Philip Holzer will die SGE wieder in der Champions League sehen. (Foto: IMAGO / eu-images)

Die Eintracht hat das europäische Geschäft erreicht, doch im Umfeld herrscht eine Stimmung, als hätte man in der Saison um den Klassenerhalt gekämpft. Neben der vermehrten Kritiken an Trainer Dino Toppmöller kommt auch Sportvorstand Markus Krösche bei vielen Kritikern unter die Räder. Besonders die Transfers des 43-Jährigen seien ungeplant gewesen, der Kader zu unausgeglichen. Es fehlte in der Saison an Führungsspielern, die auf dem Platz vorangehen konnten. Eine Baustelle, der sich Krösche im kommenden Sommer annehmen muss. Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Philip Holzer verteidigte Krösche nun in einem Interview mit der „Bild“.

Krösche und seine Vertragsverlängerung bezeichnete Holzer als „extrem wichtig“. Er sei ein strukturierter Teamplayer, der sich vollständig auf die SGE konzentriere. Ein weiterer Grund sei seine Umgangsweise auf dem Transfermarkt, wie Holzer ausführte: „Er hat ein sehr geschicktes Händchen auf dem Transfermarkt, obwohl manche Leute immer die ein oder zwei schlechten Transfers hervorheben. Das ist manchmal unfair. Und es erinnert mich immer an eine der größten Lügen der Wirtschaftsgeschichte, wenn Leute erzählen, dass sie nur steigende Aktien haben. Seine Trefferquote und die Kapitalrendite bei den Transfers sind ganz hervorragend.“ Holzer verglich Krösche mit dem ehemaligen Sportvorstand Fredi Bobic, der mit seiner Transferpolitik im Abstiegskampf den Grundstein für die erfolgreiche Zeit gelegt hatte.

Die Champions League als Ruhepol für die Eintracht

Holzer sieht die generelle Unzufriedenheit im Umfeld der Saison und hat eine klare Botschaft an die Personen, die mit einer SGE, die eine Saison auf Platz sechs abschließt, unzufrieden sind: „Vergesst nie, woher wir kommen.“ Er ging auf die Entscheidung von Krösche ein, die die Saison für Toppmöller und seine Mannschaft nicht einfacher machte: der Verkauf von Randal Kolo Muani am Deadline-Day. Ohne Sturmersatz gingen die Hessen demnach in die Saison, die sich als kompliziert rausstellte. „Es war wirtschaftlich alternativlos. Wohl wissend, dass die Saison dadurch sportlich deutlich schwieriger wird. Das muss man einem Sport-Vorstand, der am Sport gemessen wird, hoch anrechnen. Insgesamt wurden für Kolo Muani, Lindstrøm und Sow 135 Millionen Euro eingenommen, wir haben dadurch die finale Gesundung nach Corona geschafft. Und wenn mir nach all dem im September 2023 einer zugerufen hätte, ihr werdet Sechster – dann hätte ich das dankbar und erleichtert angenommen.“

Am Ende wurde es nicht nur Platz sechs und mindestens die Europa League, stattdessen können sich die Adlerträger noch Chancen auf die Champions League ausrechnen. „Champions League zu spielen, wäre unglaublich. Und es wäre wieder ein Meilenstein für unseren Klub, wenn wir uns auf diesem Weg für die Champions League qualifizieren“, so Holzer, der sich bis zum Finale in Wembley als BVB-Fan bezeichnete. Schon rein aus finanzieller Sicht sei der Einzug in die Königsklasse ein Segen. Im Sommer wäre man am Main kaum unter Zugzwang und könnte sich etwas zurücklehnen: „Die wirtschaftlichen Rahmendaten und die Planungssicherheit wären für uns als Klub so groß, dass alle einen etwas ruhigeren Sommer verbringen könnten. Denn in der Champions League kannst du schon mit 40 Millionen Euro Erlösen rechnen, ohne dass man deutlich mehr Fixkosten als in der Europa League hätte.​“

