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Nach der Partie feierten die Eintracht-Spieler nicht nur ihren Auswärtssieg, sondern auch das souveräne Debüt von Kaua Santos. Foto: IMAGO / osnapix

Mit neuer Mentalität zum Auswärtssieg

Nach dem souveränen Heimsieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim ging es für die Eintracht zu einer schweren Auswärtsaufgabe nach Wolfsburg. Die Frankfurter konnten in den letzten 22 Auswärtsspielen lediglich drei Mal einen Auswärtssieg aus der Autostadt entführen. Der VfL Wolfsburg konnte daher durchaus als eine Art Angstgegner in der Fremde bezeichnet werden. Die Wolfsburger starteten ebenfalls in guter Form in die neue Spielzeit und deuteten bereits etwas von dem typischen “Ralph-Hasenhüttl-Fußball” an, sodass sich die Mannschaft von SGE-Trainer Dino Toppmöller auf eine schwierige Aufgabe vorbereiten musste. Am Ende sollte dank großer Mentalität, Entschlossenheit und gutem Teamspirit der vierte Auswärtssieg im 23. Spiel gegen den VfL gelingen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Wichtige Umstellung in der ersten Hälfte

Die Hessen starteten im Vergleich zur letzten Partie vor der Länderspielpause gegen Hoffenheim unverändert und Toppmöller belohnte die starke Leistung des Teams im letzten Spiel. Die Frankfurter waren präsent und der Einsatz stimmte von der ersten Minute an, jedoch hatten die Adlerträger große Probleme richtig in die Partie zu finden. Wenig Ballbesitz, die Abwehrketten tief in der eigenen Hälfte positioniert und auch wenn man die Wolfsburger gut verteidigen konnte, fehlte der eigene Zugriff auf das Spiel. Die Marschroute von Toppmöller wird vermutlich gewesen sein, dass man aus einer geordneten Defensive mit Fünferkette die eigene Geschwindigkeit bei Umschaltmomenten effektiv nutzt und so vor allem durch gefährliche Konter zum Erfolg kommt. Grundsätzlich sicher der richtige Gedanke für eine solch schwierige Auswärtspartie, jedoch fiel es dem Team zunehmend schwerer, überhaupt in diese Umschaltsituationen zu kommen. Die Wolfsburger leisteten sich nur wenig Ballverluste und attackierten den Frankfurter Spielaufbau früh. Toppmöller reagierte auf die Probleme seiner eigenen Mannschaft und stellte Mitte der ersten Halbzeit auf Viererkette um. Niels Nkounkou konnte so eine Position nach vorne rücken und sich deutlich mehr in die Offensivaktionen einschalten. Diese Umstellung zeigte schnell Erfolg, denn die Eintracht fand zunehmend besser ins Spiel und hatte eine wichtige offensive Anspielstation mehr. In genau dieser Phase war es wie schon gegen Hoffenheim ein perfekt ausgespielter Konter, der der SGE die Führung bescheren sollte. Starker Diagonalball von Hugo Larsson, klasse Einzelleistung von Hugo Ekitike und dann der vollendende Omar Marmoush. Mit der Führung im Rücken übernahmen die Frankfurter nun zunehmend die Spielkontrolle.

Ekitike und Marmoush als neues Traumduo

Drei Spiele – sieben Scorerpunkte. Ekitike und Marmoush finden von Spiel zu Spiel mehr zueinander und man sieht beiden den Spaß ins Gesicht geschrieben, den sie beim gemeinsamen Spielen haben. Inzwischen hat man das Gefühl, dass sich mehr und mehr ein blindes Verständnis zwischen den beiden entwickelt und es ist bemerkenswert, dass die beiden regelmäßig dem anderen auflegen, wenn dieser in einer besseren Abschlussposition ist und es keine typischen Stürmer-Ego-Probleme zwischen den beiden zu geben scheint. Im Gegenteil: Beide profitieren voneinander und ergänzen sich ideal. Ballsicherheit, unfassbares Tempo und der nötige Spielwitz, um den Gegner auch mal mit etwas Unerwartetem zu überraschen. Ekitike merkt man an, dass ihm die vollständige Vorbereitung enorm gut getan hat und gleichzeitig könnte der eigentliche Königstransfer des vergangenen Transferfensters der Verbleib von Marmoush gewesen sein. Nicht nur wegen seiner Tore oder Vorlagen, sondern vor allem, weil er als Typ die Mannschaft mit seiner Art mitreißen kann und auch in der Nachspielzeit noch sprintet, als gäbe es kein Morgen mehr. Neben diesem Traumduo spielt aber inzwischen auch immer häufiger Nkounkou eine entscheidende Rolle in der Offensive. Auch wenn er defensiv noch immer seine Ausetzer hat, ist er in den Kontern mit Marmoush und Ekitike oftmals entscheidend involviert und scheint ebenfalls sehr gut mit den beiden zu harmonieren.

