Nach fünf Niederlagen in Folge war das oberste Ziel der Eintracht die Talfahrt der letzten Wochen zu stoppen. Die Serie konnte am Ende tatsächlich beendet werden, aber das 0:0 gegen den Hamburger SV war über weite Strecken eine Fortsetzung der vergangenen Wochen und im Lager der SGE herrschte nicht zu unrecht Erleichterung darüber, dass man sich mit einem Punkt in die Länderspielpause retten konnte. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal für euch analysiert und herausgearbeitet, woran in der bevorstehenden Pause dringend gearbeitet werden sollte:
Ein unerwartetes Startelfdebüt
Dass Marco Russ nach zwei Kurzeinsätzen im Pokal und in der Bundesliga gegen den HSV von Beginn an spielen musste, sagt vermutlich wirklich alles über die aktuelle Not im Kader der Hessen aus. Unabhängig davon, dass man sich wohl für niemanden mehr freut, dass er endlich wieder auf dem Platz steht, ist es natürlich nach überstandener Krankheit noch sehr früh und viel verlangt. Eintracht-Trainer Niko Kovac hätte bei adäquaten Alternativen in seiner Mannschaft sicherlich noch etwas mit der Startelfnominierung gewartet, aber nachdem vor dem Spiel auch noch der schwerwiegende Ausfall von Makoto Hasebe bekannt wurde, blieb dem Kroaten kaum etwas anderes übrig. Russ, der die Mannschaft auch als Kapitän auf das Feld führte, machte seine Sache nach nachvollziehbaren Unsicherheiten zu Beginn am Ende sehr ordentlich und trug mit vielen gewonnenen Kopfballduellen dazu bei, dass die Null am Ende endlich einmal wieder stand. Neben Russ biss auch Marco Fabian auf die Zähne und rackerte 90 Minuten für die Mannschaft. Auch wenn er sicherlich noch nicht die Akzente setzen konnte, die ihn in der Hinrunde unverzichtbar gemacht haben, waren einige Augenblicke dabei, in denen er das richtige Auge hatte.
Es fehlt an Qualität
Man musste auch im Spiel gegen die Hamburger einmal mehr feststellen, dass es dem Kader der Eintracht in der Breite an Qualität fehlt. Ausfälle von Hasebe, Jesús Vallejo und gewissermaßen auch der Weggang von Szabolcs Huszti können im Moment nicht aufgefangen werden. Mijat Gacinovic spielt zwar ordentlich auf der ungewohnter Position im defensiven Mittelfeld, gehört aber natürlich eigentlich auf den Flügel. Huszti, unabhängig davon, dass sein Weggang wohl einfach nicht zu vermeiden war, konnte das Spiel noch einmal auf eine ganz andere Art und Weise lenken und war präsenter in den Zweikämpfen. Im Moment fehlt es neben Stabilität und Abstimmung in der Defensive (die aufgrund von permanenten Wechseln in der Hinterreihe auch gar nicht vorhanden sein kann) eben auch im defensiven Mittelfeld an Qualität. Der „zweite Anzug“ der Hessen konnte bisher nicht wirklich überzeugen, denn auch wenn Taleb Tawatha, Michael Hector und Co. kämpfen und sichtlich bemüht sind, ist die aktuelle Truppe der Frankfurter kaum mit der frech aufspielenden SGE der Hinrunde zu vergleichen. Im Moment ist auch noch nicht klar, wer den in dieser Saison zum Schlüsselspieler avancierten Hasebe im Saisonendspurt ersetzen soll. Auch hier wird von SGE-Coach Kovac wieder viel Kreativität gefordert sein. Neben den Ausfällen ist natürlich auch die Formschwäche anderer Stammspieler ein großes Problem. Die Außenverteidiger Bastian Oczipka und Timothy Chandler beispielsweise, sind längst nicht mehr in der bestechenden Form von Saisonbeginn. Natürlich hat man in den ersten Spielen auch einfach am Limit gespielt und das Selbstbewusstsein wuchs von Erfolgserlebnis zu Erfolgserlebnis, weshalb die aktuelle Situation vermutlich auch ganz normal ist.