Holzer geht nach turbulenter Phase

Nach den letzten Jahren, die durch die Corona-Pandemie nicht einfacher wurden, verabschiedet sich Holzer von der Eintracht. 14 Jahre im Aufsichtsrat lassen sich sehen. Die Eintracht-DNA im Blut ist Holzer stolz, ein Teil der Vereinsgeschichte gewesen zu sein, wie er in einem Rückblick durchblitzen lässt: „Wir haben einen Rekordumsatz in Höhe von 380 Millionen Euro, das Eigenkapital wieder auf Vor-Corona-Niveau und damit auf 60 Millionen Euro erhöht. Zum Vergleich: Dortmund nahm wegen der Corona-Verluste 150 Millionen Euro auf dem Kapitalmarkt auf, die Möglichkeit haben wir leider nicht. Deshalb bin ich unserem ganzen Team umso dankbarer, dass wir diese Herausforderung so erfolgreich gestemmt haben.“

Sein Nachfolger, Mathias Beck, sei bestens vorbereitet für die Aufgabe. Holzer habe mit ihm einige Gespräche geführt und bewundert, dass sich Beck in die Verantwortung nehme. Das sei nicht selbstverständlich. „Meine Kernbotschaft an ihn lautet: Sich nicht vom Umfeld treiben zu lassen – ganz gleich wie schwer es einem fällt. Der Fußball steht vor vielen Herausforderungen. Hier kann es von Vorteil sein, wenn der Hauptaktionär in der Führung ist bei kontroversen Entscheidungen. […] Ich weiß, was die letzten 14 Jahre mit mir gemacht haben, man muss sehr unterschiedlichen Parteien gerecht werden und vieles hinten anstellen. Für diese herausfordernde Aufgabe wünsche ich Mathias Beck vom ganzen Herzen viel Glück und Erfolg.“

Beeindruckende Entwicklung: zwischen Platz fünf und acht

Erfolg scheint Holzer nicht nur Beck vorauszusagen, sondern auch die SGE sei auf einem guten Weg, den FC Bayern oder Borussia Dortmund anzugreifen. Zumindest was die Reichweite angeht, sieht Holzer die Eintracht im selben Spektrum. Obwohl die Eintracht keinen ähnlichen Etat vorweisen kann, haben sich die Adlerträger in den letzten Jahren stark weiterentwickelt: „Bayern kann rund 350 Millionen Euro in die Mannschaft stecken, Dortmund 200 Millionen, Leipzig 185 Millionen und Leverkusen 150 Millionen. Wir liegen deutlich darunter. Als Bobic kam, waren wir mit unserem Sportetat auf Platz 14, haben uns aber weiter nach vorne gearbeitet. Jetzt sind wir zwischen Platz fünf und acht und auch deshalb ist Platz 6 für uns ein sehr gutes Ergebnis in Relation zu unserem Sportetat. Um den nächsten großen Schritt zu machen, müsste unser Sportetat organisch deutlich näher an die Top 4 herangeführt werden.“

In den Jahren seit 2018 habe die SGE eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Da erging es anderen Vereinen schlechter als den Hessen: „Als wir 2018 sensationell Pokalsieger wurden, war Schalke Vizemeister. Und wo sind sie heute? Mit Köln ist gerade der nächste Traditionsklub abgestiegen, wer weiß, wann die wieder hochkommen. Der HSV hat es trotz des höchsten Sportetats seit sechs Jahren nicht geschafft, wieder aufzusteigen. Und bei Hertha BSC sind 400 Millionen Euro an Investitionen einfach verpufft, die spielen auch zweite Liga. Da stehen wir doch ganz anders da.“ Nach seiner Amtszeit will Holzer Familienzeit aufholen und mit seiner Frau ins Ausland reisen. Im Herzen bleibt er jedoch auf ewig ein Adlerträger.

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6 Kommentare

  1. Warum hat man OG den Rücken nicht so gestärkt wie man es bei DT macht?! Einer der größten Fehler OG zu entlassen,Bayern wollte bis 20 Millionen ausgeben aber Palace wollte 85…….No comment sonst Dreh ich noch ab. Kann mir das einer erklären ????Ich behaupte mal mit OG als Trainer diese Saison wäre auch locker der 6 Platz geworden. Naja echt schade drum. Ein Adi Hütter beformt auch brutal in Monaco, und überall wird dieser SGE Fussball gespielt. Heavy Metal sag ich dazu nur . Und ihr Erfolg gibt ihnen Recht,nicht wie bei uns tot langweiliger Fussball. Bekomm wieder schlechte Laune , wenn ich nur daran denke wieder die nächste Saison DT mir anhören zu müssen…..
    Gehe die Sonne genießen und Lautern die Daumen drücken,irgendwie hab ich da ein lustiges Gefühl das der Friedhelm sich krönt und den Pokal holt.

