Oliver Glasner sieht sein Ärger nach dem Union-Spiel als gutes Zeichen. (Foto: IMAGO / Gribaudi/ImagePhoto)

In der Länderspielpause war Cheftrainer Oliver Glasner zu Gast beim „Logentalk“ des „FFH“. In einem 45-minütigem Interview hat er dort Fragen über die sportliche Situation, sowie sein Leben und sein Umfeld in Frankfurt beantwortet.

Oliver Glasner über…

… die Stimmung und die letzten Wochen: „Natürlich waren die letzten Wochen nicht so, wie wir sie uns vorgestellt hatten, aber deswegen lassen wir uns nicht die Laune verderben. Obwohl wir alle nicht glücklich sind, wie es gerade läuft, war die Stimmung im Training gut und wir konnten trotz kleiner Gruppen gut trainieren.“

… seine Reaktion nach dem Spiel gegen Union Berlin: „Ich habe schon oft gesagt, dass ich immer Oliver Glasner bleiben werde, mit meinen Stärken und Schwächen. Ich denke, das zeigt auch, wie viel mir die Eintracht und der Erfolg mit dem Verein bedeutet, sonst hätte ich das Ganze auch kleinreden können. Ich bin wie wir alle sehr ehrgeizig und das kann schnell in beide Richtungen ausschlagen. Heutzutage wird viel seltener eingesehen, dass man selbst Fehler gemacht hat und ich würde mir wünschen, dass sich das ändert und man offen über Fehler spricht. Für mich gilt es als Stärke, zu sagen, dass man einen Fehler begangen hat. Und so war das auch am Sonntag, wir haben spielerisch Dinge verbockt und das habe ich offen zugegeben.“

… über die Vertragsverlängerung von Makoto Hasebe: „Ich freue mich natürlich darüber. Bevor er zur Vorstellung nach Japan geflogen ist, wollte er unbedingt noch das Testspiel spielen und danach fliegen, wovon ich ihm jedoch abgeraten habe, damit er am Freitag schon wieder hier ist. Das zeichnet ihn natürlich aus, Makoto ist ein Vollprofi und ein toller Mensch. Es freut mich sehr, dass er weiterhin so fit ist und uns helfen kann.“

… die Fans als Motivation: „Erst habe ich in Österreich gespielt, wo Fußball nicht den gleichen Stellenwert wie in Deutschland hat und danach bin ich nach Wolfsburg gegangen, wo ich in der Corona-Zeit nur wenig von der Begeisterung am Sport mitbekommen habe. Dann komme ich nach Frankfurt und ich war vom ersten Tag an geflasht. Es ist vielmehr die gesamte Stadt, die mit der Eintracht mitfiebert, was das ganze einzigartig macht. Das macht den Flair des Vereins aus.“

… das Leben in Frankfurt und die Arbeit: „Ich fühle mich sehr wohl, auch weil ich alles Wichtige in der Nähe meiner Wohnung habe. Ich wohne nicht weit vom Trainingsgelände entfernt, habe einen Supermarkt, einen Drogeriemarkt, einen Bäcker, einen Döner und einen Italiener direkt zu Fuß. Mittlerweile sehe ich beim Einkaufen schon immer die gleichen Leute und man lernt sich kennen. Ich fühle mich da wirklich sehr wohl. Auch sehr wichtig ist mein Trainerteam. Der Tag hat zu wenig Stunden, um die ganze Arbeit allein zu erledigen, deswegen sind sie eine große Hilfe. Fachlich und menschlich sind die Leute hier auf einem hohen Niveau. Es ist mir auch wichtig ein gutes Verhältnis mit dem Trainerteam zu haben, wir müssen keine Freunde sein, aber wenn wir nach einem Spiel bei der Analyse nicht mal ein Bier zusammen trinken könnten, würde das nicht so gut funktionieren.“

… den motivierenden Umgang mit der Mannschaft: „Wie bereits gesagt kann ich immer nur Oliver Glasner sein und ich kann nur das sagen, was ich fühle, sonst ist es nicht authentisch und das merkt der Gegenüber. Genauso so ist es mit meinen Spielern und wenn ich möchte, dass sie im Strafraum um die Positionen kämpfen, dann muss ich ihnen diesem Kampfgeist in meiner Ansprache schon übermitteln. Beim Spiel gegen Sporting Lissabon beispielsweise wussten wir in der Halbzeit, dass heute etwas nicht stimmt, dann braucht es eine härtere Ansprache. Anders war es in der Halbzeit gegen Dortmund, in der wir auch 0:1 hinten lagen, aber besser im Spiel waren.“

