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17.10.2015, Fussball, 1. BL, Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Der jährliche Kampf gegen die Herbstdepression

Es ist ja nichts Neues, den Eintracht-Fans kommt das Gefühl bekannt worden: Der Herbst ist da, und die SGE rauscht in die Depression. Neun Punkte nach neuen Spielen, zuletzt fünf sieglose Begegnungen in Folge und offenkundige Verunsicherung in allen Mannschaftsteilen: Die Eintracht übt sich in etwas, was sie am besten kann: Die Erwartungen ihrer Anhängerschaft zu enttäuschen und einen möglichen Angriff auf die vordere Plätze zu verpassen.

Es verwundert deshalb nicht, dass auf Seiten der mitfiebernden Fans die üblichen Reflexe zu beobachten sind: Der Mannschaft wird Einstellung und Leistungsbereitschaft abgesprochen, die Einkaufspolitik wird grundsätzlich infrage gestellt und der Trainer – in solchen Situationen gerne der Alleinschuldige für eine schwierige sportliche Situation – soll besser heute als morgen entlassen werden.

Die deutlich spürbaren Defizite im Auftreten der SGE mögen an dieser Stelle gar nicht relativiert werden: Die Mannschaft lässt in der Abwehr und im Mittelfeld deutliche Probleme mit der Geschwindigkeit erkennen, das Aufbauspiel hat mit dem von Trainer Veh so geschätzten dominanten Kurzpassspiel gar nichts zu tun, von den Flügeln kommt kaum etwas und die Raute als Spielsystem steht seit Samstag wohl endgültig zur Disposition. Ferner muss sich auch Sportdirektor Bruno Hübner fragen lassen, ob es klug war, die Position auf der linken Außenbahn mit einem jungen Spieler zu besetzen, der wohl bis auf Weiteres noch nicht einmal für einen Platz auf der Bank infrage kommt.

Das ist alles richtig. Es soll aber daran erinnert werden, dass die Mannschaft nur in den letzten zweieinhalb Spielen richtig enttäuscht hat. Die Auswärtsauftritte in Wolfsburg, Stuttgart, Schalke und Hamburg waren ordentlich bis gut. Zuhause tut sich das Team allerdings in dieser Saison mit Ausnahme des Köln-Spiels schwer. Zugegeben: Der Leistungsabfall ist besorgniserregend und die Formschwäche einzelner Spieler eklatant. So richtig ärgerlich war aber vor allem die Leistung in Ingolstadt, als die Mannschaft in erster Linie aufgrund eigener Hybris und Lethargie unterlag. Gegen Mönchengladbach scheiterten die Jungs von Armin Veh vor allem an einem übermächtigen Gegner und den selbst auferlegten Fesseln des Spielsystems.

Aber lasst uns einmal kurz zurückblicken: Vor drei Wochen wurden Lukas Hradecky, Stefan Reinartz, Luc Castaignos und David Abraham noch als tolle Einkäufe bezeichnet, die Raute galt als das passende Spielsystem, um die Offensivkraft der Hessen zur Geltung zu bringen, und im Sturm war die Rede von einem „Luxusproblem“. Die Enttäuschung über die jüngsten Spiele sollten uns nicht die Maßstäbe abhanden kommen lassen. Die Mannschaft hat Potenzial und ist stark genug, um mit dem Abstiegskampf nichts zu tun haben zu müssen.

Der Trainer hat nach dem Debakel am Samstag Einsicht gezeigt und einen Systemwechsel angekündigt. Das zeugt von Selbstkritik und Anpassungsfähigkeit. Wer in der gegenwärtigen Situation einen Trainerwechsel fordert, beweist ein kurzes Gedächtnis: Vor ziemlich genau einem Jahr befand sich die Eintracht ebenfalls in der Herbstdepression, kaum etwas wollte gelingen, das Spielsystem und der Coach wurden infrage gestellt. Die Auftritte – vor allem in der Ferne – waren für die mitgereisten Fans eine Zumutung und die taktischen Vorgaben von Ex-Trainer Schaaf riefen helle Empörung bei der Anhängerschaft und Medien hervor.

Es drängt sich deshalb die Frage auf, ob die periodisch wiederkehrenden Krisenphänomene nicht vielmehr mit dem grundsätzlichen Charakter der Mannschaft in Verbindung stehen. Sobald das Team in der Lage ist, den nächsten Schritt zu gehen, lässt sie Biss und Durchsetzungsvermögen vermissen. Mit dem Fallen der Blätter überfällt die Eintracht ein schwer zu therapierendes Gemisch aus Selbstzufriedenheit, Überschätzung und Phlegma.

