Die Eintracht wollte nach der Länderspielpause an ihrer Topform anknüpfen und ihre Siegesserie im Idealfall ausbauen. Gerade nach Länderspielpausen, in denen das Momentum auch mal verloren gehen kann, ist es besonders wichtig schnell wieder in den vorherigen Flow zu kommen und auch wenn gegen Werder Bremen nicht alles rund lief, konnten die Hessen am Ende souverän ihren fünften Sieg in Folge einfahren und grüßen nun als schöne Momentaufnahme vom zweiten Tabellenplatz. SGE-Trainer Dino Toppmöller wählte gegen in dieser Saison starke Bremer eine etwas defensivere Ausrichtung und sollte damit am Ende goldrichtig liegen, denn auch ein knappes 1:0 beschert drei Punkte. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:
Defensivere Ausrichtung sorgt für etwas weniger Offensivpower
Die Frankfurter waren vor den Bremern gewarnt, denn die Mannschaft von der Weser hatte in dieser Saison den Großteil ihrer Punkte in der Fremde geholt. Mit Trainer Ole Werner ist Werder zudem in dieser Saison deutlich stabiler und befindet sich wieder im Mittelfeld der Tabelle mit Anschluss an die europäischen Plätze. Toppmöller stellte sein Team auf einen unangenehmen Gegner ein und entschied sich für eine etwas defensivere Ausrichtung. Die Viererkette aus Arthur Theate, Robin Koch, Nmandi Collins und Nathaniel Brown sollte innerhalb des Spiels immer wieder auch zu einer Fünferkette werden, wenn sich Tuta von der Sechserposition zurück in die Kette fallen ließ. Der Brasilianer hatte an diesem Abend eine Doppelrolle und wechselte gekonnt immer wieder vom Mittelfeld in die Verteidigungslinie. Dies führte zwar dazu, dass die Hessen mit Ellyes Skhiri und Tuta auf der Sechserposition deutlich defensiver ausgerichtet waren als mit beispielsweise Hugo Larsson, führte aber gleichzeitig dazu, dass die Bremer ihre Offensivstärke nicht wirklich ausspielen konnten. Marvin Duksch, der sonst im Mittelpunkt des Bremer Spiels steht, war nahezu komplett abgemeldet und auch die Versuche über die Außenbahnen gefährlich zu werden, konnten die Adlerträger mit Brown und Collins immer wieder gut wegverteidigen. So entstand zwar ein ziemlich ausgeglichenes Spiel mit nahezu identischem Ballbesitz, aber es war doch schon deutlich zu spüren, dass die Hessen in ihren Aktionen oftmals gefährlicher wirkten, auch wenn es aufgrund der Ausrichtung nicht so ein Offensiv-Feuerwerk war wie zuletzt.
Marmoush und Ekitike treffen nicht, aber Götze springt ein
Überflieger Omar Marmoush konnte nach zuletzt überragenden Spielen nicht ganz an seine Form anknüpfen und wirkte erstmals etwas unglücklich. Trotzdem hatte man bei jedem seiner Ballkontakte immer das Gefühl, dass es sofort gefährlich werden könnte und ein Raunen ging durch das Waldstadion. Auch Hugo Ekitike bemühte sich, wurde aber oftmals von kompakt verteidigenden Bremern gestoppt. In so einem engen Spiel auf Augenhöhe sind es dann schlussendlich die Nuancen, die ein solches Spiel entscheiden und diese Nuance war der perfekte Angriff, der zur 1:0 Führung durch Mario Götze führte. Ein traumhafter öffnender Ball von Theate auf Brown und dann Ekitike im Strafraum, wie er den Ball perfekt für Götze auflegt, der dann eiskalt verwandelt. Viel besser kann man einen Angriff kaum spielen. In der Folge spielten die Hessen überraschend erwachsen. In der Defensive enorm sicher mit einem überragenden Theate, der die Bälle immer wieder unglaublich klug gewinnen konnte und diese dann auch nicht einfach nach vorne gedroschen, sondern immer tolle spielerische Lösungen gefunden hat. Auch Collins ist in der jetzigen Verfassung einfach nicht aus der ersten Elf wegzudenken. Diese Geschwindigkeit und Körperlichkeit, die er bereits in jungen Jahren in sein Spiel bringt und zudem auch eine gewisse Unbekümmertheit, die für einen so jungen und unerfahrenen Spieler schon tatsächlich besonders ist. Bezeichnend dafür eine Szene, in der er sich im Strafraum komplett verschätzt und dann doch hellwach bleibt und seinen Fehler unmittelbar wieder ausbügelt. Rasmus Kristensen, der nach seiner Verletzung sicherlich zurück ins Team drängt, wird es gegen Collins nicht leicht haben, aber genau dieser Konkurrenzkampf ist ja das, was die SGE in dieser Saison so stark macht. Wenn Marmoush und Ekitike mal nicht selbst treffen, schaffen sie Räume für ihre Mitspieler oder legen die Tore eben wie Ekitike auf Götze auf.
