Fredi Bobic bastelt derzeit unter Hochdruck an weiteren Transfers. (Bild: Heiko Rhode)

Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic ist dieser Tage ein viel beschäftigter Mann. Lediglich fünf Tage Urlaub waren für ihn seit Ende der vergangenen Saison drin. Bobic und sein Team arbeiten derzeit noch mit Hochdruck an weiteren Transfers für die Frankfurter Eintracht. Im neuen Podcast „Kicker meets DAZN“ sprach der 47-Jährige nun über diese stressige Zeit, die gute Zusammenarbeit mit seinem Team und blickte fasziniert auf das bisher Geleistete mit der SGE zurück.

Das sagte Bobic über …

… das Spiel in Tallinn:

„Es ist nicht einfach, in der Vorbereitungsphase Pflichtspiele zu absolvieren. Wir haben das aber positiv angenommen und uns gesagt: ‚Was soll’s. Dann machen wir halt nicht so viele Testspiele‘. Das Spiel gegen Flora Tallinn war nicht einfach, weil Tallinn mitten in der Saison und ganz anders im Saft ist wie wir. Solche Mannschaften haben ihre eigenen Waffen, die sie auch einsetzen können. Wir haben uns ein bisschen schwer getan. Aber am Ende haben wir gewonnen. Das war das Wichtigste. Das stand über allem. Denn wir wollen eine Runde weiter. Und es ist nicht einfach, wenn du eigentlich ein Testspiel hast, es aber direkt ums Weiterkommen geht.“

… den Stress in der Transferphase:

„Ich war im Juni nur mal fünf Tage weg. Aber auch da hat das Handy die ganze Zeit geklingelt. Das ist ganz normal. Die Transferphase ist für uns dieses Jahr nicht ganz einfach. Es ist schon viel passiert. Wir haben schon einige Abgänge gehabt, auch welche, die nicht so prominent sind, wie Jovic oder Haller. Aber die mussten auch gemacht werden. Jede Personalie kostet Zeit und Aufmerksamkeit. Das ist bei den Zugängen genauso. Da haben wir unseren Job bislang sehr ordentlich gemacht, sind aber noch weiter am Stricken. Denn eines ist klar: So lange die Transferphase läuft, gibt es keine Ruhe und es kann ständig etwas passieren, weil dynamische Kräfte am Werk sind. Es kann immer in alle Richtungen gehen.“

… den Ablauf eines Transfers:

„Wir (das sportliche Führungsteam; Anm. d. Red.) haben schon zu Ende der vergangenen zusammengesessen und sind alle Positionen durchgegangen. Natürlich auch die Sturm-Position. Aber diese Liste wird stetig erweitert oder zusammengestrickt durch die Gespräche, die man führt. Manchmal will der Spieler ganz woanders hin oder es ist wirtschaftlich nicht tragbar. Es gibt so viele Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Wir arbeiten die Liste sauber ab. Und dann gibt es aber auch immer wieder Überraschungen. Nämlich dann, wenn Spieler auf den Markt kommen, die vorher gar nicht für den Markt vorgesehen waren. Dann muss man schnell reagieren. Wichtig ist aber, dass man den Spieler kennt, ihn schon gesehen und sich mit ihm beschäftigt hat. Darauf sind wir immer sehr gut vorbereitet, weil uns kaum ein Spieler durch die Lappen geht.“

Eintracht-Chef-Scot Ben Manga genießt von nBobic vollstes Vertrauen. (Bild: Heiko Rhode)

… Chef-Scout Ben Manga:

„Er ist für mich ein wichtiger Mitarbeiter, der die Scouting-Abteilung nach seinen Wünschen mit aufgebaut hat. Diese Freiheiten habe ich ihm gerne gegeben, weil ich weiß, dass er sehr gut ist und wir uns auch schon lange kennen. Da ist ein großes Vertrauen da. Natürlich sind er und sein Team in der Öffentlichkeit nicht großartig bekannt. Aber das wollen sie auch gar nicht sein, weil sie einfach im Hintergrund arbeiten und ihren Job machen. Das ist wie in jedem normalen Unternehmen auch. Manga macht einen wahnsinnig guten Job. Er ist viel unterwegs und unheimlich gut vernetzt. Und das kombiniert mit dem Trainer, dem Sportdirektor und meiner Person – das funktioniert einfach gut. Dabei muss es auch ein bisschen menscheln. Das ist bei uns total gegeben. Wir verstehen uns als Team und freuen uns gemeinsam, wenn Personalien funktionieren und sind genauso zusammen traurig und enttäuscht, wenn Dinge nicht funktionieren. Wir zeigen nicht mit dem Finger auf den anderen. Es ist ein gutes Teamwork, das wir hier aufgebaut haben. Darauf bin ich sehr stolz. Ich bin total glücklich über das Team, das ich hier habe.“

