Eintracht-Trainer Niko Kovac hat trotz der Schwierigkeiten in der Partie gegen Erndtebrück auch positive Dinge im Spiel seiner Mannschaft gesehen. (Foto: imago/Schüler)

Nach dem 3:0-Erfolg in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den TuS Erndtebrück kann natürlich noch nicht wirklich eingeschätzt werden, wo Eintracht Frankfurt vor dem Start in die Bundesliga genau steht. Dazu war der Auftritt im Siegener Leimbachstadion nicht aussagekräftig genug. Licht und Schatten wechselten sich bei den Hessen in einer typischen Pokalpartie ab. Dazu kommt, dass Kapitän David Abraham schon frühzeitig zum Duschen musste. Nach einer Notbremse flog der Innenverteidiger in der 23. Spielminute mit einer Roten Karte vom Platz. Trainer Niko Kovac ist das alles nicht entgangen, trotzdem überwog bei ihm die Zufriedenheit.

Es war am Samstag wie so oft in der ersten Runde im Pokal. Hier der Underdog aus der Regionalliga, auf der anderen Seite das Schwergewicht aus der Bundesliga. Nichts war es aber mit einem gemütlichen Sommerspaziergang in die nächste Runde für die Eintracht, das ließ schon das Wetter nicht zu an diesem verregneten Nachmittag im Siegerland. Lange Zeit machte der Gegner aus Erndtebrück den Adlern das Leben schwer. Von einem Klassenunterschied lässt sich da nicht wirklich sprechen. Das zeigt auch ein Blick in die Statistik, in der der Regionalligist nicht nur mit mehr Pässen (315:470 aus Sicht der SGE) und der besseren Quote (71%:80%) als der Bundesligist geführt wird, sondern auch mehr Ballbesitz aufzubieten hat (41%:59%). Das einzig Positive ist, dass die Eintracht sich nicht unterkriegen ließ, immerhin konnte sie mehr Zweikämpfe für sich verbuchen (56%:44%).

Dennoch war die Eintracht zur Stelle, wenn es nötig war. Das galt jedoch nicht für David Abraham, der sich in der 23. Minute nicht anders als mit einer Notbremse gegen Erndtebrücks Yuki Nishiya zu helfen wusste, nachdem dem Argentinier der Ball vom Fuß sprang. Überhaupt kamen Kovacs Jungs nur schwer in die Partie. Das hat auch der Trainer erkannt, mit ein Grund dafür war das tiefe und nasse Geläuf. „Da darf man nicht solche Risikobälle spielen. Wir müssen da schneller und aktiver zum Ball gehen“, bemängelte der 45-Jährige. In der Tat brachte sich die Eintracht das eine oder andere Mal unnötig in Schwierigkeiten. Fahrig baute sie das Spiel auf, der Gegner konnte fast ungehemmt Druck auf die ballführenden Spieler ausüben. „Das hat mir nicht so gut gefallen“, sagte Kovac nach dem Spiel, „aber es ist ja Gott sei Dank noch mal alles gut gegangen.“

Drei Tore trotz mieser Chancenverwertung

Das hat er zum Teil aber auch seinen Spielern zu verdanken, in aller erster Linie den Torschützen. Timothy Chandler war in der 35. Minute zur Stelle und markierte den ersten Treffer der neuen Saison. „Er muss als rechter Außenverteidiger nicht immer nur hinten stehen. Wenn die Flanke von links kommt, muss er auch mal am Sechszehner stehen.“ Das habe Kovac seinem Spieler schon öfter mitgeteilt, sagte er und fügte augenzwinkernd hinzu: „Manchmal hat der Trainer halt mal recht.“

