Benjamin Köhler spricht in der Frankfurter Rundschau über seine aktuelle Form, seinen Wert für Eintracht Frankfurt und wieso er sich als 30-jähriger Fussballprofi manchmal nicht wie ein gestandener Mann fühlt.

Herr Köhler, gegen Mainz 05 waren Sie der beste Mann auf dem Platz. Sie schafften es in alle Mannschaften des Tages. War es das beste Spiel Ihrer Karriere?

Es war eines der besten. Ich war super im Spiel, es war perfekt, dann gelingen auch die Risikobälle, die sonst vielleicht nicht klappen. Es hat Riesenspaß gemacht.

Sie waren nie so wertvoll wie in dieser Saison. Worin liegt Ihr Aufschwung begründet?

Mir kommt sicher entgegen, dass ich jetzt zentral spiele, da hat man mehr Freiheiten. Ich bin ein ungeduldiger Spielertyp, ich brauche viele Bälle. Zudem darf ich mit Pirmin Schwegler zusammen da spielen, das ist eine Riesensache. Pirmin ist ein Riesenkicker, mit ihm kann man richtig Fußball spielen.

Vor einem Jahr legte Michael Skibbe kaum Wert auf Ihre Dienste, Sie sollten abgegeben werden. Was ist seither passiert?

Ich habe mir das Vertrauen des Trainers erarbeitet − mit Leistung. Und wenn man weiß, dass auf einen gesetzt wird, macht es das Fußballspielen auch leichter. Wenn man nicht so oft spielt und dann reinkommt, will man sich zeigen und keine Fehler machen. Aber meistens macht man dann erst recht welche. Das ist jetzt anders. Ich spüre Vertrauen, ich bin freier im Kopf, nicht so verkrampft. Dann geht man beruhigter und lockerer an die Sache ran.

Spüren Sie nun, mit 30, die Wertschätzung, die Sie verdienen?

Das kann man so sagen. Ich bin früher infrage gestellt worden, aber ich habe dieses Jahr ein anderes Gefühl. Ich bekomme natürlich auch ein Feedback, was man über mich erzählt und was über mich geschrieben wird − und das ist jetzt anders als früher.

Gerade bei den Fans waren Sie lange nicht wohlgelitten.

Das stimmt, ich bin schon ausgepfiffen und auch am Zaun beschimpft worden. Das ist nicht schön, das tut sogar weh. Aber auch das hat sich in diesem Jahr gedreht. Vielleicht haben sie erkannt, dass ich doch nicht so schlecht bin. Und vielleicht liegt es auch an meiner Spielweise, ich bin halt kein Showspieler. Ich bin keiner, der Zeichen setzt, die Gegner wegrasiert, ich bin kein Grätscher und kein emotionaler Typ, der über diese Schiene kommt.

Herr Köhler, Sie sagten einmal, Sie fühlten sich gar nicht wie ein erwachsener Mann. Das müssen Sie schon noch mal aufklären.

Ich denke, das gilt für viele Fußballer. Da sind halt 20 Jungs unter sich, es wird viel gescherzt, und unser Beruf ist ja ein Spiel. Wenn ich mir andere 30-Jährige ansehe, die im normalen Berufsleben sind, dann sage ich: Das sind gestandene Männer. Ich fühle mich frischer, jünger. Aber das heißt nicht, dass ich keine Verantwortung übernehme. Ich bin ja auch Familienvater, da hat man automatisch Verantwortung. Man muss auch Vorbild sein, so ein Kind verändert einen Menschen und die Ansichten total. Und wenn mich mein kleiner Sohn Dian anlacht, geht mir das Herz auf.

Ihr Vertrag läuft aus, verlängert sich bei einer bestimmten Anzahl von Spielen. Die Eintracht will Sie aber ohnehin länger an sich binden. Wie ist der Stand?

Es gab Signale, dass die Eintracht weiter mit mir zusammenarbeiten will. Ich weiß, welchen Stellenwert ich hier habe und dass mir Wertschätzung entgegengebracht wird. Alles Weitere muss man sehen. Ich kann nur sagen: Wenn das Gesamtpaket stimmt, warum sollte ich nicht verlängern und hier meine Karriere beenden?

Interview: Ingo Durstewitz

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5 Kommentare

  1. danke benny…..zum glück bist du hier geblieben….!!!
    ohne eine diskussion anfangen zu wollen (das wird eh passieren), aber es is auch ein gutes gefühl für diejenigen, die dich nicht als funkelliebling abgestempelt haben 🙂

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  2. Ein Spitzentyp, und ein richtig feiner Kicker.

    @ Italo

    Stimmt, da dürfen sich auch einige von uns ein bisschen bestätigt fühlen.

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  3. Wenn du jetzt noch lernst dich ein bisschen früher vom Ball zu trennen dann passt das mit dir . Menschlich ein top Typ .

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  4. In der Zentrale ist Köhler auch richtig aufgeblüht. Ich fand ihn schon immer als soliden Allrounder sehr brauchbar, aber zusammen mit Schwegler macht er Chris Konkurenz…

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