Verdienter Auswärtssieg mit Hindernissen

In der zweiten Halbzeit spielte die Eintracht weiterhin nach vorne und ging auf das zweite Tor. Eigentlich hätten einige dieser toll herausgespielten Angriffe einen Treffer verdient gehabt, aber leider warfen sich auch die Wolfsburger mit allem was sie hatten, in jeden Angriff und jeden Schuss, weshalb die SGE ihre Chance zu einer Vorentscheidung nicht nutzen konnte. Wolfsburg wechselte offensiv und warf noch einmal alles in die Waagschale und es kam wie es am Ende eigentlich immer kommt, wenn man vorne seine Chancen nicht nutzt: Die Wolfsburger kamen mit einem sehenswerten Fernschuss zum Ausgleich und der eigentlich sicher geglaubte Auswärtsdreier schien doch noch in Gefahr. Hier zeigte sich nun der große Unterschied zur vergangenen Saison, in der man den Hessen zurecht auch fehlende Mentalität vorwerfen konnte. Die Adlerträger spielten unbeirrt weiter und wollten sich nicht mit dem Unentschieden zufrieden geben. Am Ende wurden sie für ihren betriebenen Aufwand mit einem Elfmeter belohnt, den Marmoush souverän verwandelte. Mit 3,08 zu 1,31 xGoals auch in dieser Statistik ein hochverdienter Sieg.

Beeindruckende Debütanten

Neben der Mentalitätsleistung des Teams und dem Wahnsinns-Auftritt von Marmoush, sollte es auch zwei weitere spannende Randgeschichten geben. Kaua Santos kam zur Halbzeit für den verletzten Kevin Trapp und gab sein Bundesligadebüt. Technisch stark, feiner Fuß und eine Ruhe, die in diesem Alter und im ersten Bundesligaspiel seinesgleichen sucht. Trapp, der in den kommenden Wochen leider ausfallen wird, wird in Ruhe an seiner Genesung arbeiten können, denn mit dem Brasilianer im Tor muss der Eintracht alles andere als Angst und Bange sein. In den Schlussminuten warf Toppmöller noch Aurele Amenda in die Partie. Der Schweizer zeigte auf Anhieb, dass nun nach seiner Verletzung mit ihm zu rechnen sein wird. Ein echtes Abwehrbollwerk, der in den letzten Minuten mit seiner Körperlichkeit und Größe gerade bei hohen Flanken eine echte Bank war. Toppmöller hat bisher in der noch jungen Saison bewiesen, dass er mit diesem neuen Kader arbeiten und diesen entwickeln kann. Mit Arthur Theate und Rasmus Kristensen hat er endlich die beiden fehlenden Puzzlestücke für eine funktionierende Viererkette erhalten und kann nun dank starker Bank auch immer sehr gut auf Spielsituationen reagieren. Der Plan der Hessen ist daher bisher voll aufgegangen und auch das Miteinander im Team lässt erahnen, dass da gerade etwas zusammenwächst. Nichtsdestotrotz ist es noch früh in der Saison und es gilt nun diesen gelungenen Saisonstart zu bestätigen und insbesondere in der Europa-League endlich wieder das Eintracht-Gesicht zu zeigen.

 

 

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8 Kommentare

Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 1. zeno 15. September 24, 14:31 Uhr

Super Artikel und ich stimme zu.

