Mathias Beck (recht, mit Mikrofon) steht der SGE seit Februar 2024 als Präsident vor. (Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Am 5. Februar 2024 wurde eine große Äre bei der Frankfurter Eintracht beendet und eine neue eingeläutet. An diesem Tag endete die Amtszeit von Ex-Präsident Peter Fischer und die Mitglieder wählten Mathias Beck mit 99,8 Prozent der Stimmen zu seinem Nachfolger.

Seit also genau drei Monaten und einem Tag ist der 53-Jährige jetzt Präsident bei der SGE – und in diese Zeit fielen schon einige Geschehnisse, wie er im Interview mit der „Bild“ verriet. Dabei erinnere er sich besonders an den Tod einer Eintracht-Legende: „Der emotionalste war sicherlich der Tod von Bernd Hölzenbein. Als Präsident, weil es das erste Mal war, dass ein so großer Spieler von Eintracht Frankfurt gestorben ist. Aber auch als Mensch, weil ich die Familie ein wenig kenne und mich das sehr mitgenommen hat. Und weil ich ihn als Kind noch live im Stadion gesehen habe. Bernd war einer, der sehr nahbar war. Mit ihm konntest du wunderbar über Fußball reden.“ In diesem Moment habe er auch gespürt, dass er jetzt eine besondere Verantwortung für den Klub habe. Trotzdem habe er ganz bewusst auf eine Rede verzichtet, erklärte Beck: „Ich denke, es ist richtig, dass Menschen gesprochen haben, die Bernd deutlich besser kannten als ich. Heribert Bruchhagens Rede auf der Beerdigung fand ich zum Beispiel unheimlich berührend, weil wir dadurch noch mal den Menschen Bernd gesehen haben, so wie er eben war. Oder auch Charly Körbel, Axel Hellmann oder Paul Breitner. Was soll ich mich dann dahinstellen, der gerade knapp drei Monate im Amt ist…“

Große Zustimmung als Motivation

Seine Wahl zum Präsidenten sei dagegen der schönste Moment bisher gewesen – vor allem wegen der großen Zustimmung auf der Mitgliederversammlung: „99,8 Prozent sind phänomenal, das war auch erst mal nicht greifbar. Ich habe Tage dafür gebraucht, um es zu realisieren. Es ist schön zu merken, dass das, was man gesagt hat und auch die Inhalte, so angekommen sind, wie sie sollten.“ Auch die folgenden Tage seien sehr besonders gewesen, unter anderem die Feier auf der Geschäftsstelle: „Da habe ich gemerkt: ‚Okay, du bist wirklich dort angekommen, wo du immer hinwolltest, dein Traum ist wahr geworden. Jetzt kannst du loslegen.'“ Seit den ersten Momenten sei er gemeinsam mit seinem Team daran, einiges zu verändern – und die Liste mit den geplanten Veränderungen sei sogar noch gewachsen: „Nach meiner Wahl sind viele Kolleginnen und Kollegen mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen zum neuen Chef gekommen. Wir haben flexiblere Arbeitszeiten eingeführt, über Büro-Ausstattung oder über die Frage, wie wir ein besseres Arbeitsklima bekommen, gesprochen. Der Vorteil ist vielleicht, dass ich den ganzen Tag über hier bin.“

Als Präsident der SGE steht er auch vielen verschiedenen Abteilungen, zwanzig Abteilungsleitern und insgesamt 15.000 aktiven Sportlern vor. Hier wolle er vor allem ansetzen: „Die Schwierigkeit im Moment ist, dass die Abteilungen im administrativen Bereich vieles selbstständig machen, sodass wir quasi eine Struktur von Vereinen im Verein haben. Das ist für den Optimierungs-Prozess aber nicht gut, denn wir verlieren extrem an Leistung und an Kostenkontrolle. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Abteilungen auf ihren Sport fokussieren können, für alles andere sind wir auf der Geschäftsstelle da.“ Ein erster Schritt, um den Verein besonders darzustellen, ist der erstmals ins Leben gerufene „Eintracht-Tag“ am Riederwald. Diese Idee sei ihm auf den Mitgliederversammlungen gekommen: „Ich fand es nie gut, dass die Ehrung von Sportlern im Rahmen der Mitgliederversammlung im Schnelldurchlauf durchgezogen wurde. Das haben sie nicht verdient, weil sie großartige Leistungen zeigen. Das war die Geburt für diesen Tag, denn jetzt haben wir hier einen passenden und würdigen Rahmen und feiern unsere Sportler in der Öffentlichkeit.“

Das alles klingt nach einer Menge Arbeit. Oder wie Beck es sagt: „24 Stunden nicht. Aber ich habe als Präsident schon eine 90-Stunden-Woche, und es gibt auch keine Wochenenden.“

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4 Kommentare

  1. Mit der Person Mathias Beck habe ich mich noch nicht viel beschäftigt und er hatte sich noch nicht so sehr profilieren können, die hohe Zustimmung der Mitgliederversammlung und im Verein und verschafft natürlich ihm ein gewisses Vertrauen. Nach diesem Interview bin ich aber noch auf ganz anderer Ebene überzeugt von ihm.

    Diese Aussage, nicht auf der Trauerfeier reden zu wollen, weil andere Bernd Hölzenbein besser gekannt haben, spricht für großes Feingefühl. Auch die Offenheit für Verbesserungsvorschläge spricht nicht für ein von-oben-herab-Diktat, er wählt die richtigen Worte und hängt sich voll rein für die Eintracht.

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  2. >>>Nach meiner Wahl sind viele Kolleginnen und Kollegen mit Ideen und Verbesserungsvorschlägen zum neuen Chef gekommen. Wir haben flexiblere Arbeitszeiten eingeführt, über Büro-Ausstattung oder über die Frage, wie wir ein besseres Arbeitsklima bekommen, gesprochen.<<<

    Liest sich für mich, als wenn (offenbar unter dem Vorgänger) etliches im Argen gelegen hätte.

    Besonders das mit dem Arbeits-/Betriebsklima ist bemerkenswert. Ich hoffe, wenn ich alsbald in Rente gehe, lese ich nicht ein Vierteljahr später in der Hauszeitung ein Interview mit meinem Nachfolger, der die komplette Firma wissen lässt, dass alle erstmal schauen müssen, wie sie wieder ein gutes Betriebsklima hinbekommen.

    Skurrile Äußerung von Beck, genau wie mit den vielen Verbesserungsvorschlägen, mit denen die Leute jetzt angeblich kommen (durfte man vorher das Maul nicht aufmachen? würde ja zum verbesserungsbedürftigen Betriebsklima passen) oder der Büroausstattung und der flexibleren Arbeitszeit?! Ich meine… wir haben 2024, oder?

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  3. @3, das ist aber eine sehr negative Auslegung. Die Eintracht geht einfach mit der Zeit.

    Noch vor wenigen Jahren, vor Corona, hätte fast jeder Arbeitgeber den Leuten den Vogel gezeigt, wenn die 4-Tage-Woche, Home-Office und flexible Gleitzeit gefordert hätten. Jetzt ist das fast selbstverständlich, reduziert Stress, erholte Mitarbeiter sind effizienter und produktiver.

    Deutschland ist da doch sowieso immer hintendran, Innovationen sind nicht angesagt. Vor Corona hat weder eine deutsche Bank noch eine Behörde eine Email als rechtsgültiges Dokument anerkannt und teilweise ist das immer noch so, obwohl das in anderen Ländern längst selbstverständlich ist, ohne dass die Anarchie ausgebrochen oder das Abendland untergegangen wäre. 😉

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