Der zweite, der sich in die Torschützenliste eintragen durfte, war Mijat Gacinovic in der 72. Minute. Nach feiner Einzelaktion, in der er den Ball rechts am Gegenspieler vorbei spielte und ihn daraufhin links umkurvte, chippte er den Ball aus kurzer Distanz gekonnt ins Netz. Auch Kovac zeigte sich mit Gacinovics Leistung zufrieden, ein gutes Spiel habe sein Schützling absolviert, und „dass er das Tor so schön gemacht hat, freut mich.“ Entgegen gekommen ist dem Serben, dass er im Gegensatz zur letzten Saison wieder weiter vorne agieren durfte, zumindest bis zum Platzverweis. Danach rückte er ins defensive Mittelfeld zurück. Doch nicht nur für seinen Auftritt am Samstag, sondern auch für seinen Einsatz im Training holte sich der Mittelfeldspieler ein Lob ab. Zwar sei er aufgrund der U21-Europameisterschaft verspätet in die Vorbereitung gestartet und habe deswegen noch Nachholbedarf, aber: „Mijat hat Herz. Im Training muss ich ihn manchmal bremsen, da gibt er mir manchmal zu viel Gas. Aber man sieht, was Herz ausmacht.“

Zufrieden war Kovac auch mit Neuzugang Sébastien Haller. Der Franzose bereitete die ersten beiden Treffer vor, der dritte war ihm selbst vorbehalten. In der 76. Minute traf der Stürmer zum 3:0-Endstand. Doch nicht nur aufgrund seiner Torbeteiligungen freute sich Kovac über die Leistung des 23-Jährigen, sondern auch aufgrund der „Art und Weise seiner Präsenz.“ So habe Haller defensiv gut mitgearbeitet und bei Standardsituationen gut ausgeholfen, vor allem habe er aber vorne die Bälle festgemacht. „Wenn er das macht, besteht die Möglichkeit, dass die zweite Reihe nachrücken kann. Dementsprechend können wir die Bälle ablegen, um vertikal zu spielen“, erklärte der Coach.

Ließ gegen Erndtebrück anfangs Chancen liegen, bereitete dann aber zwei Tore vor und machte eins selbst: Stürmer Sébastien Haller.

Dass seine Mannschaft, insbesondere auch Haller, viele aussichtsreiche Möglichkeiten liegen ließ, ist Kovac natürlich nicht verborgen geblieben. Das erinnerte schon an die Rückrunde der letzten Saison, kann in den Augen des Trainers aber „so oder so“ gesehen werden. Für Kovac jedenfalls war das Glas verständlicherweise halbvoll. Wie in der vergangenen Spielzeit zeigte er sich geduldig, was die Chancenauswertung angeht: „Entscheidend ist, dass wir uns die Chancen herausspielen. Das ist das Wichtigste. Nur dann besteht die Möglichkeit, dass man Tore erzielen kann.“ Der Kroate jedenfalls wollte das Ganze nicht schlechtreden und konnte einige positive Dinge im Offensivspiel seiner Mannschaft feststellen: „Gerade im Vertikalspiel und im Umschaltspiel, da ging der erste Ball oft in die Tiefe. Bei den zwei Toren in der zweiten Hälfte haben wir auch gut umgeschaltet. Ich sehe es positiv.“

Kovac freut sich auf die Rückkehrer

Für das erste Bundesliga-Spiel im Breisgau gegen den SC Freiburg ist Kovac jedenfalls voller Hoffnung, auch was die Rückkehrer in die Mannschaft angeht: „Ich gehe davon aus, dass wir nächste Woche noch ein, zwei, vielleicht auch drei Leute hinzubekommen.“ Besonders freut er sich dabei auf Jonathan de Guzman, der gegen Erndtebrück aufgrund seiner ausgeheilten Adduktorenprobleme noch geschont wurde, um kein unnötiges Risiko einzugehen. De Guzman kann auf jeder Position in der Mittelfeldzentrale spielen, Kovac möchte ihn aber lieber etwas weiter hinten ansiedeln: „Er ist ein sehr ballsicherer Spieler. Es ist wichtig, dass man hinten Spieler hat, die das Spiel aufbauen können. Da sehe ich ihn. Ich hoffe, dass wir ihn bis zum kommenden Spiel hinbekommen.“

