14.02.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt -FC Schalke 04
Am Ende war es doch ein Sieg für die Gechichtsbücher. Nicht aufgrund des Spielverlaufs, der Torflut und auch nicht wegen der atemberaubend tollen Choreografie der Ultras. Nein: Historischen Stellenwert bekam der Sieg gegen Schalke 04 zum einen, weil es die 500. Begegnung von Thomas Schaaf als Bundesligatrainer war, und seltsamerweise endete diese genauso wie die erste gegen denselben Gegner mit 1:0. Damit aber nicht genug der historischen Dimensionen: Mit dem Sieg gegen Schalke hat Eintracht Frankfurt in der „ewigen Tabelle“ der Bundesliga den früheren Konkurrenten aus Kaiserslautern überholt und den 9. Platz erklommen.

Aber zurück zum unhistorischen Alltag: Wie ist der 1:0-Sieg über Schalke 04 aus Frankfurter Sicht zu bewerten? Wieso kann die vermeintliche Schießbude der Liga plötzlich gegen einen Champions League-Teilnehmer zu Null spielen? Bei aller Freude über diese wichtigen drei Punkten sollten wir die Kirche im Dorf lassen: Es war sicher keine überragende Leistung der Frankfurter, vor allem spielerisch ist noch einige Luft nach oben. Die Eintracht konnte wieder einmal dank ihrer Willensstärke, ihrer Kampfkraft und ihrer Leidenschaft einen fast übermächtigen Gegner niederringen, der  sich nach sechs sieglosen Spielen als der richtige Aufbaugegner für die Adlerträger präsentierte.

Nach einer fantastischen Choreografie, die Fans, Spieler, Eintracht-Verantwortliche und Sky-Moderatoren ins Schwärmen brachte, tat sich die SGE zunächst äußerst schwer gegen keineswegs destruktiv spielende Westfalen. Es ist vielleicht übertrieben zu behaupten, dass in der ersten Halbzeit ein Klassenunterschied festzustellen war, aber ohne Zweifel zeigte Schalke spielerisch eine reife Leistung und hatte in der Verteidigung mit einer sicheren Fünferkette und zwei defensiven Mitteldspielern keine Probleme, die zaghaft vorgetragenen Angriffe der Frankfurter zu unterbinden. Die beiden Spitzen Meier und Seferovic waren in den ersten 45 Minuten überhaupt nicht zu sehen; Aigner bemühte sich, fand aber zunächst keine Lücke oder brachte den entscheidenden Pass nicht zu einem Mitspieler. Auf der linken Seite waren Oczipka und vor allem Sonny Kittel gegen die rechte Schalker Seite mit Uchida und Höger hoffnungsvoll überfordert. Während Oczipka wenigstens noch um Spielkultur beim Aufbau bemüht war, gelang Kittel in der Offensive überhaupt nichts und musste in der Defensive immer wieder seinen Gegenspielern hinterher laufen. Früh gelbverwarnt drohte ihm die Ampelkarte. Folgerichtig war das Spiel vorzeitig für ihn beendet.

14.02.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt -FC Schalke 04Chancen für die Eintracht im ersten Durchgang? Eine gute Gelegenheit in der 35. Minute durch einen Linksschuss von Alexander Madlung war die einzige vielversprechende Annäherung an das Gelsenkirchener Tor, die auf dem Zettel des Berichterstatters Erwähnung fand. Ansonsten wechselten sich Ballverluste mit ungenauen Zuspielen und wahllos nach vorne gedroschenen langen Bällen ab. Ganz anders die Schalker: Die hoch stehende Fünferkette hatte keine Mühe mit den Frankfurter Angriffsbemühungen, und in der Zentrale gelang es immer wieder, Bälle in die Schnittstelle zu spielen. Aus Schalker Sicht war es bitter, dass die Adressaten dieser Anspiele nicht die schmerzlich vermissten Huntelaar oder Draxler, sondern Höger und Fuchs waren. Beide scheiterten an dem glänzend aufgelegten Kevin Trapp. Irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, als ob die Schalker aus ihrer Überlegenheit im ersten Durchgang wesentlich mehr hätten machen können. Doch so stark die Verteidigungslinie der Königsblauen auch auftrat, die Offensive mit Kevin Prince Boateng und Eric Maxim Choupo-Moting enttäuschte auf der ganzen Linie.

So retteten die Hessen ein glückliches Unentschieden in die Pause und Thomas Schaaf musste reagieren. Für den unglücklich agierenden Kittel brachte er Lucas Piazon in die Mannschaft und wechselte damit die Wende ein. Von dem sicheren Aufbauspiel der Schalker war plötzlich nichts mehr zu sehen. Die SGE agierte viel aggressiver in den Zweikämpfen, spielte mit viel mehr Biss und Einsatz. Die starke rechte Seite der Westfalen wurde fast völlig neutralisiert und hätte Oczipka nicht immer wieder den einen oder anderen Fehlpass in die Beine des Gegners gespielt, wäre von Schalke überhaupt keine Gefahr mehr ausgegangen. Großchancen konnten sich die Königsblauen in der zweiten Hälfte nicht mehr herausspielen – was aufs Tor oder in den Strafraum kam, wurde von Trapp oder den beiden aufmerksamen Innenverteidigern Russ und Madlung entschärft.

