Legende „Charly“ Körbel sieht die SGE gut aufgestellt für die neue Saison. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)Kö

Bei der Frankfurter Eintracht ist ordentlich was los. Nach dem furiosen Sieg der Europa League begann der Transfersommer der Hessen – und zwar so richtig. Neben den bereits feststehenden Transfers von Randal Kolo Muani, Hrvoje Smolcic und Co. wechselte auch der deutsche WM-Held aus 2014, Mario Götze, an den Main.

Eintracht Legende Karl-Heinz „Charly“ Körbel äußerte sich jetzt in einem längeren Interview mit der „FAZ“ zur Situation rund um die SGE.

Thematik Oliver Glasner

Dass Trainer Oliver Glasner auch nach dem Sieg der Euroleague noch immer den Posten des Cheftrainers bei den Hessen inne hat und nicht wechselte, wundert Körbel gar nicht. „Oliver Glasner hat einen Vertrag in Frankfurt. Er wäre ja wirklich behämmert, wenn er das, was er in Frankfurt aufgebaut hat, hergeben würde. Selbst wenn jetzt Liverpool oder Real Madrid kämen, würde ich an seiner Stelle die Arbeit bei der Eintracht nicht aufgeben. Und die Eintracht würde Oliver Glasner nie freigeben.“ Glasner, so der ehemalige Innenverteidiger, sei ein sehr bodenständiger Typ. Er habe die Mannschaft geformt und auf eine neue Stufe gehoben. Und Körbel geht sogar noch weiter: „Ich habe nicht verstanden, warum Wolfsburg ihn hat gehen lassen.“

Auch wenn der 67-Jährige den Coach derzeit noch in Frankfurt sieht, so traut er ihm den ganz großen Wurf, nämlich Vereine wie den FC Barcelona oder Real Madrid trainieren zu können, durchaus zu. „Ich traue ihm das zu, weil er ein Trainer ist, der einen Plan hat. Und er kann sich selbst genau einschätzen. Wenn es dann so weit sein sollte, wird er vielleicht mal über dieses Thema nachdenken.“

Aber auch Charly Körbel weiß, dass nicht Glasner alleine für den großen Erfolg der Frankfurter verantwortlich ist. An dem Namen „Markus Krösche“ kommt man da nicht vorbei. Der ist für ihn ein richtiger „Gewinnertyp“ und das hat auch einen Grund: Er hat sich nie aus der Ruhe bringen lassen. Er ist immer bodenständig geblieben. „Er ist höflich und freundlich. Markus Krösche hat ein riesiges Herz für die Eintracht entwickelt. Auf der ganzen Führungsebene passt das Zusammenwirken hervorragend. Das spürt auch die Mannschaft.“

Der Kader für die neue Saison

Was die neue Saison angeht, zeigte sich die Frankfurter Legende äußerst positiv gestimmt. „Wir haben einen richtig guten Kader, das muss man ehrlich sagen“, weiß Körbel „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den zurückliegenden 20 Jahren so einen guten Kader gehabt haben – allein schon mit Blick auf die Offensive. Ich bin begeistert von Randal Kolo Muani. Er kann in die Fußstapfen von Anthony Yeboah treten, wenn er normal bleibt. Er ist schnell und kopfballstark.“

Das alles ist aber noch nicht das, worauf sich „Charly“ am meisten freut. Das ist nämlich die Entwicklung von Tuta. „Er ist für mich das Paradebeispiel von Eintracht Frankfurt. Das so ein junger Mann so eine Entwicklung macht, ohne dabei abzuheben und Schickimicki zu machen, das ist doch cool. Tuta ist mein Liebling geworden.“ 

Aber auch Königstransfer Götze sei eine richtige Verstärkung, ist sich der 67-Jährige sicher. „Ich konnte jetzt dreimal mit Mario Götze sprechen. Ich bin so begeistert von diesem Jungen.“ Beide Daumen drückt er ihm, dass er an die Leistungen, die ihn weltberühmt machten, wieder anknüpfen kann. „Ich kenne die Hintergründe, wie er nach Frankfurt gekommen ist. Mario hat auf so viel Geld verzichtet. Er wollte zur Eintracht. Wir sind mit ihm in eine andere Kategorie hineingekommen. Egal, wo ich hinkomme, das Thema ist Mario Götze. Es dreht sich alles um seine Person. Deshalb müssen wir alle Mario unterstützen. Mario ist ein ganz feiner Mensch. Mit seiner Art kommt er bei uns hervorragend an. Ich kannte ihn ja auch nur aus dem Fernsehen. Mir geht das Herz auf, dass wir solch einen Fußballer haben. Mario hilft dem ganzen Verein.“

