2010_caioDer letzte Heimsieg von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Mönchengladbach liegt nun schon einige Tage zurück. Es herrschte frostige Stimmung an einem nasskalten herbstlichen Tag am 18.04.2009. Dies lag weniger an den Temperaturen, als vielmehr an der Personalie Friedhelm Funkel. Der Coach, dessen Vertrag im Winter erst verlängert wurde, war für viele Fans nur noch ein rotes Tuch. Das Lager der Anhänger spaltete sich in sogenannte „Funkel-Jünger“ und „Caio-Verehrer“. Der Brasilianer, der die in ihn gesteckten Erwartungen niemals erfüllen konnte, war wohl der große Stolperstein des knorrigen Trainers. Auch gegen die Fohlenelf wechselte er Caio erst in den Schlusssekunden ein.

Die gereizte Stimmung machte sich schon in den ersten Minuten bemerkbar. Die Mannschaft wurde mit einem lauten „Funkel Raus“ zum Anpfiff empfangen und Alex Meier (heute immerhin mit dem Status „Fußballgott“ behaftet) wurde nach 20 Minuten bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. In der 40. Minute hieß es dann in einer zähen Begegnung plötzlich 1:0 – nicht nur für die Eintracht, sondern auch für Funkel und Meier gegen die eigene Fangruppe. Eine Ecke von Steinhöfer köpfte der Lange in die Maschen – überschäumender Jubel blieb aus, der Trainer ließ sich sogar zu einer wegwerfenden Handbewegung in Richtung der Pfeifer hinreissen.

In der zweiten Halbzeit nahm die Partie dann nochmal richtig Fahrt auf. Der Grieche Nikos Liberopolous erzielte zwei Minuten nach Wiederanpfiff das 2:0 für die Hessen. Der Angreifer war in dieser Saison ein wichtiger Faktor im Spiel der Frankfurter und seine Tore entscheidend für den Klassenerhalt.

Trotzdem drohte die Partie noch einmal zu kippen. In der 65. Minute parierte Elfmetertöter Markus Pröll den Strafstoß gegen Bradley überragend. Dennoch lag das Momentum nun auf Seiten der Fohlen und so durften diese sich, nachdem Marko Marin, Jugendspieler bei der Eintracht gewesen, von Marco Russ, ebenfalls ein Eigengewächs der Hessen, erneut über einen Elfmeter freuen. „Er schlägt Haken wie ein Hase. Im Spiel habe ich gedacht, ich hätte den Ball berührt, aber nachdem ich die Szene im Fernsehen gesehen habe, muss ich einräumen: Das war ein klarer Elfer, ich komme ein bisschen zu spät„, räumte der Verteidiger nach Spielschluss ein. Die Chance ließ sich Daems nicht nehmen und verkürzte nach 73 gespielten Minuten. Die Frankfurter aber ließen sich die Butter nicht mehr vom Brot nehmen und kamen durch Russ und Michael Fink noch zu einem, vielleicht um ein Tor zu hoch ausgefallenen, 4:1 Sieg. Die Stimmung war, trotz des wichtigen Dreiers, weiterhin eisig. Selten wurde nach einem so klaren Ergebnis so wenig über das Spiel gesprochen wie diesmal. Die Kommentare der einzelnen Spieler zeigen, wie schlecht die Atmosphäre vor fast genau fünf Jahren gewesen ist.

Marco Russ: „Wir haben auch ohne Caio unsere Tore geschossen, aber diese Rufe gegen den Trainer sind ja schon normal bei uns. Das interessiert uns überhaupt nicht.“

Markus Pröll „Es herrschte hier sowieso eine negative Stimmung.“

Alexander Meier: “Man darf sich davon nicht beeinflussen lassen, sonst geht gar nichts.“

Ein Spieler: “Es ist eine Schande, was die Zuschauer mit dem Trainer und den Kollegen machen. Nenn’ meinen Namen nicht, sonst pfeifen sie mich auch noch aus.“

Es war der letzte Sieg von Friedhelm Funkel bei Eintracht Frankfurt. In den letzten sechs Spielen holte das Team nur noch einen Punkt, der immerhin langte, um die Klasse zu halten. Die Vertragsverlängerung in der Winterpause entpuppte sich für Heribert Bruchhagen als Bumerang. Im Nachhinein betrachtet war diese Spielzeit wohl eine der intensivsten überhaupt, denn einem ganzen Fanlager drohte die Zerspaltung, die wohl nur durch die Entlassung verhindert werden konnte. Es dauerte daher auch einige Zeit, bis Team und Fans wieder eine Einheit bildeten…