Das ist die größte Veränderung gegenüber der Vorsaison, man sieht oder ahnt tatsächlich dass endlich etwas zusammenwächst und auch mit Bildung der „festen“ 11 endlich eine Eingespieltheit dazukommt, die im letzen Jahr komplett fehlte.

Spieler scheinen endlich auf Ihren stärksten Positionen zu spielen, nicht ständig woanders und selbst ein Götze wird zur HZ ausgewechselt, wenn er blass bleibt.

All das war vergangene Saison undenkbar bzw. hat man so einfach nie gesehen.
Das macht mir Mut für diese Saison und bekräftigt den Weg des Managements den Trainer nicht zu wechseln.

Ich hätte DT nicht nachgeweint, hätte man ihn gewechselt. Mich beschleicht langsam aber der Gedanke, dass das gut so war. Insgesamt wurden viele richtige Entscheidungen getroffen, zumindest sieht es für den Moment so aus. Die Standards werden auch langsam besser.

Wünsche allen einen wunderschönen Sonntag und freue mich auf die zukünftigen Spiele

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Fallback Avatar 2. zeugeyeboahs73 15. September 24, 15:17 Uhr

Ich habe das Gefühl, dass es mit den unsäglichen Unentschieden der Vergangenheit aufhört. Dann wirklich lieber mal so ein Ding wie in DO verlieren und 2,3 mal 3er nachlegen.
Ich sehe 3 sehr schlecht aufgestellte Mannschaften in der Liga, dazu 4 deutlich schlechtere als uns und 5, die zumindest unterhalb von uns agieren. Ein paar mehr 3er gegen diese Clubs und es kann ne richtig gute Saison werden.
Die Transfers von Kristensen und Theate waren absolute Volltreffer.

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Fallback Avatar Der User ist ein Dauersupporter und drückt seine Wertschätzung gegenüber SGE4EVER.de durch einen monatlichen oder jährlichen Betrag aus - der Bembel ist also stets gefüllt - Prost! 3. begoni 15. September 24, 16:12 Uhr

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es eigentlich in keiner Phase (OK, ausser direkt nach dem 1:0) und gelang, durch Ball Besitz ein wenig Ruhe ins Spiel zu bringen. Gerade in Hz2 war das ein sehr hektisches Spiel, was rauf und runter ging.
Golfsburg hatte wenig Chancen, weil unsere Avwehrkette sehr stabil stand, aber genügend "fast gute" Gelegenheiten.

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 4. zueri adler 15. September 24, 17:12 Uhr Zitat - begoni Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es eigentlich in keiner Phase (OK, ausser direkt nach dem 1:0) und gelang, durch Ball Besitz ein wenig Ruhe ins Spiel zu bringen. Gerade in Hz2 war das ein sehr hektisches Spiel, was rauf und runter ging. Golfsburg hatte wenig Chancen, weil unsere Avwehrkette sehr stabil stand, aber genügend "fast gute" Gelegenheiten. Path

begoni - ist es so sehr notwendig gewesen, dass wir "durch Ball Besitz ein wenig Ruhe ins Spiel bringen" müssen? Waren wir über das ganze Spiel betrachtet nicht - meist durch schnelle Umschaltmomente - torgefährlicher als VW-Burg?

Zu einer anderen Sicht der Wahrheit gehört nach meiner bescheidenen Meinung, dass dieser durchaus sehenswerte Fernschuss von Baku von einigen Schiris/VAR schon zurückgenommen wurde, weil 2 VW Spieler Kaua die Sicht nahmen, also passiv im Abseits standen.

Schönen Sonntag allen :)

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Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 5 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 5. Pot 15. September 24, 17:12 Uhr

Ich denke, dass der Matchplan von DT der Schlüssel zum Erfolg war. Wolfsburg spielt nur gut, wenn sie Hasenhüttls Umschalt- und Konterspiel aufziehen dürfen. Der Ballbesitz liegt denen nicht besonders, das hat man an der schwachen Offensive im Ballbesitz deutlich gesehen (da tiefstehende Frankfurter auch sehr gut verteidigt haben). Ich glaube, dass tief stehen und dabei Ballbesitz für darin schwache Wolfsburger geben, der Matchplan waren. Das Ändern dann auf 4er-Kette, um schneller in Räume mit Kontern vorzustoßen, war auch gute Entscheidung.