Spielerische Armut und kein Knipser
Auch wenn das wichtigste war, dass man den Negativlauf stoppen konnte und endlich kein Gegentor bekommen hat, war gerade in der ersten Halbzeit überhaupt keine spielerische Linie zu erkennen. Der HSV störte insbesondere Hector und Russ sehr früh und versuchte den Spielaufbau früh zu unterbinden, was dazu führte, dass man sich nur noch mit langen Bällen zu verhelfen wusste. Torchancen entstanden deshalb auch eher durch Zufall. Es war das erwartete Kampfspiel und aufgrund vieler kleinerer Fouls und Nickligkeiten kam so auch kaum Spielfluss zustande. In der Offensive offenbarte sich allerdings das gleiche Elend wie in den letzten Wochen. Genau wie gegen den FC Bayern München waren es allen voran wieder Branimir Hrgota und Ante Rebic die ihre Möglichkeiten kläglich vergaben. Rebic, der immer vieles richtig macht, hat im Abschluss oder aber auch im entscheidenden Moment nur selten das Glück auf seiner Seite. Hrgota, der natürlich deutlich beweglicher als Alexander Meier ist, fehlt allerdings die Kaltschnäuzigkeit, um ein wirklich guter Stürmer zu sein. Kovac wird in diesem Kontext dringend Lösungen finden müssen, denn es kann letztlich nicht nur Pech oder mangelndes Selbstvertrauen sein. Meier, derjenige, dem man die „Knipserrolle“ am ehesten zutrauen würde, hat in der aktuellen Ausrichtung nicht die Möglichkeiten seinen Torriecher auszuspielen und kann der Mannschaft so auch nicht helfen, Hrgota agiert unglücklich und über Haris Seferovic spricht man ohnehin kaum noch. Es wird interessant zu sehen, ob die Eintracht ihr Spiel vielleicht etwas umstellt, um auch Meier wieder gefährlicher werden zu lassen oder ob man weiterhin auf einen Durchbruch bei Hrgota hofft. Fakt ist, die SGE hätte das Spiel bei besserer Chancenverwertung sogar gewinnen können, auch wenn dem HSV eigentlich auch ein Elfmeter zugestanden hätte. Warum der Coach der Hessen Meier nicht früher einwechselte oder mit Aymen Barkok noch einmal jemanden mit spielerischer Klasse, ist nicht ganz klar, aber vermutlich wollte man den Punkt einfach um jeden Preis sichern.
Kräfte mobilisieren
Nun gilt es in der Länderspielpause alle Kräfte zu mobilisieren und trotz der vielen Ausfälle die richtigen Schlüsse aus den letzten Wochen zu ziehen. Es wird wichtig sein, die Defensive weiter zu stabilisieren, aber auch an der Offensive intensiv zu arbeiten. Die taktische Ausrichtung sollte noch einmal gründlich überdacht werden, um für den Endspurt gewappnet zu sein. Natürlich hofft man auch auf weitere Rückkehrer im Kader und dass Fabian und Russ weiter zurück zu alter Stärke finden. Im Grunde hat man aufgrund der engen Liga noch alle Möglichkeiten. Selbst ein Platz unter den ersten 7 ist weiter nicht unrealistisch und mit dem Pokal-Halbfinale steht noch eine riesen Chance bevor. Vielleicht kommt die Pause nun genau zur richtigen Zeit und die Eintracht geht gestärkt aus dieser Zeit hervor. Der Zusammenhalt im Team stimmt und auch der Kampfgeist war in den letzten Spielen immer da – nun gilt es die Schwächen abzustellen und in der Offensive zurück zu alter Effektivität zu finden.
Noch bis Montagabend um 18:00 Uhr könnt ihr die Leistung der Mannschaft hier benoten.
7 Kommentare
Die tollen Ergebnisse, fast ausschliesslich in der Vorrunde, wurden mit sehr hohem Aufwand erzielt. Gut, dass uns dieses Polster jetzt rettet. Wir sind laengst im roten Bereich,
Ermuedungsverletzungen kommen neben den
"normalen" hinzu. Mut macht die Rueckkehr von Fabian und Russ, obwohl dieser behutsamer herangefuehrt werden sollte und die Hoffnung auf Vallejo, der neben seinen
Defensivqualitaeten auch fuer die Spieleroeffnung sehr wertvoll ist. Ein Sieg im Heimspiel gegen Gladbach koennte bestimmt nochmal einen Riesenschub geben.
