Jean-Mattéo Bahoya und Nathaniel Brown doppeln Gegenspieler Lucas Rosa. Sie provozieren einen Ballverlust. Über Hugo Larsson landet der Ball wieder bei Bahoya, der von der Seitenlinie in die Mitte dribbelt. Abspiel auf Götze, mit einem Kontakt der Doppelpass zurück, mit dem nächsten Kontakt an die Strafraumkante auf Hugo Ekitiké. Der verzögert gegen zwei Gegenspieler klug, als Bahoya durch die Mitte in die Gefahrenzone sprintet. Dann der Steckpass durch Ekitiké hinter die Ajax-Abwehr im richtigen Moment. Bahoya steht frei vor Keeper Matheus und schiebt das Spielgerät links unten am Torhüter vorbei in die Maschen. One-Touch-Traumkombination! 1:0 für die Eintracht. So schnell kam die neu zusammengewürfelte Ajax-Abwehr nicht hinterher.
Es ist der erste Pflichtspieltreffer im Trikot mit dem Adler auf der Brust für den jungen Franzosen Bahoya. Nach seinem Wechsel im Winter 2024 aus Angers, kommt er nun immer besser in Fahrt. Nun wird langsam erkennbar, warum Markus Krösche vor etwas mehr als einem Jahr acht Millionen Euro für einen damals 18-Jährigen ausgab. Er musste sich erst noch an das hohe Niveau gewöhnen, sammelte er vorher nur Erfahrung in 32 Profieinsätzen, vor allem in Frankreichs zweiter Spielklasse. „Es war so, dass ich das in den ersten Monaten noch nicht so zeigen konnte. Es ist Teil meiner Entwicklung, dass ich heute so ein Tor schießen kann“, resümierte der pfeilschnelle Linksaußen nach dem Spiel am Donnerstagabend.
Flügelstürmer mit defensiver Disziplin
Im Schnitt spielte er 28 Minuten pro Spiel, war bisher also Rotationsspieler. In den letzten Spielen kommt der Rechtsfuß aber immer häufiger, immer länger zum Einsatz. Auch in anspruchsvollen Spielen. So zum Beispiel 63 Minuten gegen die Bayern, 65 Minuten gegen die AS Rom oder eben 72 Minuten gegen Ajax Amsterdam. Bisher konnte er 23 Spiele machen und dabei ein Tor und drei Vorlagen liefern. Sein Trainer lobte den Youngster nach dem Ajax-Spiel: „Bahoya hatte bisher wenige Scorer, heute konnte er sich mit einem Tor belohnen. Er ist ein fleißiger Junge, der immer zuhört.“
Durchschnittlich führt er pro 90 Minuten starke 2,33 Zweikämpfe und gewinnt ungefähr die Hälfte davon. Ein Großteil seiner Zweikämpfe führte er in der Saison im mittleren und hinteren Drittel des Spielfelds. Das zeigt, dass er sich nicht auf offensive Aktionen beschränkt, sondern immer wieder auch mit nach hinten arbeitet. Auf den ersten Blick nicht unbedingt eine der Kernkompetenzen des schmächtigen Franzosen, mit Wurzeln in Kamerun. Das honorierte Toppmöller: „Im 4-2-3-1 brauchen wir doppelt besetzte Flügel und er (Bahoya, Anm. d. Red.) hat dort aktuell die Nase vorn. Er hat eine unfassbar hohe defensive Verlässlichkeit und eine sehr gute Auffassungsgabe, Dinge auf dem Platz zu erkennen.“ Mit 35,68km/h Höchstgeschwindigkeit, gehört der Tempodribbler zu den schnellsten Adlern im Kader.
Sollte noch mehr seine Stärke, das Tempodribbling, ausspielen
Dieses hilft ihm in Offensivzweikämpfen enorm. „Er hat ein unglaubliches Tempo und eine gute fußballerische Qualität“, bewertete Cheftrainer Toppmöller. In durchschnittlich rund 55 Prozent der Fälle gewann er bisher seine Offensivzweikämpfe, was etwa drei pro 90 Minuten entspricht. Laut seinem Fußballlehrer merke man, dass Bahoya durch die letzten Spiele mehr Selbstvertrauen gewonnen habe. Das helfe in den Zweikämpfen. Davon dürften es gerne noch mehr werden, so Toppmöller: „Er soll vorne Eins-gegen-Eins-Situationen suchen. Das kann er gerne noch öfter machen, weil er das einfach kann.“ Das zeigen auch seine Statistiken. In der Bundesliga gewann er gute 72 Prozent seiner Dribblings.
Die Fans der Hessen dürfen sich also auf noch mehr von dem jungen Mann, der im Pariser-Vorort Montfermeil geboren wurde, freuen. Das Rückspiel gegen Ajax dürfte ihm nun noch mehr Selbstvertrauen geben und ihn für die nächsten Aufeinandertreffen bestärken. Es blieb nämlich nicht bei seinem Premierentreffer, auch das Ekitiké-Tor zum 3:0 konnte er kurz vor seiner Auswechslung in der 72. Minute noch vorbereiten. Er erkannte den freien Raum für seinen Landsmann und spielte einen punktgenauen Pass von der Mittellinie aus. Danach folgte eine tolle Einzelaktion von Ekitiké.
Zuletzt spekulierten wir noch, ob eine Leihe in der kommenden Saison für den Jungprofi sinnvoll sein könnte, doch aktuell scheint er sich mit seinem Fleiß und harter Arbeit langsam durchsetzen zu können. „Wir sehen etwas in ihm, geben ihm nun das Vertrauen. Er musste Geduld mitbringen“, sagte der Eintracht-Trainer vor dem Spiel gegen Bochum über Bahoya. Sein Vertrag läuft noch langfristig bis 2029. Aufgrund seines Alters kann man wohl (noch) nicht erwarten, dass er nun jede Woche solche Spiele abliefert. Allerdings deutete er so sein Talent bereits an. Er scheint sich beständig an das Niveau zu gewöhnen.
3 Kommentare
Hätte ich ihm nicht zugetraut nach seinen bisherigen Auftritten, auch wenn Talent und Stärken erkennbar waren...hoffentlich kann er das nun dauerhaft bestätigen und sich nach und nach steigern
Erlebt man solche Tore, vergisst man für nen Augenblick den ganzen rottigen Moloch, der das Business durchwuchert.
Meinen großen Dank an die tätigen Fussballmagier.
Dank dir, Mario.
Bleib halt noch 'n Jährchen bei uns.
Zeigt das man mit so jungen Spielern einfach auch mal mehr Geduld haben muss und das DT genau weiß was er tut.
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