Blickt man durch den Kader von Bayer 04 Leverkusen, gibt es nicht einen Spieler, der eine Vergangenheit im Trikot der Eintracht hatte. Aus diesem Grund wollen wir den Blick einmal auf den 15.12.2013 richten. Es ist fast genau auf den Tag ein Jahr her, dass die Frankfurter an einem milden Sonntagnachmittag in die Bismarckstraße an den Niederrhein reisen mussten. Die Stimmung im Lager der Hessen war zu diesem Zeitpunkt gespalten, der internationalen Euphorie stand das tägliche Brot gegenüber – und da sah es trist und mausgrau aus. 15 Partien, zwei Siege und fünf Unentschieden – macht 11 Punkte und Rang 15, punktgleich mit dem anderen Europa-League-Teilnehmer SC Freiburg. Die Partie gegen die starke Bayer-Elf, die eine Woche zuvor mit 1:0 bei Borussia Dortmund gewinnen konnte, wurde als fast unlösbare Hürde bezeichnet, mit drei Punkten rechneten im Vorfeld nur die wenigsten Anhänger. Am Donnerstag zuvor wurde auch das letzte Spiel in der Gruppenphase mit 2:0 gegen APOEL Nikosia gewonnen – nach (fast immer siegreichen) Spielen auf europäischem Parkett konnte danach in der Bundesliga nicht gewonnen werden.
Aber die Mannschaft von Trainer Armin Veh setzte von Beginn an alles dagegen, was sie hatte. Der Bock sollte an diesem Sonntag umgestoßen werden. Jan Rosenthal hatte nach 12 Minuten schon die erste große Chance, jedoch landete sein Kopfballaussetzer am Lattenkreuz. Und die Leverkusener, die damals noch von Sami Hyypiäa trainiert wurden, fanden nicht zu ihrem Spiel. Die Frankfurter präsentierten sich als unangenehmer und hartnäckiger Gegner. Hinten standen die Hessen endlich einmal sehr kompakt und nach vorne fuhr man schnelle Konter. Und in der 61. Minute wurden die mitgereisten Anhänger und das nimmermüde kämpfende Team dann auch belohnt. Ein eigentlich unsauber ausgeführter Freistoß wurde von Sebastian Jung gerade noch vor dem Seitenaus erlaufen und die präzise Flanke fand den Kopf von Marco Russ, der sich stark gegen Philipp Wollscheid durchsetzte und einnickte. “Sebi hat den Ball mit schön viel Speed reingebracht und dann war es für mich nicht mehr so schwer“, freute sich der Torschütze nach Abpfiff über seinen dritten Saisontreffer. In der Folgezeit retteten ein starker Kevin Trapp und viele Adler-Beine das zu-Null. In der 6. Minute der Nachspielzeit hätte Joselu sogar noch auf 2-0 erhöhen können, jedoch scheiterte er mit einem an Marvin Bakalorz verursachten Elfmeter an Bernd Leno und dem Aluminium. “Wir wollten Nadelstiche setzen, was uns beim Tor durch Marco Russ auch geglückt ist. Am Ende haben wir eine tolle Abwehrschlacht geliefert und sind alle sehr, sehr glücklich über den Erfolg“, war Veh sehr zufrieden mit seiner Mannschaft an diesem dritten Advent, schränkte aber sogleich wieder ein: “Doch wir müssen weiter kämpfen, wenn wir es am Ende geschafft haben, drei Mannschaften hinter uns zu lassen, dann war es mit Europacup und DFB-Pokal eine gute Saison, wenn nicht, haben wir einen hohen Preis gezahlt.”
Wie man heute weiß, musste die Eintracht keinen hohen Preis für diese schwierige Saison. Eine Spielzeit, in welcher die Bundesliga oft nur zweite Geige spielte, der Europapokal bei den Anhängern höchste Priorität besaß. Das Team bewältigte diesen schwierigen Balanceakt und belohnte sich dann im April mit dem frühzeitigen Klassenerhalt. Davon aber waren die Hessen zu diesem Zeitpunkt im Dezember noch weit entfernt. Wichtig war zu diesem Zeitpunkt nur, dass man sich endlich einmal belohnt hatte für den Einsatz und das gute Spiel. Und vor allem auch die ominöse 85. Minute überstand, die schon so viele Punkte kostete. Gelingt am Samstag wieder eine Überraschung in der BayArena?
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