Der zweite Rückkehrer könnte sich schneller als gedacht auf dem Platz wiederfinden. Nach seiner Schultereckgelenksprengung ist Innenverteidiger Carlos Salcedo zumindest voller Tatendrang. „Sein Gefühl sagt ihm, er fühlt sich gut“, verrät Kovac. Ob es für das Spiel gegen Freiburg grünes Licht geben wird, soll eine Kernspin-Untersuchung zeigen. Der Trainer ist optimistisch: „Ich glaube, der Junge hat gutes Heilfleisch.“ Druck machen möchte er dem Neuzugang aber nicht. Auf eine Woche früher oder später komme es nicht an, wenn es die Untersuchungen aber hergeben, „dann ist er mit dabei.

Einer, der von der Bank ins Team drängt, ist der neue Linksverteidiger Jetro Willems. Sein Konkurrent Taleb Tawatha habe sich seinen Einsatz am Samstag aufgrund seiner guten Vorbereitung jedoch verdient gehabt, erklärte Kovac: „Als Bastian Oczipka noch da war, hat er Gas gegeben, als er weg war, hat er noch mehr Gas gegeben.“ Dennoch ist Neuzugang Willems deswegen natürlich noch nicht abgeschrieben. Dieser habe nach seinem Wechsel noch ein wenig Rückstand, erläuterte der Übungsleiter. Was er kann, habe aber schon beobachtet werden können: „Alleine die Tatsache wie er den Ball annimmt und diesen sofort in die Tiefe spielt – auch unter Druck. Damit kann er eine Abwehrreihe aus dem Spiel nehmen. Das macht ihn aus.“ Willems übrigens machte die Vorlage zum 3:0.

Kommt noch ein Neuzugang?

Kovac sieht seine Truppe für den Bundesliga-Anpfiff im Schwarzwaldstadion also gerüstet: „Ich habe die Qual der Wahl, und das ist schön“, freute sich der Trainer darüber, dass sein Pool an Spielern, aus denen er wählen kann, weiter anwächst – womöglich sogar durch einen weiteren Neuzugang im abwehrenden Personal: „Wir arbeiten dran. Wir versuchen, noch einen Innenverteidiger zu bekommen. Schauen wir mal, was da noch kommt.“ Hier befinde sich Eintracht mit dem abgebenden Verein momentan in einem „Tauziehen, ähnlich wie bei Lukas Hradecky“, beschrieb der Trainer den momentanen Stand der Dinge.

Wie dem auch sei, Kovac blickt dem Start in der Bundesliga positiv entgegen. Die Vorbereitung auf das Spiel in Freiburg beginnt erst am Mittwoch mit zwei Trainingseinheiten. Bis Montag hat die Mannschaft frei. Am Dienstag wartet zunächst ein Besuch bei der Börse auf die Spieler, am Nachmittag müssen sie zum Laktattest antreten. Der kommende Gegner hat sich übrigens auch nicht gerade mit Ruhm in der ersten Pokalrunde bekleckert. Die Badener setzten sich mit 2:1 gegen Regionalligist Germania Halberstadt durch. Doch Kovac ist sich im Klaren: „Keiner weiß, wo er steht und es ist nie ganz einfach, gegen unterklassige Gegner zu spielen. Ich hoffe, dass wir gegen Freiburg ein gutes Gesicht zeigen werden.“ 

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16 Kommentare

  1. Schön das kovac hier gelesen hat, dass ich de guzman momentan aufgrund des ausfälle im defensiven Mittelfeld sehe. 🙂 Ansonsten meine Ich aus seinen übertriebenen positiven Äußerungen, dass er genau weiß wie weit wir noch von bundesligatauglichkeit entfernt sind.

