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Fassungslosigkeit bei der Eintracht nach dem späten Ausgleichstreffer. Die Hessen belohnen sich nach starker Leistung erneut nicht mit einem Sieg. (Bild: imago images / Schüler)

Der richtige Weg

Die Eintracht nutzt gegen Borussia Mönchengladbach die Chance zur Wiedergutmachung und auch SGE-Trainer Adi Hütter schien die richtigen Lehren aus der Niederlage gegen den VfL Wolfsburg gezogen zu haben. Dass die Hessen am Ende doch noch mit einem Last-Minute-Remis dastehen ist in diesem Fall wirklich niemanden wirklich vorzuwerfen. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Offensive Aufstellung als Erfolgsrezept

Nach einigen Anlaufschwierigkeiten in den ersten Minuten fand die Eintracht gegen Gladbach schnell ins Spiel. Adi Hütter entschied sich diesmal konträr zu seiner Herangehensweise in den letzten Wochen endlich für seine technisch stärkste Mannschaft. Mit Makoto Hasebe kehrte spielerische Struktur zurück in die Dreierkette neben David Abraham und Martin Hinteregger. Hasebe brachte mit einer Passquote von 81 Prozent auch endlich die Passsicherheit zurück. Das Mittelfeld bildeten Sebastian Rode und Djibril Sow. Der Schweizer scheint ohnehin allmählich angekommen im Team und bringt mit seiner besser werdenden Passquote (82 Prozent) endlich auch die nötige Sicherheit ins Spiel. In der Offensive durfte Amin Younes auf der Zehn starten und Aymen Barkok fungierte als hängende Spitze hinter André Silva und wich dabei immer wieder auf den rechten Flügel aus, um den offensiven Gegenpart zu Filip Kostic auf der linken Seite zu bilden. Außer Daichi Kamada, der sicherlich auch zu den technisch versiertesten Spieler im Kader der Frankfurter gehört, standen somit alle spielerisch starken Spieler auf dem Feld.

Diese Marschroute sollte sich auch auszahlen, denn die Hessen konnten immer wieder offensiven Druck aufbauen und beschäftigten so auch endlich mal den Gegner. Hinzu kam, dass man aufgrund der technisch starken Spieler deutlich weniger Fehlpässe spielte und dieses Mal im Vergleich zum Wolfsburg-Spiel auch weniger als der Gegner (115:121). In den letzten Spielen zog man sich aufgrund der defensiven Ausrichtung immer sehr weit zurück und ließ den Gegner kommen. Nicht selten war fast die gesamte gegnerische Mannschaft bis in die Hälfte der SGE aufgerückt. Gladbach konnte es sich an diesem Abend allerdings nicht erlauben und musste die immer wieder gefährlichen Ballgewinne der zweiten Bälle absichern. Auch wenn die sonst so defensivstarken Spieler nicht aufgeboten wurden, konnte man die gefährlichen Gladbacher so besser verteidigen, weil man den Gegner endlich auch einmal vor Aufgaben stellte und das Spiel offen gestaltete. Insgesamt gewann man 54 Prozent der Zweikämpfe und konnte sich hier deutlich verbessern. Nach unglücklichem Rückstand durch einen Freistoßtreffer von Lars Stindl, kamen die Adlerträger schnell zurück in die Partie. Erst verwandelte Silva einen Elfmeter zum Ausgleich, um dann wenig später nach herausragender Vorarbeit von Barkok das Spiel komplett zu drehen. Danach folgte ein Zauber-Tor von Barkok selbst, der in alter Jay-Jay Okocha Manier zum Dribbelparcour im gegnerischen Strafraum ansetzte und sogar auf 3:1 erhöhte. Barkok lieferte mit 1 Tor, 1 Torvorlage, 3 Torschüssen und 2 Vorlagen eine insgesamt bärenstarke Partie ab.

Den Mut beibehalten

Die Mannschaft zeigte in dieser Phase welch spielerisches Potential sie besitzt. Younes hielt immer wieder die Bälle, forderte sie auch und konnte so immer gleich mehrere Gegenspieler binden und Freiräume für die Mitspieler schaffen. Den Gladbachern merkte man die Belastungen der letzten Wochen deutlich an (die Laufleistung von rund 112 Kilometern ist Gladbacher Negativrekord in dieser Saison) und eigentlich hatten die Hessen die Partie fest im Griff. Es schien alles auf den erhofften Befreiungsschlag hinauszulaufen bis ausgerechnet der stark aufspielende Barkok im eigenen Strafraum einen unnötigen Elfmeter verursachte. Der Anschlusstreffer durch Stindl gab Borussia Mönchengladbach noch einmal Auftrieb und es kam letztendlich wie es kommen musste, wenn einer Mannschaft auch seit vielen Wochen das nötige Spielglück fehlt. Stindl traf fast mit Ablauf der Nachspielzeit doch noch zum Ausgleich.

Ein entscheidender Knackpunkt war in jedem Fall die Gelb-Rote Karte für David Abraham. Die Überzahlsituation gab den eigentlich schon besiegten Gladbachern noch einmal Mut und die Frankfurter verloren ihre Sicherheit. Adi Hütter wechselte mit Kamada und Danny da Costa kurz vor Schluss zwei Unsicherheitsfaktoren ein. Gerade der nicht wirklich zweikampfstarke Kamada war für diese enge Spielsituation nicht wirklich die beste Wahl, auch wenn der Gedanke dahinter durchaus verständlich war. Adi Hütter wollte mit dem Japaner noch einmal jemanden bringen, der die Bälle vorne halten und festmachen kann. Wenn man bei diesem Spiel Hütter überhaupt einen Vorwurf machen kann, dann sicherlich nur diesen. Die Wechsel schienen in der Nachbetrachtung nicht die richtige Wahl gewesen zu sein.

Trotzdem: Adi Hütter hat seine Strategie endlich geändert, hat endlich den Mut zu einer offensiveren Aufstellung bewiesen und auch gegen einen starken Gegner auf Sieg gesetzt. Mit diesem Mut hätte man das Spiel in Wolfsburg vielleicht überhaupt nicht verlieren müssen. Auch wenn das Unentschieden aufgrund der unglücklichen Umstände sich am Ende wie eine Niederlage anfühlt, hat der Mut in jedem Fall gesiegt. Hütter sollte bei genau dieser Herangehensweise bleiben und weiterhin auf seine spielerisch stärkste Mannschaft setzen, die mit ihrer Offensivkraft die Gegner beschäftigen kann. Toll herausgespielte Tore, schöne Bälle in die Tiefe und die nötige Aggressivität im Zweikampf, um endlich in Pressing-Situationen wieder zweite Bälle gewinnen zu können. Die Mannschaft hat in dieser Partie ihr Potential gezeigt und sollte dafür belohnt werden. Gegen Augsburg sollte Hütter daher dieser Linie treu bleiben und vielleicht gelingt es dann tatsächlich schon am Wochenende den erhofften Befreiungsschlag endlich landen zu können.

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17 Kommentare

Fallback Avatar 1. euroadler 17. Dezember 20, 12:22 Uhr

Hütter braucht auf jeden Fall noch ein Plan wie er dann positionsgetreu wechselt wenn es einigermaßen nach Plan läuft. Barkok und Younes werden bestimmt nicht immer 90 Minuten durchspielen. Dabei wäre es auch interessant zu wissen, ob Kamada jetzt erstmal außen vor ist oder ob die Aufstellung gegen Gladbach doch eher nur eine Eintagsfliege war? Allgemein sollte Adi mal versuchen nach Führungen nicht gleich Beton anzurühren, sondern unser Spiel bis zum Ende weiter fortzuführen und nur positionsgetreu zu wechseln. Das mit dem Beton anrühren klappt auf jeden fall nicht und die Umstellungen bringen auch irgendwie Unruhe und Unsicherheit in die Mannschaft.
Ansonst wären wir dann endlich hoffentlich auf dem richtigen Weg- wenn es so fortgeführt wird.

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Fallback Avatar 2. dieter 17. Dezember 20, 12:48 Uhr

Super Einschätzungen , Laura !
Genau Deine Schlussfolgerungen habe ich bereits vor dem Gladbachspiel gefordert.
Insgesamt über die Saison stehe ich weiterhin AH kritisch gegenüber, auch wenn es die Bild ist, sie hat heute sehr gut zusammengefasst, wieviel Punkte (11) wir viel zu leichtfertig verschenkt haben und wo wir eigentlich stehen könnten. Selbst mit nur 5-6 Punkten mehr wäre die Eintracht Welt bereits rosig. Ist sie aber nicht und in vielen Spielen begann oder endete die Fehlerkette beim Trainer.
Lassen wir das heute weg, so besteht wirklich die reale Hoffnung und Möglichkeit mit dem System, der Herangehensweise und den technisch besten Spielern die Wende zu schaffen. Ich hoffe inständig, daß das auch AH nun erkannt hat.
Deshalb ist für mich Gladbach jetzt auch abgehakt, egal wieviel wir darüber noch diskutieren, das ändert nichts mehr. Der Blick gehört voraus auf die Puppenkiste, dummerweise stehen sie in der Tabelle jetzt vor uns. Gleich ist Pressekonferenz, AH, bleib mutig, vorsichtig können wir nicht.
Forza SGE !

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Fallback Avatar 3. SGE-Schröti 17. Dezember 20, 12:51 Uhr

Das dramatische Bundesligaduell zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach könnte ein Nachspiel vor dem DFB-Sportgericht haben.

Lesen Sie hier die vollständige Meldung: https://www.kicker.de/792561/artikel/kramer-gegen-rode-tv-bilder-rufen-den-dfb-auf-den-plan

Geschmacklos der Typ.
Forza SGE

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Fallback Avatar 4. sge2785 17. Dezember 20, 13:25 Uhr

Trapp
Hinti (Tuta), Hasebe, Ndicka (Hinti)
Barkok, Sow, Rode, Kostic
Younes, Kamada
Silva

So haben wir über beide Flügel Offensivpower gegen einen defensiv spielenden Gegner.

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Fallback Avatar 5. sge_chris1980 17. Dezember 20, 13:31 Uhr

@ Laura: Gute Zusammenfassung.
@ 1: volle Zustimmung.
@ 2: AH bleibt eine Wundertüte und unberechenbar in seiner Aufstellung. Mich wundert da nichts mehr und vor allem nicht gegen Augsburg.
@3: Ob Kramer jetzt ne Strafe bekommt oder nicht, ist jetzt völlig egal. Grundsätzlich kann man überlegen - gerade wegen der Vorbildfunktion gegenüber Kindern und Jugendlichen - jede Art von Spuken oder Ausrotzen beispielsweise mit gelb zu sanktionieren. Das muss sowieso nicht in der Öffentlichkeit sein.

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Fallback Avatar 6. BenGore 17. Dezember 20, 13:44 Uhr

Ich sehe es nicht so, dass Hütter "Unsicherheitsfaktoren" eingewechselt hat, sondern, dass er einfach das falsche Personal eingewechselt hat. Jeder weiß, dass Kamada nicht der schnellste und vor allem nicht der zweikampfstärkste ist. Auch ist bekannt dass Ilsanker nicht die beste Wahl ist gegen schnelle spielstarke Gegner.

Hätte Kamada nach Stindels taktischem Foul einfach den Angriff abgebrochen, wäre alles gut gewesen. 30 Sekunden vor Ende einen Freistoß im Mittelkreis... Vorwerfen will ich es ihm aber auch nicht, dass er versucht hat weiter zu spielen. Der Schiedsrichter hätte erkennen müsen, dass der Vorteil weg war, nachdem Kohr durch das Foul aus dem Spiel genommen wurde.

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Fallback Avatar 7. transzendierer 17. Dezember 20, 13:44 Uhr

Ich kann der Analyse von Laura und den Vorrednern nur zustimmen. Warum Hütter im Forum brutal für das 3-3 (gegen einen Achtelfinalisten der CL, den man bis kurz vor Schluss völlig im Griff hatte) verantwortlich gemacht wurde, leuchtete mir nicht ein. Die Aufstellung war gut, alles war gut, aber dann bekam Abraham (überflüssig) die gelbe Karte, Barkok stellt sich blöd an, wir haben Pech beim Foul von Stindl an Kohr usw. Da kam eins zum anderen.

Spielerisch war das um Längen besser als zuvor, ich freue mich auf Augsburg. Mein Eindruck ist, dass ein Quäntchen Stabilität und etwas mehr Spielglück fehlt, dann gelingen auch Siege. Es bleibt auch festzuhalten, dass die Eintracht außer gegen die Bayern in keinem Spiel bisher krass unterlegen oder schlechter war.

Da war ich im Dezember 2019 deutlich frustrierter...

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Fallback Avatar 8. BenGore 17. Dezember 20, 13:47 Uhr

Zu Kramer:
Da wird natürlich nichts vom DfB bei rauskommen. Er ist recht weit weg von Rode in der Situation, aber spuckt mit verächtlichem Gesichtsausdruck klar in dessen Richtung. Das ist grob unsportlich und in Corona Zeiten dumm.

Doppelt absurd, dass gerade Kramer nach dem Spiel das Maul am weitesten aufreisst wegen der schlimmen Ungerechtigkeit, dass der Ball vor dem 2:1 (noch) nicht lag. Aber selbst unsportlich hoch zehn.

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Fallback Avatar 9. hochlandadler 17. Dezember 20, 14:16 Uhr

Da merkt man, dass die Kopfnuss vom Finale 2014 noch nicht ganz verheilt ist :-)

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 25 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 10. SGE74 17. Dezember 20, 14:31 Uhr

Eine vortreffliche Analyse!

Insgesamt finde ich es gut wenn wir mutiger agieren und "Fußball spielen" , so wollen wir unsere Eintracht sehen!
Leider verlieren wir durch mangelnde Konzentration zu viele Punkte. Das muss sich klar verbessern und angesprochen werden. Ich hoffe das wir aus diesen Unzulänglichkeiten lernen. Die Gladbacher jammern wegen den nicht ruhenden Ball vor dem 2:1, sie haben einfach gepennt, verstehe auch nicht das das so thematisiert wurde. Das passiert doch hunderte Male in jeder Liga. Von unsere Seite war es endlich mal clever gemacht.

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Fallback Avatar 11. sge2785 17. Dezember 20, 14:37 Uhr
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Avatar 12. SGE-SCOPE 17. Dezember 20, 16:19 Uhr
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Fallback Avatar 13. marcel1984 17. Dezember 20, 16:54 Uhr

Funkel raus!

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 250 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 14. Dr. Hammer 17. Dezember 20, 17:29 Uhr

Hätte Haller das mal damals gegen Chelsea gemacht.
Aber wir lieben ihn halt heute noch.

Und Scope, der einzige, der das schaffen könnte wäre Jörg Berger. Geht halt nicht mehr (sniff). Nichts gegen FF aber das ist selbst für Friedhelm so viel.

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Fallback Avatar 15. Joe der Adler 17. Dezember 20, 18:05 Uhr

Gute Analyse, der ich zustimmen kann. Das einzige was mich nervt, weil die Schiedsrichterleistung. Heute bei One Football im Netz haben die beiden Jungs, die Fouls mal aufgezählt.

Das Foul an Rode (am Kragen packen und dann umwerfen,) hätte bei Abraham rot gegeben. Das Foul von Stingl im Mittelkreis war ein Nachtreten. Da es in dieser Situation auch keinen Vorteil geben konnte (ohne dass faul laufen wir mit zwei zu eins gegen das gegnerische Tor) muss der Schiedsrichter es ab pfeifen. Ich habe auch bei Abraham keine zwei gelb würdigen Fouls gesehen. Daher bin ich da etwas genervt. Natürlich dürfen wir uns die beiden Tore am Schluss nicht einfangen. Ist aber leider passiert. Diese Leistung gegen Augsburg, und wir gewinnen das Ding.

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Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 25 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 16. SGE74 17. Dezember 20, 18:09 Uhr

@11. sge2785

Er kann es halt, wie damals bei uns gegen Stuttgart kurz vor Schluss wenn ich mich recht erinnere! Danke für den link :-)

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Fallback Avatar 17. Liederbacher Adler 18. Dezember 20, 16:05 Uhr

Und gegen Bremen :-)

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