Michael Hector (l.) im Duell mit den Großen: Hier mit Bayerns Kingsley Coman.
Michael Hector (l.) im Duell mit den Großen: Hier mit Bayerns Kingsley Coman.

Dass sich Michael Hector noch an das Zweikampfverhalten in den deutschen Ligen gewöhnen musste, wurde nach zwei Platzverweisen (in Magdeburg und gegen Schalke) in den ersten zwei Saisonspielen schnell deutlich. Er selbst zog in einem Interview mit „GOAL.com“ einen Vergleich zu den englischen Ligen, wobei es dem 24-jährigen noch nicht vergönnt war für seinen eigentlichen Verein ,dem FC Chelsea, in der Beletage des englischen Fußballs, der Premier League, aufzulaufen. Trotz vieler Gemeinsamkeiten, konstatierte Hector: „In England kämpft man mit dem Gegenspieler um den Ball. Hier konzentriert man sich nur auf den Ball.“ Würde man den Gegner festhalten, gäbe es auch schnell mal eine Verwarnung in Form einer gelben Karte. Auch die theatralischen Schauspieleinlagen und Schwalben stünden im deutlichen Kontrast zum englischen Fußball. Die unterschiedliche Zweikampfauslegung und -bewertung: Eine Tatsache, die ihm wohl vor allem zu Beginn noch Kopfschmerzen bereitet hat. Dennoch schätzt Trainer Niko Kovac den großgewachsenen Hünen und setzte ihn aufgrund seiner Zweikampfstärke in den Top-Spielen der Saison gegen die Bayern, den BVB und gegen Leipzig ein. Das vom Spielverlauf her doch sehr ungewöhnliche Spiel in Leipzig mal ausgenommen, erledigte er seinen Job gegen die Top-Klubs und konnte so seinen Beitrag dazu leisten, aus den beiden Spielen vier Punkte mitzunehmen.
Im Spiel gegen den FC Bayern lernte er mit Mats Hummels und Jerome Boateng auch zwei absolute Top-Spieler auf der Gegenseite kennen, denen er größten Respekt entgegenbringt und in denen er absolute Vorbilder für seine eigene Karriere sieht: „Du willst auf dieses Level kommen, auf dem du, wie die beiden, einfach ruhig bleibst.“ Auch wenn sie innerlich möglicherweise doch nicht immer ganz so ruhig seien, würden sie nach außen immer die nötige Ruhe ausstrahlen. Vergleicht man die Zweikampfstatistiken von Michael Anthony James Hector mit denen seiner zwei Vorbilder, muss er sich zumindest vor dem 28-jährigen Boateng in dieser Saison nicht verstecken. Hectors Zweikampfwerte sind mit 58,1 Prozent (65,2 Prozent in Kopfballduellen) nur minimal schlechter als die des Bayernverteidigers, der insgesamt 58,6 Prozent (in der Luft 66,7 Prozent) seiner Duelle gewinnen konnte. Deutliches Steigerungspotential besitzt der Verteidiger der SGE aber im Passspiel („nur“ knapp 75 Prozent seiner Pässe sind angekommen) gegenüber seinen Kollegen aus München, die mit 84,5 (Boateng) und 88,7 Prozent (Hummels) anteilig doch einige Pässe mehr an den Mann gebracht haben. Aber auch im Aufeinandertreffen gegen den BVB lernte er mit Pierre-Emerick Aubameyang einen Ausnahmespieler im direkten Duell kennen: „Er ist ein Weltklassespieler. Wenn man ihm Raum lässt, bestraft er dich.“

Gefordert war Hector auch am letzten Spieltag bei Bayer Leverkusen als Ersatz für den verletzten David Abraham. Wie die gesamte Mannschaft erwischte auch der 19-fache jamaikanische Nationalspieler einen rabenschwarzen Tag. Eine unglückliche Figur machte er beim 0:1, als er Hauptprotagonist einer Flippereinlage wurde, eine unglückliche Figur. Aber auch ansonsten offenbarte er Mängel im Stellungsspiel und im Spielaufbau. Dennoch sollte dieses eine Spiel nicht als Maßstab für eine Gesamtbewertung herangezogen werden. Seinen Wert stellte Hector in den Top-Spielen oder auch zuletzt gegen Hannover im DFB-Pokal unter Beweis. Seine eigenen Vorzüge sieht er auf keinen Fall mehr in Konkurrenz zu den Eigenschaften, die in der Bundesliga gefordert werden: „Das Tempo ist hoch und manchmal muss man erst den Zweikampf gewinnen, bevor der Ball kontrolliert werden kann. Das ist gut für mich.“

