Adi Hütter ist seit 2018 bei Eintracht Frankfurt. (Foto: imago images / Poolfoto)

Vor gut einem Monat, nach dem 28. Spieltag, lagen gerade einmal zwei Zähler zwischen Eintracht Frankfurt und dem Relegationsplatz. Allerdings stand zu dem Zeitpunkt noch das Nachholspiel gegen Werder Bremen aus. Einen Spieltag vor Saisonende trennt die Adler satte zwölf Punkte von Rang 16. Cheftrainer Adi Hütter hat sein Team aus dem Abstiegskampf geführt und darf jetzt sogar noch auf einen einstelligen Tabellenplatz hoffen. „Ich glaube schon, dass ich Krisen meistern kann. Denn ich habe ja nicht nur Super-Zeiten erlebt. Es ist immer wichtig, das Gefühl zu behalten, man kann etwas ändern“, erzählte der Österreicher im Interview mit „bild.de“. Während sich die Eintracht im Tabellenkeller aufhielt, spekulierte man, wie fest Hütter noch auf seinem Trainerstuhl sitzt. Einen Verlust von Vertrauen hat er von Seiten des Vereins aber nie gespürt: „Wenn man als Trainer in zwölf Jahren nur einmal rausgeschmissen wurde, heißt das ja auch was. Und ich habe nie, seit ich hier im Verein bin, das Gefühl, dass ich angezählt werde oder das Vertrauen nicht mehr da ist.“ Die zwischenzeitliche Angst vor dem Abstiegsgespenst bewertet Hütter als positive Erfahrung und Zeit, in der auch er sich entwickeln konnte. „Das hat mich beeindruckt und als Trainer reifen lassen. Eine Herausforderung, die ich gerne mitnehme, weil sie sehr positiv ausging“, verriet er.

99 Punkte in zwei Jahren

Um seinen Schützlingen in dieser Phase der Spielzeit die Situation bewusst zu machen, wurde der sonst so ruhig wirkende Cheftrainer auch mal laut. „Manchmal gibt es klare Ansagen, die nicht einfach sind. Aber wenn es einer über längere Zeit nicht versteht, muss man es ihm mal anders sagen“, erklärte Hütter, der den Spielern aber immer das Gefühl geben will, dass er sie versteht und Lösungen für sie hat. Einen kühlen Kopf habe er aber immer bewahren können: „Das Schlimmste ist, wenn ein Trainer rat- und hilflos ist. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich mal draußen stand und gedacht habe: Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.“

Mit einem Sieg gegen den bereits abgestiegenen SC Paderborn würde die SGE Platz neun behalten und gleichzeitig im TV-Ranking den 7. Rang einnehmen. „Wenn wir Paderborn schlagen, haben wir in zwei Jahren 104 Spiele gemacht und 99 Punkte geholt – das ist im Grunde ein Schnitt von 50 pro Saison! Wir waren zweimal in einem Halbfinale. Es war nicht perfekt, aber eine gute Saison“, resümierte der 50-Jährige und betrachtete die bald abgelaufene Spielzeit wiefolgt: „In Summe gesehen positiv. Auch weil es keine einfache Saison war. Gefühlt wie in der Achterbahn. Am Anfang sehr, sehr stark, dann schwankend. Auswärts ziemlich schwach. Dazu Halbfinale im DFB- Pokal, mindestens Achtelfinale in der Europa- League.“

„Europa ist keine Selbstverständlichkeit

Das erste Mal seit zwei Jahren wird die Frankfurter Eintracht aller Voraussicht nach nicht als Europapokal-Teilnehmer in eine Bundesliga-Saison starten. Nach zwei erfolgreichen Jahren mit unvergesslichen Europapokal-Erlebnissen dürfen sich die Hessen dann „nur“ auf die Bundesliga und den DFB-Pokal konzentrieren. „In den letzten 25 Jahren hat Eintracht sich nur zweimal über die Liga für Europa qualifiziert – unter Armin Veh und mir. Es ist keine Selbstverständlichkeit, mit Eintracht Europa zu erreichen“, betonte Hütter. Vor dem 34. Spieltag sind es sieben Punkte Rückstand auf einen Europa League-Platz. Der Gewinn der Europa League ist der einzige Weg, um doch noch international spielen zu können. Besonders in den letzten sieben Spielen der Hinrunde habe man zu viele Punkte liegen gelassen. „Das Bitterste dabei war die Niederlage zu Hause gegen Köln, als wir nach einem 2:0-Vorsprung noch 2:4 verloren haben.“

„Ich habe hohe Ziele“

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Auch in seiner zweiten Amtszeit in Frankfurt wird Hütter die Eintracht auf einen sicheren Tabellenplatz führen. Über seinen im Juni 2021 auslaufenden Vertrag sagte er: „Es ist mir wichtig, dass ich mit den handelnden Personen im Verein gut zusammenarbeite. Das ist das Fundament. Und in Frankfurt passt es. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Aufsichtsratsboss Steubing, genauso zu unseren Vorständen. Das ist für mich entscheidend.“ Klingt, als könne er sich gut vorstellen, noch ein paar Jahre in der Mainmetropole zu bleiben. Dann will er sich aber höhere Ziele setzen. „Wollen wir uns weiter nach oben orientieren? Dann bin ich der Richtige hier. Ich bin kein Trainer für die Comfortzone. Ich habe hohe Ziele. Vielleicht scheitere ich auch mal. Aber das ist immer noch besser, als mit einem Minimalziel zufrieden zu sein“, stellte er klar. Letztes Jahr stand er mit der Eintracht lange Zeit auf einem Champions League-Platz. Am Ende wurde es Rang sieben. Einmal die Königsklasse zu erreichen ist für Adi Hütter ein großer Traum: „Mit einer Top-Saison kann man oben reinrutschen – auch mal in die Champions League. Natürlich wäre das ein Reiz. Aber unter die ersten Vier – das ist schon brutal schwer.“

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