mit seinen Elfmeter an Lukas Hradecky gescheitert war, entging dem Schiedsrichtergespann nicht, dass sich der Torwart nicht auf der Linie befand. Bei der Wiederholung machte es Daichi Kamada besser als Muani und traf in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs zum 1:0 (45. +5).
„Es war mental ein sehr schwieriges Spiel, auch wenn es 5:1 ausging. Wir haben vorher drei, vier riesige Chancen vergeben. Dann bekommen wir den Elfmeter, bekommen die zweite Chance und gehen 1:0 in Führung“, beschreibt Glasner, dass es zunächst nicht ganz so einfach war, wie das Ergebnis vielleicht vermuten lässt. Nicht nur Mario Götze und Jesper Lindström vergaben mit ihren Schussversuchen in der Anfangsphase (7., 14.), auch Senkrechtstarter Kolo Muani erging es so bei zwei Möglichkeiten aus aussichtsreicher Postion (28., 41.).
Nicht aufgesteckt und “Schlagzahl erhöht”
Doch der Franzose steckte nach seinen vergeben Chancen genauso wenig auf wie die Mannschaft nach dem Ausgleichstreffer zum 1:1. „Dann haben die Spieler die Schlagzahl nach vorne noch mal erhöht“, war Glasner beeindruckt. So war nur zwei Minuten nach Leverkusens 1:1 Kolo Muani mit dem Kopf zur Stelle und traf nach einer Flanke von Christopher Lenz zum 2:1 (58.). „Dann ist er wieder da, wenn er gebraucht wird“, hob Glasner hervor und sprach damit die beiden vergebenen Chancen aus Durchgang eins an. Es sei wichtig, die vergebenen Möglichkeiten abzuhaken und nach vorne zu blicken. Das ist dem Stürmer, der über die kompletten 90 Minuten wieder ein ständiger Unruheherd war und im Laufe der Partie noch per Hacke an Hradecky scheiterte (76.), offensichtlich gelungen und spricht einmal mehr für seine Qualitäten.
In der Folge der erneuten Führung ließ sich die Eintracht nicht mehr beirren. „Das Wichtigste ist, dass wir an uns glauben und an unserer Idee festhalten. Dass sich jeder auf den anderen verlassen kann. Das haben wir heute sehr gut gemacht“, erklärte Glasner. So hielt die Abwehr dicht. Gleichzeitig spielte die SGE Leverkusen ab der 60. Minute förmlich an die Wand, die sich ihrem Schicksal schließlich ergaben. „Wir haben mit immer wieder mit Tiefgang und Tempo die Schnittstellen bespielt und so Leverkusen immer wieder vor Probleme gestellt“, so Glasner. Per sehenswerten Lupfer machte Lindström das 3:1 (65.). Kamada traf erneut per Elfmeter nach Foul an Kolo Muani, bei dem sich Leverkusens Hincapie die Gelb-Rote Karte bei Schiedsrichter Frank Willenborg abholte, zum 4:1 (72.). Den Deckel machte dann schließlich kurz vor Schluss Alario drauf (86.).
Rückschläge künftig vermeiden
Diese Energie in der letzten halben Stunde herauszuhauen, ist vor dem Hintergrund des eng getakteten Spielplans umso erstaunlicher. Das weiß auch Glasner: „Ich weiß, was die Spieler leisten“, sagt er. Auch, dass die letzten beiden Spiele gegen Bochum und Tottenham verloren gingen, machte die Sache nicht einfacher. „Die Frage ist, ob man nach Rückschlägen weiter an sich glaubt“, sagt Glasner. Gegen Bochum sei das nicht gelungen. Der Trainer betont aber auch: „Es ist nicht einfach, alle drei Tage auf dem besten Level zu performen.“
Dennoch will Glasner solche Rückschläge in Zukunft vermeiden. Um das gemeinsam mit der Mannschaft abzustellen, mache er sich viele Gedanken. „Bisher ist es mir nicht gelungen, dass wir uns das abgewöhnen. Da hatte ich noch die falschen Ideen“, gibt der Trainer zu und führt aus: „Ich hoffe, mir geht das Licht bald auf.“ Am Dienstagabend (18 Uhr) geht es für die Eintracht derweil im DFB-Pokal beim Oberligisten Stuttgarter Kickers schon wieder weiter. Die vermeintlich einfachste Aufgabe der letzten Wochen, die jedoch eine hohe Stolpergefahr birgt. „Wir haben jetzt die Chance“, so Glasner, „zu zeigen, dass wir einen Schritt weiter sind.“
12 Kommentare
1. Unfassbar, was für eine Qualität wir im Umschaltspiel haben. Pressing, Laufwege, Dynamik, Pässe in die Schnittstelle und dann noch zauberhafte Tore wie Lindströms fast unmöglicher Heber. Das ist mindestens in der Bundesliga allererste Sahne.
