Am 1. Juni stellte Eintracht Frankfurt in einer Pressekonferenz den neuen Sportchef Markus Krösche vor, der dort schon viel über die zukünftige Planung und Strategien preisgab. Nun befindet sich der gebürtige Hannoveraner auf einer Tour durch die Frankfurter Redaktionen und nahm gegenüber der Verlagsgruppe Rhein-Main und der Frankfurter Rundschau zu weiteren Themen rund um die SGE Stellung.
Vereinsphilosophie war entscheidend für Krösches Wechsel zur SGE
Mit der offensiven Spielphilosophie des Vereins, die insbesondere die beiden abgewanderten Alphatiere Fredi Bobic und Adi Hütter in den vergangenen drei Jahren implementierten, kann Krösche sich identifizieren und empfindet sie als eine „Superbasis“: „Die Philosophie, die in Frankfurt verfolgt wird, ist eine sehr, sehr Gute. Der Kader ist total stimmig zusammengestellt, es ist ein super Kader. Fredi Bobic, Adi Hütter und Niko Kovac haben das sehr gut gemacht.“ Der 40-jährige plane weiterhin „attraktiven Fußball“ zu spielen: „Ich möchte, dass alle Spaß am Fußball haben, darum geht es doch, so haben wir doch alle angefangen. Wenn ich früher als Kind mit meinen Jungs in den Hof gegangen bin, um zu kicken, dann bin ich da nicht hingegangen und habe gesagt: ‚So, super, jetzt gehe ich mal richtig schön verteidigen.‘ Nein, man will nach vorne, Tore schießen. Und so ist meine Grundausrichtung: offensiv, mutig, keine Angst vor Fehlern. Dann akzeptiere ich, wenn das Ergebnis mal nicht stimmt. Wohlwissend, dass eine defensive Stabilität natürlich wichtig ist.“ Eine attraktive und offensive Spielphilosophie ist für Krösche keineswegs Neuland, schließlich habe er „diesen Fußball damals als Sportdirektor in Paderborn implementiert“. Der Wechsel nach Leipzig sei für ihn „logisch“ gewesen, weil dort eine ähnliche Spielweise gefordert werden würde und nach den „zwei erfolgreichsten Jahren“ der Leipziger Vereinsgeschichte sei der Wechsel zur offensiv ausgerichteten Eintracht der nächste logische Schritt gewesen. „Als Projekt sehe ich das hier nicht, aber klar, das war einer der Schlüssel“, so Krösche.
Glasner habe nachgewiesen „Mannschaften eine Identität zu geben“
Um die gewünschte attraktive Spielweise fortzuführen ist ein ähnlich denkender Trainer von Nöten. Den zukünftigen SGE-Trainer Oliver Glasner wählte Krösche aus, „weil er nachgewiesen hat, Spieler entwickeln zu können, Mannschaften eine Identität zu geben.“ Bei den Gesprächen mit dem Österreicher, der den VfL Wolfsburg nach sechs Jahren zurück in die Champions League führte, sei es „gar nicht so viel über Fußball“ gegangen: „Da weiß ich, was ein Trainer kann. Sondern eher über seine Mannschaftsführung, um ihn als Menschen kennenzulernen. Es gibt vier wichtige Fragen: Wie authentisch ist ein Trainer? Erkennt er das Potenzial von Spielern und setzt sie dort ein, wo sie ihr Leistungsvermögen ausschöpfen? Macht er Spieler besser? Wie greift er während eines Spiels ins Geschehen ein?“ Da sich innerhalb eines Spiels ständig die Formationen veränderten, müsse ein Trainer „viele Wenn-Dann-Strategien parat haben“.