…über Erfolgsmessung in seinem Job:

„Das kann man an gefühlten Transfererfolgen sehen, an einer Saison sehen – das wird so und so gemessen. Als Spieler steht man in der Öffentlichkeit, das ist eine gewisse Normalität. Da wird man als Stümer an den Toren gemessen. Wenn es gut läuft, ist man der Held, wenn es schlecht läuft, eine Pflaume. Die Wahrheit liegt immer in der Mitte. So ist es in meiner jetzigen Position auch. In schwierigen Situationen muss ich ins Rampenlicht treten, um meine Mitarbeiter zu schützen. Manchmal muss ich harte Entscheidungen treffen. Man muss sich in Spieler hineinfühlen können und mit ihnen offen und ehrlich umgehen, auch wenn es manchmal weh tut. Das sind alles Themen, die man lernen muss. Ich bin jetzt im zehnten Jahr, das ist schon eine Weile. Man muss Erfahrungen sammeln. Die öffentliche Meinung darf man nicht so wichtig nehmen – egal, ob diese positiv oder negativ ist. Für mich ist es das Schönste, dass ich in einer Branche arbeiten kann, in der ich mich am besten aufgehoben fühle. Ich mache mir keinen Kopf darüber, ob jemand meine Arbeit gut oder schlecht findet. Am Ende des Tages muss ich meinem Klub Rechenschaft ablegen.“

… seine Entwicklung als Manager:

„Man beobachtet sehr viel. Auch in Gesprächen lernt man unheimlich viel. Für mich war gegen Ende meiner Karriere klar, dass ich kein Trainer, sondern Manager werden will. Das große Ganze hat mich gereizt. Ich habe Menschen wie Uli Hoeneß und Rudi Völler beobachtet und in Gesprächen kennengelernt. Da habe ich unheimlich viel mitgenommen. Man muss zuhören und gesammelte Erfahrungen mit eigenen Gedanken kombinieren können. Man lernt jeden Tag weiter. Und wenn man international viel unterwegs ist, kann man unheimlich viel lernen, wie in anderen Ländern gearbeitet wird.“

… den Rückzug von Uli Hoeneß:

„Irgendwie habe ich damit gerechnet, dass dieser Punkt bald kommen wird. Irgendwann muss es für den FC Bayern auch ohne Uli Hoeneß weitergehen, der den Verein vierzig Jahre lang geprägt hat. Ohne ihn würden die Bayern heute nicht so dastehen. Man muss den Hut davor ziehen, dass er diese Entscheidung selbst getroffen hat.“

Bobic schwärmt von der Entwicklung, die die Eintracht in den letzten Jahren genommen hat. (Bild: Heiko Rhode)

… die Besonderheit der SGE:

„Ich habe die Wucht nicht so erwartet, als ich hier anfing. Ich wusste, die Eintracht ist ein großer Traditionsverein. Aber der Klub hat bis dahin für mich nie eine große Rolle gespielt. Ich war hier nie als Spieler. In meiner aktiven Zeit galt für Frankfurt daher die Devise: Hinfahren, Punkte holen, nach Hause fahren. Das wurde mir hier am Anfang vielleicht ein bisschen übel genommen (lacht). Es fasziniert mich, was in den letzen drei Jahren passiert ist, welche Wucht hinter diesem Verein steckt und welche Möglichkeiten es hier gibt. Was wir letztes Jahr durch diese Europa-League-Reise geschafft haben, dafür haben wir unheimlich viel Anerkennung bekommen. Sowohl national als auch international. Eintracht Frankfurt ist hip geworden. Die ganze Symbiose hat gepasst. Das war ein Imagegewinn von allerhöchstem Wert. Das kann man nicht monetär bewerten. Wenn dir Fans anderer Vereine sagen, dass sie mit dir mitgefiebert haben, ist das die höchste Anerkennung überhaupt. Weil wir auch in einer Art und Weise Fußball gespielt haben, die die Leute mitgenommen hat. Das war eine ganz ehrliche Art des Fußballs. Darin haben sich die Leute wiedererkannt.“