2. Aber auch unfassbar, dass Alonso seine Mannschaft so ins Messer laufen lässt. Selbst bei 3:1 stand deren Abwehr immer noch hoch, obwohl sich eine Blamage abzeichnete.
3. So eine Spieldynamik erreicht kein Team, wenn es intern Probleme gibt. Ich hoffe, dass es bei Borré nur ein Warnschuss des Beraters war. Das er die Bude Alario auf den Fuß legt, macht nochmal deutlich was er für ein Verlust wäre.
4. Schöner Griff in die Trickkiste bei der Aufstellung von Olli Glasner. Das Ebimbe den Außen geben könnte, hatte ich schon mal hier vermutet. Jakic ins Zentrum zu setzen, war aber nie in meiner Vorstellung. Ist schon beachtlich, wie er sich in den Dienst der Mannschaft stellt.
5. Trotz allem, weiß ich nicht viel mehr als vorher. Bayer ist in sein Verderben gelaufen und wir hatten einen Sahnetage. Wie es gegen tiefstehende Gegner läuft, wird sich noch zeigen. Ich bin zumindest beruhigt, dass wir mal wieder ein Flankentor durch Lenz hinbekommen haben.
@1 du sprichst einen absolut wichtigen Punkt an, den viele hier oft vergessen, entweder die Mannschaft wird in den Himmel gelobt oder komplett niedergeschrieben (schönen Gruß an den Kölner):
Ja, das Team ist überragend, wenn es die nötigen Räume gibt. Problem : gegen alle Gegner gibt's die eben nicht.
Daher muss man nicht im wochentakt seine Meinung zu der bisherigen Saison wechseln, sondern versuchen, die Leistungsfähigkeit realistisch einzuordnen.
Nach 10 Spieltagen ist ja immer ein guter Bilanzierungspunkt.
Positiv : breite des Kaders enorm. Offensive Mitte ist das Sahnestück. Dank des hohen Pressings kann man auch weitaus besser besetzte Teams herspielen, wenn es an einem Tag gut läuft.
Negativ : um gegen tief stehende Gegner sich durchtukombinieren ist es in der Mitte oft zu eng. Wir haben Qualität auf den Flügeln verloren (Kostic und formkrise Knauf plus diverse Verletzungen). Da sind wir dann nicht variabel genug. Das ist im Vergleich zur letzten Saison nicht gelungen, abzustellen (wenngleich auch da andere Probleme dies verursacht haben).
Weiteres Manko ist dieses Jahr unsere Abeehrreihe, Formschwankungen bei den jungen Spielern lassen da oft dämliche Fehler entstehen. Zumal die Anfälligkeit bei Standards einfach nur noch nervt.
Zwischenzeugnis:
Ich würde ne 2 geben. Unabhängig vom Tabellenplatz, sondern von den Punkten, die erzielt worden sind. Zumal wir noch die Chance haben, europäisch zu überwintern.
Wenn es uns gelingt, unsere Fehleranfälligkeit hinten abzustellen, sehe ich uns irgendwo im Platz 5 am Ende einlaufen.
Ich hab da einen Traum - eine kleine Flamme der Hoffnung - das es mal eine Saison gibt in der alles wild auf den Kopf gestellt wird ( gerade in Zeiten da es eine WM bei den Kataris gibt )
Ich hätte nix dagegen wenn sich Union Berlin SC Freiburg SGE
Köln ( von mir aus auch Hoffenheim ) die ersten vier Plätze irgendwie aufteilen und FCB BVB RBL mal locker schön die Conference Liga und die EuroLiga spielen .
Bah dat wäre irgendwie schon geilo
@2:
Das bringts für mich auf den Punkt.
Vor der Saison lief das allermeiste über Kostic und man muss mal einen Erfolg betonen: wir haben diesen Abgang aufgegangen, wir sind meines Erachtens offensiv sogar stärker geworden.
Nun gilt es nach der "Winterpause" das Flügelspiel neu zu beleben. Wenn wir das hinkriegen, wenn Pellegrini, Lenz, Buta und Touré im Saft stehen, dann könnte da was geschehen.