Ich weiß nicht recht, ob in Anbetracht der ggw. Lage sowie des aktuellen Leistungspotentials: "Mit letzter Kraft..." "Wir gehen auf dem Zahnfleisch" etc. ... wirklich die hilfreichsten Schlussfolgerungen oder Entschuldigungen sind. Ich habe in der RR diverse Spiele gesehen, in denen wir trotz (oder gerade wegen) der Ausfälle eine HZ oder länger mindestens ebenbürtig oder sogar dominant gespielt haben. Gegen Bayer04, Hertha und Bayern sind wir zumindest jeweils in HZ 1 sogar stärker aufgetreten als in den meisten Spielen der Hinrunde. Also: die Ursachen sind zumindest erheblich vielfältiger, und ich würde inzwischen auch gewisse Entscheidungen von Kovac&Co bei der Suche nach Ursachen definitiv nicht ausnehmen; die mangelnde Gesamtsouveränität der Mannschaft zeigt sich auch zunehmend am Spielfeldrand im einschlägigen Verhalten des Trainers. Deswegen ist zu hoffen, dass die Länderspielpause sich im besten Sinne v.a. auch auf die Mentalität sämtlicher Akteure auswirken wird.
Also wenn jetzt schon letzte Kraft angesagt sein soll scheint wohl einiges schief zu laufen ( Trainingsarbeit ,Körperlich / Mental ).Und das schon nach 25 Spielen? Zu billig.
....ich denke uns fehlt vorne ein echter Goalgetter, eben ein kompletter Stürmer der die Dinger auch versenkt siehe Modeste oder Wagner. Das einzigste was zb. Modeste und Meier gemeinsam haben ist das Anfangsbuchstabe M* im Nachnamen. Dasgleiche gilt für unsere anderen Stürmer HerrGott, HerrGott...HerrGotta :-) .
Es gibt halt Teams, die nehmen aus drei Chancen ganze zwei Tore mit -bei uns sind es null Tore nach zehn Chancen. Ansonsten finde ich die Schwarzmalerei unangebracht. Würden vorne die Dinger Mal reingehen, würde sich auch keiner um das Aufbauspiel o.ä. sorgen. Chancen sind ja da, immer wieder...
Unser letzter BL-Sieg erfolgte gegen den Tabellenletzten und dann folgte eine Negativserie. Es ist zutreffend, dass wir z.B. gegen Bayer Leverkusen, Hertha und Bayern
zeitweise mithalten konnten, aber dann jedoch
noch relativ klar verloren hatten. Genau das macht aber den entscheidenden Unterschied
zwischen Erfolg und Nichterfolg aus, dass wir diese Konstanz nicht mehr ueber die gesamte Spielzeit haben. Das sah in der Vorrunde anders aus. Wenn wir uns erinnern, wie wir z.B. im Vorspiel gg Bayern in Unterzahl hochverdient den Ausgleich erzielten, dann sind dies Fakten. Schwarzmalerei waere doch, zu verkennen, dass unsere Eintracht mit vielen Handicaps (spaete Saisonplanung, erhebliche
personelle Veraenderungen in Management, Betreuungsbereich, Mannschaft bei gewohnt ueberschaubaren finanziellen Mitteln) die Saison planen musste und immer noch eine, so nicht unbedingt erwartete, gute Tabellenposition einnimmt. Fuer elementare Kritik an Kovac sehe ich wenig Ansatz, der Personalkader in der Rueckrunde liess ihm nur begrenzte Optionen. Noch ein Satz zum so gewuenschten Knipser. Wer haette diesen nicht gerne...und wir hatten ihn auch in der Vorrunde nicht. Ausserdem, wer sich erinnern mag, mit dem System "Gekas" sind wir abgestiegen. Es geht bei uns nur ueber die Geschlossenheit des Teams. Kovac wird die Pause nutzen.
Die Spieler haben glaube ich auch vergessen, dass man aus 20-25m Tore erzielen kann. N Abpraller hilft auch mal
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