Krösche möchte „keinen großen Umbruch“
Um auf die veränderten Spielsituationen reagieren zu können, braucht ein Trainer jedoch auch die richtigen Werkzeuge. Krösche möchte dem Trainer dabei eine möglichst heterogene Mannschaft zur Verfügung stellen, die unter dem neuen Trainer homogen agieren solle: „Ich muss in der Kaderplanung dafür sorgen, dass der Trainer unterschiedliche Spieler zur Verfügung hat, damit er überhaupt auswählen kann. Und du musst sehen, dass du in dieser gläsernen Welt des Fußballs unberechenbar bist. Das schafft man nur über Variabilität im Kader, du brauchst unterschiedliche Fähigkeiten auf einzelnen Positionen, damit der Trainer auf die unterschiedlichen Anforderungen reagieren kann.“ Glasner beschwerte sich in der letzten Saison in Wolfsburg öffentlich, dass kein Spieler mit „Tempo und Tiefgang“ verpflichtet worden wäre, obwohl er sich mit der dortigen Vereinsführung über dieses Thema „monatelang unterhalten“ habe. Dies soll sich unter Krösche nicht wiederholen. Wenn Krösche von den hiesigen Medien auf geplante Neuzugänge angesprochen wurde, sprach er stets von einem gewünschten schnellen Offensivspieler: „Genau. Es geht grundsätzlich darum, dass wir vorne vielleicht etwas mehr Tiefgang bekommen.“ Ansonsten sei der neue Sportchef „kein großer Freund von hohen Fluktuationen im Kader“, sondern er möchte „eher den Kader zusammenhalten“ und den Kader „nur punktuell verstärken“. Man habe dabei „keinen Druck“ und werde nicht „in Aktionismus verfallen“. Auch falls Topstars wie André Silva und Filip Kostic, die derzeit Begehrlichkeiten bei anderen Mannschaften wecken, den Verein wechseln sollten, seien keine großen Veränderungen geplant: „Entscheidend ist, dass wir vorbereitet sind. Man wird selten einen guten Spieler eins-zu-eins ersetzen können, du musst sehen, die dann fehlenden Fähigkeiten durch die Gruppe oder Zukäufe zu kompensieren.“ Ähnlich wie Krösches Vorgänger Bobic, der in einer Transferperiode die gesamte ‚Büffelherde‘ der SGE abgab, möchte auch der neue Vorstand Sport nicht ausschließen, dass gleich mehrere Leistungsträger den Verein in dieser Wechselperiode den Verein verlassen könnten: „Ausschließen kann ich gar nichts, das wäre naiv oder wahnsinnig. Wir wollen definitiv keinen großen Umbruch. Schauen Sie: Es kommt ein neuer Sportvorstand, es kommt ein neuer Trainer. Das ist neuer Input genug. Wenn du dann noch anfängst, die Mannschaft zu zerpflücken, wird es schwierig.“
Kaderstärke mit nur „23 Spielern plus drei Talenten“ geplant
Krösche möchte in Bezug auf neue Spieler „abwägen zwischen Vorgriff und Abwarten. Vielleicht haben wir ja auch in unserem eigenen Kader Spieler, denen wir zutrauen, einen zu ersetzen, der weggeht. Oder man holt im Vorgriff einen dazu, der auf unterschiedlichen Positionen helfen kann.“ Doch derzeit stelle sich die Frage nicht, denn es gäbe „bisher kein einziges Angebot“ seitens der Eintracht. Einige Spieler werden ohnehin zum Start der Vorbereitung am 28. Juni neu zur Eintracht stoßen. Die zurückkehrenden Leihspieler „werden auf jeden Fall mit in die Vorbereitung starten“, denn es sei das „Ziel, dass sie sich erstmal zeigen“. Von den Leihspielern scheint Danny da Costa derzeit die besten Karten zu haben: „Sicher ist, dass Danny da Costa zurückkommt. Bei allen anderen muss man sehen, wie sich die Dinge entwickeln“. Auch die Entwicklung von Dejan Joveljic hob Krösche positiv hervor: „18 Tore in Wolfsberg sind schon mal eine Hausnummer.“ Grundsätzlich sollte man bei der Eintracht mit vielen Abgängen rechnen, denn Krösche plant im Vergleich zu den Vorjahren mit einem kleineren Kader: „In der Regel plane ich mit 23 Spielern plus drei Talenten. Ich denke, das wird trotz der Europa-League-Teilnahme reichen. Es sind ja nur elf Plätze zu vergeben und dazu die Auswechslungen. Man muss sicher rotieren, aber nicht so extrem stark, dass alle drei Tage elf Mann ausgetauscht werden. Das konzentriert sich ja meistens auf vier, fünf Mann. Sieben, acht Spieler spielen meistens 75 Minuten, die anderen 15 Minuten teilt sich der Rest auf.“ Wenn die Eintracht jetzt in die Saison starten würde, wäre die Kaderstärke bei 31 Spielern. Einer der vier Torhüter wird wohl sicher gehen müssen: „Kevin (Trapp; Anm. der Red.) ist und bleibt natürlich die Nummer eins. Wir müssen sehen, was wir dahinter machen. Erstmal müssen wir schauen, wie Frederik Rönnow sich selbst positioniert. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir auch jungen Spielern Vertrauen schenken sollten. Und wir sind von allen unseren Torhütern überzeugt. Das ist eine Entscheidung, die der Trainer und der Torwarttrainer treffen müssen, die haben da freie Hand.“
