Armin Niko Kovac und seine Co-Trainer Armin Reutershahn und Robert Kovac arbeiten eng zusammen.
Armin Niko Kovac und seine Co-Trainer Armin Reutershahn und Robert Kovac arbeiten eng zusammen.

Haben sich die Gegner inzwischen auf die Eintracht eingestellt?
„Ja, das ist eine völlig richtige Beobachtung. Deswegen bin ich ja froh, dass wir inzwischen variabel geworden sind, sodass wir mal mit einer 3er- und mal mit einer 4er-Kette spielen können. Mal spielen wir mit zwei Stürmern, mal mit drei Stürmern – ich glaube wenn wir jetzt nach Berlin kommen, weiß Dardai auch nicht, ob wir jetzt mit drei oder vier Mann hinten spielen oder mit einem oder drei Stürmern agieren.“

Wie intensiv werden die Stärken und Schwächen der Gegner analysiert?
„Wir machen es ja genauso, wir sehen genau, wenn eine Mannschaft gegen einen nächsten Gegner gute Ansätze gezeigt hat, jetzt mal unabhängig davon ob das über 90 Minuten der Fall war. Manchmal reicht es auch, wenn man zwei bis drei Szenen in 15 Minuten findet und dann womöglich weiß, dass man die Mannschaft vielleicht so knacken könnte. Die Leverkusener haben das gemacht, wir analysieren unsere Spiele ja auch und sehen, dass es jetzt irgendwo ein Mittel der Gegner ist, den Ball sofort hinter die Abwehr zu legen und dann hinterherzugehen. Da müssen wir reagieren und zusehen, dass wir den Gegner vielleicht vorne noch aggressiver stören und uns nicht ausspielen lassen.“

Wie sieht solch eine Reaktion denn im Detail aus? Welche Veränderungen können in dieser kurzen Zeit tatsächlich greifen?
„Vielleicht müssen wir die Linie ein bisschen zurückziehen, schneller agieren. Wir dürfen nicht erst reagieren, wenn der Ball in unserem Rücken ist, sondern müssen die Situation erkennen. Wir müssen uns ein bisschen absetzen, wenn der Ball nach hinten gespielt wird, dann habe ich ihn. Wenn er nicht nach hinten gespielt wird, dann muss ich eben wieder rausschieben. Wenn der Stürmer sich jetzt kurz anbietet, dann muss ich direkt rausschieben, das ist wie so eine Ziehharmonika, denn man geht nach hinten und dann wieder nach vorne, aber es gibt dort Indikatoren, die man erkennen muss. Haben sie jetzt einen Ball, der eng am Fuß ist, dann können sie keinen langen Ball spielen, dann kann ich die Linie halten und wenn er nach hinten gespielt wird, schiebe ich raus. Ist der Ball aber jetzt ein bis zwei Schritte von ihnen weg, sodass sie einen langen Ball spielen könnten, müssen sie das als Verteidiger auch erkennen, denn dann muss ich mich absetzen. Bin ich mit dem Rücken zum Tor gedreht, muss ich nicht nach hinten laufen, das wäre ja Schwachsinn, dann bleibe ich da stehen. Das sind so Sachen. Fußball ist lernen, lernen, lernen, aber sowas muss man dann auch schon im Jugendalter irgendwo mit reinbekommen – aber wenn man es nicht hat, müssen wir es eben im Profibereich machen.“

Die direkten Konkurrenten um die vorderen Plätze sind der 1. FC Köln, Hertha BSC oder die TSG Hoffenheim. Sehen Sie sich auch auf einem Level?
„Ich denke schon, dass das Mannschaften sind, die aufgrund des Budgets und der Investitionen, die wir im Vergleich getätigt haben, einen Vorteil haben. Wir sind aber jetzt da in der Tabelle, was zeigt, dass die Mannschaft außerordentlich gut gearbeitet hat in dieser Saison. Von der Qualität und von dem Geld her, sind uns diese Mannschaften noch voraus und natürlich hat beispielsweise Peter Stöger diese Mannschaft schon 4 Jahre unter seinen Fittichen, Pal macht das jetzt schon 2,5 Jahre – das alleine ist auch schon ein Vorteil und die Mannschaft bleibt ja im Kern zusammen.