Die Eintracht ist weiter im Flow
Der Sieg gegen Bremen, so glanzlos er auch gewesen sein mag, lässt die Hessen weiter im Flow bleiben. Mit fünf Siegen in Folge im Rücken können die Frankfurter selbstbewusst in die kommenden Aufgaben gehen. Mit den bevorstehenden Englischen Wochen wird Toppmöller zudem die Chance haben, seinen Kader in seiner ganzen Breite auszunutzen und so das Wir-Gefühl weiter zu stärken. Wenn die Eintracht es schafft ruhig und konzentriert zu bleiben und weiterhin in jedem Spiel an ihre Grenze geht, hat sie in dieser Saison unglaublich große Chancen besondere Erfolge zu erzielen. Mit dem zweiten Tabellenplatz in der Liga, der guten Ausgangssituation in der Europa-League und dem Weiterkommen im DFB-Pokal tanzen die Adlerträger noch erfolgreich auf allen drei Hochzeiten. Besondere Erfolge erfordern auch immer einen besonderen Spirit in einem Team, denn der Fußball hat in der Vergangenheit gelehrt, dass vor allem die Mannschaften Titel gewinnen oder Erfolge feiern, die neben einer guten Qualität vor allem auch ein beeindruckendes Kollektiv aufweisen können. Wenn man die SGE in dieser Saison beobachtet, sei es im Training, mit witzigen Kommentaren bei den Mitspielern auf Social-Media, auf dem Platz oder nach dem Spiel wird ganz deutlich: In dieser Mannschaft stimmt es. Das Team hat großen Spaß miteinander und einen extrem besonderen Spirit, der dann eben die Grundlage für den Erfolg bildet. Wenn sich die Hessen dies beibehalten und auch bei Schwächephasen weiter an sich glauben, ist in dieser Konstellation noch vieles möglich.
4 Kommentare
Honourable Mention übrigens auch an Ellyes Skhiri, der sich langsam macht und meistens unspektakulär viel Arbeit für das Team verrichtet.
Top Analyse! Auf dem Papier und vielleicht auch für den Zuschauer nicht das spektakulärste Spiel, aber die Gegner stellen sich besser auf uns ein und wir haben extrem viele Spiele bis Jahresende vor uns. Da wird nicht immer Vollgas-Fußball zu sehen sein und genau das ist der große Fortschritt, dass wir auch 1:0 können und die Abwehr stabil steht! Top!
Vor gar nicht allzu langer Zeit waren wir prädestiniert dafür in diesem Spiel Punkte liegen zu lassen.
Der Spieltag läuft vollständig zu unseren Gunsten, wir müssen “lediglich” unsere Hausaufgaben machen und nachlegen.
Auch dieses Spiel hat bei mir dazu beigetragen, dass ich dabei bin diesen Glaubenssatz langsam abzulegen.
Ich feiere unsere kontinuierliche Entwicklung sehr.
Das mit Skhiri würde ich so unterschreiben. Super, dass Dino ihn nicht "aufgegeben" und ihm immer wieder eine Chance gegeben hat, aus dem Tief rauszukommen. Das hat er bei einigen anderen Spielern auch vorbildlich gelöst (der nächste Kandidat hier ist Chaiibi).
Ansonsten eine tolle Analyse. Ich fand den Sieg aber nicht "glanzlos", sondern durchaus hart umkämpft. So eine Partie kann auch 0:0, wenn nicht sogar 0:1 ausgehen. Vielleicht war es ein Vorteil, dass die Bremer Abwehr sehr fixiert auf unser gefürchtetes Sturmduo war, die diese widerum zum Vorteil von Götze "gebunden" haben? Taktisch ein Meisterwerk, im eigenen Stadion als Favorit eher defensiv aufzutreten...? Dieses "hinten zu null Spiel" ist die nächste Stufe der Entwicklung. Dass wir es vorne können, haben wir hinreichend unter Beweis gestellt - die Moral freut sich, "dass es auch hinten klappt". Das ist der Charakter einer Spitzenmannschaft!
P.S.: Ob "Momentaufnahme" oder nicht (ich lese dieses Wort ständig, und so richtig es sein mag, ich mag es nicht).. "(un)leider geil" :) - wenn das weiter so geht, können wir in Leipzig auch was reißen. Das Spiel ist "fast einfacher", da in der "gewohnten" Umschalt-/Kontersituation in der Fremde, aber hier kann man anderer Meinung sein. Ich sehe es inzwischen gelassen..
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