Bruno Hübners Position bleibt vorerst unbesetzt
In Bezug auf die Abgänge sollte man auch davon ausgehen, dass Kaderplaner Ben Manga ein gewichtiges Wort mitreden wird. Denn es wird bei den Abgängen ja auch darauf ankommen, welche neuen Spieler Krösche vorgeschlagen werden. Mit Ben Mangas Vorarbeit zeigt sich der Sportchef zufrieden: „Ich würde lügen, wenn ich sage, ich kenne alle Spieler, die er uns vorschlägt. Er macht einen herausragenden Job. Er erkennt Fähigkeiten von Spielern, er kann Fantasie aufbringen, wohin sich ein Spieler mal entwickeln könnte. Ein gutes Scouting ist letztlich die Basis für eine gute Kaderplanung.“ Grundsätzlich zeigte sich Krösche überaus zufrieden mit der Zusammenstellung der Mitarbeiter hinter den Kulissen und plant nur wenige Veränderungen. Ob der Posten von dem früheren Sportdirektor Bruno Hübner überhaupt ersetzt werden soll, steht derzeit noch in den Sternen: „Mit Timmo Hardung haben wir einen neuen Leiter der Lizenzspielerabteilung, der viele Aufgaben übernimmt. Er wird direkt an der Mannschaft sein. Er wird den gesamten Bereich um die Mannschaft leiten, er ist Ansprechpartner für das Trainerteam und alle, die drumherum tätig, sind. Er hat das in Leipzig sehr gut gemacht, er ist sehr kommunikativ und sehr jung und bringt hohe Qualität mit. Dann haben wir mit Ben Manga den Direktor Profifußball, der die Scouting-Abteilung führt. Ob wir noch einen weiteren brauchen, weiß ich noch nicht genau. Ich möchte erstmal einen Eindruck gewinnen, wie die Mitarbeiter aufgestellt sind. Ich bin keiner, der Personal einstellt, um Personal einzustellen. Ich will einfach nicht viel verändern. Wenn sich aber herauskristallisiert, dass wir noch Unterstützung brauchen, werden wir es tun. Auch Christoph Preuß wird bleiben.“ Bei den Ärzten und Physios seien zudem keine Veränderungen geplant.
11 Kommentare
Also die Idee, keine allzu großen Veränderungen am Kader vorzunehmen, finde ich sehr wichtig. Zwischen der letzten und aktuellen Saison waren die Umbrüche geringer als die Jahre zuvor. Prompt hatten wir die beste Saison seit den 90ern. Punktuelle Verstärkungen mit hungrigen Spielern-dann wird es wieder eine gute Saison. Und im 2. Glasner Jahr rechne ich mit einer positiven Überraschung ähnlich Wolfsburg in dieser Saison. Man muss ihm und Krösche diese Zeit geben.
Super finde ich jetzt schon, welche Ruhe eingekehrt ist und wie unaufgeregt alles wirkt. Ich freue mich jetzt schon auf den ersten Stadionbesuch in der neuen Saison. Auch das wird ein Neustart für alle Beteilgten.
Das Ruhe eingekehrt ist und unaufgeregt wirkt ist sicherlich in den letzten 10 Jahren entstanden und seit 5 Jahren gelebt. Das spiegelt sich in der Handlung wieder nur das zu veröffentlichen, was zu veröffentlichen ist.
Die Grundidee die Fluktuationen im Kader so gering wie möglich zu halten schätze und halte ich genauso für wichtig wie @1. Inwieweit sich dies in die Tat umsetzen lässt wird sich zeigen. Zumal der heiße Transfermarkt mit dem Schneeballeffekt noch kommen wird und man sieht, wie sehr alle Vereine - auch die in England - mit ihrem Geld haushalten. Vielleicht ist dieses Jahr wirklich eine große Chance Silva und Kostic aus diesem Grund zu halten, weil der Transfermarkt vorsichtiger geworden ist.
Markus Krösche legt vor allem Wert auf die Weiterentwicklung vom Nachwuchs. Das habe ich mir auch mit der Verpflichtung versprochen. Die Verzahnung zwischen Nachwuchs und Profis will er verbessern, dazu überlegt er in des eine U21 oder U23 wieder zu installieren (https://fussball.news/a/eintracht-und-kroesche-wollen-rueckkehr-der-u23-pruefen). Insofern sehe ich unabhängig davon, was im Profibereich passiert, das hinter den Kulissen kräftig an der Zukunft gearbeitet wird.
