Das russische Cyber-Security-Unternehmen Kaspersky und Eintracht Frankfurt gehen absofort getrennte Wege. Das teilte die Eintracht am Dienstagmittag mit. Der Grund dafür ist, dass das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am Dienstag offiziell vor dem Einsatz der Antiviren-Produkte des russischen IT-Konzerns gewarnt hat.
BSI-Entscheidung hat „das Vertrauen entscheidend verändert“
„Wir haben immer deutlich gemacht, dass wir die Fortsetzung der Partnerschaft mit Kaspersky an Fakten und Haltung festmachen und nicht an Staatsangehörigkeiten“, erklärt SGE-Vorstandssprecher Axel Hellmann die Entscheidung. „Mit der Warnung des BSI hat sich die Faktenlage und damit das Vertrauen in die Schutzfähigkeit der Produkte und Dienstleistungen von Kaspersky entscheidend verändert. Wir haben der Geschäftsleitung von Kaspersky mitgeteilt, dass wir den Sponsoringvertrag mit sofortiger Wirkung beenden.“ Kaspersky war fast vier Jahre lang Premium Partner der Eintracht – auf der zweithöchsten Sponsor-Stufe der Hessen.
SGE setzte die Partnerschaft bereits zwischenzeitlich aus
Nach dem Angriffskrieg der russischen Truppen auf das ukrainische Staatsgebiet hatte die Eintracht bereits die Partnerschaft für einige Tage ausgesetzt. Nachdem sich Kaspersky jedoch von den Attacken Putins auf die Ukraine distanziert hat, war die Eintracht zuletzt wieder dazu bereit, die Partnerschaft fortzusetzen.
Bundesamt empfiehlt, Kaspersky-Produkte zu ersetzen
Für die Warnung des BSI war jetzt allerdings weniger die gegenwärtige Firmenpolitik ausschlaggebend, sondern dass Kaspersky „gegen seinen Willen gezwungen werden (könnte), Zielsysteme anzugreifen, oder selbst als Opfer einer Cyber-Operation ohne seine Kenntnis ausspioniert oder als Werkzeug für Angriffe gegen seine eigenen Kunden missbraucht“ wird. Die Bundesbehörde teilt mit: „Das Vorgehen militärischer und/oder nachrichtendienstlicher Kräfte in Russland sowie die im Zuge des aktuellen kriegerischen Konflikts von russischer Seite ausgesprochenen Drohungen gegen die EU, die NATO und die Bundesrepublik Deutschland sind mit einem erheblichen Risiko eines erfolgreichen IT-Angriffs verbunden.“ Das BSI empfiehlt, Antiviren-Software von Kaspersky auszutauschen und „durch alternative Produkte zu ersetzen“. Dies gilt sowohl für Privatanwender als auch für Unternehmen, wobei sich Unternehmen gegebenenfalls professionelle Unterstützung für eine Systemumstellung holen sollten.
10 Kommentare
Welch absurder Aktionismus in diesen Zeiten. Die Warnung des BSI enthält wirklich *nichts* was über das hinausgeht, was die US-Behörden seit *Jahren* vorgeben: Die *möglichen* Risiken privilegierter Sicherheitssoftware auf Geräten.
Aber schön weiter die Kohle einstreichen von Wettanbietern, die jährlich Leute in den Ruin treiben, Brauereien, die sicherstellen, dass wöchentlicher Vollsuff deutsches Kulturgut bleibt. Während Edward Snowden in keinem EU-Staat Asyl bekommt.
Sagen mir mal so: Es ist konsequent.