Ich freu mich über den Aufwärtssieg, und dass der Aufwärtstrend anhält.

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Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 25 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 6. eldelabeha 15. September 24, 22:01 Uhr

Im Vergleich zur letzten Saison ist wirklich eine tolle Weiterentwicklung zu sehen.
Toppmöller und die Mannschaft haben ein Gespür dafür entwickelt, wann der richtige Zeitpunkt ist, sich zurückzuziehen und wann es mal schnell nach vorne gehen kann.

Die Umstellung in Halbzeit eins, hat auch endlich den Gegner vor Probleme gestellt und nicht mehr überwiegend die eigene Mannschaft verunsichert. Da wächst wirklich etwas zusammen.

Vorne macht vor allem, aber nicht nur, unser neues Sturmduo richtig Laune und hinten stehen wir inzwischen (bisher) viel stabiler, als letzte Saison und eigentlich seit langer Zeit, weil das war auch unter Glasner und Hütter unsere Achillessehne.

Trotzdem gilt es jetzt konzentriert weiter zu machen und bloß nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es gibt noch genug, woran man arbeiten kann.

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Fallback Avatar 7. Ostwestfalen-Adler 15. September 24, 23:28 Uhr

es war nie unser ziel, dass wir in WOB durch ballbesitzfußball gewinnen. was wir uns den umschaltmomenten (wenig ballbesitz gemacht haben) war einfach klasse! unsere abwehr steht und das eröffnet uns taktisch viele möglichkeiten. was hat wob denn aus dieser angeblich so drückenden überlegenheit gemacht? wob hatte viel glück, dass der kopfball von omar in der ersten hälfte nicht schon auf 0:2 stellt! wir hatten chancen für 3-5 tore (2xalu) und das einzige was ich als kritik anmerken möchte ist, dass wir es unnötig spannend gemacht haben!

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Fallback Avatar 8. adelaar 16. September 24, 10:34 Uhr Zitat - eldelabeha Im Vergleich zur letzten Saison ist wirklich eine tolle Weiterentwicklung zu sehen. Toppmöller und die Mannschaft haben ein Gespür dafür entwickelt, wann der richtige Zeitpunkt ist, sich zurückzuziehen und wann es mal schnell nach vorne gehen kann. Die Umstellung in Halbzeit eins, hat auch endlich den Gegner vor Probleme gestellt und nicht mehr überwiegend die eigene Mannschaft verunsichert. Da wächst wirklich etwas zusammen. Vorne macht vor allem, aber nicht nur, unser neues Sturmduo richtig Laune und hinten stehen wir inzwischen (bisher) viel stabiler, als letzte Saison und eigentlich seit langer Zeit, weil das war auch unter Glasner und Hütter unsere Achillessehne. Trotzdem gilt es jetzt konzentriert weiter zu machen und bloß nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es gibt noch genug, woran man arbeiten kann. Path

Apropos Hütter und Glasner... nicht nur mir fällt auf, dass Dino die Spielweise unserer 2 österreichischen Extrainer revitalisiert. Gut so. Warum das nicht auch schon vergangene Saison möglich war, erschließt sich mir zwar nicht wirklich, aber um so besser, sollte das der künftige Weg sein: sprich Ballbesitz nicht als Selbstzweck, sondern dann und wo er Not tut, Sinn ergibt und letztlich Punkte bringt. Abgesehen davon, dass es so wieder Freude macht zuzuschauen. Ja, unsere Abwehr hat durch Arthur, Rasmus und Aurele (unter Robins und Tutas Führung sowie Timmys Bespaßung) merklich an Qualität gewonnen, inklusive der noch vorhandenen Luft nach oben würde ich vermuten, dass sich da gerade unsere vielleicht stärkste Verteidigungsreihe seit langer, langer Zeit heranbilden dürfte - die auch in der BL wohl schon jetzt zu den besten gehört.
Neben den exzellenten jüngsten Transferentscheidungen halte ich den nach meinem Eindruck enormen Reifesprung von Dino aber für die erstaunlichste aktuelle Entwicklung. Hoffentlich genauso beabsichtigt und keine Momentaufnahme.
Btw.: Achillesferse... ;-)

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