Aber auch einen Wermutstropfen gibt es für Körbel in der aktuellen Situation und das ist das überraschende Karriereende von Martin Hinteregger. „Ich habe das wirklich bedauert. Er ist ein richtig guter Typ. Hinti hat mich immer unterstützt, ob bei der Fußballschule oder der Traditionsmannschaft. Er ist halt jemand anders, er ist der Hinti. Er wollte es jedem recht machen, er hat immer Ja gesagt. Vielleicht hätte er auch mal Nein sagen müssen.“ Diese Woche habe er mit Hinteregger telefoniert und es gehe ihm soweit gut. Er wirke befreit und glücklich. Ein Comeback hält Körbel derweil allerdings für völlig ausgeschlossen. „Er wird nicht zurückkommen, das weiß ich. Es ist vorbei. Er will auch nicht mehr. Ich werde die Hinti-Rufe im Stadion vermissen.“

SGE jetzt „Big-Player“

Trotz des Verlustes schätzt Körbel den Stellenwert der SGE jedoch enorm stark ein. Man sei zu einem Big-Player in der Bundesliga geworden. „Der Klub hat so einen Schub genommen. Ich sehe das auch bei unserer Traditionsmannschaft. Bei unseren Spielen in der Region haben wir jetzt jedes Mal bis zu 3500 Zuschauer. Vorher waren es rund 500. Es herrscht eine unglaubliche Euphorie.“

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23 Kommentare

  1. Charly Körbel, einen der eindrucksvollsten Spieler der Bundesliga jemals mit seinen meisten jemals errreichten 602 Spielen(vielleicht für immer), immer noch mit dabei zu haben, als Teil der Eintracht, ist eine helle Freude! 😀

    Unfassbar, den Großteil der Titel der Eintracht persönlich gewonnen, 4x Pokal, davon 2x in Folge, dazu UEFA Cup Sieger und jetzt Pokal und Europa League mit ihm und für ihn! 🙂 Und im ganzen Leben keine rote Karte, da gibt’s auch nicht so viele von außer ihm und Marco Bode.

    Zieht in euch rein, das ist nicht irgendwer, jedes Wort veredeltes Gold 😀

    Dann erwähnt er auch noch, dass Götze auf Geld verzichtet hätte, um zur Eintracht zu kommen. Das verstärkt auch den angenehmen, demütigen Eindruck von Götze nochmal.

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  2. Ich finde die Japan Reise sehr clever. Direkt vor der WM bei einem deutschen Gruppengegner. Wird vor Ort sehr viel Aufmerksamkeit erzeugen.

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  3. Körben ist klasse. Interessant was er zu Götze und Hinteregger sagt. Seine Meinung zu Tuta unterschreibe ich auch.

    Und ja , wir haben einen Bombenkader ( wenn keiner mehr geht)

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  4. @Redaktion, Charly Körbel war nie Innenverteidiger! Er war Vorstopper, das entspricht heute in etwa der Position des defensiven Sechsers.

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  5. @5; Naja. Der Vorstopper war defensiver Manndecker. Zusammen mit dem Libero entsprach er dem , was heute die IV‘s sind. Es gab damals auch schon defensive Mittelfeldspieler, das war aber eine andere Position. Hab selbst Vorstopper gespielt

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  6. Die Verteidiger haben doch damals die Aufgabe gehabt, den gegnerischen Torjäger an die Leine zu nehmen, egal wie und egal wo. Ob man den jetzt heute Innenverteidiger oder 6er nennt, ist doch egal.
    Aber bei der ganzen Lobhudelei weiß ich nicht so recht. Ich bin wohl ein gebranntes Kind, wenn’s bei der SGE super läuft. Wäre schön, ich würde eines Besseren belehert, das kann eine herausragende Saison werden.

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  7. @3begoni, welche Japanreise? Kann dazu im Artikel nichts finden. Falls OT bitte immer auf für andere mal erläutern, Danke.

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  8. Gerade gehört: Super Cup live bei RTL im Free TV.
    Quelle: Henning Tewes, Chief Content Officer bei RTL Deutschland

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  9. @6 hab auch Vorstopper gespielt^^ Der Libero hatte 2 Manndecker, das waren die Innenverteidiger, als Vorstopper hat man vor der Abwehr gespielt und alles zerstört was kam, ähnlich wie heute der defensive 6er… Mag hier ja keine Grundsatzdiskussion vom Zaun brechen, aber meiner Meinung entsprechen die Manndecker den heutigen Innenverteidigern, und nicht der Vorstopper

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  10. hmm, sehe ich nicht so. Zum Beispiel Finale WM 1974 eigentlich ein 4-3-3 oder 4-1-4-1 Vorstopper war aber Schwarzenbeck und Libero Beckenbauer, eigentlich die heutigen Innenverteidiger aber anders gestaffelt bzw taktisch aufgestellt. Zentral im Mittelfeld Bohnhof, eigentlich der heutige 6er oder? Warum diese Mannschaft? Zeit und Grabi und Holz!
    Wer es besser weiss, ich bin jetzt echt neugierig geworden.

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  11. @12: das ist wahrscheinlich der Altersunterschied. Zu Klrbels und auch meinen Zeiten gab es in der Abwehr einen RV einen LV den Libero und den Vorstopper. So hat auch die Eintracht mit Körbel gespielt . Libero und zwei IV höre ich zum ersten Mal. Schau dir am besten aus der Zeit Mannschaftsaufstellungen an

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  12. Genau, bei uns Körbel und Trinklein, außen Neuberger und Reichel (DFB Pokalfinale 75)

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  13. Charly Körbel war ein klassischer Innenverteidiger, Nummer vier, keine Nummer sechs. Er hat immer gegen den Mittelstürmer der gegnerischen Mannschaft gespielt.

    Er hat aber auch offensiv Erstaunliches geleistet. Unter anderem hat er uns zum ersten PokalSieg geschossen… Und er hat das entscheidende Tor am letzten Spieltag in Hannover gemacht, das uns ein eins zu eins gerettet hat und uns damit in die Relegation gebracht hat. War, glaube ich, 1988… und er erzählt heute noch davon, dass wir mit ihm 1992 Meister geworden wären. Er war voll im Training und hat es Stepi vorgeschlagen, der hat sich das aber nicht getraut. Charly hätte wahrscheinlich irgendwie das zwei zu eins reingestolpert und dann hätten wir das zweite Tor nicht gefangen.

    Ja, Traumata wirken lange, aber heute kann ich wenigstens dabei grinsen

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  14. Bei Charly Körbel merkt man das er noch nah an der Eintracht ist. Seine Aussagen zu Hinti , Tuta und Götze sind -wie Joe schon schreibt- wirklich klasse.

    Körbel hat gleich verstanden, dass Hinti mehr nur das Beste für den Verein und die Fans wollte, leider wurde er oftmals missverstanden. Freut mich,dass es so direkt mal jemand schreibt. Vom Verein ( Ausnahme Körbel und Glasner) gab’s es offiziell leider nicht so viel darüber zu hören, lag wohl daran, dass ihn dort auch nicht alle richtig verstanden haben bzw. man eigentlich auch ohne ihn plante.

    Also Vorstopper war zu meiner Zeit deutlich defensiver als der 6er, aber ein klein wenig offensiver als der jetztige Innenverteidiger. Meistens ging es wirklich mit einer direkten Mannzuteilung vor dem Spiel einher. Vielleicht gibt es den einfach nicht mehr 1:1 heutzutage und das ist die einfache und logische Erklärung warum der Begriff heute nicht mehr Erwähnung findet.

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  15. Die Systeme von früher und heute sind doch überhaupt nicht vergleichbar.
    Gäbe es gleiche Positionen früher und heute und hätten diese identische Aufgaben, hätte sich der Fußball nicht so stark verändert wie er sich eben verändert hat…
    Der Tormann ist zwar noch der Tormann, aber sein Aufgabengebiet (zusätzlich zur Verhinderung von Toren) hat sich doch deutlich erweitert.
    Es ist auch nicht seriös möglich Spieler von damals mit heute zu vergleichen.
    Und selbst wenn wir den besten Kader seit 20 Jahren haben, könnte er im Verhältnis zu den anderen sogar schwächer sein als in der Vorsaison. Es ist halt kein geschlossenes System, da auch Transfers mit anderen Ligen möglich sind.

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  16. Ich muss da Körbel widersprechen. Nicht falsch verstehen, aber Glasner hat hier noch nicht so viel aufgebaut. Dazu hatte er noch keine große Gelegenheit. Er konnte auf den Kader der letzten Saison noch keinen Einfluss nehmen. Das ist in der kommenden Saison jetzt anders. Jetzt kennt er die Spieler und hat sicherlich auch bei den Neuzugängen mitgesprochen.

    Aber er hat jetzt schon einen mega Erfolg erzielt! Und jetzt hat er die Chance etwas großes aufzubauen. Das heißt nicht, daß er jetzt einen Titel nach dem anderen holt. Eventuell werden wir auch keinen Titel mehr in seiner Verantwortung holen. Aber wenn er eine Mannschaft aufbaut die regelmäßig im vorderen Drittel der Liga die Saison beendet und ab und an auch CL Qualifikation gelingt, dann ist das richtig groß.

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  17. @16 lieber capullus, da muss ich dich korrigieren. Zum ersten Pokalsieg 1974 gegen den HSV schossen uns Trinklein, Hölzenbein und Kraus zum 3-1 n.V.
    Charly Körbel schoss das 1-0 gegen den MSV also zum Zeiten Pokalsieg. Sorry fürs klugscheißen aber so war es. Das Angebot 92 zu spielen war mir neu aber ja dann hätte es wahrscheinlich gereicht

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  18. @20 also wenn man „was aufbauen“ nur so verstehen will, dass sich eine Mannschaft über Jahre etabliert, dann ok, ansonsten gebe ich da dennoch eher dieser Eintracht-Legende Körbel Recht, der ja auch nich sehr nah an der Mannschaft ist, der wird das schon gut einschätzen können, zumal er auch durch eigene Erfahrung weiß, was eine erfolgreiche oder auch weniger erfolgreiche Mannschaft ausmacht und was echter Teamzusammenhalt bedeutet. Nur weil Glasner erst ein Jahr da ist, zu sagen, er habe da nichts aufgebaut, obwohl am Ende auch noch der EL Triumph ohne internationale Niederlage steht, halte ich für vermessen. Insbesondere ohne Niederlage zu bleiben, war vielleicht auch mit entscheidend für das Selbstbewusstsein der Spieler, es bis zum Ende durchzuzuziehen und auch wenn ab und zu Glück dabei war, ist das ein großer Erfolg und nicht einfach aus Zufall geschehen.

    Auch wenn Glasner die Mannschaft nicht selbst eingekauft hat, so hat er nunmal aus den vorhandenen Spielern eine Einheit geformt, in der jeder für jeden kämpft und füreinander einsteht, die auf den Punkt fokussiert ist und funktioniert. Daher kann ich deine Kritik an der Aussage von Charly Körbel nicht nachvollziehen. Glasner hatte vielleicht auf die Kaderzusammenstellung im letzten jahr noch kaum Einfluss, auf die vorhandene Mannschaft war sein Einfluss aber mit Sicherheit immens.

    irgendwann hab ich hier im Forum in den Kommentaren Mitte der letzten Saison geschrieben, dass man das Gefühl hat, bei Glasner könne wegen seinem Enthusiasmus und seiner mitreißenden Art jederzeit was Großes geschehen, „als sei der Geist von Lawrence von Arabien ihm manifestiert“ 🙂 weiß zwar nicht mehr wo, aber da hab ich ja mal sowas von Recht behalten, wa? 😀

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  19. @22
    Ich hatte ja geschrieben, dass er mit dem EL Pokal einen mega Erfolg erzielt hat. Das war eine super Leistung nicht nur von der Mannschaft sondern auch von ihm als Trainer, aber aufgebaut hat er aus meiner Sicht noch nichts. Sagt dir der Name di Matteo etwas? Der ist sogar CL Sieger geworden. Was hat er damit aufgebaut?

    Ich halte Glasner für einen guten Trainer und bin überzeugt, daß er noch etwas aufbauen WIRD.

    Deine Aussage, daß er eine Einheit geformt hat unterstellt, daß es zuvor ein „wilder Haufen“ von Spielern war in dem jeder sein eigenes Spiel gemacht hat. Dem widerspreche ich. Ein Einheit hat Kovac geformt und das hat sich auch bis heute fortgesetzt.

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