…die Hoffnung, dass Jovic und Haller wegen der besonderen Stimmung in Frankfurt bleiben könnten:

„Die Romantik lassen wir mal raus. Diese Zeiten sind vorbei. Dass die Jungs total happy hier waren, weiß man. Und das meinen sie auch ehrlich, wenn sie das jetzt sagen. Aber auch als Fußballer geht es irgendwann immer weiter. Und es gibt Chancen, die sich einem bieten, die weit aus größer  wirtschaftlich lukrativer sind. Das muss eigentlich jeder verstehen, der eine normalen Beruf hat und für den gleichen Job woanders das Siebenfache geboten bekommt. Aber eins ist klar: Die Jungs werden das, was sie hier erlebt haben, nie vergessen.“

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19 Kommentare

  1. ‚Die öffentliche Meinung darf man nicht so wichtig nehmen.‘
    Da hat er in diesem, seinem, Fall absolut recht. Denn nur er und seine Mitarbeiter kennen die Internas.

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  2. Einer der besten Transfers, den die Eintracht in den letzten Jahren getätigt hat. Kommunikativ, empathisch, realitätsbezogen, ehrlich und reflektiert. Jedes Interview, ob gedruckt oder in Bild, weckt Interesse.

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  3. Man muß ehrlicherweise den Hut vor Freddy ziehen. Unglaublich mit welcher Präsenz, mit welcher Leidenschaft, Zielgenauigkeit, Ruhe und mit welcher Präzision er seine Arbeit erledigt. Und vor allem, mit welcher Ruhe. Ohne hektisch zu werden, wenn das Umfeld schon halb durchdreht und Spieler präsentiert haben möchte. Coole Socke, anders kann man dazu nicht sagen. Chapeau ! Schade, das dieser Verein, dieser schlafende Riese. in den 90ern mit diesen Topspielern so amateurhaft geführt wurde. Man mag sich gar nicht ausmalen, was alles aus dem Club hätte werden können…. Aber zurück in die Gegenwart (Man mag mir die kleine Reise in die Vergangenheit bitte nachsehen). Es sind immer noch 4 Wochen bis zum Ende der Wechselfrist und ich bin für den Sturm und auf der TW Position weiterhin entspannt. Unsere verantwortlichen haben nicht zuletzt heute wieder bewiesen, dass sie unaufgeregt ihren Job mit Weitblick tätigen. Das alleine schon ist in Frankfurt ja sehr lange nicht gerade an der Tagesordnung gewesen.

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  4. Seid Fredi da ist und wir mittlerweile wissen wie er tickt und akribisch arbeitet, bin ich die Ruhe selbst. Und das war in über 45 Jahren als Eintracht Fan beileibe nicht immer so 😉

    Danke dafür Fredi 🙂 Ich hoffe du bleibst noch recht lange!

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  5. Alles was hier über Freddy geschrieben wurde ist absolut okay und deshalb schließe ich mich einfach nur an.
    Jetzt kann nur noch positives kommen, Donnerstag ein Sieg dann noch ein Stürmer und wir sind happy.

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  6. Torwart, OM und S – einige (sorry) Altlasten verkaufen und Goude ist.

    Ich vertraue FB und Team.

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  7. “ Denn eines ist klar: So lange die Transferphase läuft, gibt es keine Ruhe und es kann ständig etwas passieren, weil dynamische Kräfte am Werk sind. Es kann immer in alle Richtungen gehen.“

    Das hat der gute Fredi schön gesagt!!! Quo vadis Ante?

    Der Fredi macht ein Super Job. Das Beste was der Eintracht passieren konnte.

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  8. Lieber Fredi,
    vielen Dank für alles was du bisher für unsre Eintracht geleistet hast. Wenn ich so den Abschnitt über Hoeneß lese denke ich mir nur, dass du das was er mit den Bayern geschafft hat, du auch mit der Eintracht schaffst! Ich muss auch gestehen, dass ich am Anfang gegen dich war. Man wird im Leben aber zum Glück auch oft positiv überrascht.