Die Eintracht hingegen wird wohl den nächsten Umbruch erleben…
„Das stimmt. Wir werden im Sommer eine Situation vorfinden. Da werden wieder einige gehen, die wir ausgeliehen haben, dafür kommen wieder neue Spieler und dann kann man theoretisch schon wieder von vorne beginnen. Man muss schon versuchen, den einen oder anderen, der eine gute Leistung gebracht hat, hier zu behalten. Ich glaube schon, dass die anderen Mannschaften deshalb da einen Vorteil uns gegenüber haben. Das wir da sind, ist schön, das bestätigt letztendlich auch uns. Wir sind wirklich am Limit und wir spielen am Limit und wenn wir als Eintracht Frankfurt nicht am Limit spielen, dann passieren solche Spiele wie gegen Ingolstadt. Das ist in einer Saison immer so. Mannschaften wie Leverkusen, wie Möchengladbach oder Schalke, die haben alle ihre schwächeren Phasen in der Hinserie schon gehabt. Jetzt ist Möchengladbach wieder im Aufwind und Leverkusen auch. Wir haben in der Hinserie sehr konstant und stabil gespielt und da war keine Krise. Es gibt immer mal wieder irgendwo ein kleines Tal. Also bislang ist das wirklich nur ein kleines, wir haben jetzt mal zwei Spiele verloren, das will ich nicht überbewerten. Jetzt würde ich mich freuen, wenn es wieder nach oben geht. Das wir eine komplette Saison, also alle 34 Spiele, so konstant spielen, dass man nicht mal irgendwo bisschen runterfällt, ist doch unwahrscheinlich. Es gibt kaum eine Mannschaft, die das kann -selbst Bayern München spielt keine so konstante Saison. Von den Ergebnissen natürlich schon, aber von der Präsenz und Überzeugung nicht.“

Sie haben vorhin die Champions League und Atletico Madrid angesprochen. Was faszniniert sie an deren Spiel?
Wenn alle nach vorne laufen und es zum Ballverlust kommt, dann ist die Umschaltbewegung so schnell und geradlinig, sodass es schwierig ist, hinterherzukommen. Was mich bei Atletico Madrid beeindruckt, ist, dass alle defensiv arbeiten, also das ballorientierte verschieben und das nach vorne Verteidigen.

Ginge das auch mit Cristiano Ronaldo?
Man muss auch wissen, was man mit seinen Spielern machen kann und was nicht. Ich glaube nicht, dass man einen Cristiano Ronaldo davon überzeugen kann, dass er sich hinten in die Ecke haut. Dafür bindet er vorne automatisch drei, vier Leute.

Diese Qualität hat die Eintracht freilich nicht…
„Wir werden das jetzt aber nicht zum Anlass nehmen und Trübsal blasen. Wir werden weiterhin konzentriert arbeiten. Wir wissen, dass es in Berlin nicht einfach werden wird. Auswärtsspiele sind nie einfach. Aber für Ingolstadt war es auch ein Auswärtsspiel, und sie haben es trotzdem geschafft. Wir werden nach Berlin fahren und hoffentlich ein gutes Spiel abliefern. Da bin ich zuversichtlich trotz der Ausfälle, die wir haben. Das will ich auch nicht als Alibi gelten lassen. Ich weiß, dass uns vier, fünf Spieler fehlen, aber so what? Wir müssen positiv denken.“

1
2
3
- Werbung -

11 Kommentare

  1. Danke dafür, dass Ihr das Interview hier so ausführlich wiedergegeben habt. Das beste und spannendste, was ich seit langem gelesen habe. Langsam wird mir klar, was für ein Glück wir haben, das wir Niko Kovac zu uns lotsen konnten. Nach dieser Lektüre habe ich sogar die bereits aufgegebene Hoffnung für Samstag zurück gewonnen.

    0
    0
  2. Einen so großen Umbruch sollte es doch im Sommer eigentlich garnicht geben, der einzige Stamm Spieler der im Sommer ziemlich sicher weg ist, ist Vallejo. Alle anderen Leih Spieler sind eigentlich nur Reserve. Also ist es ja im Grunde nicht so, dass wir im Sommer wieder von neu anfangen, solange wir keine Stammspieler verkaufen.

    0
    0
  3. Vielen Dank für diesen Artikel!
    Hut ab vor Kovac – wird nochmal ein ganz großer Trainer. Wir können dankbar sein, einen solchen Trainer an Land gezogen zu haben! Großer Dank an Bruno Hübner – super Arbeit.

    0
    0
  4. Eine Strategie wie die von Atletico würde mir auch sehr gefallen. Insbesondere, weil wir uns dann an der ggw. vielleicht besten Umschaltoffensive der Welt zu orientieren hätten.

    0
    0
  5. Kann nur den anderen zustimmen: Spannende und detaillierte Analyse von Kovac. Hut ab vor Kovac und der Redaktion von SGE4ever die uns dieses Interview so ausführlich dokumentiert hat. Danke.

