Fredi Bobic hat sich bei der Eintracht reingekämpft und spricht klare Worte.
Fredi Bobic hat sich bei der Eintracht reingekämpft und spricht klare Worte.

Seit 129 Tagen ist die Ära Heribert Bruchhagen bei Eintracht Frankfurt inzwischen vorbei. Hinter dem neuen Sportvorstand Fredi Bobic liegt eine intensive Zeit, die für viele Veränderungen genutzt wurde. So wurde im Juni zunächst dafür gesorgt, dass „im Funktionsteam Topleute“ agieren. Mit Athetliktrainer Klaus Luisser, Chef-Scout Ben Manga, dem Video-Analysten Sebastian Zelichowski oder dem Rückkehrer Armin Reutershahn, der als Co-Trainer den Zirkel rund um Niko Kovac erweiterte, wurde den Worten zügig Taten folgen gelassen. Der Kaderumbau ging ähnlich geräuschlos vonstatten. Peu á peu wurden Akteure ver- und neue Spieler eingekauft. Während Sportdirektor Bruno Hübner viel nach außen hin kommunizierte, agierte Bobic in dieser Zeit stets hinter den Kulissen – so, wie er es auch heute noch gerne handhabt. Der 44-Jährige geht den Gesprächen mit Journalisten nach den Partien gerne aus dem Weg und will sich so der permanent vorherrschenden Unruhe rund um den Verein entziehen.

Der ehemalige Bundesligastürmer hat in seinen rund vier Jahren als Sportdirektor beim VfB Stuttgart gelernt, wie es bei Traditionsklubs zugeht. Gerade in der Euphorie nach Siegen können da zügig Worte fallen, die einem Wochen später vorgehalten und im Mund herumgedreht werden. Doch von der Glückseligkeit, die im Umfeld nach der gelungenen englischen Woche mit sieben Punkten gegen Bayer 04 Leverkusen (2:1), den FC Ingolstadt (2:0) und Hertha BSC (3:3) vorherrschte, war bei Bobic nicht viel zu spüren. Der Sportvorstand bemühte sich um Aufklärung und unkte, dass Rückschläge kommen werden und der Blick auf die Tabelle noch nichts aussage. Die 0:1-Niederlage beim SC Freiburg sollte ihm schneller recht geben, als es ihm zuvor wohl lieb war. Er zeigt sich im Gespräch mit „Bild“ noch immer angefressen darüber, dass die Partie im Breisgau verloren ging – und sieht die Pleite im Vergleich zum 0:1 beim SV Darmstadt 98 am zweiten Spieltag als noch schlimmer an: „Die Niederlage gegen Darmstadt kann man noch als Betriebs-Unfall sehen. Aber über die zweite Halbzeit in Freiburg waren wir richtig verärgert. Es hat uns gar nicht gefallen, wie wir uns da den Schneid haben abkaufen lassen.“

Nach zehn von 18 möglichen Punkten ist Bobic daher auch weit davon entfernt, Zufriedenheit auszustrahlen. Das Team befinde sich dennoch im Soll, „auch wenn wir noch 30 Punkte für unser Ziel Klassenerhalt brauchen.“ Von „was-wäre-wenn-Rechnereien“ hält er dabei sehr wenig: „Solche Gedankenspiele stehen einem Lern-Prozess nur im Wege.“ Bobic, der früher selbst als kämpfender und niemals aufgebender Stürmer in Erscheinung trat, nimmt die Führungsspieler bei der Eintracht in dieser Phase des Umbruchs noch stärker in die Pflicht. Er kritisiert, dass die Mannschaft für das Spiel in Freiburg die falschen Mittel gewählt und nicht richtig gegen einen aggressiven Kontrahenten gegengehalten habe. Ihm fehlte der Zusammenhalt, der das Team vor allem bei den Heimsiegen gegen die Topklubs geprägt hat: „Das hat alles nach Einzelkampf und nicht nach Mannschaftssport ausgesehen. Da sind die erfahrenen Spieler einfach gefordert, mehr Verantwortung zu übernehmen. Denn wenn man nicht voll dagegen hält, dann hat man in der Bundesliga keine Chance.“ Bezeichnend für diese Einschätzung ist die Tatsache, dass Jesús Vallejo von den Feldspielern in den Benotungen am besten abschnitt (SGE4EVER.de 3,5/Kicker beispielsweise eine 2,5) – mit 19 war er der jüngste Adler auf dem Feld im Breisgau.

Einer der im Gegensatz zum Spanier einen ganz schwachen Tag erwischte, war Haris Seferovic. Der Schweizer kommt auch in dieser Saison nicht richtig in Schwung und agiert in vielen Situationen unglücklich. Ihm fehlen Torabschlüsse, Assists, gelungene Pässe oder gewonnene Zweikämpfe – von dem Haris Seferovic der Hinrunde 2014/15 ist der Linksfuß derzeit ein ganzes Stück weit entfernt. Der letzte Treffer in der Bundesliga liegt bald ein Jahr zurück – am 28. November traf er gegen den 1. FSV Mainz 05 zum 1:2-Anschlusstreffer, wobei es bei diesem Ergebnis blieb. Kovac und Bobic lassen den „Krieger“ – dessen so überlebenswichtiger Treffer zum 1:0 in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg freilich nicht vergessen werden darf – dennoch nicht fallen, wie der Sportvorstand betont: „Dass er jetzt eine Flaute hat, das passiert einem Stürmer nun mal. Er muss weiter hart arbeiten, auch im Training, damit er das Zutrauen in seine Stärken wiederfindet. Ein Vedad Ibisevic hat zum Beispiel auch ein Dreiviertel-Jahr nicht getroffen und startet jetzt wieder durch. Wir werden Haris auf jeden Fall unterstützen – aber es ist natürlich auch wichtig, dass etwas zurück kommt.“ Etwa in Form eine Verlängerung des im kommenden Sommer auslaufenden Vertrags?

Oder mit einem Tor gegen den kommenden Gegner, den FC Bayern München? Der deutsche Rekordmeister ist zwar Tabellenführer, ein souveräner Saisonstart sieht trotz 16 Zählern auf dem Konto anders aus. Die Mannschaft hat noch ihre Startschwierigkeiten unter dem neuen Coach Carlo Ancelotti. Sowohl der 1. FC Köln (1:1), als auch zuvor schon der FC Schalke 04 (0:2), der Hamburger SV (0:1) oder der FC Ingolstadt (1:3), zeigten die Verwundbarkeit der Bayern in dieser Spielzeit auf. Bobic weiß, dass der Weltklassekader aus dem Süden der Republik dennoch jederzeit wieder einen Sahnetag erwischen und hoch gewinnen kann. An einem normalen Tag werde die Eintracht wohl keine Punkte entführen können. Aber: „Dann müssen wir eben einen außergewöhnlichen Tag erwischen. Mit unseren Fans im Rücken können wir was erreichen.“

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6 Kommentare

  1. Die Worte von Bobic finde ich mutig und sympathisch. Vor allem auch die Kritik an dem mannschaftssportlichen finde ich richtig und wichtig. Nur darüber haben wir eine Chance guten und ansehnlichen Fußball zu spielen.
    Seferovic bräuchte noch mal eine Pause und sollte versuchen, sich im Training und bei Freundschaftsspielen neues Selbstbewusstsein zurückzuholen in dem er Tore schießt

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  2. Hab übrigens gerade auch gelesen, das Bobic mit Kovac im Gespräch wegen dessen Vetragsverlängerung ist. Auch wichtig;-)

    Mir gefällt, dass die Führung KoBo nicht zufrieden ist, ohne einfach draufzuhauen. Mir selbst geht es so, das die 10 Punkte okay sind. Aber es stimmt, wir haben mindestens zwei weitere Punkte verschenkt.

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  3. Ich war nach Freiburg stocksauer, gerade weil es so
    unnötig war.
    Aber die Art und Weise wie Bobic und Kovac mit dem
    Thema umgehen gefällt mir.
    Da ist Ehrgeiz, Vernunft und Intelligenz.

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  4. Gefällt mir auch sehr gut, wie mit solchen Niederlagen umgegangen wird.
    Siege nicht überbewerten und bei Niederlagen nicht alles schlecht und kaputt zu reden.
    So richtig sauer war ich eigentlich nach dem Spiel gar nicht…auch nicht nach Darmstadt …wir sind halt nur noch nicht soweit, um auch aus solchen Spielen immer was mitzunehmen.
    Aber das gehört zu einer Entwicklung einer Mannschaft dazu. Das Wichstigste ist, dass es eine Mannschaft ist und bleibt und gemeinsam als Team den Weg zu gehen. Den Willen zu haben und zu zeigen, um dann in Zukunft auch aus solchen Spielen einen Punkt oder mehr mitzunehmen.
    Genauso sollten wir dann auch den Sieg gegen die Bayern nicht überbewerten….sind dann auch nur 3 Punkte und nicht mehr und nicht weniger……und dann gehts nach Hamburg….

    FORZA SGE

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  5. Genauso sollten wir dann auch den Sieg gegen die Bayern nicht überbewerten….sind dann auch nur 3 Punkte und nicht mehr und nicht weniger… Attila, ganz groß 😉

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