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  2. Tawatha ist azubi kann aber seine Fehler aufgrund seiner Schnelligkeit oft wieder ausbügeln. Er hat das Zeug dazu mal Kohle zu bringen. Er wird vlt. Kein alaba, aber…

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  3. Weiß nicht was alle Tawatha so kritisch sehen. Alle Aktionen die vorne gestartet werden vermeiden das es Hinten gefährlich wird. So langsam hasse ich es zu sehen das nach Freistössen und Ecken der Ball beim eigenen Torwart landet und sich dann alle wundern wenn man da ein Tor kassiert.

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  4. Grantler, de Guzmann wird mit Sicherheit nicht anstellen von Fernandes auf der 6 spielen (wenn DU das andeuten willst), sondern eher vor Fernandes auf der 8 (so wurde das in der Vorbereitung des Öfteren gespielt und die beiden haben ganz gut harmoniert), da bin ich mir sehr sicher. Praktisch Kamada raus und de Guzmann rein neben Fernandes und Gacinovic im Mittelfeld (warten wir es ab). Wenn man sich die Statistik von de Guzmann bei transfermarkt.de anschaut, dann hat er die meisten Scorer Punkte gesammelt wenn er eher defensiv (ZM) als offensiv (OM oder auf dem Flügel) aufgestellt wurde. Zudem steht Kovac auf Spieler wie Fernandes (Kampfschweine). Aber vielleicht hast Du das genau so gemeint lieber Grandler 🙂

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  5. Mit hat das gestern gefallen. Klar ist das noch alles steigeungsfähig. Aber wer Freiburg gegen Halberstadt gesehen hat , der sollte unsere Leistung gut einschätzen können . Willems und Haller haben ein bisschen gezeigt, warum sie uns verstärken . Tawatha war auch okay und wird sich unter kovac weiter verbessern . Einen IV sollten wir noch holen , dass weiß jeder . Ansonsten sehe ich und gut aufgestellt , auch vorne . Es kommen ja auch einige Verletzte zurück und dann haben wir eine gute Mannschaft mit einer guten Bank

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  6. Wir brauchen m.E. keinen weiteren Offensivmann. Da gibt es genügend im aktuellen Kader, die variabel genug sind, dort zu spielen. Man muss ja nur gucken, wer gestern auf der Bank saß. Holt man noch jemanden, dann sitzen die ersten Offensivkräfte demnächst auf der Tribüne. Und irgendwann sind Blum und hoffentlich Fabian doch auch wieder fit. Ein IV ist jetzt erstmal Pflicht. Wäre gut, diese Woche passierte dahingehend noch was. Der Kader ist ohnehin zu aufgeblasen. Für Regäsel und Medojevic gibt es doch außer in der B-Elf im Training nichts zu tun.

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  7. Ja, IV ist Pflicht. Allein weil man schon gestern wieder gesehen hat, wie schnell eine Rotsperre eingefangen werden kann… Und wie Salcedo vom Fitness-Stand etc. her jetzt wirklich ist, ist auch fraglich.

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  8. Kovac hat ja bis auf Wolf statt „Mr. Langholz“ Russ meine ultimative Aufstellung übernommen. Hätte er die genauso ultimativ gefunden wie ich, wäre das gestern nicht nur erfolgreich sondern auch ansehnlicher verlaufen 😉

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  9. Sorry, tawatha hat gut gespielt und seine Flanke in die Mitte war auch nicht schlecht!! Also willems wird Stammspieler aber Taleb macht es ordentlich

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  10. @ 9. Block17 und @ 14. zizou
    Einfach mal nen Punkt machen, dass befreit! 🙂
    @ 6. Adlerherb
    Ich habe Kovac eher so verstanden, dass er Guzman wie Schwegler einsetzen will und so sehe ich es auch. Als 1. Anspielstation nach Ballgewinn, vermutlich bekommt er die Bälle dann von Hasebe oder Hradacky.

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