    0
    0
  6. Eine Aussage finde ich aber krass und wenn sie so gefallen ist sogar skandalös:
    „Der Schiedsrichter hat dann aber seine Entscheidung geändert, weil der vierte Offizielle mitgeteilt hat, dass man Abraham aus dem Verkehr ziehen muss.“

    Was soll das denn heißen ? werden hier andere Spiele und Aktionen eines Spielers aus den vorherigen Spielen für die Bewertung eines aktuellen Foulspiels in betracht gezogen ?
    Wo kommen wir denn da hin wenn der Vierte da draußen so auf das Spiel einfluss haben kann ?

    sehr bedenklich….

    0
    0
  7. Aus meiner Sicht fehlt bei Schiedsrichtern und darüber hinaus beim DFB die Gleichbehandlung und somit ein gerechtes und objektives Handeln gegenüber der SGE. Was war z.B. mit der persönlichen Bestrafung des Torhüters von Ingolstadt nach dem Elfmeter für uns, was war mit der sportgerichtlichen Bewertung der „Nachspiele“ der Partie Hertha gegen Bayern?

    Kovac kritisiert das Verhalten einzelner Spieler als „Zuschauen, wie im Kino“. Dass er diese Karte der persönlichen Kritik, losgelöst von einer -auch negativen- Beurteilung der Mannschaft als Team, so früh zieht, verwundert mich.
    Bin gespannt, welche Reaktion gegen Hertha und Ingolstadt folgt. Selbstverständlich steht ihm in seiner Position bevorzugt zu, wie er sich öffentlich aeussert. Allerdings ist auch der Trainer, der bisher eine hervorragende Leistung abgeliefert hat, nicht unangreifbar. Ich hoffe, dass er aus den vergangenen Spielen die richtigen Schlüsse zieht und eine Talfahrt verhindert wird. Insgesamt spielt die Eintracht unter Kovac eine sensationelle Saison, Möglichkeiten, Unerwartetes zu erreichen, zu nutzen, das wäre traumhaft.

    0
    0
  8. @babenhaeuseradler :Wir haben auch aber auf der anderen Seite auch schon Glück gehabt ( Ich denke da vor allem an Abrahams Unbeherschtheiten ). Daher sehe ich uns da nicht als benachteiligt an. Auch der Sieg gegen Dortmund klappte nur, weil der Schiri da auch mal auf unserer Seite war.

    Zu der Kritik von Kovac. Er hat das sicher auch intern angesprochen. Und als er sich Rebic “ zur Brust genommen “ hat, kam da dann danach auch eine ( vor allem defensiv ) bessere Leistung. Ich traue ihm zu, das gut einschätzen zu können.

    0
    0
  9. ganz hervorragender Artikel und sehr gute und offene Analyse von NK.
    Ist doch auch alles richtig, was er feststellt, da kann hier rummosern wer will.
    Besonders stark finde ich, dass der Trainer sich selbst, seine Einschätzung der aktuellen Leistungsstärke des Teams und die abgeleiteten Schlüsse bis hin zur Trainingsarbeit , das alles stellt er selbst in Frage !
    Das ist die eigentliche Größe eines Trainers.
    Also zurück zu Eintracht Frankfurt , zurück zudem , was wir sind und können. Die Spieler fordern, aber nicht überfordern mit Spielanlagen, welche die technischen und taktischen Fähigkeiten der vorhandenen Spieler übersteigen.
    Kein Wunschdenken , sondern „nur“ aus dem Vorhandenen das Beste machen.
    Da stehe ich voll dahinter.
    In diesem Sinne auf nach Berlin und Forza SGE !

    0
    0
  10. Zu @8 Joe der Adler
    Mit deiner Bewertung hast du vollkommen Recht, auch das ist zutreffend. Letztlich ist es dem Trainer ueberlassen, welchen Weg er wählt, solange dieser Positives bewirkt. Ich
    bin auch, was die Vielzahl unserer gelben Karten angeht, bei Kovac.
    Es fehlt, wie Kovac bemaengelt, an einer klaren Linie in der Regelauslegung und auch in der Strafverfolgung aufgrund des sogenannten Fernsehbeweises.

    0
    0
  11. Was ein klarer Kopf und welche Wohltat, dass er die letzten Spiele genau richtig einordnet. Es sah wieder aus wie unter Veh2 und oft unter Schaaf. Meine Feelings für Samstag werden besser 🙂

    „Unser Spiel kann nicht sein, dass wir alle nach vorne laufen und dann in der Rückwärtsbewegung Probleme bekommen. Gerade in Leverkusen konnte man das in der zweiten Halbzeit sehen. Auch gegen Ingolstadt haben wir zu viel zugelassen. … Momentan ist es genau umgekehrt. Wir machen die Chancen nicht rein und lassen hinten viel zu viel zu. Aber das fängt vorne an und endet hinten. Wenn wir im Angriff sind, bauen wir von hinten auf und wenn wir Verteidigen, müssen wir vorne den ersten Block aufstellen.“

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -