Oliver Glasner ist beim Spiel gegen Leipzig einmal mehr an seiner Mannschaft verzweifelt. Gerade in der Offensive lief bei der Eintracht wieder nichts zusammen. (Bild: Heiko Rhode)

Die Eintracht wollte nach dem enttäuschenden Auftritt in der vergangenen Woche eine Reaktion zeigen und sich anders als in Bochum präsentieren. Auch wenn die Mannschaft im Heimspiel gegen Leipzig viel versuchte, sollte ihr weiterhin nichts gelingen. Der Ausgleichstreffer kurz vor Schluss war wichtig, aber eine Trendwende ist bisher noch nicht zu erkennen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Offensiv ohne Durchschlagskraft

Es klingt wie eine Dauerschleife und doch ist es Woche für Woche dasselbe Probleme. Die Hessen strahlen in der Offensive keine Gefahr aus. Nachdem sich Sam Lammers als Sturmspitze nicht etablieren konnte und Goncalo Pacienca weiterhin ausfällt, durfte erneut Rafael Borré als einzige Spitze auflaufen. Ein Versuch, der bereits zu Beginn der Saison kläglich gescheitert ist und auch dieses Mal nicht funktionieren sollte. Borré, der mit seiner Mentalität und seinem Willen ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft geworden ist, ist aufgrund seiner Körpergröße schlichtweg verloren als einziger Stürmer. Er ist weder der Typ Wandspieler, der die Bälle festmachen und weiterverteilen kann, noch der großgewachsene Stoßstürmer, der die Flanken von Filip Kostic per Kopfball verwerten könnte. Es war somit erneut das gewohnte Bild der letzten Wochen. Viele Fehlpässe im Spielaufbau, verzweifelte lange Bälle die keinen Abnehmer finden oder eben der Pass auf Kostic, der dann allein etwas kreieren sollte. Mit zunehmender Spieldauer wirkte der Serbe sichtlich frustriert, da seine Bemühungen keinen Erfolg brachten und auch gar nicht bringen konnten, da es spätestens bei seiner Flanke an einem Abnehmer mangelte. Es ist aber eben nicht nur eine Frage des Stürmers, denn die Frankfurter kommen oftmals überhaupt nicht in den Strafraum. Eine seriöse Beurteilung der Stürmer ist deshalb eigentlich gar nicht möglich. Ein ganz ähnliches Bild zeichnete sich schon einmal vor einer Saison ab, als die SGE noch unter Adi Hütter ebenfalls vergeblich auf der Suche nach einer offensiven Spielidee war. Die Lösung war dann bekanntlich die Umstellung auf zwei Zehner mit Daichi Kamada und Amin Younes, die einerseits Kostic entlasten und andererseits durch die Zentrale für Überraschungsmomente sorgen konnten. Nun ist Younes aus bekannten Gründen keine Alternative mehr, jedoch gibt es durchaus auch andere Spieler, die diese Rolle vielleicht einnehmen könnten? Aymen Barkok beackterte nach Einwechslung erfolgreich die rechte Seite und traute sich auch mal in die direkten Duelle, was auch auf der Zehnerposition eine gefragte Fähigkeit wäre. Auch Borré wäre etwas zurückgezogen sicher wertvoller eingesetzt. Es war kein Zufall, dass der Ausgleich einmal mehr nach einem Standard gefallen ist und die Frankfurter weiterhin viel zu selten Tore aus dem Spiel heraus erzielen.

Auf der Suche nach der eigenen Spielidee

Es ist die Aufgabe des Trainers Lösungen für die Offensive zu entwickeln. Nach rund einem Drittel der Saison muss man konstatieren, dass bisher keine wirkliche Spielidee erkennbar ist. Möchte die Eintracht Ballbesitzfussball spielen? Möchte man durch hohes Pressing in Umschaltsituationen kommen? Es ist von allem ein bisschen und doch von allem zu wenig. Pressingmomente verpuffen oft sehr schnell, weil die Mannschaft nicht geordnet genug aufrückt. Ballbesitzfussball ist gar nicht möglich, weil sich im Spielaufbau viel zu viele Abspielfehler einschleichen. Im Moment sind es nur die genialen Momente von Kostic oder eben Standardsituationen, die Torgefahr entwickeln können. Neben der offensiven Harmlosigkeit kommen dann eben immer wieder schlimme Aussetzer in der Defensive hinzu. Auch wenn es die Ecke für Leipzig nicht hätte geben dürfen, war sie am Ende einfach schlecht verteidigt. Immer wieder lädt man den Gegner zu großen Torchancen ein und hätte Leipzig diese Momente genutzt, wäre das Spiel deutlich vor Spielende bereits entschieden gewesen. Auch die Zweikampfwerte waren einmal mehr auffällig schlecht. Zur Halbzeit lag die Zweikampfquote bei 36 Prozent, nach Spielende bei 42 Prozent. Aber auch dafür gibt es im Grunde eine einfache Erklärung. Es liegt nicht daran, dass die Spieler plötzlich verlernt haben, wie man einen Zweikampf führt, es ist vielmehr so, dass die Spieler erst sehr spät, oft zu spät in den Zweikampf kommen. Dies ist ein mannschaftstaktisches Problem und unterstreicht, dass die Frankfurter noch kein System, keine Ordnung und keine echte Spielidee verinnerlicht haben.