Ich bin da mal weiter gespannt, was passiert.
Es passt nicht zum Thema, aber interessant: Der Supermax Eberl stellt laut t-online Jonas Hofmann für 40 Millionen ins Schaufenster! Hofmann ist 28 Jahre alt , sicher ein sehr guter Kicker, aber auch nicht mehr. Was sollten wir dann für internationale Klassespieler wie Silva oder Kostic verlangen? Im Vergleich zu Hofmann mindestens 60 Mio.
Klingt alles sehr gut, gefällt mir. Womit ich ein bisschen Bauchschmerzen habe ist ein relativ kleiner Kader bei Dreifachbelastung. Zwei blöde Verletzungen und eine dumme rote Karte und schon muss man je nach Position zittern. Aber vielleicht bin ich da zu ängstlich... Wenn die neuen Chefs das so zurecht legen, gehe ich erst mal mit.
So ziemlich alles, was in diesem Artikel erwähnt und zusammengefasst wird, beruhigt mich sehr. Ach, wie wenig vermisse ich die Diva......
Da wir in der abgelaufenen Saison relativ wenige bzw. wenig lange Verletzungen hatten, finde ich es enorm wichtig, dass bei den Ärzten und Physios keine Veränderungen geplant sind.
Mir gefällt besonders die erwähnte Variabilität und Wenn-Dann-Strategie, die Markus Krösche durch die Kader Zusammenstellung geben möchte. Obwohl ich Adi Hütter grundsätzlich einen guten Übungsleiter fand, wissen wir alle, dass Variabilität und WD Strategien nicht zu seinen Stärken zählen.
Trotz einiger Ungewissheiten und der verpassten CL freue ich mich bereits sehr auf die kommende Saison.
Forza SGE!!
@4: das mit dem Jonas habe ich bei Sky gesehen. Die schätzen ihn aber auf 12 Mio ein, was sicher näher an der Realität ist
Ich finde es unfassbar gut, wie souverän wir mittlerweile als Eintracht Frankfurt auftreten. Mit Markus Krösche und Oliver Glasner lassen wir die Kombi Bobic / Hütter hoffentlich vergessen.
Auch was das Scouting betrifft finde ich es gerade Wahnsinn! Wir sind schon eine Marke geworden (ähnlich wie der BVB, okay da sind wir noch ein Stück weit von entfernt). ABER mir ist seit langem nicht Angst und Bange um unsere SGE. Selten so entspannt gewesen. Selbst wenn Kostic und / oder Silva gehen, wir werden einen Plan B haben. Für mich war die wichtigste Personalie Ben Manga!
Euch einen schönen Sonntag!
Kader verkleinern sollte mit ein vorrangiges Ziel sein, das Geld kann man in die Qualität der Neuzugänge stecken. Jetzt schon 31 Spieler, puh. Bei Überraschungseiern auch nicht so lange Verträge geben, früher war mal 2 Jahre normal, jetzt sind wir oft schon bei 5 Jahren und man wird schlechtere Spieler nicht mehr los.
Einen 23 Mann-Kader halte ich auch für zu klein, auch wenn wir Spieler haben die verschiedene Positionen spielen können. Man wird sehen!
@10
Jo, das dacht ich mir auch erst mit dem kleinen Kader. Vielleicht passts aber auch, weil die, die im Kader sind, dann wichtiger werden. Bei Hütter saßen ja insbesondere in der Vorrunde einige auf der Bank und Tribüne.
2 TW +1
4 IV +1
2 LV
2 RV
4 DM/ZM
2 OM
2 RA
2 LA
3 MS
..und dann noch ein Junger, der irgendwo spielt..das könnte auch reichen.
Zudem sind ja einige flexibel und können mehrere Positionen spielen.
Die Abgänge von vier Spielern zur Winterpause (Da Costa, Kohr, Abraham, Cavar) haben uns jedenfalls nicht geschadet. Jovic-Dost war ja eher ein Tausch, Bördner kam im Winter als dritter Keeper und Akman durfte nicht spielen. Der Kader wurde damit schon verkleinert. Und wenn man zur WP merkt, dass es nicht reicht (bzw sich einer in der Vorbereitung schwer verletzt), dann kann man immer noch reagieren.
Daher finde ich diese Idee mit 23+3 zwar mutig, aber gut! Lieber mehr Qualität statt Quantität
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