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Aktuell arbeitet Kauã Santos in Brasilien an seinem Comeback. Foto: IMAGO / HMB-Media

Kauã Santos heiß auf Comeback: „Ich will der beste Torhüter der Welt werden!“

„Die Heilung verläuft sehr gut, das Gefühl bei der Reha wird immer besser“, beschreibt Kauã Santos seine Genesung im Interview mit der „SPORT BILD“. „Mein Ziel ist es, im Laufe der Vorbereitung wieder auf dem Platz zu stehen. Dafür arbeite ich hart. Zuletzt in Frankfurt, jetzt in Brasilien. Das Wichtigste ist, komplett fit zu werden.“

Beim Europa League-Aus gegen die Tottenham Hotspurs Mitte April verletzte sich der Schlussmann der Eintracht unglücklich nach einer Flanke in seinen Strafraum am Kreuzband und arbeitet seitdem an seinem Comeback. Eine Änderung seines Spielstils kommt für den Brasilianer dabei nicht infrage: „Keine Chance! Ich liebe es rauszukommen und durch die Luft zu fliegen. Das bin einfach ich, das hat mich stark gemacht und wird mich auch in Zukunft auszeichnen. Ich freue mich schon darauf, wieder auf dem Platz zu stehen und mit meinem Spiel weiterzumachen. Fehler gehören dazu, aus denen werde ich lernen.“ Der 22-Jährige musste schon in jungen Jahren einige Hürden nehmen. Die Chance, dass er eines Tages überhaupt Profi wird, ging gegen null. „In meiner Heimat Vassouras in Brasilien haben die Kinder kaum Chancen, an Probetrainings teilzunehmen und sich so zu beweisen.“ Dazu musste Santos schon in jungen Jahren einen schweren Rückschlag bewältigen: „Als ich neun Jahre alt war, starb meine Mutter, das war sehr schlimm für mich. Zum Glück waren meine Oma und Tante für mich da. Ich hatte also drei Mütter. Ich habe schon immer versucht, die positiven Seiten des Lebens zu sehen. Das habe ich von meiner Mama. Ich weiß, sie ist immer bei mir und hat mir geholfen, zu dem zu werden, der ich heute bin. Durch den Fußball habe ich mein Lachen nicht verloren. Ich spiele seit meinem sechsten Lebensjahr. Schon damals wollte ich Profi werden. Obwohl die Chancen so gering waren, hatte ich keinen Plan B oder C. Diesen Traum wollte ich mir durch nichts und niemanden nehmen lassen, und ich habe hart dafür gearbeitet. Nach vielen Absagen von anderen Klubs habe ich es dann 2020 zu Flamengo geschafft.“ Der begabte Torhüter kämpfte sich durch die Jugendabteilung des brasilianischen Erstligisten und wechselte schließlich im Sommer 2023 an den Main.

„Uffbasse“ und Küchenhilfe

„Ich weiß, dass ich überhaupt nichts verstanden habe“, lacht Santos über seinen ersten Tag in Frankfurt. „Ich konnte weder Deutsch noch Englisch. Als 20-Jähriger in einem fremden Land, ohne sich richtig verständigen zu können, war eine große Herausforderung. Vor allem, weil ich mich gern mit Leuten unterhalte und Scherze mache. Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch.“ Mittlerweile spricht der 1,98 Meter-Riese gutes Englisch und auch die ein oder andere deutsche Floskel hat er sich von Torwart-Trainer Jan Zimmermann abgeschaut. „Zimbo hat mir ein paar deutsche Torwart-Vokabeln mitgegeben, beispielsweise: rechts, links, vor und zurück. Damit ich im Spiel auf Deutsch kommunizieren kann. Das klappt sehr gut. Und ich habe jetzt schon ein Lieblingswort: Uffbasse! Das hat mir unser Athletik-Trainer Martin Spohrer beigebracht. Auf dem Platz rufe ich das sehr oft. Aufpassen muss man ja immer, deswegen passt das auch gut.“ Neben der Sprache war aber noch eine andere Sache eine große Herausforderung: „Pünktlich zu sein. Anfangs kam ich ein paarmal zu spät. Mal zwei, mal drei Minuten. Das hat mich Zimbo dann aber spüren lassen. Er meinte zu mir, dass er mir mit dieser Einstellung nicht garantieren kann, dass ich es mal als Profi packe und ich mich vielleicht breiter aufstellen muss. Ich musste also um fünf Uhr morgens in die Küche des Trainingszentrums. Da habe ich geholfen, das Essen für Mitspieler und die Mitarbeiter zu kochen und habe ganz viel Obst und Gemüse geschnitten.“ Eine unkonventionelle Maßnahme, die aber ihre Früchte trug. „Dafür bin ich dem Trainer im Nachhinein sehr dankbar. Pünktlichkeit ist in Deutschland sehr wichtig, das habe ich dadurch gelernt. Mittlerweile bin ich immer einige ­Minuten früher da. Außerdem koche ich auch zu Hause für meine Frau und Tochter gern.“