Glasners Endspiel in Fürth?

Auch wenn die Eintracht in den letzten Jahren zurecht auf Kontinuität setzt und die Zeiten von vorschnellen Entlassungen zum Glück vorbei sind, ist Glasner nun in der Bringschuld. Darüber darf auch der Last-Minute-Punkt gegen Leipzig nicht hinwegtäuschen. Ein Sieg gegen Greuther Fürth, die mit einem mageren Punkt und neun Niederlagen abgeschlagen Tabellenletzter sind, ist Pflicht. Da darf es keine Ausreden geben. Und doch werden die Aufsteiger den Frankfurtern sicherlich ganz ähnlich zu Bochum einen heißen Kampf liefern. Wenn die SGE ähnlich wie gegen Bochum auftritt, wird sie auch in Fürth nicht bestehen können. Zunächst heißt es aber Europa-League-Auswärtsreise nach Piräus, was alles andere als ein Vorteil ist. Glasner sollte dort aufgrund der guten Tabellensituation rotieren und den Fokus ganz klar auf das Spiel gegen Fürth legen. Neun Punkte nach zehn Spielen bedeuten den schlechtesten Saisonstart seit 16 Jahren und die Frankfurter müssen in der Liga schnell die Kurve bekommen, bevor es irgendwann zu einem Negativstrudel kommt und man in ernsthafte Abstiegsgefahr gerät. Dies ist schon ganz anderen Mannschaften passiert (Schalke 04, Hamburger SV, Werder Bremen). Es bleibt zu hoffen, dass der späte Ausgleich gut für die Moral und das Selbstvertrauen war und die Hessen nun darauf aufbauen können.

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58 Kommentare

  1. Glasner hat in meinen Augen absolut Recht, ist ja dass gleiche was ich geschrieben habe.

    Diese Mannschaft hat nie gelernt ein normales Aufbauspiel durchzuziehen. Das war selbst in Erfolgszeiten ersichtlich, wenn der Gegner es geschafft hat die Seiten dicht zu machen, ging nix mehr.

    In meinen Augen hätte sich jeder an der Aufgabe verhoben, weil sie nicht „dir-nix-mir-nix“ zu lösen ist. Es bräuchte Training, Zeit und Erfolgserlebnisse und das ist diese Saison kaum zu schaffen, aber nicht Glasner anzulasten. Es gibt keinen besseren Trainer auf dem Markt. Ein Feuerwehrmann hilft auch nicht, weil es das Problem nur verschiebt.

    Wir müssen durch diese Phase und ich bin dankbar, dass Glasner sich das antut. Gibt wirklich leichtere Jobs als den und er versaut sich grade seinen Ruf.

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  2. Das Problem das Glasner hat ist, dass er einen ungeieigneten Kader für seine Art Fussball zu spielen hat und darin liegt die große Fehleinschätzung seitens Krösche und leider auch Glasner.

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  3. Ich bin ja eigentlich der Meinung, dass die Spieler da sind. Von ihren Stärken her könnten kamada, Lindström und Hauge tanzend durchs Mittelfeld zaubern und die Bälle ins Tor tragen. Das war ja in Ansätzen schon zu sehen.

    Das habt ihr ja alle gesehen und da müsst ihr mir recht geben: klar, warens Standard-Tore hauptsächlich und Kostic-Buden. Wir hatten aber auch ein paar echte Zauberdinger dabei. Das unterscheidet uns eben von Schalke, Bremen und Hamburg. Die Jungs haben das Potential richtig Alarm zu machen. Die haben Speed und Technik. Ich verwette meine Oma drauf, dass es klappen wird. Gebt ihnen Zeit.

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  4. „Nun ist Younes aus bekannten Gründen keine Alternative mehr“, schreibt Laura. Hab ich was verpasst? Mir sind die Gründe NICHT bekannt. Bekannt ist mir, dass die SGE ihn loswerden wollte. Dass er eingewilligt hat. Dass aus dem Transfer nichts wurde und dass es anschließend Streit gab. Mit zum Teil ungerechtfertigten Vorwürfen gegen Younes. Ansonsten wissen wir nichts. Dann soll man sowas aber nicht schreiben. Dann soll man formulieren, dass Younes nach dem Willen von Krösche nicht mehr spielen darf. So schreibt man als Journalistin a) die Wahrheit und benennt b) auch den Verantwortlichen für diesen Zustand.

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  5. @Grüssmann:

    Nein, man weiß dass er wegwollte. Er wollte nach Saudi-Arabien und das ist wohl der einzige Fakt.

    Es ist auch sehr entlarvend, dass du Laura vorwirfst nicht die Wahrheit zu schreiben und das gleiche tust, um Krösche irgendeine Schuld zuzuweisen.

    Keiner weiß es. Es ist aber schon interessant, dass ein Spieler mit einer solchen Vita tatsächlich noch Kämpfer für seine Sache findet. Ich habe ein anderes Bild von Younes gewonnen.

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  6. Aber ich will auch gar nicht nachkarten gegen Younes. Er ist sicherlich der größte Verlierer in dieser Causa. Allein mit dem Eintracht-Deal hat er 4 Mio verloren und wird im Anschluss an den Neapel-Vertrag wohl kaum mehr vermittelbar sein.

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