 

 

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7 Kommentare

  1. Sehr guter Artikel! Ich denke Diva vom Main zählt wohl nicht nur für die Mannschaft als auch für die Fans der SGE. Alexander Meier und dessen damalige Situation sind sehr schön herausgehoben. Man muss sich die Frage stellen, ob er weiterhin seinen derzeitigen Status bei den Fans beibehalten wird sobald er keine Tore mehr schießt. Sehr present, abgesehen von seinen im Moment zugegeben klasse Toren, ist er ja nun nicht für einen 10er.
    Ob es nun richtig ist, wie es auch Herr Bruchhagen wieder am Wochenende betont hat, so lange wie möglich an Trainern festzuhalten ist fraglich.

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  2. wenn man daran zurückdenkt und das liest wird es immer deutlicher wie absurd es war.

    funkel, köhler und meier waren das feindbild großer gruppen auf den rängen.
    hier im forum hat man nur von funkel liebling, sch…meier und köhler, funkel-jünger, kumpel von bruchhagen…und und und gelesen

    das war übrigens meines erachtens die saison als es hier auch mit den beleidigungen, trollen und mehrfachaccounts losging, aber das entspannt sich ja langsam 🙂

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  3. @manni8383: Ja, es stimmt, was hier (und auch im offiziellen SGE-Forum) in diesen Tagen los war, ging unter keine Kuhhaut mehr. Die Eintracht ist ein hochsensibles Gebilde und die Fans lieben diesen Verein – jeder auf seine eigene Art und Weise! Es gibt kaum Spieler, wo man 10 Fans an einen Tisch setzen würde und alle die gleiche Meinung haben – derzeit fällt mir da sogar nur Kevin Trapp ein – selbst bei den Personalien Meier, Jung, Schwegler oder Zambrano ließe sich stundenlang trefflich diskutieren.

    Aber am Beispiel Rosenthal (Einwechslung gg. Stuttgart) zeigt sich immer noch, dass die Fans sich schnell Sündenböcke raussuchen. Früher waren es eben Meier und Köhler, dieses Jahr sind es Rosenthal (zumindest Ansatzweise) und Flum (der aber so langsam dagegen ankämpft und mit besseren Leistungen in den letzten Wochen seine Nominierungen rechtfertigt!). Aber eines ist sicher – wäre am Sonntag in Nürnberg nicht dieser Dreier gelungen – wäre die Stimmung am Mittwoch nicht allzuweit von dieser eisigen Atmosphäre von vor fünf Jahren entfernt gewesen 😉

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  4. Sehr schöne Darstellung der damaligen Situation. Es zeigt eine der hässlichsten Gesichter weiter Teile unserer Fanszene! Dieses Auspfeifen von eigenen Spielern während eines Spiels werde ich niemals begreifen, da es das Dümmste und Armseligste ist, was man als Fan im Stadion machen kann. Da staune ich immer wieder mit offenen Mund über die Hirnlosigkeit dieser Menschen. Das sind die beschämenden Augenblicke, die man als SGE-Fan leider immer mal wieder erleben muss. Ich denke dann immer darüber nach, ob es vielleicht das erste Mal in meinem Leben ist, dass ich ein Eintrachtspiel vor dem Ende verlasse, bleibe aber dann doch immer wieder und schäme mich halt. Geht sich wieder rum, und die SGE bleibt trotzdem der geilste Club der Welt!

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  5. wenn man an der stelle dann auch mal den fall robert enke ausgräbt dann fragt man sich ob es sich für manche wirklich nur um fussball dreht.. was manchen leuten über die lippen geht besonders auch im bezug auf rode.. da fehlen einem die worte.. dabei dachte man eig die menschen hätten aus solchen fällen gelernt

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  6. Ich mochte Caio sehr, Respekt für seine Leistung in Zürich 10 Tore 7 Vorlagen!

    Aber Köhler und besonders Meier waren spieler die mehr geleistet haben für uns,
    hatten die Buhh rufe nicht verdient!

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  7. Köhler und Meier haben immer alles für die Eintracht gegeben (wie auch Funkel). Ich denke, dass es viele Trittbrettfahrer bzw. Mittläufer gab die sich von diesen negativen Äußerungen haben fangen lassen.

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