Sonderlob von allen Seiten

Als junger Torhüter schaut Santos natürlich zu einigen Größen auf seiner Position auf. Ganz entscheidend sind dabei seine beiden Landsmänner Alisson Becker (FC Liverpool) und Ederson (Manchester City): „Sie gehören zu den besten Torhütern der Welt. Von beiden schaue ich mir viele Videos an. Bei Alisson achte ich vor allem auf das Positionsspiel und sein Verhalten in Eins-gegen-eins-Duellen mit den Stürmern. Seitdem habe ich mich darin stark verbessert. Ederson ist am Ball Weltklasse. Deswegen habe ich mir angeschaut, wie genau er den Fuß bei Pässen hält und welche Entscheidungen er trifft.“ Rein theoretisch könnte er schon bei der Weltmeisterschaft 2o26 Teamkollege der beiden sein. Aber: „Ich rechne mir gute Chancen aus, eines Tages für Brasilien zu spielen. Ob ich es schon schaffe, bei der nächsten WM dabei zu sein, weiß ich nicht. Ich werde auf jeden Fall alles dafür tun.“ Kontakt mit Claudio Taffarel, Torwart-Trainer der Seleção, gab es immerhin schon. „Er hat mir eine Nachricht geschrieben, als ich in der Hinrunde ein paar Spiele gemacht habe und dort unter anderem einen Elfmeter gegen Besiktas Istanbul gehalten habe. Dafür hat der Trainer mir gratuliert und gesagt, dass ich so weitermachen soll. Es hat mich sehr gefreut, weil ich jetzt weiß, dass er mich auf dem Schirm hat.“ Ein weiteres Spiel, dass für den 22-Jährigen getrost als Meilenstein bezeichnet werden kann, ist das 3:3 in der Hinrunde gegen den FC Bayern München. Danach gab es sogar lobende Worte von einem gewissen Thomas Müller. „Er ist eine Legende. Ich habe mich sehr gefreut, als er nach dem Spiel diese Dinge über mich gesagt hat, denn er hat schon so viel gewonnen und erreicht. Ganz überrascht war ich aber nicht. Er kam schon auf dem Platz direkt zu mir, als ich in der Nachspielzeit seinen Schuss gehalten habe. Da hat er gefragt: ‚Was ist denn mit dir passiert? Wie kannst du so einen Ball halten?‘ Er war auf jeden Fall sehr überrascht, das hat mich sehr stolz gemacht.“ Die knappe Antwort von Santos: „Tut mir leid, ich habe nur meinen Job gemacht und gezeigt, was ich draufhabe“, lacht der Schlussmann. Dazu hat noch ein anderes Bayern-Trikot einen ganz besonderen Platz in seinem Zuhause. „Ich wollte mir nach dem Heimspiel gegen Bayern das Trikot von Manuel Neuer sichern. Deswegen bin ich nach Abpfiff zur Bayern-Kabine. Leider stand er wohl gerade unter der Dusche. Serge Gnabry ist dann aber rein und hat mir das Trikot noch besorgt. Das hat mich sehr gefreut.“