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  9. Dank an die Verantwortlichen, die Eintracht gerettet hatten. Schande über die, die diese Rettung erst erforderlich gemacht haben.
    Jeder wird wissen, wer gemeint ist.
    Die Entwicklung unter Bobic ist jedoch sensationell. Auch nicht zu vergessen, dessen
    Team, das er geformt hat, und auch Wolfgang Steubing, der Bobic erst möglich gemacht hat.

    Noch ein Satz zu Hinti:
    Ende gut und damit sollte es auch gut sein, trotz konträrer Meinungen. There is no business like showbusiness, wer weiss schon, was bereits hinter den Kulissen lief.Das SG bei SGE
    bedeuted Sportgemeinde, also zusammenhalten.

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  10. Man muss mit Bobic echt glücklich sein!

    Es gibt wirklich immer was, bei dem man sich fragt, warum dies, warum das.

    Viel liegt auch einfach damit zusammen, dass die Eintracht immer Stillschweigen bei allen Transfers vereinbart und deshalb bleibt halt immer ein Haufen an Vermutungen.

    Aber mir persönlich geht’s immer wieder besser, nachdem ich Bobics Worte las oder hörte. Es beruhigt mich und hilft mir einfach ihm zu vertrauen.

    Und die Transfers sind nunmal auch eigentlich immer wirklich gut bis sehr gut. Selten dass man mal über jemand heftig flucht.

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  11. Ich gebe es zu, ich war einer von den Schreihälsen, die damals sagten, boah, was haben die nicht den Sobotzik genommen!

    Tja… Zum Glück bin ich nicht der grosse Fussball experte!

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  12. Der Bobic gehört für mich schon seit meiner Jugend zur Buli.
    Er war schon als Spieler für jeden Fan, egal welchen Vereins, ein Begriff.

    Nach seiner aktiven Spielerlaufbahn hatte ich den garnicht mehr auf dem Schirm.
    Als ich dann irgendwann gelesen habe, dass er vom VfB zu uns kommt, hatte ich sofort ein gutes Gefühl.

    Egal was damals schon in der Presse stand, wieso, weshalb, warum er da so unschön weg musste.

    Für uns zum damaligen Zeitpunkt einfach nur das Beste was passieren konnte.

    Wir mit, einem in der Grundsubstanz, gutem Kader im Abstiegskampf und Finanziell im unteren Drittel der Liga.

    Jetzt nach den erfolgreichsten 3 Jahren, seit ich Fan bin, sage ich einfach mal Danke Fredi!
    Ich wusste, das wird was.
    Dieses Potential und diese Wucht die da geschlummert hat, hab ich so auch nicht erwartet.
    Klar kriegte man schon im Sadion immer Gänsehaut und Europa kannte man auch schon.

    Aber der Wahnsinn ging erst so richtig seit dem Pokalsieg los.

    Geil soweit.

    Hoffe Bobic Manga und Co. bleiben uns noch lange erhalten.
    So wie ich Bobic aber einschätze ist er richtig hungrig und weiss, dass das Potenzial noch lange nicht erschöpft ist.

    Nächstes Ziel ist wohl dauerhaft unter den ersten 7 zu bleiben und regelmäßig Europa zu rocken.

    Salut!

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  13. P.S.:

    Ich muss mich kurz revidieren:
    Mit der Eintaracht durch Europa touren war schon immer geil.

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  14. Bobic war für mich als Spieler (Stürmer), immer schon jemand mit Wucht und Intelligenz.
    In seiner Rolle als Nationalmannschaft-Spieler habe ich zu ihm aufgeschaut und bejubelt.
    In seiner Rolle als Manager habe ich (sogar schon zu Vfb Zeiten) viel Respekt und Anerkennung für ihn übrig gehabt.
    Ja, ich bin gewissermaßen „Fredi-Bobic-Fan“.
    In seiner Rolle als Mangager Sport bei der Eintracht, gab es vom Ankommen bei uns bis zum heutigen Tag, nie den Moment des Zweifels und ich ahnte schon, dass mit FB nun andere Zeiten bei uns anbrechen, mehr Dynamik in die Abläufe kommt und der Erfolg einen großen Schritt machen wird.
    Bruno Hübner geht unter Bobic etwas unter, aber damit kann ich persönlich leben, denn er wird nach wie vor seine Daseinsberechtigung haben.
    Auf eine neue, geile, aufregende und erfolgreiche Europaleague-, Bundesliga- und DFB-Pokal-Saison.
    ForzaSGE

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