@1: Wenn es denn so einfach wäre (Aktionismus) - Die Eintracht hat ihr Geld von Kaspersky nicht nur als Werbeträger erhalten, sondern man ist wohl auch eine strategische Partnerschaft eingegangen, um die Digitalisierung der Infrastruktur und Kommunikationskanäle voranzubringen. Wenn es ums Thema Cybersicherheit geht, dann könnten weitläufige Bereiche der Eintracht, von der Geschäftsstelle, Stadion und Hospitality, diverse Webbereiche , bis hin zur Mainaqila App samt unserer hinterlegten Daten, durch die Zusammenarbeit abgedeckte Bereiche gewesen sein. Ich weiß natürlich nicht, ob das tatsächlich so ist, aber als vor ca. 3-4 Jahren die Zusammenarbeit bekanntgegeben wurde, klang es für mich so, als wäre Kaspersky teil der neuen Digitaloffensive von Eintracht Frankfurt. Das Beheben würde dann noch einige Euros kosten.
Für "nur" puren Aktionismus wäre in solch einem Fall der Aufwand/in Kauf genommene finanzielle Schaden (Premium Partner) ein bisschen groß.
@3...puren Aktionismus kann ich mir bei unserem Vorstand und unserem Aufsichtsrat nicht vorstellen. Ich denke beide Gremien haben das für sich abgewägt und die Entscheidung gemeinsam getroffen. Dafür arbeiten wir mittlerweile zu seriös.
@Chris: Das meine ich ja. Es war 1) steilpass, der von absurdem Aktionismus sprach.
Welche Haltung könnte/sollte denn Kaspersky in dieser Situation einnehmen. Wer, außerhalb Russlands würde in Zukunft seine Datensicherheit in die Hände einer so russisch klingenden Firma, bzw. russischen Firma geben? Der einzige, potentielle Markt ist der heimische, bzw. in den Partnerländern. Würden sie nun eine Anti-Putin Haltung einnehmen, verlören sie mit sofortiger Wirkung ihre Möglichkeit auf Weiterexistenz im Heimatland. Das ist eine Scheit-Situation.
Die Eintracht hat fast drei Wochen mit dieser Entscheidung gewartet, was mich vermuten ließ, dass es nicht nur um pures Sponsoring ging, sondern Abhängigkeiten und Umstände, die zuerst noch geklärt werden mussten.
Also ich habe mir heute Nachmittag den "puren Aktionismus" gegönnt und habe Kaspersky deinstalliert. :-)
Fühlt sich irgendwie gut an.
Es ist ja nicht nur Aktionismus oder ein Bekenntnis gegen den Angriffskrieg in der Ukraine.
Es tobt doch bereits ein IT Krieg und Russland hat offen gedroht , diese Waffe gegen alle Feinde einzusetzen. Bei der gleichzeitig vorhandenen Gesetzeslage in Russland ist es überhaupt nicht auszuschließen, dass in Russland tätige Unternehmen auch gegen ihren Willen mißbraucht werden. Insofern eine nachvollziehbare Entscheidung.
Lange gewartet aber noch immer schneller als unser aller Altkanzler.
Ob die SGE IT-Infrastruktur Kaspersky verwendet (hat)?
Schwierig... Hab eben den offenen Brief Eugene Kaperskys an das BSI gelesen.
Die Vermutung, dass eben demnächst die Firma unter russischer staatlicher Kontrolle steht, finde ich tatsächlich noch relativ schwierig. Man hätte ja Schliesslich immer noch dann den Stecker ziehen können.
Zumal sich Kapersky selber offen gegen den Krieg, den er auch so nennt, ausspricht...
Da die Eintracht aber eben nicht nur bloss nen Schnellschuss gemacht hat, sondern sich in der Causa 2 Wochen Zeit gelassen hat, wird am Ende doch hoffentlich ne richtige Entscheidung sein. Die Verantwortlichen wissen bestimmt mehr als wir alle hier.
Mit dem technischen Wissen der IT und speziell was bereits seit vielen Jahren über diesen russischen Anbieter berichtet wird, war es von Anfang an völlig unverständlich für mich, dieses Engagement einzugehen.
Als Fußball-Verein sollten wir vorbildlich für die Jugend agieren und sie auch in it-technischen Gefilden nicht in ein Risiko bringen. Wir haben seriöse Spieler, sicher die seriöseste Truppe der ganzen Liga.
Bei den Sponsoren sollte das Geld nicht im Vordergrund stehen, sondern ebenfalls die Seriosität.
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