Doch bleibt die Frage, was gut für die SGE ist und ob der Innenverteidiger auch über die Saison hinaus eine Option für die Eintracht darstellt. Die Leihe endet am 30. Juni diesen Jahres, dass er beim FC Chelsea, der für ihn 2015 satte 5,4 Millionen Euro Ablöse an den FC Reading zahlte, eine wichtige Rolle einnehmen wird, bleibt mehr als zu bezweifeln. Eine erneute Leihe scheint also im Bereich des Möglichen, vor allem, sollte dies bei Jesus Vallejo nicht möglich sein.
Der 1,93m lange Hector bietet in der Verteidigerriege eine Alternative zu dem vorhandenen Material. Während Vallejo und Abraham vor allem durch Geschwindigkeit, einem guten Zweikampfverhalten am Boden und präziserem Spielaufbau bestechen, stellt Hector eine robuste, kopfballstarke Variante dar, die je nach Gegner oder Spielverlauf durchaus wertvoll sein kann. Auch ein Blick auf die Statistiken belegt, dass Hector gegenüber allen anderen Innenverteidigern der SGE (Hasebe eingeschlossen) die besten Zweikampf-, aber zugleich auch die schlechtesten Passwerte aufzeigt. Das wird auch daran deutlich, dass der Spieler mit der Nummer 15 kein einziges Spiel, abgesehen von seiner Rotsperre, verpasst hat. In jedem anderen Spiel verzichtete Kovac nicht auf ihn im Kader, selbst wenn er letztendlich nicht zum Einsatz kam. Allerdings könnte mit Marco Russ im Laufe der Rückrunde ein ähnlicher Spielertyp in den Kreis der Mannschaft zurückkehren und so auch möglicherweise Klarheit schaffen, was die Zukunft Hectors angeht. Hector selbst hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich in Stadt und Mannschaft wohlfühlt. Ob er das über den Sommer hinaus machen darf bzw. wird, wird die Zeit zeigen.

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7 Kommentare

  1. Der Junge ist ein guter Backup. STärken und Schwächen sind mit den Zweikämpfen und den Pässen gut beschrieben. Wenn es ´finanziell Sinn macht und bei uns passt,kann er gern auch nächste Saison bleiben

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  2. Ich würde ihn abgeben. Wenn Vallejo geht, brauchen wir einen wirklichen Stamm Innenverteidiger neben Abraham, der sich mit Russ um den Stammplatz streiten darf. Unseren Südamerikaner haben wir ja auch noch in der Hinterhand. Hector wäre nur ein weiterer Backup und ist dafür vermutlich zu teuer um 6-7 Spiele pro Saison zu machen. Qualitativ bringt er uns meiner Meinung nach nicht voran. Das ist noch alte Schule mit bulliger Statur und hoch und weit als Motto…da hätten wir auch gerne Madlung behalten können. Man könnte ja mal bei Zambrano anfragen ob er schon wieder Heimweh hat. Ansonsten würd ich das Geld für Schär von Hoffenheim zusammenkratzen. Kommt bei der starken Hoffenheimer Konkurrenz nicht mehr zum Zug, ist aber unbestrittener Nationalspieler und mir gefällt der ganz gut (außerdem haben wir mit ausgemusterten Hoffenheim IV’s gute Erfahrungen gemacht). Ist nicht ganz billig aber 3 – 4 Mio. wird man für jemanden der auf einer solch wichtigen Position Stammspieler sein soll schon hinblättern müssen.

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  3. Da muss ich mal laut lachen…..
    Vielen Dank und viel Glück für deine Karriere, aber nicht in Frankfurt!

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  4. @Martj2k : An Schär glaubeich nicht, Die Jungs zaubern da wirder einen für uns 😉 Und auf Ordonez bin ich gespannt.

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  5. Einen Backup für den Backup des Backups brauche mer net! Ab Sommer bitte einen guten Stamm-IV von den Pokal-Einnahmen kaufen.

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  6. Hector ist keine Option für uns. Er ist derzeit überhaupt nicht Bundesligatauglich. Viel zu behebig und „Gedankenlangsam“. Kommt idR einen Schritt zu spät und das kannste dir heute in der Innenverteidigung nicht mehr erlauben. Wenn er sich diesbezüglich nicht massiv steigert, wird man ihn in ein paar Jahren kaum noch zu Gesicht bekommen. Außer man sucht nach ihm. Denke er wird unterklassig „enden“.

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