In den letzten Jahren ist es den Adlern immer wieder gelungen, sich aus eigener Kraft und mit dem gebotenen Druck von außen aus diesem Teufelskreis zu befreien. Das wird sie auch dieses Mal wieder schaffen. Es gibt keine Veranlassung dafür, zu glauben, dass den handelnden Personen oder den Spielern der Ernst der Lage nicht bewusst wäre. Denn in der Vergangenheit war eines bei der Eintracht ebenso so sicher wie die Herbstdepression: das Wintererwachen, die rechtzeitige Trotzreaktion vor der Winterpause!

13 Kommentare

Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 5 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 1. Pot 19. Oktober 15, 13:38 Uhr

Depressiv bin ich nicht :-). Ich denke der Artikel formuliert es gut, dass Biss und Durchsetzungswille fehlen, wenn's drauf ankommt. Das liegt dann also nicht an der fussballerischen Qualität der Spieler, sondern ist eine Herausfirderung an die Trainer und Führungsspieler. Die schätzen immer alles richtig ein, aber schaffen es nicht, dass zu ändern. Die Führungsspieler unď Trainer brauchen dann in dieser enormen Drucksituation wahrscheinlich intensive sportpsychologische Unterstützung. Aber ich kann das nur spekulieren, ich hin nicht der Experte. Armin Veh, Alex Meier, Marco Russ, Bruno Hübner & Co sollten aber offen auch für diesen Weg sein. Sich damit abzufinden, dass wir halt für nicht besser als Mitte bis untere Tabellenhälfte in der Lage sind und "zu träumen" dass mehr geht, kann ja nicht auf Dauer akzeptabel sein.

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Fallback Avatar Der User hat SGE4EVER.de mit mind. 5 € finanziell unterstützt, als es um den großen Relaunch 2024 ging. 2. Pot 19. Oktober 15, 13:43 Uhr

Ergänzung. .. natürlich stmme ich unabhängig davon den vielen guten und oft auch unterschiedlichen Kommentaren und Analysen von z.B Christopher, Grantler, Olga oder Koppweh zu, dass auch fussballerisch es noch wichtige und oft auch einfache Dinge zu verbessern gilt.

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Fallback Avatar 3. danielduesentrieb 19. Oktober 15, 14:02 Uhr

Hallo mal wieder,

ich habe mich hier lange nicht mehr gemeldet und das liegt hauptsächlich an den Kommentaren die hier die selbsternannten Experten im Forum so bringen.
Dieser Artikel hier zeigt aber genau das was ich meine. Noch vor kurzer Zeit war BH der Einkaufskönig und wurde von allen Seiten gelobt. Jetzt hat er wieder alles falsch gemacht.
Genau diejenigen die ihn gelobt haben kritisieren ihn nun auf das Heftigste.
Die meisten haben vergessen oder es nie gewusst und sich auch nicht informieren wollen wo denn die Eintracht herkam.
Wir haben absolut über unsere Verhältnisse gelebt und waren am Ende fast bankrott und HB hat uns aus dem Schlamassel geholt. Das waren wirkliche Depressionen.
Auch der wird immer als derjenige bezeichnet der alles kaputt spart.
Das Gegenteil ist der Fall. Er hat uns gesund gespart.
Heute kritisierte Verträge mit Vermarktern waren die einzige Chance.
Diese Vermarkter haben mehr Potential in der Eintracht gesehen als so mancher der sich hier Fan nennt. Die hätten sonst kein Geld investiert und die Eintracht gerettet.
Im Artikel wird das „kurze Gedächtnis“ vieler angesprochen. Das scheint tatsächlich bei einigen sehr kurz zu sein. Das reicht nicht einmal von einem Post von vor drei oder vier Wochen bis zum nächsten.
Wie kann man dann erwarten, dass es gar über ein Jahr zurück gehen könnte.
Eigentlich müsste ich hier jetzt zu jedem Artikel den ich heute gelesen habe was schreiben.
Das geht mir aber zu sehr auf den Senkel und daher lasse ich es jetzt gut sein.
Wenn ihr wirklich Fans sein wollt, dann hört auf alles mies zu machen. Wir können von Europa träumen, wer will das verbieten, die Tabelle dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren und wenn ich nach unten schaue, dann muss ich auch automatisch nach oben schauen denn da will ich ja hin.

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Fallback Avatar 4. Janilton 19. Oktober 15, 14:26 Uhr

@ 3
So sieht es aus!
Und was mich so dermaßen nervt ist das manche meinen die Weißheit mit Löffeln gefressen zu haben!

Jetzt wo es nicht läuft kommen wieder alle aus den Löchern gekrochen und schwingen Ihre
Parolen wie "ich hab es ja schon immer gesagt" "Die Fehler liegen auf der Hand" bla bla bla

Plötzlich muss AM weg , Veh ist scheiße, Hübner sowieso der Blindgänger, HB spart uns kaputt,
Reinartz und Luc totale Fehlgriffe, das beste finde ich ja das hier welche meckern das Inui weg ist!
Da fall ich ja vor lachen vom Stuhl, die letzten 2 Jahre wurde er verteufelt und jetzt sowas!
Aber das spiegelt eigentlich die schizophrenie einiger perfekt wieder!

Mich kotzt es auch an zu verlieren und ich hab auch bock drauf wenn andere über meine Eintracht herziehen trotz allem kann ich nicht alles nur schwarz und weiß sehen!

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Fallback Avatar 5. Grantler 19. Oktober 15, 15:00 Uhr

@3. und 4.:
Nicht alle hier drehen ihr Fähnchen nach dem Wind, oder halten sich für Experten nur weil sie ihre Meinung in einem Fan-Forum kund tun.

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Fallback Avatar 6. Urlauber 19. Oktober 15, 15:23 Uhr

Und viele haben schon von Anfang an kundgetan, das eine Wiederbeschäftigung von Armin Veh eigentlich ein " No Go" war! ( Auch die Art und Weise wie das zustande gekommen war)

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Fallback Avatar 7. Janilton 19. Oktober 15, 15:35 Uhr

@Grantler
Das habe ich auch nicht auf alle bezogen!
Es ist halt auffällig das wenn es gut läuft hier kaum was los ist wiederum kommt man momentan
kaum hinterher die Kommentare hier zu lesen!
Und dann ist es großteils einfach nur schwarzmalerei und anfeindungen gegen Trainer, Spieler und Verantwortliche!

Ich meine nicht die, die von Anfang an Ihre Meinung kundgetan haben und auch dazu stehen!

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Fallback Avatar 8. indiesalat 19. Oktober 15, 15:40 Uhr

Phlegma uns Selbstzufriedenheit gibt es schon seit jeher bei der Eintracht. Das ist eien Krankheit des Vereins.

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Fallback Avatar 9. danielduesentrieb 19. Oktober 15, 17:19 Uhr

@Grantler
Auch ich habe das nicht auf alle bezogen. Schon gar nicht geht es darum, dass alle Ihr Fähnchen nach dem Wind drehen.
Ich denke aber auch, dass auch Dir auffällt wie sehr sich die Kommentare ändern wenn es gut läuft zu im Vergleich zu denen wenn es schlecht läuft.
Das betrifft auch und gerade die Fähnchen die es zweifelsohne hier gibt. Mal zu sagen „OK habe mich getäuscht und die Verpflichtung von XXX war doch eine gute.“ Das ist eher selten.
Dann auch bei dieser Aussage bleiben ist noch seltner.
Im Gegensatz zu manchem hier bin ich mir sicher, dass wir nicht nur „unwissende“ im Verein haben die die Geschicke lenken.
Was haben die Kritiker nach den ersten Spielen und den Siegen gegen Stuttgart und Köln gedacht bzw. geschrieben?
Das nicht immer alles gleich gut geht oder jeder überall passt sieht man jeden Tag in der Liga. DA schafft es zur Zeit mit den Spielern die eben bei anderen Vereinen nicht gepasst haben.
Schade dass ich keine Zeit habe mal einige Kommentare über einen längeren Zeitraum zu archivieren und zu vergleichen.
Das wäre bestimmt interessant.
@indiesalat
Ich glaube nicht, dass Selbstzufriedenheit ein spezielles Problem bei der Eintracht ist. Ich denke auch, dass die Zeiten mit „By By Bayern“ vorbei sind, nicht weil es an den Bayern kein vorbei gibt sondern weil die Eintracht begriffen hat, dass sie dieses „Großkotz gehabe" nicht kann und es ihr nicht steht.
Unser Verein hat sich weiterentwickelt und das sehr gut. Das ist meine persönliche Meinung.
Ich erinnere mich an eine Aussage von SR. Der hat zu Beginn gesagt wie verwundert er über das Medien Umfeld in FFM ist. In LEV hat sich für Bayer in der Zeitung kaum einer interessiert. Wenn da was stand dann eher über den 1.FC.
Hier bei uns ist das anders. Bei TS war das dann eher wieder so, dass er zu wenig medienfreundlich war. Wir hier bräuchten eigentlich zwei Trainer. Einen für das Entertainment und einen für die Trainingsarbeit.

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@3. und 4.: Das sehe ich ähnlich, es ist schon erstaunlich wieviele ihre Meinung komplett um 180 Grad ändern können, und zwar innerhalb kurzen Zeitraums (Musterbeispiel Inui). Was wir, speziell in den letzten 2 Spielen gesehen haben, ist leider weder schön noch beruhigend, aber als Fan der seit vielen vielen Jahren zu unserer Eintracht steht, möchte ich nur sagen: In guten wie in schlechten Zeiten!
Wir sind entgegen der Meinung vieler hier noch lange nicht abgestiegen und jetzt bleibt einfach abzuwarten wie Trainer und Mannschaft mit dieser deftigen Pleite umgehen und wir positives in Hannover sehen.

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Fallback Avatar 11. euroadler 19. Oktober 15, 18:33 Uhr

Wer hat denn konkret seine Meinung um 180 Grad geändert? Nennt doch mal Namen oder sind das nur hohle Phrasen? Ich jedenfalls nicht-für mich war Veh von Anfang an , der falsche Trainer, weil ich die letzte Saison mit ihm gesehen habe und seine Zeit danach in Stuttgart. Da war überhaupt kein Leben mehr in der Mannschaft, genauso wenig wie es jetzt ist. Unseren Kader halte ich immer noch für gut (bis auf links offensiv-was man da fabriziert hat -ist erbärmlich). Ein Meier der 19 Buden schießt ist nicht einfach schlecht, genauso wenig wie ein Sefo oder Hasebe. Am Kader liegt es nicht, es liegt an dem Zustand der Mannschaft und dafür ist meiner Meinung nach der Trainer mitverantwortlich.

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Fallback Avatar 12. dieter 19. Oktober 15, 20:29 Uhr

als langjähriges Eintracht - Mitglied und Dauerkartennutzer ( auch in der 2 Liga ! ) braucht mir keiner was über Vereinstreue und Leidenschaft für den Verein erzählen.
Ich bin auch weit weg davon HB , BH u.a. zu kritisieren, für mich machen sie einen guten Job. Ich bin aber bei Allen, die mit der Arbeit von Armin Veh überhaupt nicht zufrieden sind. Warum sollten wir das auch sein ?
Er hat offensichtlich in der Vorbereitung erneut die Kondition vernachlässigt. Viel schlimmer ist aber die fatale Fehleinschätzung des Leistungsvermögens der Spieler und der Mannschaft, mit einem falschen System überfordert, nur weil AV der Meinung ist : "wir wollen schönen Angriffsfußball spielen". Dann geht es in die Hose - Reaktionen : reden, Veränderungen : Keine.
Seht ihr Bundesliga ! ? Dirk Schuster hat EINE ! Niederlage gegen Mainz gebraucht, um laut und deutlich seine Spieler auf den Boden der fußballerischen Tatsachen zurück zu holen.
Genau das fehlt mir bei AV und das fehlte mir auch schon in seiner letzten Saison bei uns.
Mein Vertrauen hat AV verspielt !

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Fallback Avatar 13. koppweh 19. Oktober 15, 21:09 Uhr

Nach dem verschossenen Elfmeter von Darmstadt gegen Mainz in der letzten Minute hab ich gedacht dass das den Darmstädter
das Genick bricht....und sie jetzt einbrechen
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Aber den Nackenschlag haben die Darmstädter sehr gut hingenommen...
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Das ist sehr außergewöhnlich. Die sind nicht klein zu kriegen.....Die werden so lange weitermarschieren bis sie die 40 Punkte haben.
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Die sind defintiv gefährlicher als Paderborn. Die werden zum Schluß noch vor Ingolstadt stehen.......
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Die machen mir Angst....

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