Apropos Innenverteidigung. Wie ist es zu erklären, dass die (vor diesem Spieltag) schlechteste Abwehr der Liga nach dem Ausfall der vermeintlich beiden besten Innenverteidiger plötzlich ohne Gegentor bleibt? Zugegeben: Russ und Madlung haben ein ordentliches Spiel gezeigt, entscheidend war aber wohl das Verhalten der Offensivkräfte. Aigner, Meier und Piazon haben gut nach hinten gearbeitet, vor allem aber ist es dem neben Trapp vielleicht besten Frankfurter an diesem Tag, Marc Stendera, immer wieder gelungen, Räume dicht zu machen. Es war interessant zu sehen, wie sich Stendera in der zweiten Hälfte immer wieder zurückfallen ließ und zeitweilig eine Doppelsechs neben Hasebe spielte. Mit dem 19-jährigen Europameister verfügt Thomas Schaaf über einen Spieler, der taktisch flexibel einsetzbar und in der Offensive immer wieder für Überraschungen gut ist.

Nachdem der SGE in der 54. Spielminute ein klarer Elfmeter verweigert worden war (Hasebe wurde von Höwedes im Strafraum umgesäbelt), setzten unsere Jungs nach, erhöhten den Druck und kamen nach der einzigen gelungenen Flanke von Timothy Chandler in diesem Spiel zum vielumjubelten Führungstreffer in der 65. Minute. Die Frage, ob Schalke-Torhüter Wellenreuther dabei unglücklich aussah oder nicht, muss uns nicht beschäftigen. In jedem Fall war es ein technisch feiner Kopfball, der andeutete, welches Potenzial in dem jungen Brasilianer steckt.

In den Schlussminuten durften sogar die lange Zeit von Schaaf geschmähten Slobodan Medojevic und Johannes Flum mithelfen, die knappe Führung über die Zeit zu bringen. Von den hochgehandelten und in der zweiten Hälfte völlig enttäuschenden Schalkern kam nichts mehr. Einziger Wermutstropfen an diesem rundum gelungenen Abend: Hasebe, bei dem sich gestern Licht und Schatten wieder einmal abwechselten,  sah die fünfte gelbe Karte und wird das Spiel bei Mainz 05 von der Tribüne aus anschauen müssen.

Bitte vergesst nicht, die Leistung der Spieler zu benoten. Hier könnt Ihr das machen. Ein Video der Choreografie könnt ihr euch übrigens hier anschauen.

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13 Kommentare

  1. Hab mal versucht alles zu lesen, was gestern so geschrieben wurde. 🙂 Vieles konnte ich nicht verstehen, aber vielleicht hat der Eine oder Andere ein anderes Spiel gesehen. Es war wieder mal Gänsehautstimmung pur. Die Choreo konnten wir ja leider selber nicht sehen 🙂 . Was ein wenig gestört hat waren wieder die wenigen Ultras, die es einfach nicht lassen konnten ihre Böller zu schießen, aber sonst halt eben wieder die geilste Stimmung in der Kurve.
    Unsere Abwehr hat uns in der ersten Halbzeit ein wenig an den Nerven gekratzt, aber Russ und Madlung haben das echt geil gemacht. Mit zunehmender Dauer des Spiels wurde es auch immer besser und perfekt ist halt eben keine Abwehr. Enttäuschend war unser Stürmerduo und in der Kurve war da schon ein wenig Resignation zu spüren, weil Schaaf nicht reagierte. Miese Stimmung kam auf, als Piazon für Kittel kam, aber als ausgerechnet Piazon das Tor machte, war jeder Kommentar vergessen.
    Alles in allem fand ich das Spiel super. Die erste Halbzeit war Schalke besser, aber in der zweiten Halbzeit hatten sie fast nichts mehr zu melden. Madlung und Russ haben ihre Aufgabe super gemacht und vor allem Madlung hatte ein tolles Stellungsspiel. Er war eine Bank. Alles in allem war der Sieg verdient und gegen Mainz wird sich zeigen, ob wir uns ein wenig stabilisieren können.
    Die Debatte um Zambrano sollte eingestampft werden. Wenn er ziehen will, dann soll es eben so sein. Schalke ist nicht irgendein Gegner, aber Russ und Madlung haben gemeinsam mit Trapp die Null gehalten. Darauf lässt sich aufbauen.