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  2. Vielen Dank Herr Holzer, für die geleistete Arbeit die man nicht hoch genug einschätzen kann.

    Wenn man in turbulenten Zeiten und da gab es einige, nicht vom Kurs ankommt, zeigt sich die wahre Größe.

    Ich glaube wir als Verein können froh sein, solch kompetente Personen wie Sie an unserer Spitze zu wissen.

    Nochmals besten Dank und eine schöne Zeit mit ihrer Familie!

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  3. @1 moenchi

    Wie genau willst Du der SGE den Abgang von Hütter ankreiden?

    So wie Du nach meinem Eindruck ohne jedwede Expertise der SGE alle nicht perfekten oder fehlerfreien Entscheidungen und Entwicklungen zum Vorwurf machst.

    Peinlich und ermüdend. Wenn Du wenigstens durch Prognosen über Vereine, deren Aufstreben niemand hat kommen sehen (wie vor der Saison der VfB) oder durch konstruktive Vorschläge glänzen und überzeugen würdest, könnte man Dir ja Glauben schenken. Aber so bleibst Du nur ein weiterer Möchtegern-Sofa-EA-Sports-Fußball-Manager und -Trainer.

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  4. Da hast Du inhaltlich natürlich wieder geglänzt.

    Hütter ist von sich aus und völlig von alleine gegangen. Dass dessen Performance in Monaco nun suggerieren soll, dass wir ihn einfach hätten behalten und massiv erfolgreich sein können, ist ein weiteres Beispiel für faktenferne Bewertung der Lage.

    Toppmöllers Fußball hat diese Saison extrem selten mitgerissen und den meisten Befürwortern der ersten Monate (inkl. mir) fehlen augenscheinlich Argumente und teils der Glaube für den Sinn einer Weiterbeschäftigung. Darüber ist zu reden, außer Frage. Aber Hütter hier als Argument für die schlechten Entscheidungen des Managements zu Rate zu ziehen, halte ich für fragwürdig. Ebenso, dass Momentaufnahmen der Hütter- und Glasner-Performance als Bewertung einer strategischen Eintracht-Ausrichtung verwendet werden.

    Ansonsten hat Nicolas im vorigen Thread eine kurze, aber durchaus vernünftige und sachliche Sicht auf die Lage der Toppmöller-Dinge gelegt.

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  5. @Moenchi:
    Klar, man kann Glasner und Hütter ewig nachweinen.
    Ich bin Glasner bis in alle Ewigkeit dankbar, dass er uns zum EL-Titel geführt hat und auch die Zeit unter Hütter mit der Büffelherde war genial.
    Aber zur Wahrheit gehört auch, dass wir unter Glasner in der ersten Saison in der Bundesliga nur 11. geworden sind und in der letzten Saison 11 Spiele am Stück ohne Sieg waren.
    Und unter Hütter haben wir, nach dem er mitten in der Saison seinen Wechsel zu Gladbach nach der Saison kundtun musste, einen Vorsprung von sieben Punkten, sechs Spieltage vor Saisonende noch aus der Hand gegeben und dadurch die Champions League verpasst. Und bei Gladbach wurde er wegen Erfolglosigkeit nach nur einer Saison wieder rausgeworfen.

    Jetzt so zu tun, als wäre unter dem beiden alles immer super gewesen, geht völlig an der Realität vorbei.

    Wir können ja auch der Trennung von Funkel nachweinen, weil er jetzt mit Kaiserslautern im Pokalfinale steht.

    Mich ermüdet diese Diskussion übrigens inzwischen ungemein. Die Argumente pro und contra Toppmöller, die ja alle ihre Berechtigung haben, wurden zigmal ausgetauscht. Weiter zu diskutieren, macht null Sinn.
    Die Verantwortlichen werden sich jetzt zusammensetzen und entscheiden, ob es mit ihm weitergeht. Soll er bleiben, hat er meine Unterstützung und bekommt auch von mir eine neue Chance, soll es ein anderer richtig, dann gilt für die neuen das gleiche.

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