Wenn du gewinnst, hast du meistens Recht. So auch bei diesem Glanzsieg.
Die Aufstellung hatte mich in der Tat "irritiert". Dass Spieler wie Jakic, Ebimbe und vor allem Lenz derart abliefern war nicht unbedingt zu erwarten.
Fazit: Gut gemacht Trainer!!! (Die Kohle an die Neven-Subotic-Stiftung habe ich überwiesen.)
Einen Wassertropfen gebe ich dennoch ins übervolle Weinglas. Mann, war Leverkusen schwach!!! (Könnte daran liegen, dass wir so gut waren.)
In Stuttgart bitte seriös die Arbeit erledigen; dabei Alario/Borré wenigstens eine Halbzeit gönnen und dann gegen BMG mit voller Kapelle.
Hey Leute, Lindstrøm im Kicker ne glatte 1, das musste erstmal schaffen und Kamada ne 1,5. Mal so nebenbei, ich persönlich freue mich total für Rönnow, endlich kann er mal zeigen wie gut er wirklich ist (die Entscheidung damals Trapp zu holen und ihn dann abzugeben finde ich aber völlig in Ordnung).
Ansonsten war die Mischung im Team wirklich gut, Jakic hat mich zentral in der 3er Kette erstmal eines besseren belehrt, ich hoffe er schafft das auch gegen Gladbach, Marseille und Dortmund. Ebimbe kann rechts spielen wurde doch schon bei der Verpflichtung gesagt. Ich finde ihn dort sogar derzeit besser aufgehoben, mehr Platz und zentral ist anspruchsvoller. Auf rechts kommt er besser in die Liga rein. Als mal weiter so...
Nach 10 Spieltagen kann man ja immer ein kleines Fazit ziehen und ich finde bisher sieht es gut aus. 40% des Minimalziels erfüllt, die Mannschaft findet sich immer mehr und wir haben oder hätten eine variable Spielanlage, wenn denn Mal alle fit wären. Klar ist auch, durch die zwei oder drei Spiele, die durch den VAR verschlimmbessert wurden, könnten wir noch mehr Punkte haben. Aus Erfahrung ist bekannt, dass die RR meist etwas schwächer läuft als die Hinrunde, insofern ist das ärgerlich.
Es bleibt neben dem sportlichen auch schon jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen und kamada zu halten mit einem neuen Vertrag. Er hat sich super entwickelt und es wäre echt sehr schade ihn komplett ohne Ablöse gehen zu lassen. Ggf hätte man auch schon im letzten Jahr reagieren können, da verstehe ich nicht ganz, aus welchem Grund noch nichts passiert ist.
Es bleibt abzuwarten wo wir am Ende der HR stehen aber das erste Viertel lief doch schon gut bis sehr gut. Ein paar Neuzugänge müssen sich noch beweisen aber so kann es grundsätzlich weiter gehen.
Zu kamada, es ist aus Sicht des Spielers völlig legitim den Markt zu sondieren.
Ich hoffe das wir der erste Ansprechpartner von ihm sind.
Ich hoffe das bei Alario der Knoten geplatzt ist.
Und die Leute die krösche kritisieren, er hat Götze geholt und das ist ein königstranfer.
Jetzt Kräfte sammeln und bei den Kickers weiterkommen.
Danach die fohlen von der weide jagen und es ist ein goldener Oktober.
@8....ach Werner, klar sind MG, RKM und JE unsere Königstransfers. Das streitet ja auch niemand ab, was ist aber mit den vielen anderen geschossenen Fahrkarten?
Ansonsten gebe ich dir in allen Punkten zu 100% Recht.
ach Paulibär:
was denn für Fahrkarten? OG und MK wurden verpflichtet da waren Lammers, Hauge, Ache, Akman und wen Du noch alles als Fahrkarten erachtest schon eingetütet.
Ich bin jetzt seit 1973 Fan des Adlers, aber so eine positive Entwicklung im Kader hatten wir noch nie, da beginne ich die Zeitrechnung mit Hübner, Bobic & Kovac 2016.
Hauge sollten wir dringend woanders hin verleihen, bei Gent wird grad sein Marktwert pulverisiert. Akman kommt auch überhaupt nicht zum Zug.
Allgemein liegt irgendwie ein Fluch auf einem, wenn man die Eintracht verlässt.
Na ja nach Belgien verleihen, da liegt bislang eher ein Segen drauf. Siehe Kamada und Tuta
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