„Kevin und ich lernen viel voneinander“

Schon vor der Saison hörte man intern immer wieder nur lobende Worte über den Brasilianer. Dass er sich aber schon so schnell auf der ganz großen Bühne präsentieren durfte und dabei auch ablieferte, kam aber sicherlich für alle überraschend. Insgesamt absolvierte er wettbewerbsübergreifend 14 Partien und zeichnete sich mit tollen Paraden und sehenswerten Rettungsaktionen aus. Nicht umsonst entbrannte vor seiner Verletzung eine heiße Diskussion um die Nummer eins im Tor der SGE. „Mit mir hat keiner darüber gesprochen, wer jetzt die Nummer eins oder Nummer zwei ist. Das war aber auch nicht nötig. Ich habe einfach meinen Job weitergemacht und gezeigt, was in mir steckt. Leider habe ich mich dann verletzt und konnte das für den Rest der Saison nicht mehr.“ Ohnehin hat der 22-Jährige ein gutes Verhältnis zu seinem Torwart-Kollegen Kevin Trapp. „Das war es von Beginn an. Kevin spricht Portugiesisch und hat mir damit sehr geholfen. Wir lernen viel voneinander, es ist ein gesunder Wettkampf. Erst mal heißt es für mich, fit zu werden. Aber natürlich hoffe ich, dass ich dann auch direkt wieder im Tor stehen darf. Darauf habe ich so hart hingearbeitet. Aber es geht hier nicht um mich. Am Ende entscheidet der Trainer, was das Beste für die Mannschaft ist.“ Dass er das Zeug zu einem großen Torhüter hat, hat man bereits gesehen und auch laut Medienberichten schon große Klubs wie Manchester United auf den Plan gerufen. Trotz dieser Gerüchte hat Santos seinen Vertrag bei der Frankfurter Eintracht vorzeitig bis 2o3o verlängert. „Die Verantwortlichen in Frankfurt haben riesiges Vertrauen in mich gezeigt. Sie wollten weiter mit mir zusammenarbeiten, bevor es diese Gerüchte überhaupt gab. Sie trauen mir hier noch sehr viel zu, deswegen war mir klar, dass ich hier verlängern will. Ich will mich als Torwart etablieren, gute Leistungen zeigen und so viel wie möglich erreichen.“ Dazu gehörten auch Titel: „Wenn ich antrete, will ich auch gewinnen. Der Verein hat mit dem DFB-Pokal- und Europa-League-Sieg, aber auch mit unserem Einzug in die Cham­pions League mehrfach gezeigt, dass hier Großes möglich ist. Ich will mithelfen, dass solche Erfolge wiederholt werden.“ Bei der SGE ist man froh ihn zu haben, weiß aber auch, dass seine Entwicklung zukünftig noch mehr Top-Vereine auf den Plan rufen könnte. Laut der „SPORT BILD“ erhofft man sich bei der SGE zukünftig eine Ablöse im Bereich der 80 Millionen Euro. Darüber macht sich Kauã Santos allerdings keine Gedanken. „Transfersummen sind mir egal, davon verstehe ich ohnehin nur wenig. Was ich aber sagen kann: Ich will mal der beste Torhüter der Welt werden, das ist mein großes Karriere-Ziel. Das treibt mich jeden Tag an.“

4 Kommentare

Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 100 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 1. rob 12. Juni 25, 08:09 Uhr

Das klingt nach einer guten Balance zwischen Ehrgeiz, Motivation, Geduld und Vernunft. Wer weiß wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt. Wäre schon geil, die brasilianische Nummer zwischen den Pfosten zu haben.

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Fallback Avatar 2. poemmsi 12. Juni 25, 09:19 Uhr

Für mich ist es absolut im Bereich des möglichen, das Kaua einer der besten Torhüter der Welt werden kann. Talent, Einstellung & Charakter scheinen bei ihm zu stimmen. Und er ist eine absolute Frohnatur, was mir auch sehr an ihm gefällt.

Meiner Meinung nach haben wir nächste Saison das stärkste Torhüter Duo der Liga und ich denke auch das es diese Saison schon so war. Auch wenn jetzt wieder welche denken werden Kaua hatte einige Patzer drin oder Trappo war mit dem Ball am Fuß nicht so gut.
Wen interessierts ?
Ohne solche 2 Klasse Keeper wären wir nicht auf Platz 3 gelandet. Beide haben ihren großen Anteil daran!

Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die kommende Saison, mit allen Höhen & Tiefen!

FoRzA SGE

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Fallback Avatar 3. culo blanco 12. Juni 25, 11:54 Uhr

Es ist auf jeden Fall super, dass das Ganze ohne OP ablief. So ist der Zeitpunkt der Rückkehr wenigstens nicht in der viel zitierten "Crunch-time" (was ja zu befürchten war nach der ersten Diagnose) und er kann sich bei den vielen Spielen die Sicherheit zurückholen. Ich kenne mich (zu meinem persönlichen Glück) mit schweren Knieverletzungen nicht aus aber ich denke, es wird ein bisschen dauern, bis er vor allem beim Herauslaufen wieder das richtige Vertrauen hat. Das Potenzial hat er ja immer noch, jedoch muss man sehen, wann er wieder auf hohem Niveau wettbewerbsfähig ist. Ich hoffe er hält gleich mal nen Elfer und gewinnt uns so ein Drecksspiel in Augsburg nach CL-Woche.

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Fallback Avatar 4. hadabambata 12. Juni 25, 12:52 Uhr

Ob's jetzt zur Weltklasse reicht? Wird man sehen - er hat zumindest angedeutet, dass er zur internationalen Klasse gehören kann.

Ich bin mir nur sicher, dass er eine ziemliche Ausnahmeerscheinung wird: in der Außenwirkung und der Art und Weise seines Spiels. Er hat was extrem besonderes.

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