… die Erfolge in der Champions League und das Ausscheiden: „Aus medialer Sicht hatte ich den Eindruck, dass das Erreichen des Achtelfinales als Pflicht angesehen wurde und die Medien nicht so stolz auf das Weiterkommen allein waren, wie die Fans. Umso glücklicher macht es mich, dass die Anhänger so hinter der Mannschaft stehen, wie nach dem 0:2 Hinspiel gegen Neapel. Irgendwann ist die Reise für jeden vorbei, aber ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und froh, dass wir wieder so viele Erlebnisse feiern konnten. Der größte Unterschied zwischen uns und den anderen Vereinen ist jedoch immer noch das Geld. Wir waren die einzige Mannschaft im Achtelfinale, bei der kein Spieler eine zweistellige Ablösesumme gekostet hat. Neapels günstigster Spieler war im zweistelligen Bereich. In diesen Bereichen können wir dann nicht mithalten und ich finde, dass wir unter diesen Umständen mit all der Euphorie und Taktik unser Bestes gegeben haben.“

… Ziele für die restliche Saison: „In der Champions League sind wir zwar ausgeschieden, aber ich würde sagen, dass wir in dem Wettbewerb sehr erfolgreich waren. In der Bundesliga ist das Ziel auf einem internationalen Platz zu landen und wir sind mitten im Rennen, obwohl sich die Lücke nach hinten schließt. Ich versuche weniger auf die Tabelle und mehr auf uns als Mannschaft zu achten und so kann eine kleine Krise gut sein, um sich wieder auf das sportliche zu konzentrieren. Den Pokal wollen wir natürlich gewinnen, wie jeder andere Verein auch.“

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7 Kommentare

  1. Bin heute über eine Stunde nach Nastädten gefahren um mit meinen Liebsten den Film im Kino zu sehen. Hatte wieder Tränen in den Augen und hoffe diese schönen Zeiten sind jetzt nicht schön wieder vorbei. Hoffentlich bleiben OG und AH !
    Mit dem Abgang von Kolo habe ich mich allerdings schon abgefunden, aber auch ohne ihn haben wir den Cup geholt.

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  2. Habe vor 3 Tagen den ganzen Logentalk auf Youtube gesehen und nach den ersten 5 Minuten habe ich entspannt festgestellt, daß OG keine Gedanken hat die Eintracht aktuell zu verlassen, und das alle Gerüchte der letzten Tage nichts anderes als gequirlte Scheiße von BLÖD Zeitung und Co sind.

    https://youtu.be/57OJMu62hZc

    Und weil es hierzu passt, hier nochmal der link, den Sashman in einem anderen Thread geteilt hat:
    https://www.sportbuzzer.de/artikel/eintracht-frankfurt-markus-krosche-verhaltnis-trainer-oliver-glasner/

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  3. Sehe ich auch so, es klang nicht nach Abschied, im Gegenteil.

    Aber Glasner ist auch ein Medienprofi, der weiß, was man in solchen Gesprächen sagen sollte, und was nicht.

    Nach dem Gespräch ordne ich den Ausbruch nach dem Union-Spiel etwas anders ein:
    – Reaktion auf dem Platz = emotionaler Frust, nach einer sehr guten 1. Halbzeit verloren zu haben (inkl. Aussagen bzgl. Qualität, die etwas zu weit gingen).
    – Reaktion in der PK = klar gegen die Journalisten gerichtet, die Glasner irgendwann mal mit seinen Aussagen konfrontieren werden (so wie C. Michel bei Fussball 2000 verteidigt hat, dass die Journalisten ständig über Platz 4 reden müssen, weill ja der Verein selber dieses Ziel ausgegeben hat).l

    Wenn Glasner sagt „Ich habe nie von der CL gesprochen“ heisst das nicht, dass er Krösche widerspricht (wie die Medien uns gerne glauben machen wollen). Vielmehr sagt Glasner den Medien „Was konfrontiert ihr mich mit Aussagen, die ich nicht gemacht habe!? Geht doch zu denen, die das gesagt haben.“

    Dass Krösche dann bei der B*ld über das Verhältnis spricht ist der Versuch, die Hoheit über das Narrativ zu behalten. Das ist leider in unserer Zeit mit den schnelllebigen sozialen Medien notwendig geworden.

    Deshalb bin ich bei Meldungen zur Eintracht recht entspannt, bis ich etwas direkt von den Beteiligten lese oder höre. Ist besser für die Nerven.

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  4. Glasner ist authentisch, in den Medien, im Alltag, insgesamt.
    Er hat Ahnung, Herz und Verstand, angenehm unabgehoben, passt zu uns.

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  5. Das mit Alario ist schon krass. Hatte den Transfer eigentlich gefeiert und dann sowas…. Scheint nicht zu passen aus irgendeinem Grund

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