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  2. @Thomas

    also immer diese Personaldiskussionen nach EINEM Spiel!

    Wenn es nach deiner Einschätzung geht hätten wir auch mit Jouvhel Tsoumo weiterarbeiten müssen weil er ja gegen Bayern getroffen hat und Bayern nicht irgendwer ist.

    Es geht nicht darum, dass Russ und Madlung ihre Sache nicht gut gemacht haben sondern um die Zukunft.
    Madlung ist 32 Jahre alt Zambrano 25 Jahre.
    Zambrano hat mindestens genauso ein gutes Stellungsspiel, ist im Spielaufbau sicherlich besser und wird nicht so schnell überrannt wie Madlung.
    Wir können von Glück reden wenn die Diskussion noch 2 Monate weitergeht und er am Ende bleibt.
    Diese Diskussion nervt auch niemanden in der Mannschaft weil alle hoffen, dass Carlos bleibt.

    von daher soll sich der Bruno den Mund fusselig reden bis die Unterschrift endlich getrocknet ist.

    Zum Stürmerduo: Das habe ich anfangs auch so gesehen, bis man mal aus verschiedenen Einstellungen gesehen hat wie die Schalker stehen. Die haben teilweise zu 8 hinten dicht gemacht, Haris und Meier hatten durchgehend mindestens zwei Mann auf den Füßen stehen.
    Trotzdem müssen Sie jetzt mal langsam aus dem „Minitief“ rauskommen. Haris ist momentan extrem übermotiviert und da klappt dann das ein oder andere nicht mehr so einfach.

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  3. Ein rundum gelungener „Eintracht-Tag“ 🙂

    Danke für diese Super Megageile Choreo!!!

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  4. Was soll dieser ROTZ mit dieser Choreo überhaupt? Das braucht kein Mensch… 😉

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  5. @ 5

    kein Problem ! Es gibt Menschen denen das gewisse Feeling für Fußball und Fußballatmosphäre mit Niveau abgeht.

    ich bin einfach nur Stolz auf uns als Fans !

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  6. Huch schon wieder ein als Troll getarnter Oxxenbacher!! Streich den Adler aus Deinem Nickname wiesbadener dem bist Du nicht würdig.

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  7. Ich mag mich täuschen, aber ich lese in Post 5 eine große Ironie raus…..

    Wenns ernst gemeint sein sollte, dann war das in der Tat sehr daneben, glaube ich aber nicht.

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  8. Und noch dazu: Wunderbare Choreo, darüber spricht ganz Deutschland, das ist doch große Klasse und dafür meinen großen Beifall !!!!

    Ich gehörte und gehöre zu den großen Kritikern für die Vergehen der Ultras und der Fans, die den Verein schon sehr viel Geld kosteten – gestern zeigten sie,dass es auch ohne Vergehen geht; bitte weiter so !!!

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  9. vielen dank an die ultras, unfassbar, was die jungs da immer wieder auf die beine stellen, wenn ich dann noch die spendenaktion in betracht ziehe, zudem dieser unfassbare auswärtssupport wie jetzt zuletzt wieder in augsburg, für mich gehören die ultras frankfurt zu den topultraszenen in ganz europa, und die liste der verfehlungen ist ja in letzter zeit auch merklich zurück gegangen, das da auch ab und an mal was aus dem ruder läuft, da kann ich gut mitleben, wer seinen verein so extrem lebt, der schlägt halt auch mal über die stränge.Ich hab auf den letzten europapokalreisen einige von den ultras kennengelernt, ich kannte natürlich vorher auch schon einige, und die jungs sind durch die bank sympathische zeitgenossen.

    Jetzt noch ein kleiner ausblick auf die nächsten wochen:

    Kasper-SGE 1:1
    SGE- HSV 3:1
    Köln-SGE 0:2
    SGE-Paderborn 3:0
    VFB-SGE 1:3
    SGE-H96 2:0

    am 27 Spieltag stehen wir auf Platz 5

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  10. Das haste nun aber nett verharmlost……. da war in einigen Szenen damals nichts mit „ein wenig über die Stränge geschlagen“; das war grob fahrlässig und absolut vereins-schädigend!!

    Aber zuletzt kam nichts großartiges mehr vor, das muss man genau so hervor heben und einfach hoffen, dass es dabei bleibt.

    Wenn dann solche Dinge wie gestern raus kommen ist das nur gigantisch, so stellen wir uns das alle vor denke ich.

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  11. Hallo Leute,

    vielen Dank für diese Choreo!!!
    Einige meiner Kollegen haben mich darauf angesprochen (keine SGE-Fans) und mir ein Kompliment für diese Fans ausgesprochen. Kann ich nur weiter geben 😉

    Zum Spiel… endlich mal wieder zu Null, dank Kevin. Wieder einmal Weltklasse!!!

    Weiter so Jungs!

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